Cover-Bild Sie kam aus Mariupol
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 17.02.2017
  • ISBN: 9783498073893
Natascha Wodin

Sie kam aus Mariupol

"Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe" - Natascha Wodins Mutter sagte diesen Satz immer wieder und nahm doch, was sie meinte, mit ins Grab. Da war die Tochter zehn und wusste nicht viel mehr, als dass sie zu einer Art Menschenunrat gehörte, zu irgendeinem Kehricht, der vom Krieg übriggeblieben war. Wieso lebten sie in einem der Lager für "Displaced Persons", woher kam die Mutter, und was hatte sie erlebt? Erst Jahrzehnte später öffnet sich die Blackbox ihrer Herkunft, erst ein bisschen, dann immer mehr.

"Sie kam aus Mariupol" ist das außergewöhnliche Buch einer Spurensuche. Natascha Wodin geht dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die aus der Hafenstadt Mariupol stammte und mit ihrem Mann 1943 als "Ostarbeiterin" nach Deutschland verschleppt wurde. Sie erzählt beklemmend, ja bestürzend intensiv vom Anhängsel des Holocaust, einer Fußnote der Geschichte: der Zwangsarbeit im Dritten Reich. Ihre Mutter, die als junges Mädchen den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror miterlebte, bevor sie mit ungewissem Ziel ein deutsches Schiff bestieg, tritt wie durch ein spätes Wunder aus der Anonymität heraus, bekommt ein Gesicht, das unvergesslich ist. "Meine arme, kleine, verrückt gewordene Mutter", kann Natascha Wodin nun zärtlich sagen, und auch für uns Leser wird begreifbar, was verlorenging. Dass es dieses bewegende, dunkel-leuchtende Zeugnis eines Schicksals gibt, das für Millionen anderer steht, ist ein literarisches Ereignis.
"Das erinnert nicht von ungefähr an die Verfahrensweise, mit der W. G. Sebald, der große deutsche Gedächtniskünstler, verlorene Lebensläufe der Vergessenheit entriss." (Sigrid Löffler in ihrer Laudatio auf Natascha Wodin bei der Verleihung des Alfred-Döblin-Preises 2015)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2017

Grausam, erschütternd

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Immer wieder bin ich fasziniert von Menschen, die sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben. So bin ich auch auf diesen Biografischen Roman aufmerksam geworden. Natascha Wodin begibt sich auf Nachforschungen ...

Immer wieder bin ich fasziniert von Menschen, die sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begeben. So bin ich auch auf diesen Biografischen Roman aufmerksam geworden. Natascha Wodin begibt sich auf Nachforschungen über ihre Mutter und deren Leben in der Ukraine. Viel weiß sie nicht darüber, denn die Mutter sprach nie davon. Zu schmerzlich wohl die Erinnerungen. Ohne große Erwartungen und Hoffnungen überhaupt noch etwas über die Mutter zu erfahren, schreibt Natascha in einem russischen Forum. Tatsächlich meldet sich auch jemand. Dieser Kontakt wird ihr bei ihrer Suche überaus hilfreich. Sie erfährt welches Qualen ihre Mutter, deren Familie und Millionen anderer Menschen während der Russischen Revolution und auch später durch die Nazis erdulden mussten. Ein noch lebender Verwandter lässt ihr die Aufzeichnungen seiner Mutter, der Schwester ihrer Mutter, zukommen. Unfassbar, was darin alles niedergeschrieben wurde.

Das Buch hat mich sehr erschüttert muss ich sagen. Unbegreiflich welche Grausamkeiten sich dort in der Ukraine abgespielt haben. Vieles war mir schon bekannt, doch die Wirklichkeit sah noch viel grauenhafter aus als man es sich vorstellen kann! Auch nach der Befreiung durch die Alliierten waren die Qualen für Natascha und ihre Familie noch nicht vorbei. In die ukrainische Heimat der Mutter konnten sie nicht mehr, denn dort drohte ihnen das Straflager und in Deutschland waren sie “Displaced Persons”.

Mein Fazit:

Ein sehr erschütterndes Buch, das mich manchmal an meine persönlichen Grenzen gebracht hat. Gut recherchiert und voll von wahren Begebenheiten. Ein sehr wichtiges Buch, denn menschenverachtende Zustände gab es auch vor den Nazis und gibt es auch nach ihnen immer noch.