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Veröffentlicht am 11.09.2022

Ein Leben im Spagat...

Die Aufrechte
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„Die Aufrechte“ von Claudius Crönert war für mich der erste Roman dieses Autors – und von Felicitas (Fee) von Reznicek hatte ich vorher auch noch nie gehört... Aber nun freue ich mich sehr, beide „kennengelernt“ ...

„Die Aufrechte“ von Claudius Crönert war für mich der erste Roman dieses Autors – und von Felicitas (Fee) von Reznicek hatte ich vorher auch noch nie gehört... Aber nun freue ich mich sehr, beide „kennengelernt“ zu haben!
Ich erwähne selten die Gestaltung von Büchern (ich bin nicht so der „Cover-Typ“), aber hier muss ich es erwähnen: erschienen im Gmeiner-Verlag als Hardcover und schon die äußere Aufmachung empfand ich als ungemein ansprechend und edel gestaltet (eine Lesebändchen hätte mein Glück vollkommen gemacht!), ein schwarz-weißes Foto von Fee auf dem Cover, schlicht, aber auf jeden Fall ein echter „Hingucker“!
Im Prolog lernen wir Fee und ihre Gedankenwelt im zerbombten Berlin der Nachkriegszeit kennen. Sie grübelt über das Entnazifizierungsverfahren nach, dass sie angestrebt hat, um als „unbelastet“ eingestuft zu werden. Sie hatte alle 131 Fragen sorgfältig ausgefüllt und für die Zahlung der Gebühren (1.206 Reichsmark) muss sie sich wohl von der Schmetterlingssammlung ihres Vaters trennen, aber wie konnte das auf dem Schwarzmarkt funktionieren?
Das 1. Kapitel beginnt mit dem 30.Januar 1933 und wir nehmen die nächsten 12 Jahre teil an Fees Leben. Aber was hier berichten, um nicht die Spannung zu verderben? Sie erfährt an diesem Abend nicht nur, dass ihre Großmutter mütterlicherseits von den Nationalsozialisten als „Volljüdin“ eingestuft werden wird, sondern auch, dass ihr Bruder Emil bereits seit 1931 Mitglied der NSDAP ist...
Ich denke, diese gegensätzlichen „Geständnisse“ bestimmen Fees Leben: sie arbeitet einerseits aktiv für den Widerstand, wird aber als Journalistin auch Mitglied in der Reichsschrifttumskammer, später sogar selbst Mitglied der NSDAP (aber eigentlich eher ein Versehen, wenn es nicht gerade diese Mitgliedschaft gewesen wäre, hätte ich geschmunzelt), tritt aber einige Jahre später wieder aus (ohne Konsequenzen, ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen). Sie bringt wichtige Informationen ins Ausland, trifft sich konspirativ mit Agenten der „feindlichen“ Mächte, schreibt provokante Leserbriefe, wird gewarnt: „Bedenken Sie, wenn Sie das nächste Mal etwas schreiben, ein KZ ist kein Erholungsort“ (S. 242) Gleichzeitig verliebt sie sich in Fritz Wiedemann, einen Adjutanten von Adolf Hitler, der allerdings verheiratet ist…
Ich habe verstanden, dass ihr Leben von zwischen 1933 bis 1945 eine ständige Gratwanderung war, quasi ein Spagat zwischen äußerlicher Angepasstheit und Widerstand, zwischen Sorge um ihre betagten (und gefährdeten) Eltern und Fritz, der Liebe ihres Lebens... Sie geht hohe Risiken ein, aber ist immer ihren Überzeugungen treu, sie bleibt „aufrecht“, deshalb finde ich den Titel des Buches auch exzellent gewählt.
Der Schreibstil ist fesselnd, spannend und hat mich teilweise regelrecht in Fees Geschichte „eingesogen“, wobei ich nicht verheimlichen will, dass mir der zweite Teil noch besser gefallen hat. Ich konnte nicht alle Handlungen, Ansichten und Entscheidungen von Fee teilen, fand sie manchmal auch naiv, aber vermutlich liegt es daran, weil ich – im Gegensatz zur „damaligen“ Fee - weiß, wie sich die weitere Entwicklung fortsetzte – während Fee „mittendrin“ lebte.
Man merkt, dass der Autor sorgfältig und umfangreich recherchiert hat, so dass ich aus diesem Buch viele neue Erkenntnisse ziehen konnte. Ein Nachwort rundet das Buch perfekt ab, der letzte Satz lautet: „Ihre Tätigkeit für den deutschen Widerstand ist bislang nicht gewürdigt worden.“ (S. 508). Ich finde, Claudius Crönert hat für diese Würdigung einen äußerst stabilen und ausgezeichneten Grundstein gelegt!

