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Veröffentlicht am 30.04.2020

Ein Krimi. der auch Kriegstraumata thematisiert und einem am Ende gerade dadurch im Gedächnis bleibt.

Tod eines Gentleman
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London, 1924. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs liegt über den Straßen der Metropole Aufbruchsstimmung. Wissenschaft, Frieden und Wirtschatsaufschwung scheinen wieder möglich zu sein. Doch in den ...

London, 1924. Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs liegt über den Straßen der Metropole Aufbruchsstimmung. Wissenschaft, Frieden und Wirtschatsaufschwung scheinen wieder möglich zu sein. Doch in den finsteren Gassen Londons regiert nach wie vor das Verbrechen – und der Schrecken der immer noch traumatisierten Soldaten. Als Eric Peterkin, seines Zeichens Gentleman und Kriminallektor, an einem nebligen Morgen die heiligen Hallen des ehrwürdigen Britannia Clubs betritt, ahnt er nicht, dass er bald in einen handfesten Mord aus Fleisch und Blut verwickelt sein wird. Ein Clubmitglied wird erstochen und flüstert Peterkin ein letztes Vermächtnis ins Ohr: „Rächen Sie die Vergangenheit!“ Peterkin macht sich auf in die nebligen Gassen Londons und kommt einem Verbrechen auf die Spur, das von finsteren Opiumhöhlen zu den eleganten Zimmern hoher Politiker führt … (Klappentext)

♛♛♛♛♛


"Das Blut war weit aus Bensons Halswunde herausgespritzt, quer über den Mosaik-Sinnspruch auf dem Boden. Es war in den Fugenkitt gesickert, und die Worte 'decorum est' waren nun von Bensons Blut umrahmt. 'Es ist ehrenhaft!'"
(S. 48)



Man befindet sich in London und schreibt das Jahr 1924. Der Erste Weltkrieg liegt noch nicht allzu lange zurück, doch langsam ist wieder die Hoffnung auf eine schöne Zukunft spürbar und der Alltag findet Einzug.
Auch im ehrwürdigen Gentlemen's Club namens "Britannia", dessen Mitglieder nur aus Männern der Upper Class Londons besteht, welche für das Britische Reich auf dem Schlachtfeld gekämpft haben. Dazu zählt auch der 26-jährige Eric Peterkin, dessen Vorfahre sogar Gründungsmitglied dieses Clubs war.
Doch dieser ruhige Cluballtag wird empfindlich gestört, als ein Mord in den ehrwürdigen Hallen geschieht. Ein neues Clubmitglied wird im Tresorraum ermordet aufgefunden. Alles begann mit einer Wette und endete für den armen Tropf mit dem Tod ... und Peterkin ist mitten drin, statt nur dabei, denn er zählt zu den Verdächtigen. Doch davon lässt sich der Hobbyermittler nicht aufhalten und stellt selbst Nachforschungen an. Dabei stößt er auf ein Geheimnis aus der Vergangenheit, welches den Club bis in seinen Grundfesten erschüttert.

Verdächtige gibt es von Anfang an zur Genüge. Ist es Wolf, der gegen den Ermordeten große Abneigung hegte und gegen dessen Club-Aufnahme stimmte? Ist es einer der fünf Clubpräsidenten, der das Opfer aus unerfindlichen Gründen unbedingt aufnehmen wollte? Ist es gar der leitende Inspector, welcher sich äußerst verdächtig bei den Ermittlungen verhält? Oder ist der Täter etwa ein völlig anderer, der die Bühne erst später betritt?


"Mayfair war ein wohlhabendes Viertel, und als Eric am frühen Abend eingetroffen war, hatten die imposanten Backsteinfassaden um ihn herum aufgeragt wie die Wände einer Schlucht. Jetzt war nichts mehr davon zu sehen. Die Häuser waren kaum erkennbar, dunkle Konturen jenseits der Nebelschleier, und in der Luft hing der penetrante Geruch nach Schwefel. 'Erbsensuppen-Nebel', sagten die Londoner zu diesem beklemmenden Phänomen, bei dem man kaum noch die Hand vor Augen sah."
(S. 197)



Die Story braucht etwas bis sie in Fahrt kommt und ich tat mir anfangs schwer in die Geschichte hineinzufinden und am Ball zu bleiben.
Dies lag für mich an der langatmigen Beschreibung von Nebensächlichkeiten und dem Herumspringen zwischen diesen. Doch nach den ersten 100 Seiten steigert sich das Tempo und die Nebensächlichkeiten, welche mir Anfangs um die Ohren geschmissen wurden, sind plötzlich alles andere als nebensächlich.
Wie schon erwähnt gibt es einige Verdächtige. Anfangs scheint sich jeder auf irgendeine Weise verdächtig zu verhalten und jeder scheint bei dem Mord seine Finger im Spiel zu haben.
Gemeinsam mit dem Protagonisten beobachet man, stellt Fragen und geht Hinweisen nach. Man deckt so einige Geheimnisse auf, welche die Vergangenheit betreffen und alle scheinen mit dem Mord in der Gegenwart zu tun zu haben. Dabei steigt das Tempo stetig an und es ist spannend den Entwicklungen zu folgen, denn kaum kann man einen Verdächtigen von der Liste streichen, kommt ein neuer hinzu, um am Ende mit einer überaschenden Wendung aufzuwarten.


