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Veröffentlicht am 17.12.2020

Dichte Atmosphäre der 20er Jahre mit Geschichten des Lebens – melancholisch, schön und tragisch zugleich.

Menschen im Hotel
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Menschen im Hotel, erschienen im Jahr 1929, machte Vicki Baum weltberühmt. Der mit leichter Hand, Poesie und subtilem Witz erzählte Roman führt eine Handvoll Menschen im Grand Hotel zusammen, zeigt sie ...

Menschen im Hotel, erschienen im Jahr 1929, machte Vicki Baum weltberühmt. Der mit leichter Hand, Poesie und subtilem Witz erzählte Roman führt eine Handvoll Menschen im Grand Hotel zusammen, zeigt sie in ihren Krisen, Träumen und Enttäuschungen und liefert ein atmosphärisch dichtes Bild vom Berlin der 20er-Jahre… (Klappentext)

❃❃❃❃❃

„Hier traf die Jazzmusik des Tea-Rooms mit dem Geigenschmachten des Wintergartens zusammen, dazwischen rieselte dünn der illuminierte Springbrunnen in ein unechtes venezianisches Becken, dazwischen klirren Gläser auf Tischchen, knisterten Korbstühle, und als dünnstes Geräusch schmolz das zarte Sausen, mit dem Frauen in Pelzen und Seidenkleidern sich bewegen, in den Zusammenklang. Bei der Drehtüre schraubte sich Märzkühle in kleinen Stößen herein, sooft der Page Gäste ein- und ausließ.“
(S. 6)


Stellt Euch vor Ihr befindet Euch im Berlin der 20er Jahre. Ihr betretet ehrfurchtsvoll das Grand Hotel, schreitet durch das Foyer und bestaunt die pompöse Ausstattung, die Pagen, die geschäftig herumlaufen und die illustren Gäste.
Alle möglichen Weltsprachen schwirren Euch um die Ohren und der Duft von alter Möbelpolitur und Zigarren steigt Euch in die Nase. Ihr setzt Euch in einen der tiefen Ledersessel im Foyer und beginnt so manche Gäste zu beobachten.
Euch schräg gegenüber sitzt ein etwas schrulliger Herr, dessen eine Gesichtshälfte entstellt ist und der mürrisch und abwesend vor sich hin murmelt. Kriegsveteran vermutet Ihr.
Dann huscht ein älterer Herr mit abgetragener Kleidung direkt vom Eingang zur Rezeption und versucht in hitzigem Ton unbedingt ein Zimmer im Hotel zu ergattern. Ihr überlegt, ob sich dieser Herr hier überhaupt ein Zimmer leisten kann, denn er passt so gar nicht zu den übrigen Gästen.
Euer Blick schweift weiter durch das Foyer und plötzlich schreitet eine elegante Dame an Euch vorbei, begleitet von einem Schwarm persönlicher Assistenten. Ihr nehmt an, dass dies wohl einer dieser Filmdiven sein muss, so wie sie umschwärmt wird und folgt ihr mit bewunderndem Blick.
Dabei entdeckt Ihr einen jungen und äußerst gut aussehenden und elegant gekleideten Mann. Selbstsicher und mit einem spitzbübischem Lächeln um die Lippen stolziert er ebenfalls der Drehtür zu. Der bewohnt sicher einer der teuersten Suiten, mutmaßt Ihr.
Dann hetzt ein älterer wohlgenährter Herr herein. Koffer und Aktenkoffer in den Händen, teurer Anzug und Hut, der etwas schief auf dem Kopf des schwitzenden und rotgesichtigen Mannes sitzt. Das kann nur ein Geschäftsmann sein, denkt Ihr.

