Cover-Bild Verdammt wütend
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 10.10.2025
  • ISBN: 9783755805533
Linn Strømsborg

Verdammt wütend

Roman
Karoline Hippe (Übersetzer)

Britt ist dreiundvierzig Jahre alt, verheiratet und hat eine kleine Tochter. Ihr ganzes Leben lang hat sie das Richtige getan, sie hat Verantwortung übernommen, hinter sich und anderen aufgeräumt. Aber an diesem einen Tag, im Urlaub im Sommerhaus in Norwegen rastet sie aus, staucht ihre gesamte Familie und ihre Freunde zusammen. Und das Einzige, was sie bedauert, ist, dass sie das nicht schon vor langer, langer Zeit getan hat.
Gemeinsam mit ihrer Bekannten Niko fährt sie los: einfach nur weg, eine Nacht an den Strand, die Freiheit spüren, die sie sich nie zugestanden hat. Doch irgendwann ist die Nacht vorbei, und Britt muss sich fragen, wer sie sein will: als Frau, als Partnerin, als Mutter.
Ein Roman über Wut und Trotz, über den Wunsch nach einem anderen Leben – und einer anderen Welt. Aber auch ein Roman darüber, wie man sich selbst überraschen kann, darüber, wie man auseinanderfällt und sich wieder aufrappelt.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei ColleenF in einem Regal.
  • ColleenF hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2025

Wütendes Highlight!

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Wie gehen Frauen damit um, wenn sie wütend sind? Häufig anders, als Männer, da die Verarbeitung von Wut bei Frauen patriarchal geprägt ist. Genauso geht es der Protagonistin Britt in „Verdammt wütend“ ...


Wie gehen Frauen damit um, wenn sie wütend sind? Häufig anders, als Männer, da die Verarbeitung von Wut bei Frauen patriarchal geprägt ist. Genauso geht es der Protagonistin Britt in „Verdammt wütend“ von Linn Strømsborg (deutsche Übersetzung von Karoline Hippe). Mich hat das Buch total überzeugt und gleichzeitig wütend gemacht.

„Frau zu sein bedeutet, als Hure bezeichnet zu werden, wenn du mit zu vielen Leuten schläfst, Frau zu sein bedeutet, sexy genug zu sein, dass alle mit dir schlafen wollen, Frau zu sein bedeutet, getötet zu werden, wenn du nicht still hältst und die Klappe hältst, Frau zu sein bedeutet, die Klappe zu halten, wenn du eigentlich schreien möchtest, Frau zu sein bedeutet, dass dir nicht geglaubt wird, Frau zu sein bedeutet, Schuld zu haben, Frau zu sein bedeutet, mit den Schlüsseln zwischen den Fingern nach Hause zu gehen, keinen zu kurzen Rock zu tragen, nicht zu lange Haare zu haben (…)“ (S.13)

Darum geht es: Für Britt steht die Familie immer im Vordergrund. Sie ist Mitte vierzig, länger verheiratet und hat gemeinsam mit ihrem Mann eine Tochter. Allerdings merkt Britt immer mehr: irgendetwas stimmt nicht - sie ist verdammt wütend. Sie versucht, ihre Wut zu unterdrücken, sie herunterzuschlucken, bis es dann - beim Familienurlaub mit Freund*innen - reicht! Britt lässt ihre Wut heraus, doch die einzige, die sie verstehen zu scheint, ist ihre Bekannte Niko. Gemeinsam flüchten sie aus der wutgeladenen Situation und Britt beginnt, ihr Leben und ihre Wut ziemlich deutlich zu hinterfragen.

