Cover-Bild White Rabbit oder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand
22,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FinanzBuch Verlag
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 12.03.2018
  • ISBN: 9783959720809
Matthias Matussek

White Rabbit oder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand

»Schlimmer als die Zensur der Presse ist die Zensur durch die Presse.« Das schrieb der hellsichtige Gilbert K. Chesterton – Schöpfer der weltbekannten Figur Pater Brown – bereits Anfang des vorigen Jahrhunderts. Chesterton, der journalistische Star seiner Zeit, ein katholischer Konvertit, ist das Vorbild für Matusseks Bericht aus dem Innenraum der Vierten Gewalt. Denn die Medien haben sich – so scheint es – in den letzten Jahren in einen unkritischen Jubelchor der Regierung verwandelt und das Land in einen Hippiestaat, der so verrückt agiert, als gäben die Woodstock-Veteranen Jefferson Airplane mit ihrer psychedelischen Hymne »White Rabbit« den Takt vor.

In seinem neuesten, vor Witz und Ironie funkelnden Werk verfolgt Matussek den Wahnsinn in deutschen Landen, die teils komische, teils absurde Selbstbeschränkung der Presse und kommt immer wieder auf seinen Referenzheiligen Chesterton zurück, den man zu Recht als »Apostel des gesunden Menschenverstandes« bezeichnete. In dessen vielseitigem publizistischem Werk hat Matussek Haltungen und Grundsätze entdeckt, die der »schreibenden Zunft« noch heute Maßstab sein könnten.

Und so hält er uns Glanz und Elend des Journalismus unserer Tage vor Augen: mitreißend, radikal subjektiv, schonungslos und umwerfend komisch. Einer der profiliertesten deutschen Journalisten über Mainstream-Presse, Selbstzensur und Desinformation.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2018

Wo ist der Menschenverstand geblieben?

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Ich muss zugeben, dass ich Matthias Matussek als Österreicherin und nur gelegentliche Spiegel-Leserin nicht wirklich kenne. Daher konnte ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch herangehen.

Der Autor ...

Ich muss zugeben, dass ich Matthias Matussek als Österreicherin und nur gelegentliche Spiegel-Leserin nicht wirklich kenne. Daher konnte ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch herangehen.

Der Autor spricht vieles an und aus, was viele Menschen über die derzeitige Politik denken. Das kommt bei seinem Arbeitgeber nun nicht so toll an und Matussek fliegt aus der Redaktion.
Warum man ihn aus dem Spiegel hinausgeworfen hat? Aus verschiedene Gründen. Zum einen ist es Matusseks Hinwendung zum Katholizismus und seine Abwendung von der Sympathie den Linken und deren Willkommenskultur von 2015 gegenüber.

Man zeiht ihn des rechten Gedankenguts, stellt in die Ecke von Pegida und AfD und macht ihn zum Outlaw. Nur deshalb, weil er sich vom gesunden Menschenverstand leiten lässt. Dieser ist ja leider längst abhandengekommen. Für Medien zählen nur Auflagen und nochmals Auflagen. Seriöse Berichterstattung, das Prüfen von Gerüchten auf deren Wahrheitsgehalt sind schon längst nicht mehr Teil des guten Journalismus. Intrigen, Fehden und Feindschaften sind seit je her Bestandteil der Medien, das ganze Ausmaß hat mich dennoch sehr überrascht.

Mit Beispielen aus sein umfangreichen Archiv liefert er treffende Beweise dafür, dass "Lügenpresse" keine bloße Behauptung ist und dennoch besser „Lückenpresse“ genannt werden soll(te). Das Weglassen und Hinzufügen von relevanten Details führt verfälschten Nachrichten im Sinne der jeweiligen Regierung. Dies scheint wieder salonfähig geworden zu sein. Was nicht ganz passend ist, wird eben passend gemacht.

Der Autor zitiert Franz Werfel, der in seinem 1946 erscheinen Roman „Stern des Ungeborenen" folgendes schreibt: „„Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und R*wahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“ (S. 220)

Franz Werfel – ein Visionär? Immerhin war Werfel Jude und mit Alma Mahler, einer bekennenden Antisemitin verheiratet.

Meine Meinung:

Sprachlich ist das Buch gut gelungen. Viele ausgewählte Zitate unterstreichen, dass Matussek ein Vollblutjournalist ist. Allerdings kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Passage ein wenig wehleidig klingt. Matthias Matussek kennt die Medien und ihre Zwänge vom Qualitätsmagazin bis zur Klatschpostille. Da sollte er doch um die Mechanismen Bescheid wissen. Ohne ihm nahe treten zu wollen, denke ich, dass er in seiner langen Laufbahn vielleicht dem einen oder anderen ans Bein gepinkelt haben wird. Nun rächst man sich eben auf diese Weise. In Zeiten der digitalen Medienverbreitung ist ein unüberlegter Satz blitzschnell draußen, das Einfangen desselben ist kaum möglich.

Was mich aber wirklich sehr gestört hat, ist das inflationäre Auftreten von Gilbert K. Chesterton, so als wäre der bereits verstorbene, geistige Vater von Pater Brown Matusseks Alter Ego.

Vermisst habe ich auch die apostrophierte Ironie. Allerdings kann das daran liegen, weil ich die Interna der deutschen Politik nicht gut genug kenne.

Es bleibt nur zu hoffen, dass das weiße Kaninchen doch noch den gesunden Menschenverstand wiederfindet.

Fazit:

Ein interessantes Buch, das vielen Leuten aus der Seele spricht und trotzdem oder genau deshalb polarisiert.