Und dann…

„Dann schließen sich die Türen im Hotel, Doppeltüren fallen hinter jedem Menschen ins Schloß und lassen ihn allein mit sich und seinen Geheimnissen.“
(S. 56)


Vicki Baum lässt uns LeserInnen jedoch nicht mutmaßend im eleganten Foyer sitzen, sondern lässt uns hinter die Türen und die Geheimnisse dieser Gäste blicken.
So erfahren wir, dass der mürrische und in Selbstgespräche vertiefte Herr ein gewisser Doktor Otternschlag ist und im Hotel ein kleines Zimmer bewohnt. Er ist des Lebens überdrüssig und findet alles schrecklich und furchtbar langweilig, kann sich jedoch nicht aufraffen auch nur aus dem Hotel zu gehen, um etwas zu erleben.
Der Herr mit der abgetragenen Kleidung ist Herr Kringelein. Dieser hat vor Kurzem eine schlimme Diagnose erhalten – er hat nicht mehr lange zu leben. Er beschließt sein ganzes Geld zusammenzukratzen, die Familie zu verlassen und endlich nicht immer nur zu schuften, sondern so viel wie möglich zu erleben … er will endlich LEBEN und nicht immer nur an die anderen denken. Er will all das, was sein Firmenchef Herr Preysing auch hat und dieser residiert immerhin auch regelmässig in diesem Grand Hotel.

„Er kenne wenig vom Leben, aber nun möchte er es kennenlernen, er möchte das wirklich große Leben kennenlernen, eigens dazu sei er hier.
>>Aber<<, so sagte Kringelein, >>wo ist das wirkliche Leben? Ich habe es noch nicht erwischt. Ich war im Kasino, ich sitze hier mitten im teuersten Hotel, aber es ist immer noch nicht richtig. Ich habe immer den Verdacht, das richtige, das wirkliche, das eigentliche Leben spielt sich ganz woanders ab, das sieht ganz anders aus.<<“ (S. 50)


Herr Preysing residiert tatsächlich ebenfalls hier. Er ist dieser abgehetzte Geschäftsmann. Doch bei ihm verläuft nicht alles so glänzend und pompös, wie Herr Kringelein denkt. Seine Firma ist dabei zu Grunde zu gehen und es hängt alles von dieser Geschäftsreise ab.
Die elegante Diva ist die russische Primaballerina Grusinskaja. Auf den ersten Blick wirkt die Dame arrogant und herrisch, spricht sie doch hauptsächlich im Kommandoton. Doch ihr wird zunehmend klar, dass sie mit ihrem Alter langsam aber sicher ausgetanzt hat und was bleibt ihr dann noch? Gleichzeitig ist sie ausgelaugt und müde … so müde.

Last, but not least, der junge gut aussehende Herr. Das ist Baron Gaigern, welcher jedoch nicht wirklich ein Baron ist, sondern ein Hochstapler und Dieb, der mit seinem Charme jeden um den Finger wickeln kann. Er hat es auf die wertvollen Perlen der Primaballerina abgesehen und ist fest entschlossen sich diese anzueignen.

„Was im großen Hotel erlebt wird, das sind keine runden, vollen, abgeschlossenen Schicksale. Es sind nur Bruchstücke, Fetzen, Teile; hinter den Türen wohnen Menschen, gleichgültige oder merkwürdige, Menschen im Aufstieg, Menschen im Niedergang; Glückseligkeiten und Katastrophen wohnen Wand an Wand.
Die Drehtür dreht sich, und was zwischen Ankunft und Abreise erlebt wird, das ist nichts Ganzes.“
(S. 309)


Diese Gäste stehen alle an einem Wendepunkt ihres Lebens, treffen im Verlauf aufeinander, die Dominosteine fallen und am Ende ist nichts mehr so wie es vor dem Aufenthalt war.

Die Autorin entwarf hier ein atmosphärisches Sittengemälde der 20er Jahre und der oberen Gesellschaft.
Die Figuren stehen hierbei natürlich im Vordergrund und diese sind äußerst vielschichtig gezeichnet, während einem das Setting des Grand Hotels umgibt.
Mit einem flüssigen Schreib- und ruhigen Erzählstil, welcher direkt und poetisch zugleich ist, wird man in den Bann gezogen und blickt hinter so manche Türen des Grand Hotels. Man ist heimlicher Beobachter und erlebt die Gäste in ihren persönlichsten und intimsten Momenten – Momente, welche sie vor der Öffentlichkeit geheim halten und nur für sie bestimmt sind und somit wirft man einen Blick hinter all den Schein, welchen diese Figuren unbedingt aufrecht erhalten wollen.
Dabei wird einem klar, dass man Personen niemals nach dem äußeren Schein beurteilen sollte und jeder seine Kämpfe auszutragen hat.

