Münster 1534: Fanatismus trifft Herzklopfen
Manchmal frage ich mich ja, wie verrückt man sein muss, um mitten im 16. Jahrhundert eine Stadt in ein religiöses Endzeitcamp zu verwandeln. Münster 1534 – Netflix hätte das niemals besser casten können. ...
Manchmal frage ich mich ja, wie verrückt man sein muss, um mitten im 16. Jahrhundert eine Stadt in ein religiöses Endzeitcamp zu verwandeln. Münster 1534 – Netflix hätte das niemals besser casten können. Da fliegen nicht nur die Fetzen, da knistert die Luft zwischen Fanatismus, Liebe und dem Gefühl, dass das Jüngste Gericht gleich persönlich an die Tür klopft.
Michael Römling haut hier einen historischen Roman raus, der nicht nach trockener Chronik schmeckt, sondern wie ein wilder Ritt auf einem rostigen Schwert. Ich schwöre, beim Lesen hatte ich manchmal das Gefühl, selbst durch die engen Gassen zu stapfen, den Rauch von brennenden Häusern in der Nase und dieses ständige Misstrauen im Nacken, ob die Typen da vorne gleich Freunde oder Feinde sind.
Jakob, unser Held mit Leibwächter-Attitüde, stolpert mitten in dieses Chaos hinein. Eigentlich soll er nur ein Mädchen finden – easy Auftrag, denkt man. Doch natürlich läuft alles aus dem Ruder. Zwischen Täufer-Wahnsinn, Belagerungsdrama und einer ziemlich gefährlichen Lovestory kommt der Kerl kaum noch zum Luftholen. Und ich auch nicht. Katharina, die Schmiedstochter, ist dabei die Art Frau, die einen Mann gleichzeitig erdet und ihm die Knie weich macht. Großes Kopfkino, Leute!
Was mir so gefällt: Römling schreibt so plastisch, dass man fast glaubt, den Schlamm zwischen den Zähnen zu spüren. Die Figuren wirken lebendig, nicht wie Marionetten, sondern echt – mit Fehlern, Zweifeln und Sehnsüchten. Und gerade das macht die Story so packend. Keine verklärte Mittelalterromantik, sondern ein ehrlicher Blick auf Macht, Gier und Hoffnung.
Mein Fazit: Historische Romane können manchmal schwer im Magen liegen. Dieser hier nicht. Der ist spannend, scharf gewürzt und so lebendig erzählt, dass man ihn kaum aus der Hand legen will. Absolute Empfehlung für alle, die beim Lesen schwitzen, zittern und heimlich Herzchen in den Seitenrand malen wollen.