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Veröffentlicht am 25.08.2022

"Heiße" Ermittlungen im Schwarzwald...

Hundstage
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Mit „(Schwarzwälder) Hundstage“ hat Sonja Kindler nach „Im Schwarzwald geht der Tod um“ ihren 2. Kriminalroman um die Villinger Kriminalhauptkommissarin Ines Sandner vorgelegt – und wieder konnte sie mich ...

Mit „(Schwarzwälder) Hundstage“ hat Sonja Kindler nach „Im Schwarzwald geht der Tod um“ ihren 2. Kriminalroman um die Villinger Kriminalhauptkommissarin Ines Sandner vorgelegt – und wieder konnte sie mich restlos überzeugen! Beide Krimis sind unabhängig voneinander zu lesen, die Fälle in sich abgeschlossen.
Der Prolog ist eindrucksvoll geschrieben, mir ist er die ganze Zeit während des Lesens nicht aus dem Kopf gegangen – mehr noch: auch nach Beendigung des Buches muss ich immer mal wieder an ihn denken...
30 Jahre später: Süddeutschland leidet unter einer Hitzeperiode, auch Ines: „Das Top, wie alles andere auch, klebte an ihrem Körper, wie ein Streifen Tesafilm auf einem Blatt Papier.“ (S. 17) Da wird in einem Wald bei Blumberg eine weibliche Leiche gefunden und Ines soll die Leitung der Ermittlungen übernehmen, sie wurde dafür extra angefordert. Dieser Mord wirft viele Frage auf, es findet sich keinerlei Motiv, die zweifache Mutter hatte keine Feinde, ihr bisheriges Leben verlief vollkommen „normal“...
Aber ich glaube, zum Fall selbst will ich hier gar nicht ausführlicher schreiben, denn sonst könnte ich aus Versehen Zuviel verraten – nur so viel sei gesagt: ein gelungenes, überzeugendes Ende, alle losen Fäden fein säuberlich verknüpft – ein Buch, dass man als Leser*in befriedigt zuklappen kann!
Der Schreibstil ist angenehm flüssig, die Dialoge z.T. mit einem feinen Humor gespickt, die Polizeiarbeit wird mit Vor- und Nachteilen geschildert. Ines ist nicht „Super Woman“, aber steht auch nicht kurz vor dem „Burnout“, sie und ihre Kollegen sind halt Menschen wie „Du und ich“ mit Freuden. Leiden, Enttäuschungen usw. Und dass sich bei Ines eine kleine Liebelei anbahnt (mal sehen, was daraus wird...) ist wie ein zusätzlicher Sahnetupfer auf der berühmten Schwarzwälder Kirschtorte...
Die Autorin hat ihre Schwarzwälder Heimat so anschaulich geschildert, dass ich zwischendurch immer mal wieder Lust bekam, meine Koffer zu packen und in den Schwarzwald zu reisen!
Aber es ist insgesamt ein Buch, dass mich auch lange nach Beendigung zum Nachdenken anregt, denn es beschäftigt sich „nebenbei“ mit der Frage: ist man durch seine Kindheit hilflos seinem Schicksal ausgeliefert? Nein (und so interpretiere ich auch Sonja Kindler), wir dürfen nicht immer den Umständen die Schuld geben. Ines Mutter Monika fasst es gut zusammen: „Man kann nicht immer nur den anderen die Schuld zuweisen. Wir Menschen, und damit meine ich alle Menschen, sind eben auch zu einem großen Teil auch selbstverantwortlich dafür, was wir am Ende aus unserem Leben machen.“ (S.264)
Also neben der spannenden Krimihandlung auch ein Spritzer Philosophisches – mir hat es sehr gut gefallen. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen – und selbst auf eine baldige Fortsetzung hoffen!