„Zehn Minuten nach neun fegt das unausgeschlafene Stubenmädchen in Numero 68 flüchtig den Staub fort, es wirft die welken Blumenarrangements weg, trägt die Teetasse hinaus, und zuletzt bringt es neue Bettwäsche – noch feucht vom Bügeln – für den nächsten Gast…“ (S. 163)

Fazit:
Mit diesem Buch tauchte ich in eine atmosphärische und auch tragische Geschichte ein, bzw. in tragische GeschichtEN.
Das Flair der 20er Jahre und des imposanten Grand Hotels umgaben mich und die Figuren zogen mich in ihren Bann. Wer auf ein Happy End hofft wird wohl nach dem Beenden des Buches enttäuscht sein, doch meiner Meinung nach war dieses Ende perfekt und authentisch, denn die Geschichte erzählt die Geschichte des Lebens.
Und am Ende sitzt man eventuell mit dem Buch in der Hand da und denkt über das Leben nach.
Das wird für mich mit Sicherheit nicht das letzte Buch von Vicki Baum sein.

© Pink Anemone (mit Bildern aus dem Buch, Autoren-Info, Link zu meinem Retro-Christmas-Special und Info zu den Verfilmungen)

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Veröffentlicht am 10.12.2020

Die neuen Wiener Wächter sind wieder da

Austrian Superheroes 4
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Dieser Sammelband enthält alle Einzelhefte Nr. 17 - Nr. 22 und somit alle Hefte, welche im Jahr 2019 erschienen.
Hier konnten sich, wie gewohnt, verschiedene österreichische Comiczeichner und Comiczeichnerinnen ...

Dieser Sammelband enthält alle Einzelhefte Nr. 17 - Nr. 22 und somit alle Hefte, welche im Jahr 2019 erschienen.
Hier konnten sich, wie gewohnt, verschiedene österreichische Comiczeichner und Comiczeichnerinnen austoben - angefangen bei alten Hasen, bis hin zu vielversprechenden Newcomern.

Diese Comicreihe sollte unbedingt chronologisch gelesen werden. Ich versuche so wenig wie möglich zu spoilern, doch inzwischen ist dies nur noch sehr schwer möglich. Falls Ihr diese Reihe also noch nicht kennt, verweise ich auf meine Rezension zum 1. Sammelband.

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">>Es lebt. Aber es ist kein wahres Leben. Es hat sein Leben nur geliehen. Es ist böse, voller Hass. Aber auch der Hass ist nicht sein eigener. Auch er ist geliehen. Wie das Leben, das er vortäuscht. und es ist alt. Sehr alt.<<"
(Aus "Furioso")


Nachdem die Geheimnisse rund um den Basilisken aufgedeckt wurden und dieses Abenteuer zum Abschluß kam, lecken unsere Superhelden ihre Wunden. Da dieses Abenteuer doch sehr traumatisch für alle Beteiligten war, vor allem für Kurt aka CAPTAIN AUSTRIA jr., macht dies jeder auf seine eigene Art und Weise. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Abenteuer zu bestreiten gibt, denn Monster und Gegenspieler gibt es zuhauf.

Und nun wollen wir erstmal sehen, was Euch im Einzelnen erwartet.

17 "Verstrickungen"

Kurt aka CAPTAIN AUSTRIA jr. hängt nach dem Tod seines Vaters sein Superhelden-Kostüm an den Nagel, doch er trifft auf die CSARDASFÜRSTIN und eine geheimnisvolle schwarze und klebrige Masse, die aus dem Boden tritt. Ob er ohne technischen Klimbim und nur mit seinen Superkräften alleine dieser Masse Herr wird?
Inzwischen halten DER BÜROKRAT und LADY HEUMARKT im Hauptquartier die Stellung und unsere Lady erfindet sich neu. Ab nun bekommen die Gegner von "FURIE" eine auf die Gosch.
Und nebenbei erfolgt auch noch ein Diebstahl in der Wiener Nationalbank.