"Die Sonne ging nun, da der November vor der Tür stand, merklich früher unter, und in London herrschte die neblige Jahreszeit. Gelblich-graue Schlieren schlängelten sich aus den feuchten Abflussgittern empor, kletterten die eisernen Laternenpfähle hinauf und ließen steif gestärkte Kragen erschlaffen. Im Inneren des Salons vertieften sich die Schatten in den Ecken, und der Lampenschein verwandelte die Sesselgrüppchen in Inseln der Diskretion."
(S. 20)



Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Erzählweise mitreißend (zumindest nach den ersten hundert Seiten) und die Story enthält auch äußerst atmosphärische Settingbeschreibungen, welche einen in die damalige Zeit eintauchen lassen.
Der Autor weiß durchaus Spannung zu erzeugen, auch wenn diese eher ruhig daherkommt, die LeserInnen hinters Licht zu führen und zu überraschen. Kaum zu glauben, dass dies ein Debüt ist.

Doch der Roman kann nicht nur mit der ruhigen Spannung punkten, sondern auch durch den Protagonisten.
Peterkin ist ein Mann von ruhigem Gemüt, durch und durch Gentleman, gesegnet mit einer Beobachtungsgabe à la Sherlock Holmes, Kriminallektor und seine Mutter ist Chinesin. Letzteres führt dazu, dass er mit vielen Vorurteilen und Klischees zu kämpfen hat, denn Asiaten hatten zu dieser Zeit keinen guten Stand in der Londoner Gesellschaft. Auf diese Art wird das Problem des Rassenklischees thematisiert, mit dem der Protagonist zu kämpfen hat, doch es wir noch ein anderes Thema behandelt, welches in historischen Romanen/Krimis oftmals vernachlässigt wird und doch so wichtig ist. Nämlich das Thema Kriegstrauma, damals "Granatenschock" genannt und heute als posttraumatische Belastungsstörung bekannt.


"Leiche.
Dieses Wort gehörte nach draußen auf die Schlachtfelder von Flandern, nicht ins Innere des von dicken, beruhigenden Mauern umgebenen Britannia Clubs.
Eine Leiche war etwas, das vor dem Schützengraben lag und verweste, halb im Matsch versunkenzu zu nah, um es zu ignorieren, und zu weit entfernt, um es zu bergen.
Eine Leiche war ein schlaffer, im Chlorgas etrunkener Körper, der nicht mehr mit dem Kameraden zu tun hatte, der er noch fünf Minuten zuvor gewesen war. Eine Leiche war nichts, was man in den auf Hochglanz polierten heiligen Hallen des Britannia Clubs fand."
(S. 54)



Mit dem Protagonisten erlebt man Kriegs-Flashbacks, welchen einen plötzlich in den Schützengraben von Flandern katapultieren - ausgelöst durch eine falsche Berührung oder eine Autofehlzündung. Man kämpft sich mit Peterkin zurück in die Gegenwart, versucht es abzutun, um anschließend darüber zu schweigen.
Diese Art von Trauma war damals schon ein Tabuthema und ist es auch noch heute und hat daher nichts an Aktualität verloren. Zudem macht gerade die Einflechtung dieses Themas die Story und die Figuren authentisch.


"Was sie gerade erzählt hatte, ähnelte auf unangenehme Weise seinen eigenen Bildern im Kopf, die in Stresssituationen ungewollt in ihm aufstiegen. Aber eine Neurose war es deshalb noch lange nicht, redete er sich erneut ein, wenn auch mit weniger Überzeugung als zuvor."
(S. 273)



Fazit:
Anfangs hatte ich mit diesem Roman wirklich meine Probleme, doch das Durchhalten hat sich für mich gelohnt, denn danach konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ich ermittelte und rätselte mit, hatte die ein oder andere Figur im Fokus, um dann doch alles wieder über Bord zu schmeißen und von vorne zu beginnen. Die Themen, welche in die Story eingebettet sind, vor allem das Thema der posttraumatischen Belastungsstörung, konnten mich begeistern und haben mich gleichzeitig zum Nachdenken gebracht. Dieser Kriminalroman enthält somit auch Tiefgang.
Das Ende, bzw. die Auflösung, war für mich durchaus nachvollziehbar und es blieben keinerlei Fragen offen.
Der Schluß lässt zudem auf eine Fortsetzung hoffen und wenn dieser Fall eintreten sollte, bin ich wohl eine, die sich darauf stürzen wird.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Autoren-Info)

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Nach Jahren immer noch mein absoluter Favorit unter den Spielbüchern. Achtung - hohe Suchtgefahr!

Reiter der schwarzen Sonne
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Du bist ein Ugarith, ein Meister der Nacht, der ohne Erinnerung an Herkunft und Vergangenheit nach der Ausübung einer verhängnisvollen Bluttat erwacht. Geächtet und verfolgt musst du dir fortan den Weg ...

Du bist ein Ugarith, ein Meister der Nacht, der ohne Erinnerung an Herkunft und Vergangenheit nach der Ausübung einer verhängnisvollen Bluttat erwacht. Geächtet und verfolgt musst du dir fortan den Weg in die Freiheit erkämpfen, deine übermenschlichen Kräfte ergründen, um schließlich deine heilige Pflicht - die Begradigung des Weltenflusses - zu erfüllen ... Ob das Schicksal des Ugarith zu einem glücklichen, neutralen oder düsteren Ende gelangt, hängt jedoch einzig von deinen Entscheidungen ab - denn dies ist kein gewöhnlicher Roman, sondern ein Fantasy-Spielbuch! Reiter der schwarzen Sonne ist mit mehr als 1.350 Sektionen das größte jemals veröffentlichte Spielbuch und setzt durch seinen innovativen Umgang mit Sektionsverweisen und hohen Wiederspielwert neue Maßstäbe für das Genre. Besonders charakteristisch sind das Finden versteckter Bonussektionen, Endgegnerkämpfe im eigenen, ausführlichen Kampfkapitel und das Lösen komplexer Rätsel... (Klappentext)

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"Deine Abstammung ist zugleich dein Schicksal. Eine göttliche Bürde, die du niemals leugnen darfst!"
(S. 701)



Mit der Erstausgabe von "Reiter der Schwarzen Sonne" betrat ich bereits vor 5 Jahren das erste Mal die Welt der Spielbücher. Bis dahin war ich ausschließlich PC- und Konsolen-Zockerin, doch mit diesem Buch hat sich dies geändert.


