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Veröffentlicht am 13.01.2024

Auf der Suche nach Heimat

Lichtungen
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Nachdem ich bereits von der "Unschärfe der Welt" absolut begeistert war, begann ich mit entsprechenden Erwartungen mit der Lektüre von "Lichtungen"; ich kann nur sagen Wunderbar! Eine poetische Sprache, ...

Nachdem ich bereits von der "Unschärfe der Welt" absolut begeistert war, begann ich mit entsprechenden Erwartungen mit der Lektüre von "Lichtungen"; ich kann nur sagen Wunderbar! Eine poetische Sprache, in die ich eintauchen kann, interessante Stilmittel, nämlich ein Buch aus der Gegenwart und die Vergangenheit aufzubauen und die Protagonisten Lev und Kato mit Ihren Brüchen und Tiefen, die aus diesem Roman ein regelrechtes Meisterwerk zaubern. Iris Wolff weiß von was sie spricht, auch sie hatte eine Kindheit hinter dem "Eisernen Vorhang" und lernte dessen Begrenzung sowie die unerwartete Freiheit mit der Auflösung der Sowjetunion kennen. Es ist ein Buch der leisen Töne, das man am liebsten wie ein Gemälde erlaufen möchte, um es mit all seinen Schattierungen und "Lichtungen" erfassen zu können. Erwähnen möchte ich noch die zauberhaften Zitate zu Beginn der jeweiligen Kapitel, die verschiedenen sorgsam ausgewählten Märchen und Mythen entnommen wurden.
Ich freue mich sehr, mit einem solchen literarischen Highlight mein Lesejahr 2024 beginnen zu dürfen.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Tanzen ist Leben

Lindy Girls
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Nachdem mir das Hörbuch von Anne Stern über die Geschichte eines Berliner Schokoladengeschäfts sehr gut gefallen hatte, wartete ich mit Spannung auf die „Lindy Girls“. Die Verbindung zwischen historischen ...

Nachdem mir das Hörbuch von Anne Stern über die Geschichte eines Berliner Schokoladengeschäfts sehr gut gefallen hatte, wartete ich mit Spannung auf die „Lindy Girls“. Die Verbindung zwischen historischen Ereignissen und Protagonistinnen, die ihr Leben in diesen Zusammenhängen meistern müssen, fasziniert mich immer wieder neu und scheint Anne Stern Erfolgsrezept zu sein.
Kurz zusammengefasst spielt der Roman im Berlin, den so genannten „Wilden Zwanzigern“, eine Zeit des Umbruchs, in der die Schrecknisse des 1. Weltkriegs von vielen Menschen noch be- und verarbeitet werden müssen und unter den drohenden Wolken des aufkommenden Nationalsozialismus mit ersten Diskriminierungen ganzer Bevölkerungsgruppen.
Anne Gold versteht es sehr gut, diese Zeitzeichen anhand der persönlichen Lebensgeschichte ihrer Protagonist
innen unterhaltsam und spannend zu beschreiben.
Da ist die Jüdin Alice, deren Bruder brutal von Nazis zusammengeschlagen wird oder Jo, der von den Schrecknissen des 1. Weltkriegs eingeholt wird und der seinem Leben ein Ende setzt.
Gila, die ein Verhältnis mit ihrem Chef eingeht, ungewollt schwanger wird und eine, damals noch strafbare und gefährliche, Abtreibung durchführen lässt. Gegenüber diesen Belastungen, steht der feminine Wunsch nach Freiheit und Unbekanntem, was sich in den Tanzszenen wunderbar seinen literarischen Raum sucht.

Ich habe die „Lindy Girls“ sehr gerne gelesen und hatte sehr schöne Leseerlebnisse.
Spannend ist auch der Zugang über QR Code auf die Playlist, der im Roman genannten Lieder aus den Zwanziger, die das damalige Lebensgefühl authentisch wiedergeben.

Einziger Kritikpunkt ist das, wie ich meine, kitschige Cover, das dem Inhalt des Buches nicht gerecht wird.
Es gibt aus dieser Zeit beeindruckende Gemälde von Malerinnen mit spannenden Motiven, die ich weitaus passender gefunden hätte.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Der Blick von Außen

Lektionen
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Der neue Roman "Lektionen" von Ian McEwan, setzt in den Fünfzigerjahren ein, und er endet im Corona-Lockdown. Es ist Ian McEwans bisher persönlichstes Buch, doch sollte man keinesfalls den Fehler begehen, ...