Im Kurzcomic "S.O.S. Mond" geht die Nebenstory rund um die ehemaligen WIENER WÄCHTER und deren Mondlandung im Retro-Stil weiter.

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18 "Captains' Council

Kurt wurde ins CAPTAINS' COUNCIL einberufen und begibt sich dafür nach Bregenz. Dort begegnet ihm eine noch junge und unerfahrene Superheldin namens BRIGANTIA, welche gegen ein Seemonster kämpft. Auch hier scheint dieses schwarze Glibberzeug der Ursprung zu sein.
Ab nun nennt sich Kurt nicht mehr CAPTAIN AUSTRIA, sondern NEMO und wir lernen die Mitglieder des "Rats der Kapitäne" kennen.
Und wieder gibt es einen großen Diebstahl, diesmal im Kunsthistorischen Museum und man erhascht den ersten Blick auf den Dieb.

Im Anschluß kommt man in den Genuss einen weiteren Kurzcomcis mit dem Titel: "Lösungen und Alternativen". Dessen Autor ist niemand Geringeres als der österreichische Autor der Modern Phantastic Erik R. Andara. Und wo Erik R. Andara draufsteht, ist Phantastik (und ein bissl H.P. Lovecraft) drin ... und natürlich eine Story mit Eis und Schnee.
Er erschuf hier eine Story, in der DER BÜROKRAT im Vordergrund steht, der sich mit einem äußerst beängstigendem Problem herumschlagen muss. Einem Problem, dessen Ursprung eine Parallelwelt ist, in der das Leben und die Erde selbst den Untergang geweiht ist und welches ebenso Einfluß auf unsere Welt hat.

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19 "Furioso"

"TASER", so der Name des Diebes, der sein Unwesen in Wien treibt und wie sein Name schon sagt ist seine Superkraft Elektroschocks. LADY HEUMARKT ... öhm ... ich meine natürlich DIE FURIE und DER BÜROKRAT stellen sich ihm entgegen. Das haben sich die beiden jedoch leichter vorgestellt als es ist und müssen sich nach einem Kampf etwas regenerieren.
Währenddessen begibt sich Kurt aka NEMO nach einem Tipp des RATS DER KAPITÄNE nach Triest, um eine Person aufzusuchen, die etwas über die schwarze Masse wissen könnte - LA STREGA. Dieser Besuch führt zu einem Kampf mit dieser Masse und dieser erfordert sogar den persönlichen Einsatz von CAPTAIN VENEZIA (gibt es etwa auch bald ein ISH - Italian Superheroes?)
In dieser Story stellt sich vor allem die Frage wer Freund und wer Feind ist.

Anschließend erwarten einem noch zwei Kurzcomics.
In "Lady H. und die Liebe" ist, wie der Titel schon sagt, LADY HEUMARKT die Protagonistin und sie erzählt einen Schwank aus ihrem Leben ... so, oder so ähnlich. Dieser Zeichenstil traf leider nicht ganz meinen Geschmack, die Story selbst war jedoch ganz witzig.

In "Wasserschaden" besucht unser Donauweibchen ihre Schwester in Bonn. Nach ihrem Verrat (

16) wurde sie von den AUSTRIAN SUPERHEROES ausgeschlossen und das nagt an ihr. Wird sie zurückkehren und die Sache in Ordnung bringen können?