Mittlerweile besitze ich, Dank des Autors Swen Harder, die Special Edition und somit die 8. Auflage dieses Spielbuchs. Inzwischen habe ich zahlreiche andere Spielbücher gedaddelt und bin inzwischen begeisterte Spielbuch-Gamerin.

Meine Begeisterung für dieses Spielbuch hat sich in diesen 5 Jahren nicht geändert, denn ich finde, dass dieses Buch immer noch eines der fantastischsten und komplexesten Spielbücher ist, die ich bisher gespielt habe.


"DAS ORAKEL VON KABETH! Licht und Dunkelheit, Leben und Tod - die gegenteiligen Facetten der Schöpfung. Sie scheinen unvereinbar, doch ohne das eine wäre das andere nichts..."
(S. 65)


Diese Mischung aus klassischer Fantasy und Sword & Sorcery besticht noch immer durch geniales Worldlbuilding, spannende Story und noch spannenderem Spieleerlebnis, welches einen in Kämpfe mit unklarem Ausgang verwickelt, Abenteuer erleben und auch hin und wieder über die Klinge springen lässt. Auch die Rätsel sind nicht ganz ohne und lassen das Gehirn rauchen. Hier kommt es also nicht nur auf die richtige Kampftechnik an, sondern auch auf Köpfchen.


"Es ist nunmehr Mitternacht und ein erhabener Anblick breitet sich vor dir aus: Abertausende Sterne umrahmen den Mond am kristallklaren Himmel. Fast hättest du die bittere Kälte, die sich als eisiger Frost über das Land legt, nicht bemerkt."
(S. 319)



Was mich jedoch immer noch vollends begeistern kann ist die Drachengefährtin, welche einem zur Seite steht. Mit ihr fliegt man über den Himmel und stürzt sich auch in den hohen Lüften ins Kampfgetümmel.

Das Kampfsystem, ob auf dem Boden gegen Bestien, Ungeheuer und humanoide Gegnern, oder hoch in den Lüften auf dem Rücken unserer Drachendame, ist immer noch das Einzigartigste unter den Spielbüchern und ließ mich nicht nur einmal den Atem anhalten.


"Der Koloss besteht jedoch nicht aus Fleisch, Haut und Haaren, vielmehr aus Granit, Basalt und Obsidian. In seinen Adern, die sich auf seinen steinharten Muskeln abzeichnen, pulsiert kein Blut - sondern Quecksilber! Wer auch immer dieses Ungeheuer erschuf, er verstand sein diabolisches Handwerk."
(S. 304)



Die Illustrationen von Fufu Frauenwahl sind grandios, unterstützen das eigene Kopfkino und geben dem Spielbuch den letzten Schliff. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, welcher einem Orte, Figuren und Begriffe dieser Welt erklärt, falls man sich noch ein näheres Bild machen möchte.

Die Specialedition der 8. Auflage beinhaltet nicht nur eine qualitativ hochwertige HC-Ausgabe mit zwei Lesebändchen, sondern auch Würfel, ein Medaillon, eine Karte in Klein-Posterformat, eine Blueray-Disc mit Soundtrack, welcher einen stimmungsvoll in die Story eintauchen lässt und ein Heftchen, das einem in so manches Geheimnis und Rätsel blicken lässt.
Der hohe Wiederspielwert ist also weiterhin unumstritten.

Mittlerweile gibt es sogar schon die 9. Auflage. In dieser wurden der Schwierigkeitsgrad und die Rätsel etwas entschärft.
Wenn man das Zeitliche segnet, muss man z.B. nicht wieder an den Anfang, sondern es wird eine Sektion genannt, bei der man unkompliziert wieder einsteigen kann.
Mich persönlich störten jedoch weder die Schwierigkeit der Rätsel, noch das ich des Öfteren wieder zum Anfang musste. Somit konnte ich nämlich neue Entscheidungen treffen und lernte neue Wege und einen neuen Storyverlauf kennen.

Um nicht im Buch herumkritzeln zu müssen, gibt es das Abenteuer-, Kampf-Blatt etc. zum Downloaden, was ich immer besonders schätze.

Fazit:
Mein Fazit und somit auch meine Begeisterung haben sich in den fünf Jahren absolut nicht geändert. Im Gegenteil!
Da ich inzwischen Vergleiche zu anderen Spielbüchern ziehen kann, bin ich noch begeisterter und kann behaupten, dass dies eines der besten Spielbücher ist, welches ich je gelesen und gedaddelt habe.
Ich hoffe ja, dass der Autor Swen Harder ein weiteres Fantasy-Spielbuch veröffentlicht und nicht "nur" an "Reiter der schwarzen Sonne" feilt. Bis dahin habe ich jedoch noch "Metal Heroes" von ihm im Regal stehen. Auch ein Spielbuch fern von 08/15 und welches in eine komplett andere Richtung als der Reiter geht.

© Pink Anemone (mit Buchtrailer, Autoren- & Illustratoren-Info, vielen Bildern aus dem Buch und Link zum Metal-Soundtrack, der mich während des Lesens begleitete)

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Nicht der beste Teil dieser Reihe, doch das Ende ist einfach nur Wow!!

Im Bann der Fledermausinsel
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Die Highlands 1889. Als der junge Erbe der betuchten Familie Koloman eine Todesdrohung erhält, reisen Inspector Frey und sein Kollege McGray unverzüglich zum nebelverhangenen nördlichen Zipfel des Landes. ...