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Veröffentlicht am 24.07.2022

"Pack' die Badehose ein..."

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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…nein, an den Wannsee fahren wir mit Julie Heiland in ihrem Roman „Die Freundinnen vom Strandbad – Wellen des Schicksals“ nicht, sondern an den Müggelsee. Der Titel des ersten Bandes der Müggelsee-Saga ...

…nein, an den Wannsee fahren wir mit Julie Heiland in ihrem Roman „Die Freundinnen vom Strandbad – Wellen des Schicksals“ nicht, sondern an den Müggelsee. Der Titel des ersten Bandes der Müggelsee-Saga ist gut gewählt, denn das Strandbad ist der Dreh- und Angelpunkt der drei Freundinnen Clara, Martha und Betty.
Wir lernen sie 1956 als 13-jährige kennen, sie leben in Ostberlin. Wir begleiten sie bis 1961, bis kurz nach dem Mauerbau. Die drei Mädchen kommen aus vollkommen unterschiedlichen Elternhäusern und dementsprechend verschieden sind ihre Hoffnungen, Ziele, Träume und auch ihre Lebensauffassungen. Martha stammt aus einem streng regimetreuen Elternhaus, Claras Vater ist eigentlich Pastor, darf aber den Beruf nicht mehr ausüben und verdient nun seinen Lebensunterhalt als Straßenbahnfahrer in Nachtschicht und Bettys Vater betreibt eben das Strandbad, Bettys größter Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden.... Und trotzdem (oder gerade deshalb) werden sie „ziemlich beste Freundinnen“ und gehen gemeinsam durch die nächsten Jahre.
Wir erleben den Alltag mit allen Höhen und Tiefen, sorgen uns um Schulprobleme, zittern bei Wissenswettbewerben mit, regen uns über Ungerechtigkeiten auf, nehmen teil am ersten Kuss, der ersten Liebe – bis hin zu einer wirklich sehr gelungenen Beschreibung der Ereignisse um dem 13. August 1961 (Tag des Mauerbaus).
Der Schreibstil der Autorin ist durchgängig flüssig und angenehm, mit gewissen Spannungselementen (ich war manchmal so vertieft, dass ich die Zeit vergessen habe), sie hüpft gewissermaßen mit leichter Feder zwischen den drei Protagonistinnen hin und her, da wir deren Gedanken, Ängste, Freuden immer in einzelnen Kapiteln aus deren jeweiliger Perspektive erfahren. Die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Personen sind gut herausgearbeitet.
Aber die Autorin kann sich steigern: die Beschreibung der Szenen auf dem Berliner Ostbahnhof am Morgen des 13. August 1961 sind eindrucksvoll und berührend beschrieben, so dass ich zwischendurch das Gefühl hatte, selbst auf dem Bahnsteig zu stehen – und keinen Zug fahren zu sehen... Natürlich kennen wir die historischen Ereignisse, aber es ist schon etwas anderes, die Sorgen und Nöte (aber teilweise auch Genugtuung) zu „spüren“...
Es wurde auch durchgängig deutlich, dass die Autorin über diese frühen Jahre der DDR intensiv recherchiert hat – ich bin zwar nicht in der DDR aufgewachsen, aber die Geschwister meiner Eltern lebten dort, so dass ich vieles entweder in frühen Kindertagen selbst erlebt oder aus Berichten kannte.
Aber bei allem Lob für die Autorin muss ich leider bemerken, dass anscheinend das Lektorat nicht sorgfältig gearbeitet hat: es waren einige „Patzer“ enthalten, z.B. dass einmal eine Biografie mit den beschriebenen Daten absolut nicht übereinstimmen konnte, dies nur als „Spitze des Eisberges“... So etwas stört den Lesefluss leider erheblich, da ich als Leserin lange gegrübelt habe, wie die Daten doch evtl. in Einklang zu bringen wären... wirklich schade für dieses Buch!
Es ist ein leichter, locker-flockiger Sommerroman, der die Stimmung sehr gut einfängt – aber wir erfahren quasi „nebenbei“ sehr viel über den damaligen Zeitgeist, über eine Zeit, über die es m: E. noch nicht so sehr viele Bücher gibt.
Also klar eine Leseempfehlung, aber versehen mit einem kleinen Warnhinweis über einige Ungenauigkeiten, die hoffentlich in der zweiten Auflage verbessert werden!