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20 "Hydoria"

Der Kampf gegen die schwarze Masse geht weiter und Kurt bittet, äußerst widerwillig, das Donauweibchen DIANA um Hilfe. Gemeinsam begeben sie sich in die Tiefen der Donau, um ihren Großvater um Rat zu fragen. Dabei schlägt ihnen nicht nur der Hass des nassen Volkes entgegen, sondern sie erlangen auch eine schockierende Erkenntnis darüber was diese klebrige und uralte von Hass zerfressene Masse betrifft.
DIE FURIE und DER BÜROKRAT sind derweilen in Innsbruck, um das dortige Hauptquartier der WIENER WÄCHTER zu reseten und die Manipulationen zu entfernen. Dabei treffen sie auf ROTER ADLER und ihren neuen Schützling BRIGANTIA. Und natürlich verläuft es hier auch nicht ohne Kampf, denn hier scheint ein alter Bekannter aus dem Untergrund wieder aufgetaucht zu sein.
Hier erlangen wir teilweise neue und vor allem interessante Neugikeiten CAPTAIN AUSTRIA jr. betreffend. Eine überraschende Wendung bahnt sich an.

Mit dem Kurzcomic "Die andere Hälfte" geht die Nebenstory mit dem BÜROKRATEN weiter. Wieder aus der Feder von Erik R. Andara und daher wird es wieder phantastisch!
DER BÜROKRAT tritt in die andere existierende Parallelwelt ein. Eine Parallelwelt, in der noch die K & K-Monarchie herrscht, da einst Franz I. Stephan von Lothringen und Gatte von Maria Theresia, eine folgenschwere Entscheidung traf. Diese erfordert nun Opfer und dieses Opfer betrifft unsere Welt. DER BÜROKRAT steht nun ebenfalls vor einer schweren Entscheidung.

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21 "Pantherjagd"

Hier geht es ordentlich zur Sache und wie der Titel schon sagt ist der Gegner diesmal der ehemalige WIENER WÄCHTER "GRÜNER PANTHER". Mit dem haben nämlich unsere SUPERHEROES eine ganz besonders große Rechnung offen. Doch obwohl GRÜNER PANTHER eher als feig gilt, hat er doch große und vor allem heiße Superkräfte und wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt ist er gar nicht mehr so feig.
Nun müssen sich die AUSTRIAN SUPERHEROES zusammenraufen und wieder gemeinsam arbeiten. Was das für Auswirkungen hat lest Ihr am besten selbst.
Weiters wird hier zum ersten Mal DER VERWALTER erwähnt und dieser scheint nicht zu den Guten zu gehören.

Anschließend gibt es gleich zwei Kurzcomics.
In "Team Berlin" werfen wir einen Blick nach Deutschland und einen Teil der LDH (= Liga Deutscher Helden).
Auch hier sagte mir der Zeichenstil nicht zu, aber wie immer ist das natürlich Geschmackssache.

In "Kalevala" begibt man sich in einen niederösterreichischen Wald in den 60er Jahren. Hier begegnet man der LA STREGA, welche einer AGDA zu Hilfe eilt. Letztere ist vor allem für die nächste Story von großer Bedeutung.

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#22 "Trauma"

Nach dem Kampf mit GRÜNER PANTHER und dessen Auswirkungen hat sich Kurt freiwillig zu einer Behandlung in die Zentrale SESAM einliefern lassen. Auch Kurts Mutter lässt sich dort behandeln, nachdem sie aus einem mysteriösem Koma erwachte.
In den Gefängniszellen sind TASER und DAIMONIA untergebracht und diese Tatsache führt zu einer Verkettung von Umständen, welche größte Gefahr und somit einen Kampf zwischen Gut und Böse bedeuten.
Dies führt aber auch dazu, dass bisherige Ungereimtheiten und offene Fragen beantwortet werden und der "neue" CAPTAIN AUSTRIA wie ein Phoenix aus der Asche aufersteht.

Mit dem Kurzcomic "Ausmusterung" wird die Nebenstory rund um den ersten CAPTAIN AUSTRIA weitergeführt. Wieder im herrlichen Retrostil gezeichnet und somit dem typischen Wiedererkennungswert für diese Nebenstory.

In "Trainingsstunde" wird wiederum die Nebenstory über die Anfänge der ehemaligen WIENER WÄCHTER weiter erzählt. Diesmal in den Hauptrollen LADY HEUMARKT, DONAUWEIBCHEN und der Hanswurst GRÜNER PANTHER.