Die Highlands 1889. Als der junge Erbe der betuchten Familie Koloman eine Todesdrohung erhält, reisen Inspector Frey und sein Kollege McGray unverzüglich zum nebelverhangenen nördlichen Zipfel des Landes. Dort, am abgelegenen Loch Maree, kommen sie im unheimlichen Herrenhaus der Kolomans unter. Die nahegelegene Insel ist von Fledermäusen befallen, und jeder der Bewohner scheint etwas zu verbergen. Als kurz darauf ein grausamer Mord im Wald geschieht, ist den Ermittlern klar: Um die Geheimnisse des mysteriösen Loch Maree zu wahren, geht jemand über Leichen … (Klappentext)

♞♞♞♞♞


"Ich betrachtete das Herrenhaus. Dabei rief ich mir vor Augen, wie prachtvoll und herrlich ich es empfunden hatte, als ich es zum ersten Mal erblickt hatte. Das war erst drei Tage her, fühlte sich jedoch bereits so an, als wäre es in einem anderen Zeitalter gewesen. Wie hätte ich ahnen können, dass ein so luxuriöser Wohnsitz derart schreckliche Geheimnisse bergen würde? Und wir sollten bald noch viele andere entdecken."
(S. 413)



Dies ist der 4. Band der Frey & McGray-Reihe. Man muss diese Reihe nicht zwingend chronologisch lesen, denn der Autor geht im Storyverlauf auf vergangene Geschehnisse ein und dies keineswegs ausufernd, sodass es auch für Frey & McGray-Kenner keineswegs langweilig wird. Zudem ist jeder Fall in sich abgeschlossen.
Um jedoch in den vollen Lesegenuss dieser Reihe zu gelangen, empfehle ich die gesamte Reihe zu lesen, um eventuelle Wissenslücken bezüglich der beiden Ermittler zu füllen. Es lohnt sich definitiv!

Nun aber zu meiner Rezension zum 4. Band meiner Lieblingsbuchreihe...


"Sie reichte mir ein zerknülltes Stück Packpapier. Ich entfaltete es und erblickte ein Gekritzel in dicker schwarzer Tinte. Die Worte waren verschmiert, als wären sie hastig geschrieben worden:
HALTEN SIE IHREN BASTARD FERN
SONST BRINGE ICH IHN UM."
(S. 45)



Diejenige, welche bei Inspector Frey mit dieser Nachricht ins Büro stürmt, ist eine junge Frau namens Miss Fletcher. Sie wurde von einem der hochangesehenen Koloman-Brüder als 16-jährige geschwängert und musste das Baby nach der Geburt in die Obhut eines Pfarrers geben, um den Ruf der Koloman-Familie nicht zu beschmutzen. Die Vereinbarung lautete, die Kolomans würden so lange für das Baby aufkommen, solange sie für sie arbeitet und den Mund hält.
Dies war vor sechzehn Jahren und man möchte meinen das wäre in Vergessenheit geraten. Doch vor drei Monaten starb der leibliche Vater des Kindes und dies führt wohl dazu, dass hier jemand äußerst nervös wird.
Miss Fletcher möchte ihren Jungen in Sicherheit wissen und beauftragt die beiden Inspectors mit dieser Aufgabe. Frey, der gesittete Londoner Gentleman und McGray, der unbehobelte Schotte. Miss Fletcher würde dafür McGray zu einer Heilquelle führen, welche seine Schwester von ihrer Erkrankung erlösen kann. Während Frey diese Heilquelle für Humbug hält, gibt es für McGray keinen Zweifel, ist er doch dem Okkulten sehr zugetan. Nicht umsonst heisst ihre Abteilung "Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichem Bezug zu Sonderbaren und Geisterhaftem". Und so machen sich die beiden auf die Reise in die nördlichsten Highlands Schottlands, zum Loch Maree.

Es dauert nicht lange und es passiert der erste Mord und wo der erste ist, ist der zweite nicht fern.
Die Ermittlungen gestalten sich äußerst schwierig, denn dort oben im Loch Maree scheint jeder Leichen im Keller zu haben.
Mit dabei ist diesmal auch der Onkel von Inspector Fry, Onkel Maurice, für den das alles ein furchtbar aufregendes Abenteuer zu sein scheint.



"Die Leiche rutschte knapp einen Meter tiefer, bevor Nine-Nails das Seil wieder zu fassen bekam, und als ihr Fall abrupt gestoppt wurde, spritzte Blut in alle Richtungen. Mit stoischer Resignation wischte ich mir die Tropfen aus dem Gesicht. Doch Onkel Maurice, der gegen diese Art von Herausforderung nicht abgehärtet war, kreischte wie ein Kind.
Nine-Nails lachte. >>Och, der ist ja noch schlimmer als Sie Frey! Ist er die Königin in Ihrem Bienenstock?<<"
(S. 192)



Bei dem ungleichen Ermittlerpaar, welches ich auch gerne als Bud Spencer und Terence Hill der Victorianischen Krimis bezeichne, geht es wieder hoch her.
Natürlich hat wieder jeder seine eigenen Beweggründe diesen Fall lösen zu wollen, doch wie immer führen beide zusammen zum erwünschten Erfolg - der Lösung des Falls.
Doch bis dies geschieht erwarten einem als Leser viele überraschende Wendungen, sodass man nie sicher sein kann, was einem auf der nächsten Seite erwartet. Das Ende hält eine tolle Auflösung parat, die diesmal den medizinischen und wissenschaftlichen Sektor betrifft und einem so den Wissensstand der damaligen Zeit diesbezüglich näher bringt.
Allzu sehr möchte ich nicht darauf eingehen, da ich sonst spoilern würde. Es sei nur so viel gesagt - Diejenigen, welche sich für Medizin und Chemie interessieren, werden am Ende begeistert sein. Diesbezüglich sollte man sich auch unbedingt die "Anmerkungen des Autors" am Ende gönnen.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und klar. Der Erzählstil wie immer packend, voller überraschender Wendungen und enthält auch die ein oder andere wunderbare Settingbeschreibungen, welche die Natur Schottlands betreffen. Dabei liest man aus der Sicht von Frey und man hat das Gefühl seinem persönlichen Fallbericht zu lauschen.