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Paul Stainer ermittelt in den Wirren des Kapp-Putsches...

Engel des Todes
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Dies ist der 3. Band von Thomas Ziebula um den Kriminalinspektor Paul Stainer (1. Band: „Der rote Judas“, 2. Band: „Abels Auferstehung“). Die Zeiträume zwischen den einzelnen Bänden sind erstaunlich kurz, ...


Dies ist der 3. Band von Thomas Ziebula um den Kriminalinspektor Paul Stainer (1. Band: „Der rote Judas“, 2. Band: „Abels Auferstehung“). Die Zeiträume zwischen den einzelnen Bänden sind erstaunlich kurz, so dass sie zeitlich fast nahtlos ineinander übergehen.
Diesmal sind es die Tage im März 1920 während des Kapp-Putsches... Ja, ich wusste, es gab den Kapp-Putsch, der die junge deutsche Demokratie fast zum Scheitern gebracht hätte – und das war's auch schon...Aber der Autor nimmt uns gekonnt mit in diese Zeit: wir erleben die verschiedenen Gruppierungen „hautnah“ mit, sei es durch die Schimpftiraden von Paul Stainers Vater, der das „verfluchte rote Schweinepack besonders herzhaft zur Hölle“ (S.36) wünscht, sei es dass wir mit Mona, Fine und Rosa fast in eine Schlägerei zwischen Spartakisten und Weißgardisten geraten, wir nehmen an Demonstrationen teil – kurz: wir erleben deutsche Geschichte mit – besser, deutlicher und näher geht es nicht! Hier sei dem Autor ein großes Kompliment ausgesprochen, dass er die komplizierte und vielschichtige historische Situation so plastisch, verständlich und nachvollziehbar beschrieben hat, Chapeau, Herr Ziebula!
Schon allein deswegen lohnt sich die Lektüre dieses Buches, aber es gibt ja auch noch einen anderen Strang: anscheinend nutzt ein Serienmörder das Chaos der Zeit, um wahrlich bestialische Morde zu begehen. Kriminalinspektor Stainer und seine Abteilung ermitteln unter Druck, wie und wo ergibt sich eine Verbindung zwischen den Ermordeten?
Da wissen wir Leser*innen immerhin schon etwas mehr: wir dürfen verschiedene Behandlungsprotokolle lesen, in denen wir einiges über den Täter erfahren... Zuerst ahnen wir es nur, langsam verdichtet sich der Verdacht – und wir haben auch so unsere Vermutungen, wer noch gefährdet sein könnte... In der Zwischenzeit ermitteln Paul und seine Assistent Siegfried Junghans in verschiedene Richtungen, da ihnen der „rote Faden“ fehlt... So, aber nun genug über den kriminalistischen Inhalt geschrieben... Auch die „Verzahnung“ der beiden Stränge ist gut gelungen!
Ich habe mich gefreut, Paul, seine Kollegen und seine Freunde wieder zu treffen, das mag ich an gut durchdachten Reihen: wir erleben die Entwicklungen der Menschen mit, können an ihrem Lebensweg teilnehmen – und werden hier noch mit einer besonderen Überraschung konfrontiert!
Aber der wirklich große Verdienst von Thomas Ziebula ist, wie liebevoll er auch scheinbar nebensächliches „Menscheln“ detailliert beschreibt, ich war z.B. ganz gerührt von einer Szene, in der ein kleiner Junge während einer Demonstration auf einmal seine Eltern nicht mehr wiederfinden konnte und wie „unbürokratisch“ ihm einer der Protagonisten geholfen hat ...
Gefallen hat mir auch, dass der Autor die Begrifflichkeiten benutzt, die damals verwendet wurden: Mona verdient einen Teil ihres Einkommens in einer „Schwachsinnigenschule“ - klar, im ersten Moment hält man inne und stutzt, aber das war eben der damalige Sprachgebrauch (und es gab sicherlich noch „bösere“ Worte!).
Kurz: ein großartiges Buch, von dem ich begeistert bin, was ich sehr gern weiterempfehle – und ich freue mich schon heute auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Auf einen Kaffeehausbesuch in Triest...