Mit einem Comicstrip von Nicolas Mahler, den ich Euch bewusst vorenthalte, um Euch die Überraschung nicht zu verderben, endet der 4. Sammelband von ASH.

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Natürlich enthält auch der 4. Sammelband zu jeder Story ein kleines Making-Of der Comics und somit erhält man gleichzeitig auch einen Einblick hinter die Kulissen.

Trotzdem mich diesmal nicht alle Zeichenstile überzeugen konnten, bin ich weiterhin absolut hin und weg von dieser Comicreihe, welche mit Spannung, Action, überraschenden Wendungen und auch mit Tiefgang daherkommt. Inzwischen ist das eine meiner absoluten Lieblings-Comic-Reihen und ich warte nun sehnsüchtig auf den 5. Sammelband.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit vielen Bildern aus dem Sammelband, Angabe von Autoren und Illustratoren, ASH-Comic-Special, Comic-Soundtrack und Rezept zum Comic)

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Veröffentlicht am 24.11.2020

Schwacher 2. Teil der Reihe - was ging mir Alice auf die Nerven...

Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin
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Alice hat den Kampf gegen den Wahnsinn gewonnen – vorerst. Sie hat die Schandtaten des Kaninchens sowie den Blutdurst des Jabberwocks überlebt und will nun ein Versprechen einlösen: Jenny, die Tochter ...

Alice hat den Kampf gegen den Wahnsinn gewonnen – vorerst. Sie hat die Schandtaten des Kaninchens sowie den Blutdurst des Jabberwocks überlebt und will nun ein Versprechen einlösen: Jenny, die Tochter ihres Freundes Hatcher, zu finden. Doch Alice und Hatcher erwartet der nächste Albtraum. Sie müssen in das Reich der verrückten Weißen Königin vordringen, wo das wahre Spiel um das finstere Wunderland bereits begonnen hat. Jeder Zug führt Alice näher an ihre Bestimmung. Aber damit sie als Siegerin hervorgeht, muss sie nicht nur ihre neuen Kräfte zu beherrschen lernen, sondern herausfinden, was mit der rätselhaften Schwarzen Königin geschehen ist ...(Klappentext)

♛♛♛♛♛

"Nirgendwo in der Stadt standen die Bäume so dicht zusammen, erfüllten die Luft mit dem Geruch von Rinde und verrottenden Blättern und griffen nach ihrer Kleidung. Diese Welt erschien Alice vollkommen fremd, und sie war sich nicht sicher, ob sie sie mochte."
(S. 64)


Dies ist der 2. Band der Alice-Reihe von Christina Henry. Es ist schwierig etwas zur Handlung zu sagen ohne zu spoilern. Ich versuche es dennoch mich so vage wie möglich auszudrücken, empfehle jedoch trotzdem nicht weiterzulesen, falls man den 1. Band "Die Chroniken von Alice I - Finsternix im Wunderland" noch nicht gelesen hat.
Daher gilt: Weiterlesen auf eigene Spoiler-Gefahr.

♛♛♛

Die Story dieses Bandes schließt direkt an die des 1. Bandes an.
Alice und Hatcher bewegen sich im tiefen Tunnelsystem unterhalb der Alten und Neuen Stadt, um so schnell wie möglich das Weite zu suchen.
Doch sie sind auch auf einer Mission, denn sie müssen Hatchers Tochter finden. Sie wissen weder wo diese zu finden ist, noch ob sie überhaupt noch lebt. Auch wenn diese Mission fast ein Ding der Unmöglichkeit ist, hilft es den beiden ein Ziel vor Augen zu haben.
Weiters möchte Alice Zauberer finden, die ihr helfen ihre Magie zu verstehen und zu gebrauchen und sie hofft, dass nicht alle Zauberer nach ihrem Leben trachten.
Bei der Suche nach Hatchers Tochter und Zauberern betreten sie unbekanntes Land, welches noch trostloser ist als die Alte Stadt und so wie es aussieht auch noch viel größere Gefahren birgt. Dieses Land soll einer besonders mächtigen Zauberin gehören, die nur "Die weiße Königin" genannt wird. Doch auch sie scheint nicht zu den Guten zu gehören. Im Gegenteil - sie wirkt böser als alle zusammen und dann verlieren sich Alice und Hatcher auch noch aus den Augen und jeder ist auf sich allein gestellt.