An dieser Reihe liebe ich vor allem die beiden Protagonisten, welche sich immer einen äusserst amüsanten verbalen Schlagabtausch liefern. Diesmal muss sich der Schotte McGray jedoch nicht nur mit der Londoner "Prinzessin" Inspector Frey herumschlagen, sonder auch noch mit dessen Onkel Maurice. Dieser reagiert völlig anders auf McGrays derbe Sprüche als sein Enkel und somit hat diesmal McGray nicht immer das letzte Wort. Ich habe also wieder viel geschmunzelt und gelacht.


">>Ich kann mich vage daran erinnern, vor Jahren einmal gelesen zu haben, dass blutsaugende Fledermäuse ausschließlich in tropischen Breiten vorkommen. Mexiko und Südamerika.<<
>>Wie kann Ihr Kopf nur so voller nutzloser Scheiße sein?<<
>>Sagt der Mann, der die Namen sämtlicher Kobolde auswendig aufzählen kann, die im Wicca-Kult heilig sind!<<
(S. 310)



Leider kamen diesmal jedoch die amüsanten Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ermittlern viel zu kurz. Die beiden wirkten manchmal nahezu handzahm. Da bin ich aus den anderen Bänden dieser Reihe Besseres gewohnt.

Auch hält sich diesmal die Spannung in Grenzen. Es war natürlich stellenweise äußerst mitreißend, dramatisch und faszinierend. Doch in diesem Band betraf dies nur kurze Strecken und hier gibt es auch die ein oder andere Länge, welche mich manchmal seufzen ließ. Dies ist jedoch Meckern auf hohem Niveau.


"Kein Wunder, dass ich das Gefühl hatte, etwas schnüre mir die Brust ein. Unter diesem Dach befanden sich, Meilen und abermals Meilen entfernt in der schottischen Wildnis, ein Sterbender, eine verwesende Leiche, drei Mordverdächtige, eine Handvoll verstörter Frauen und Männer sowie zwei argwöhnische CID-Inspectors, die schlichtweg darauf warteten, dass endlich ihre Kollegen kommen und den Fall übernehmen würden."
(S. 401)



Fazit:
Aufgrund der oben genannten Mankos ist dies für mich nicht der beste Band der Frey & McGray-Reihe. Trotzdem habe ich auch diesen weggesuchtet und das Ende und die Atmosphäre der damaligen Zeit, die mich während des Lesens begleitete, entschädigte mich für so manche Länge und spannungslose Seite.
Die beiden Protagonisten sind einfach zwei originelle und amüsante Typen. Ich hoffe, dass die beiden im nächsten Band wieder zu ihrer alten Form finden was den verbalen Schlagabtausch betrifft.
Die Fälle waren ja bisher immer spektakulär und fern des 08/15, daher auch eine meiner absoluten Lieblingsreihe was historische Krimis/Thriller betrifft. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls schon jetzt wieder auf den nächsten Band.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe, Bilder und Autoren-Info)

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Wenn ein Gamebook selbst mich motiviert in die Puschen zu kommen

Dungeons & Workouts
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Eine Welt der Abenteuer und Helden. Eine Welt, in der deine eigene Kraft und Fitness den Ausschlag dafür gibt, ob du deine Gegner bezwingen kannst. Deine Reise führt dich durch mittelalterliche Städte, ...

Eine Welt der Abenteuer und Helden. Eine Welt, in der deine eigene Kraft und Fitness den Ausschlag dafür gibt, ob du deine Gegner bezwingen kannst. Deine Reise führt dich durch mittelalterliche Städte, in einen düsteren Wald und aufs offene Meer. Nicht Schwert oder Axt sind die Waffen deiner Wahl, sondern schweißtreibende Workouts. Damit besiegst du nicht nur finstere Gesellen in der Welt von Dungeons & Workouts, sondern wirst auch in der wirklichen Welt fitter.
Dieses Buch nimmt das, was ein Gamer an seinen Spielen so liebt und packt es in ein Trainingsbuch: XP, Levelaufstieg, Sidequests und Endgegner. Rocket Beans-Fitness-Master Gino Singh verbindet zum ersten Mal Rollenspiel und Fitness. Wer gedacht hat, dass ein mitreißendes Storytelling und Sport nicht zusammengeht, wird hier eines Besseren belehrt.
Der Schwierigkeitsgrad richtet sich nach dem Fitnesslevel des Spielers. So kann jeder zum Held von Welt werden! ...
(Klappentext)

♜♜♜♜♜

"Du kannst das Ende der Treppe nicht erkennen, aber die schiere Größe der einzelnen gewaltigen Stufen lässt dich die Größe der anstehenden Herausforderungen erahnen."
(S. 192)



Diese Rezension wird sehr ausführlich, ergo noch ausführliche als sonst, denn ich wollte Euch an diesem ungewöhnlichen Fitnessprogramm teilhaben lassen.