Caffè in Triest
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Günter Neuwirth lässt Bruno Zabini erneut in Triest ermitteln, es ist das Jahr 1907 und Triest ist zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Umschlagsplatz für den Kaffeehandel.
„Caffè in Triest“ ist der 2. Band ...

Günter Neuwirth lässt Bruno Zabini erneut in Triest ermitteln, es ist das Jahr 1907 und Triest ist zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Umschlagsplatz für den Kaffeehandel.
„Caffè in Triest“ ist der 2. Band einer geplanten Trilogie - ich war mit Bruno bereits in „Dampfer ab Triest“ auf Kreuzfahrt, aber die Bücher sind wohl auch gut unabhängig voneinander zu lesen.
Jure Kuzmin ist ein großes Wagnis eingegangen, er „hatte alles riskiert, zum einen hatte er das gesamte Geld der Familie gesammelt, zum anderen hatte er ein beträchtliches Darlehen aufgenommen.“ (S. 9), um damit in den Kaffeehandel einzusteigen. Seine Geschäftsidee ist gut: er will mit der „Argo“ Steinkohle nach Aden schaffen und auf dem Rückweg Kaffee nach Triest. Aber die Konkurrenz ist groß... Aber Jure ist optimistisch, dass er sich „im Windschatten“ der großen Handelshäuser etwas Eigenes aufbauen kann... hoffnungsvoll ist er auch über seine Liebe zu Elena, sie erwidert seine Liebe – und auch ihre Eltern scheinen einverstanden! Aber auch Dario hat sich in Elena „verguckt“ - und Dario plagt sehr große Eifersucht...
Brunos etwas chaotisches Privatleben (vorsichtig ausgedrückt) treibt auf einen Höhepunkt mit ungewissem Ausgang zu… Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand und Ihre Hoheit Herzogin Sophie von Hohenberg reisen an, um eine Schiffstaufe vorzunehmen und müssen entsprechend geschützt werden – es gibt also genug zu tun in Triest... Und dann findet man ein Mordopfer im Franz-Joseph-Hafen... Bruno hat sich sofort den Tatortkoffer und den Photoapparat (auf sein Anraten fester Bestandteil des Equipments der Mordkommission) gegriffen und ist zum Fundort geeilt – so, mehr wird hier aber nicht verraten...
Ich werde hier auch keineswegs ausplaudern, dass eine kleine (wirklich klitzekleine) Statisten-Nebenrolle mit einem weltbekannten Autor besetzt ist, lt. Wikipedia gilt er „als einer der wichtigsten Vertreter der literarischen Moderne“. Dort wird auch bestätigt, dass besagter Autor tatsächlich zu diesem Zeitpunkt und unter diesen Umständen in Triest gelebt hat. Neugierig geworden? Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen!
Im 1. Band hatte ich schon mit Bruno die Vorzüge der Zahnpastatube kennengelernt, jetzt im 2.Band halten Schreibmaschinen Einzug in das Polizeirevier in Triest, aber „die wertvollen Schreibmaschinen sollten nur für hochrangige Arbeiten verwendet werden.“ (S. 325)
Aber die Schriftstellerin Luise beschäftigt sich bedeutend pragmatischer mit dem Thema und liebäugelt mit einer Underwood No.5, denn „der Preis war zwar beträchtlich, aber angeblich war dieses Modell das technisch fortschrittlichste der Gegenwart.“ (S. 347)
Bruno erkennt die Vorzüge der Herrenarmbanduhr und Luise und Fedora trinken allein – ohne Herrenbegleitung - Kaffee in einem Kaffeehaus, geradezu revolutionär zum damaligen Zeitpunkt. Es sind viele interessante „Kleinigkeiten“, die der Autor recherchiert und ganz geschickt in die Handlung eingebaut hat: auch die politischen Strömungen in Triest und in Italien werden in die laufenden Ermittlungen eingeflochten.
Erst in Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Krimianteil bei diesem Buch geringer ist als beim 1.Band (so konnte ich Bruno bei seine fortschrittlichen Ermittlungsmethoden weniger „über die Schulter“ schauen), aber ich kann das Buch trotzdem mit sehr gutem Gewissen weiterempfehlen – und freue mich schon auf den 3. Teil!

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