"Alices Weg führte zu der Königin, genau wie er zum Jabberwock geführt hatte. Hatcher hatte in einer Vision die 'Verlorenen' gesehen, wie er sie geannt hatte, und Alice hatte von einem Schloß geträumt, das von den Schreien von Kindern widerhallte. Ja. Sie war zu der Königin unterwegs."
(S. 102)


Den 1. Band habe ich von Anfang bis Ende verschlungen. Die Spannung war von der ersten Seite an vorhanden und das Gleiche erwartete ich auch vom 2. Band.
Dieser benötigte jedoch eine ganze Weile, bis er in die Gänge kommt. Vor allem diese ständigen Wiederholungen nervten mich. Immerzu wird betont, dass Hatcher ein Killer und gefährlich, jedoch tief im Inneren ein Guter ist. Auch das Alice nur aus Notwehr tötet, ergo nur wenn es unausweichlich ist, wird immer wieder erwähnt. Ich habe es schon beim ersten Mal kapiert und es entlockte mir nur noch genervtes Augenrollen.
Zudem plätscherte die Geschichte auch allgemein nur so dahin. Das änderte sich dann nach etwa 100 Seiten, auf denen man auf Riesen trifft, die ich äußerst amüsant fand.

Aber kommt danach auch endlich die Story in Fahrt? Leider nein und das lag nicht nur an der Tatsache, dass diese Story, im Gegensatz zum 1. Band, völlig weichgespült wirkt.
Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin bezüglich Blut und Gemetzel ordentlich zurückruderte - es gibt nämlich keines. Nicht das eine Story für mich diese Komponenten unbedingt enthalten muss, sicherlich nicht. Aber da es im 1. Band diesbezüglich ordentlich zur Sache ging, hatte ich eine gewisse Grunderwartung.
Die Atmosphäre ist dadurch nämlich gänzlich eine andere und will so gar nicht zum 1. Band passen. Es bleibt zwar durchaus düster, aber das gewisse Etwas hat gefehlt und ich hatte das Gefühl, als hätte dieses Buch jemand anderes geschrieben. Wo wir auch schon beim zweiten Punkt wären, der mich störte - Alice!

"Alice schlug die Augen auf und stellte fest, dass sie zwischen den Wurzeln des Baumes lag wie in den Armen einer Mutter. Der Boden unter ihr war warm und fruchtbar und vibrierte wie eine prall gefüllte Ader, in der rotes Blut floss. Als sie die Wurzeln um sich herum berührte, zitterten sie unter ihren Fingern wie eine Katze, die nach Zuneigung von ihrem Besitzer sucht."
(S. 185)


Im 1. Band machte Alice eine unglaubliche Entwicklung durch - vom unsicheren Mädchen zu einer starken selbstbewussten Frau, was ich unglaublich gut fand. Und hier, im 2. Band? Ja, hier scheint sich Alice in einen in Selbstmitleid suhlenden und herumnölenden Teenie zu verwandeln.
Als ob das für mich nicht schon nervig genug gewesen wäre, schweift Alice auch ständig und immerzu in die Vergangenheit ab ... natürlich im äußerst melancholischen Stil. Selbst wenn es einmal spannend wird, und das wird es durchaus zwischendurch, schweift Alice ab und man kann sich auf ein Mimimi ihrerseits einstellen. Alice verliert also immerzu den Fokus, was dazu führt, das man auch als Leser den Fokus verliert und so stolpert man durch die Geschichte, bis man am Ende angelangt ist.
Das Ende selbst kann zwar mit einer überraschenden Wendung punkten, doch wirkt es leider lieblos hingerotzt und es werden auch nicht alle Fragen beantwortet und so mancher Handlungsstrang nicht weitergeführt ... Aus die Maus, Klappe zu, Affe tot.