Ich bin ein Nerd durch und durch - ich zocke (PC-Games und Gamebookes), ich lese viel (sehr viel) und wenn ich die beiden Dinge nicht mache, dann netflixe ich. Hinzu kommt, dass ich eine echt faule Socke bin was Sport betrifft.
Ja, ich muss zugeben, dass ich meinen Hintern nicht hochbekomme und diesen liebe vor den PC oder in meine Leseecke verfrachte.
Vorsätze hätte ich ja genug, um dies zu änder. Diese beschließe ich aber auch immer, wenn mein Hintern bequem zwischen Kissen platziert ist und sobald es ans Eingemachte gehen soll ... tja, verschiebe oder verdränge ich das Ganze.
Dem muss Abhilfe geschafft werden, doch wie bekommt man so eine wie mich in die Puschen?

Diese Frage stellten sich selbst wohl auch die Obernerds Deutschlands - die Rocket Beans. Manche Mitglieder davon sind eventuell noch manchen aus der MTV-Show "Game One" bekannt.
Hauke Gerdes, Matthias Ralf und Kai Kistenmacher taten sich mit dem Sportwissenschaftler und Fitnessexperten Gino Singh zusammen und entwickelten ein Gamebook der etwas anderen Art.


Nun wollen wir mal schauen, ob das auch was kann und vor allem, ob ich dafür wirklich auch meinen Hintern aus dem Sessel bekommen habe.

Im Vorwort erhält man vorerst allgemeine Infos zu Fitness und Ernährung, wie man dies während des Gamebook-Daddelns umsetzt und was zu beachten ist. Der Vorteil ist, dass das relativ kurz und knackig gehalten wird, sonst wäre ich vermutlich schon bei "Vor dem Beginn sollte sichergestellt werden, dass du gesund bist..." ausgestiegen (übrigens gleich der 1. Punkt im Vorwort).


Danach geht es sofort an die Spielregeln und da wurde mir beim Lesen von "Hampelmann - 20x" schon ganz schwindelig, aber das war zum Glück nur ein Beispiel für Fitness-Profis.
Hier erhält man Einblick über allgemeines Gameplay, wie z.B. Schwierigkeitsgrad, Levelaufstieg und Vorgehensweise. Ebenso erfährt man, wie man vorgeht, wenn man dieses Gamebook mit anderen Spielern spielt. Ja, es ist ebenso ein Mulitplayer-Game und es hört sich absolut witzig an.
Die Regeln sind einfach und leicht verständlich beschrieben.

Dann nur noch den Charakterbogen zücken, welcher hinten im Buch zum Herausnehmen ist oder den man auch downloaden und ausdrucken kann.
Was man noch braucht sind Bleistift, Radiergummi, Trainingskleidung und eventuell eine Sportunterlage. Ach, und zwei 500ml Wasserflaschen, falls man keine Hanteln besitzt.
Für mich bedeutete dies - Bleistift spitzen, Sport-BH umschnallen und Sportmatte und Hanteln aus den Untiefen des Schrankes bergen (das alleine hätte schon als Fitnessübung gelten können).
Und dann geht es auch schon los.

"Nicht einmal drei Windungen des Weges weiter schimmert ein Licht aus dem Tunnel heraus, du nimmst all deine Kräfte zusammen und gehst weiter, hinein in das gleißende Licht. Deine Augen müssen sich erst wieder an die Helligkeit gewöhnen und es dauert eine Weile bis du erkennst, was vor dir passiert. In großen Lettern prangt auf einem Schild 'Kammer der Kräfte'."
(S. 16)



Im Prolog gelangt man in die "Kammer der Kräfte" in denen das Fitness-Level eruiert wird. Dabei kriecht man durch eine Kammer und drückt sich immer hoch, wenn der Wühlwurm unter einem hindruchflitzen will (= Liegestütze). In der nächsten Kammer muss man mit einem Priester ein ganz bestimmtes Gebetsritual durchführen (= Sit-ups) und in der letzten Kammer bekommt man von einem Zwerg eine in die Fresse. Damit dieser das überhaupt bewerktstelligen kann, muss man sich kleiner machen (= Kniebeugen).
Übrigens habe ich die Sit-ups durch Crunches ersetzt, da diese schonender sind und die Sit-ups auf die im Buch vorgestellte Art schon ziemlich überholt sind und allgemein als "ungünstig" gelten, zumindest für Anfänger. Außerdem bin ich nicht hochgekommen und wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte herumgerollt, da ich zu Hause keine Halterung für die Füße hatte (Fitnessstudio-Geher wissen was ich meine).
Beim Erreichen des Schwierigkeitsgrades war ich dann überrascht, rechnete ich doch damit als völliger Noob zu beginnen, doch ich ging glatt als Profi durch. Selten so viel gelacht, glaubt mir.
Aber nun denn, ich vertraute darauf und stellte mich nicht als Gimp den Herausforderungen, sondern als mutige Schildmaid namens "Bootcamp Sissi".

Die Story ist wirklich originell, wenn auch nicht neu erfunden.
Man lebt alleine mit seiner kleinen Schwester Ida auf einem Ziegenhof. Der Vater ist fort und rettet anderen das Leben - ist also sowas wie ein freiberuflicher Ritter. Was mit der Mutter geschah weiß man nicht. Nur, dass sie eines Tages verschwand.
Es dauert nicht lange und die Katastrophe bricht herein. Ein fliegendes Ungetüm entführt Ida und man selbst weiß nicht was man tun soll.


"Lärmend flattern Krähen durch die Höhle, als der Tumult etwas erwachen lässt. Ein gewaltiges Augenlid öffnet sich und gibt ein giftgelbes Auge frei, welches erbost umherschaut."
(S. 36)


Hier läuft es jedoch anders ab als in anderen Gamebooks, denn man muss nicht das Schicksal auswürfeln und auch nicht immer Entscheidungen treffen.
Durch das Ausführen von bestimmten Workouts werden Aufgaben erfüllt, Gegner bekämpft und Herausforderungen bestritten und dies auf sehr spannende und amüsante Art und Weise.
Selbst ich wurde motiviert meinen Hintern in die Höhe zu schwingen und diese Übungen zu machen, denn schummeln war für mich noch nie eine Option und bezüglich des Hochlevelns bin ich immer äußerst ehrgeizig.


