Eine eindrucksvolle Geschichte über eine Familie alevitischer Herkunft
Die Autorin erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Alev, die in Köln lebt und die Vergangenheit ihrer Familie erforscht. Ihr Vater gehört zur alevitischen Minderheit in der Türkei, eine Gemeinschaft, ...
Die Autorin erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Alev, die in Köln lebt und die Vergangenheit ihrer Familie erforscht. Ihr Vater gehört zur alevitischen Minderheit in der Türkei, eine Gemeinschaft, die stark unterdrückt wurde. In ihrer Familie wird wenig über die Vergangenheit gesprochen, doch Alev will das Schweigen brechen. Sie versucht herauszufinden, warum ihr Vater in den 70er Jahren nach Deutschland kam und was mit dem erfolgreichen Textilunternehmen ihres Onkels in Istanbul geschah. Währenddessen spitzt sich die politische Lage in der Türkei zu, und ihr Onkel liegt im Sterben.
Der Roman ist anspruchsvoll, weil er zwischen Zeiten, Orten und Perspektiven wechselt. Die Kapitel wirken wie Puzzleteile, die sich erst nach und nach zusammensetzen – das macht die Geschichte interessant, aber manchmal auch schwierig zu verfolgen.
Außerdem werden oft türkische Wörter verwendet, ohne dass sie erklärt werden. Das schafft zwar eine authentische Atmosphäre, könnte aber für Leser ohne Türkischkenntnisse verwirrend sein.
Besonders gelungen finde ich, dass der Roman ein Thema behandelt, das oft totgeschwiegen wird. Auch Alevs Gefühl, ständig zu politischen Ereignissen in der Türkei Stellung nehmen zu müssen, hat mich sehr berührt – viele Deutsch-türken kennen diesen Druck.
Insgesamt ist Wie meine Familie das Sprechen lernte ein wichtiges Buch über Identität, Migration und das Schweigen innerhalb von Familien. Allerdings könnte es für manche Leser etwas verwirrend und langatmig sein.