Ein unglückliches, realitätsfernes Liebesdrama ohne Selbsterkenntnis
Die Szenerie spielt hauptsächlich im Paris der 20er bis 30er Jahre, Ersatzheimat russischer Exilanten. In Tagebucheinträgen mit drei zeitlich unterbrochenen Episoden geht es zunächst um die Einsamkeit ...
Die Szenerie spielt hauptsächlich im Paris der 20er bis 30er Jahre, Ersatzheimat russischer Exilanten. In Tagebucheinträgen mit drei zeitlich unterbrochenen Episoden geht es zunächst um die Einsamkeit und grüblerische Depression des namenlosen Ich-Erzählers, einem Exilrussen. Durch die Ankunft der Nichte einer Berliner Bekannten namens Llolja als zweiter Hauptfigur entwickelt sich mehr als eine Freundschaft. Bereits zu Beginn überwältigt den Erzähler eine unerwiderte Liebe, fühlt sich schließlich von Llolja getäuscht. In teils langatmigen, feinen psychologischen Beobachtungen voller Selbstmitleid und Liebeskummer, über sich und seine Umgebung, wirkt der Verliebte mit seinem verletzten männlichen Ego extrem peinlich in seiner penetranten Art seiner Angebeteten gegenüber. Die damaligen Geschlechterrollen mit den neuen Freiheiten der Années folles, mit fragwürdigen Frauenbildern des Erzählers, sind lebendig beschrieben. Der starke Charakter von Ljolja als kluge, selbstbestimmte, selbständige Frau ist überzeugend gezeichnet. Nach 95 Jahren der Erstveröffentlichung wirkt der Schreibstil komplex, teils kompliziert, aufgelockert durch französische Gesprächseinlagen von Franzosen.
Inhaltlich und sprachlich ein anstrengendes Werk!a