Da Quests und die Endbosse am Kapitelende durch Workouts abgeschlossen werden, kann man natürlich nicht durch das Buch hechten, wie man es von anderen Gamebooks gewohnt ist.
Man sollte pro Kapitel ca. 1 Woche einplanen. Also bitte nicht durchhetzen, vor allem nicht, wenn man so ein Fitness-Noob ist wie ich. Es soll ja trotzdem Spaß machen und das tut es definitiv, trotz dem ein oder anderen Muskelkater.

Ich persönlich fand es immer wieder witzig, wie die Workouts in die Story eingebettet werden, sodass diese sogar Sinn ergeben. Das erkennt man schon im Prolog (s.o.) und das zieht sich durch das gesamte Buch hindurch.
Es wird hier allgemein viel geboten, nicht nur schweißtreibende Workouts, sondern Dinge, welche das Gamerherz höher schlagen lassen und dieses Gamebook erst zu einem Gamebook machen.
Man kann sich bei Nebenquests Zusatz-Level verdienen und nützliche Dinge entdecken, man schaltet neue Workouts oder dergleichen frei, es begegnen einem Kreaturen und Endbosse, die einem die Nackenhaare auffahren lassen und man levelt sich dabei kontinuierlich hoch. Die Übungen werden im Verlauf auch anspruchsvoller und man kann auch zwischen mehreren Handlungsoptionen wählen. 

"Die ersten aus der Mannschaft weichen schon zurück, da bersten die Bäume und vor euch erhebt sich ein gewaltiger Tausendfüßler. Zumindest großteils, würdest du sagen, denn als wären so viele Beine nicht schon schwer genug im Auge zu behalten, hat Mutter Natur diesem Exemplar auch noch den riesigen Schnabel eines Greifvogels verpasst, der zu allem Überfluss auch noch gesäumt wird von unablässig klackernden Mandibeln."
(S. 175)



Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und obwohl es keine Altersangaben zu diesem Spielbuch gibt, würde ich sagen, dass es bereits auch für Jugendliche ab 14 Jahren sehr gut geeignet ist. Man darf sich also kein literarisches Meisterwerk erwarten. Hier steht vor allem der Spaß im Vordergrund und das wurde sehr gut umgesetzt.
Zudem wird die Story von tollen und bunten Illustrationen begleitet, welche aus der Feder des Grafikers Alwin Reifschneider stammen.

Fazit:
Als "Bootcamp Sissi" bestritt ich also Abenteuer, begab mich in Gefahr und schwitzte mir einen ab. Es wurde mir niemals langweilig und da sich auch die Story spannend gestaltete, wurde ich immer wieder motiviert weiterzumachen. So macht Training Spaß!
Zudem hat dieses Spielbuch auch einen hohen Wiederspielwert und es ist durchaus möglich, dass ich es nochmals spiele.
Für alle Bewegungslegastheniker, Breitarschsitzer und Couch-Survival-Pro's ist es das ideale Gamebook, um auf amüsante Art und Weise in die Puschen zu kommen und so etwas für seine Gesundheit und Fitness zu tun.


© Pink Anemone (inkl. 2 Booksoundtrack - einer davon für Metalfans), vielen Bildern, Leseprobe und Autoren-Info

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Lewis Carroll's Wonderland mit düsteren Steampunk-Elementen und kniffligen Rätseln

Alice im Düsterland - Ein Fantasy-Spielbuch
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Es sind viele Jahre vergangen, seit Alice das Wunderland besucht hat. Wieder treiben dort finstere Mächte ihr Unwesen und erneut rufen die Bewohner Alice um Hilfe. Doch an dem magischen Ort hat sich vieles ...

Es sind viele Jahre vergangen, seit Alice das Wunderland besucht hat. Wieder treiben dort finstere Mächte ihr Unwesen und erneut rufen die Bewohner Alice um Hilfe. Doch an dem magischen Ort hat sich vieles verändert …
In diesem interaktiven Roman schlüpfst du in die Rolle der berühmten Hauptfigur aus Alice im Wunderland. Begib dich auf eine magische Reise und triff alte Gefährten, wie den verrückten Hutmacher und die Grinsekatze. Aber hüte dich vor der Herzkönigin und ihrem Jabberwocky!
Welchen Weg du auch wählst,
von welchem Fläschchen du auch trinkst,
durch welche Tür du auch gehst: sei wachsam!
Nicht jede deiner früheren Entscheidungen wäre dieses Mal klug …
(Klappentext)



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">>Die verrückte Herrscherin muss abgesetzt werden oder der Wahnsinn wird das Reich verschlingen und nichts außer einer Wildnis aus fleischgewordenen Ängsten und lähmenden Sorgen zurücklassen.<<
Alice spürt, wie die kalte Hand der Angst ihr Herz packt.
>>Aber wie soll ich das Wunderland retten?<<"
(S. 283)



Jeder kennt den Klassiker "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll, ob durch das Lesen des Klassikers selbst oder durch unzählige Adaptionen.
Schon als Kind liebte ich die Geschichte und wäre nur zu gern mit Alice in den Kaninchenbau geschlüpft, um mit dem Verrückten Hutmacher Tee zu trinken oder der bösen Herzkönigin eines auszuwischen. Mit diesem interaktiven Spielbuch ist das nun endlich möglich.