Der neue Roman "Lektionen" von Ian McEwan, setzt in den Fünfzigerjahren ein, und er endet im Corona-Lockdown. Es ist Ian McEwans bisher persönlichstes Buch, doch sollte man keinesfalls den Fehler begehen, den Autor mit seinem Romanhelden Roland Baines gleichzusetzen: Zwar schreibt McEwan an den Eckdaten seines Lebens entlang und jubelt seinem Helden die eigenen Reflexionen unter, aber viele Ereignisse sind eben auch komplett erfunden.
So ist Roland Baines zwar auch ein Künstler – aber ein gescheiterter, der viele Projekte beginnt und eben keines erfolgreich abschließt. Ganz anders hingegen seine Frau Alissa J. Eberhardt: Nachdem sie ihn verlassen hat, avanciert die Engländerin mit deutschem Vater zu einer weltweit gefeierten Romanschriftstellerin. „Versuche nicht, mich zu finden“, lautet die Nachricht, die sie Baines auf dem Kopfkissen hinterlässt. „Es ist nicht Deine Schuld. Ich liebe Dich, aber dies ist endgültig. Ich habe das falsche Leben gelebt.“ Auch den wenige Monate alten Säugling lässt Alissa zurück. Fortan ist Baines ein alleinerziehender Vater – und das ist ein Schicksal, das er mit seinem Schöpfer Ian McEwan teilt.
Ein anderes wichtiges Ereignis, dass das Leben von Roland Baines prägt, ist hingegen reine Fiktion: die Erfahrung sexuellen Missbrauchs. Als 14-jähriger Internatsschüler nimmt Roland die Einladung seiner zwölf Jahre älteren Klavierlehrerin an und besucht sie in deren Haus in der Nähe des Schulgeländes. Die Lehrerin manipuliert Roland, und sie beginnt eine Affäre mit dem Jungen. Mehr als 40 Jahre später trifft Roland noch einmal auf diese Frau, und er stellt sich die Frage, ob die traumatische Erfahrung von damals auch der Grund dafür gewesen ist, dass er in seinem Leben nie eine über längere Zeit funktionierende Bindung aufbauen konnte.
„Lektionen“ ist ein Künstlerroman, der zugleich die historischen Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte reflektiert: Die Kubakrise erleben wir mit dem 14-jährigen Roland am Internat, als sich 1986 die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ereignet, muss er mit dem Verlust seiner Frau Alissa klarkommen, und als Roland nach dem Fall der Berliner Mauer in die deutsche Hauptstadt reist, erfährt er hier zum ersten Mal von der literarischen Karriere seiner Exfrau. Auch Roland und Alissa treffen gen Ende des Romans erneut aufeinander. Gemeinsam blicken sie zurück auf die wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens: Der Lebenskünstler und die gefeierte Autorin ziehen Bilanz – und es ist ganz und gar nicht vornherein ausgemacht, wer von den beiden mehr bei sich selbst angekommen ist.
"Lektionen" zählt für mich nicht zu den Highlights des Autors, da hat mich die "Nussschale" und "Kindeswohl" weitaus mehr in den Bann gezogen.
Dennoch ist seine Handschrift unverkennbar und das Beschreiben eines Menschenlebens anhand historischer Ereignisse hat mich sehr fasziniert.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Hervorragendes Debut einer jungen Autorin

Snowflake
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Da ich ein großer Fan des mare Verlags bin und erst kürzlich ein interessantes Interview des Verlegers anhören durfte, waren meine Erwartungen an "Snowflake" von der jungen irischen Autorin Louise Nealon ...

Da ich ein großer Fan des mare Verlags bin und erst kürzlich ein interessantes Interview des Verlegers anhören durfte, waren meine Erwartungen an "Snowflake" von der jungen irischen Autorin Louise Nealon entsprechend hoch.
Im Mittelpunkt steht Debbie, die mit ihrer Mutter und deren Bruder Billy auf einer Milchfarm lebt und mit dem Literatur Studium in Dublin den Schritt ins erwachsenen Leben wagt. Doch mit dem Kennenlernen einer neuen Welt beginnt unweigerlich die Auseinandersetzung mit der eigenen Familie, die sich aus außergewöhnlichen, auch skurrilen Charakteren zusammensetzt. Als Leser dürfen wir Debbie dabei mit allen Höhen und Tiefen begleiten und haben dabei auch Angst um sie.
Dennoch zeigen sich die wichtigsten Menschen in ihrem Leben, so lebensunfähig sie an manchen Stellen sind, doch als authentische Menschen mit großem Herz, die auch nur versuchen ihr Leben zu leben.
Und das finde ich als eigentliche Botschaft dieses hervorragend poetisch und kunstvoll verfasst Buches. Herzlichen Dank an den mare Verlag, der den Mut hat auch solche Bücher herauszugeben. Weiter so!

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Dunkle Zeiten und ein süßes geheimnis

Drei Tage im August
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Ich hatte schon viel Positives von Anne Stern gehört und mit dem aktuellen Roman, "Drei Tage im August", den ich als Hörbuch vom Aufbau Verlag bekam, durfte ich mir nun selbst einen Eindruck verschaffen.
Die ...

Ich hatte schon viel Positives von Anne Stern gehört und mit dem aktuellen Roman, "Drei Tage im August", den ich als Hörbuch vom Aufbau Verlag bekam, durfte ich mir nun selbst einen Eindruck verschaffen.
Die Geschichte um Elfie Wagner handelt in einer der dunkelsten Zeiten in Deutschland, viele Menschen spüren das und ziehen ihre Konsequenzen, so auch Simon Wagner, der Buchhändler der neben seiner Liebe zu Trude auch den Buchladen zurücklassen muss. Dazu muss er seinen Schatz, ein Gemälde von Max Liebermann veräußern, der wichtigste deutsche Impressionist, der auch von den Nazis als "entartet tituliert wurde.
Die Protagonistin Elfie Wagner, die mit der Chocolaterie "Sawade" einen Heimatort gefunden hat und als Vertraute der alten Dame Marie Conte das Geheimnis dieses Namens kennenlernt.
Und dann die Linden, denen Stern einen Sprache gibt und die von der Geschichte der berühmten Allee wehmütig berichten, das hat mir als Stilmittel sehr gut gefallen
Mein Fazit, gerne habe ich der ausdrucksstarken Stimme von Vera Teltz gelauscht und mit inneren Bildern die Handlung verfolgt. Trotz der traurigen historischen Umstände zeichnete Stern interessante Charaktere, die auf ihre Art zuversichtlich versuchen, ihr Leben zu meistern.

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