„Ich bin wütend, weil mir niemand zuhört. Ich bin wütend, weil ich nicht sage, was ich denke. Ich bin wütend, weil ich nie wieder jung sein werde. Ich bin wütend, weil ich nicht alt werden will, aber ich bin auch wütend, weil ich Angst habe, nicht alt werden zu dürfen. Ich bin wütend, weil ich mit Espen verheiratet bin. Ich bin wütend, weil ich so enttäuscht bin. Ich bin wütend, weil das Leben so ungerecht ist.“ (S.185)

Was soll ich sagen - das Buch hat mich komplett abgeholt. Auch wenn die Protagonistin mir alterstechnisch nicht entspricht, konnte ich mich sehr gut in ihre Wut hineinversetzen. Es tat weh, zu lesen, wie es ihr geht, aber auch, zu lesen, wie andere mit ihr umgegangen sind. Und vor allem: wie oft mit Frauen umgegangen wird, die wütend sind, es aber nicht seien dürfen. Der Roman hat mir ein großes Gefühl der Sichtbarkeit gegeben und in einem nicht all zu großem Umfang gezeigt, was Wut mit uns macht und: das die Wut einen Platz verdient.

Lest das Buch, wenn ihr oft wütend seid, oder werdet es durch dieses Buch! Gebt der Wut den Platz, den sie braucht, um sichtbar zu sein - sie ist nicht grundlos da. Grandioses Highlight!

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Veröffentlicht am 23.06.2025

Eine literarisch eindringliche Annäherung an weibliche Wut – und das Recht, sie zu fühlen

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Linn Strømsborgs Roman Verdammt wütend ist ein leises Buch über einen lauten Moment. Ein Moment, der viel zu lange auf sich warten ließ – und der vielleicht gerade deshalb so kraftvoll ist. Protagonistin ...

Linn Strømsborgs Roman Verdammt wütend ist ein leises Buch über einen lauten Moment. Ein Moment, der viel zu lange auf sich warten ließ – und der vielleicht gerade deshalb so kraftvoll ist. Protagonistin Britt, 43 Jahre alt, verheiratet, Mutter, hat alles richtig gemacht. Ein Leben lang. Sie war „vernünftig“, „zuverlässig“, hat sich selbst klein gemacht, um anderen Raum zu geben. Bis sie eines Tages explodiert – und plötzlich nichts mehr ist wie vorher.

Mit einem feinfühligen, beinahe poetischen Schreibstil gelingt Strømsborg ein feministisches Porträt einer Frau, deren Wut nicht übertrieben, sondern überfällig ist. Der Roman liest sich leicht, mit schnell durchblätterbaren Seiten und einem klaren, zugänglichen Ton – und doch hallt er nach. Denn was hier zur Sprache kommt, ist nichts Geringeres als das strukturelle Schweigen um weibliche Wut. Eine Wut, die allzu oft als „irrational“, „hysterisch“, „unangebracht“ abgetan wird – und die hier endlich einen Raum bekommt, in dem sie nicht nur da sein darf, sondern auch produktiv wird.

Strømsborg schreibt über die Konventionen des Frauseins: über das Mädchen, das zu einer Frau wird, und über die Frau, die irgendwann zur Mutter wird – oder eben nicht. Sie zeigt auf, wie eng gesellschaftliche Rollenerwartungen gefasst sind und wie sehr sie das Selbstbild prägen. Britt ist dabei keine Heldin im klassischen Sinn, sondern vielmehr eine Projektionsfläche: für ein kollektives Aufbegehren, das leise beginnt und sich dennoch tief in den Leserinnenkörper schreibt.

Verdammt wütend ist ein Roman über die subtile Rebellion im Alltäglichen, über den Trotz, der sich nicht rechtfertigt – und über das Bedürfnis, endlich wieder Subjekt der eigenen Geschichte zu werden. Und vielleicht liegt genau darin die literarische Kraft dieses Textes: in seiner Fähigkeit, jene Nuancen sichtbar zu machen, die allzu oft im Diskurs um Weiblichkeit verloren gehen.

Obwohl der Text für Leserinnen, die selbst keine Mutter oder Ehefrau sind, nicht in allen Aspekten identifikatorisches Potenzial bietet, bleibt er dennoch relevant – gerade weil er eine Erfahrung in Worte fasst, die systematisch entwertet wird. Es ist ein kluges, eindringliches Buch über emotionale Emanzipation – und über die Frage, wie ein anderes Leben, eine andere Welt vielleicht doch möglich ist.

4 von 5 Sternen – nicht weil das Buch Schwächen hätte, sondern weil es für einige Leserinnen in bestimmten Lebensphasen vielleicht noch mehr Resonanz erzeugen kann. Und dennoch: ein ganz klarer Lesetipp.