Hier schlüpft man in die Rolle von Alice und versucht das einstige Wunderland zu retten. Dieses ist zum Düsterland verkommen und nichts erinnert an das funkelnde und kunterbunte Wunderland von damals.
Dabei trifft man auf alte Bekannte, wie z.b. auf die paffende Raupe, die Grinsekatze und natürlich auf das Kaninchen und viele mehr. Doch selbst die sind nicht mehr die Selben und dies liegt nicht nur an ihrem fürchterlichen Aussehen.
Hier treiben sich nun auch gefährliche Geschöpfe herum und die böse Herzkönigin ist böser als jemals zuvor.


"Wo der Bauch des Kaninchens sein sollte, tickt eine riesige Uhr - eine Uhr, die groß genug ist, um das Loch vom Brustkorb bis zur Hüfte auszufüllen - und rohe, fasrige Fleischfetzen stehen zwischen den Nähfäden hervor, die die Uhr mit dem Kaninchen verbinden."
(S. 26)



Dieses Spielbuch kann auf zwei Arten gespielt werden, welche man mit Schwierigkeitsgraden vergleichen kann.
Entweder man spielt nach den Regeln und würfelt oder zieht Karten aus einem normalen 52er Kartenspiel. Man kann aber auch jedem Kampf aus dem Weg gehen, um nur durch das Treffen von Entscheidungen voranzukommen.
Ich hätte mich gern für das Spiel mit den Karten entschieden, da dies so herrlich passend gewesen wäre, doch leider besitze ich kein Kartenset, ergo wurden es die Würfel.

Wie auch bei den meisten anderen Spielbüchern aus dem Mantikore-Verlag, kann man sich auch hier das Abenteuerblatt downloaden und ausdrucken. Wer nicht in das Buch kritzeln möchte sollte das unbedingt machen.
Danach muss man die Attribute von Alice bestimmen und sich mit den Regeln vertraut machen. Diese sind leicht verständlich und nicht allzu kompliziert. Dann nur noch Bleistift anspitzen und dann kann es auch schon losgehen.

Als Alice kann man sich nicht mehr an das Wunderland und die damaligen Abenteuer erinnern und daher lernt man gemeinsam mit Alice das Wunderland erstmals kennen.
Während man mit dem Spiel vertraut gemacht wird, fühlt man sich in die Story des Klassikers versetzt. Man fällt durch das Kaninchenloch, gelangt in die Halle der vielen Türen, trinkt und isst eventuell von den Dingen auf dem Glastischchen und wächst und/oder schrumpft.
Anfangs scheint es, als ob sich das Wunderland nicht verändert hätte, doch das wandelt sich rasch und man erkennt, dass man sich wirklich in einem wahren Düsterland befindet. In diesem geht es nicht nur skurril, sondern auch durchaus brutal und blutig zur Sache.


"TICKTACK, TICKTACK machen die Uhrmechanismen, als die Metallmenschen mit boshaft funkelnden Gehäuseaugen auf Alice zustelzen.
TICKTACK, TICKTACK.
Der schreckliche Anblick dieser Zeitmesser-Kreaturen und ihre kupfernen Körperteile, die im Lampenlicht schimmern, erfüllt Alice mit Grauen."
(S. 107)



Ich gehöre zu diesen Gamern, welche keinem Kampf aus dem Weg gehen und war mir sicher, dass ich im Kampf sterben würde, doch dem war nicht so. Hier gibt es nämlich auch einige knifflige Rätsel, welche mich schließlich in den Abgrund stürzten und mich wieder an den Anfang katapultierten.
Bei den Rätseln steckt der Teufel im Detail, ergo immer aufmerksam lesen. Doch auch das Lösen der Rätsel ist keine Garantie weiterzukommen. Einmal eine falsche Entscheidung, einmal falsch abgebogen und schon nützt einem ein gelöstes Rätsel oder ein überstandener Kampf rein gar nichts.

Einfach so locker-flockig durchspielen ist hier also nicht und bei den Rätseln ist schummeln unmöglich.
Für Manche mag das frustierend oder abschreckend sein, doch ich fand gerade das erfrischend und spannend, da man auf diese Art unheimlich viel entdecken kann und es ist niemals das gleiche Ergebnis.
Das Buch hat also einen sehr hohen Wiederspielwert.

Der Schreibstil ist flüssig und Jonathan Green schafft es die skurrile und leicht psychedelisch anmutende Atmosphäre, welche Lewis Carroll im Klassiker entstehen ließ, aufzunehmen, weiterzuspinnen und sie durch düstere Steampunk-Elemente zu ergänzen. Vor allem diese wunderliche Atmosphäre, welche einem während des Lesens und Spielens umgibt, konnte mich begeistern.
Dies wurde durch entsprechend stimmungsvolle Illustrationen von Kev Crossley, an denen ich mich manchmal nicht satt sehen konnte, unterstützt und somit wird das Kopfkino noch zusätzlich angefeuert.


"Im Wunderland ganz ohne Zwang,
Träumend und das tagelang
In des Sommers Untergang:
Den Fluss hinab durch Zeit und Raum -
Auf einem goldenen Lichterflaum -
Ist nicht das Leben nur ein Traum?"
(S. 392)



Fazit:
Dieses Spielbuch besticht vor allem durch die ganz eigene düstere und skurrile Steampunk-Atmosphäre und die kniffligen Rätsel.
Obwohl ich mehrmals das Zeitliche segnete, hatte ich großen Spaß und versank gerne in diesem Düsterland, in welchem man furchteinflößenden und irren Figuren begegnet. Hier ist nichts wie es scheint.
An all diejenigen, welche sich gerne kniffligen Rätsel stellen und vor Herausforderungen nicht zurückschrecken: Rafft Eure Röcke und hüpft in den Kaninchenbau, denn das Wunderland braucht Euch!

© Pink Anemone (mit vielen Bildern, Leseprobe und Autoren-Info)

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