"Und da steh ich nun. Allein im Wald, im Dunkeln, kein Hatcher, kein Messer, keine Ahnung, wohin ich von hier aus gehen soll!
Verdrießlich musterte sie das Häuschen. >>Wahrscheinlich voller Ungeziefer.<<"
(S. 108)


Wie erwähnt gab es durchaus spannende und auch witzige Szenen und aufgrund des einfach gehaltenen Schreibstils huschte ich trotz der Mankos durch die Seiten, aber packen konnte mich die Story diesmal so gar nicht und, meine Güte, was hat mich Alice genervt!

Die Aufmachung ist jedoch, wie auch beim 1. Band, gelungen. Nicht nur das Cover ist ein Eyecatcher, sondern auch die wundervollen kleinen Akzente auf dem Buchschnitt.

Fazit:
Ich hatte das Gefühl, als wäre hier eine andere Autorin am Werk oder als würde Henry ordentlich zurückrudern und doch einen Dark-Fantasy schreiben wollen, der vielen so ähnlich ist - mit melancholischer, schmachtender und schwadronierender Protagonistin, um eventuell Tiefe zu suggerieren. Das ging in meinen Augen ziemlich nach hinten los und die paar spannenden Szenen reißen das Ganze auch nicht raus.
So war dieser Band eine ziemliche Enttäuschung für mich, nachdem ich vom 1. Band vor Begeisterung völlig aus dem Häusl war.
Trotzdem werde ich die Autorin und ihre Märchenadaptions-Reihe weiter verfolgen, denn den Ansatz, aus Märchen Dark-Fantasy mit eigener Story zu kreieren, finde ich toll.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Autoren-Info und Rezept zum Buch - Rosenblütentee der Königin)

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Die kultige MORBUS-Reihe geht weiter - spannender, gruseliger und blutiger

Der Schlächter von Simmering
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Wien 1984. In der Gemeindebausiedlung Hasenleiten wird der grausam verstümmelte Leichnam der 17-jährigen Schülerin Andrea Reiter aufgefunden. Ganz Wien ist entsetzt über das Gewaltverbrechen. Doch bevor ...

Wien 1984. In der Gemeindebausiedlung Hasenleiten wird der grausam verstümmelte Leichnam der 17-jährigen Schülerin Andrea Reiter aufgefunden. Ganz Wien ist entsetzt über das Gewaltverbrechen. Doch bevor die Polizei den Mörder stellen kann, gibt es weitere grässlich zugerichtete Tote. Der Killer schlägt sogar in der übernatürlichen Bevölkerung der Stadt zu.
Erst als Privatdetektiv Bernd Waidmann durch eine geheimnisvolle Klientin in den Fall hineingezogen wird, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Schon bald wird klar, dass die ermordete Schülerin Geheimnisse hatte.
Schnell geraten Bernd Waidmann und BASILISK zwischen die Fronten. Können sie sich gegen Unterweltganoven, Monster, Hexen, wilde Lust und Rockmusik behaupten und den Schlächter von Simmering aufhalten? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Der Tod wohnt in Simmering. Die Wiener wissen genau: Irgendwann bist reif für den Holzpyjama und landest am Wiener Zentralfriedhof, praktischerweise mit der 71er-Linie direkt zu erreichen."
(S. 33)


Im 11. Bezirk von Wien geht in der Gemeindebausiedlung Hasenleiten die Angst um, denn ein Mörder streift durch die Straßen. Das erste Opfer war die 17-jährige Andrea Reiter. Diese war wahrlich kein Kind von Traurigkeit und hatte es faustdick hinter den Ohren, doch sie hat es nicht verdient so abgeschlachtet zu werden.
Bald kursieren Gerüchte über eine wolfsähnliche Bestie in Wiens Straßen und da wird es für die Mitglieder der Geheimloge BASILISK Zeit dem Ganzen nachzugehen.
Bernd, der nebenher noch als Privatdetektiv arbeitet, bekommt zudem Besuch von einer äußerst verführerischen Dame, welche den Mord an ihrem Liebsten aufgeklärt haben möchte. Auch dieser wurde auf bestialische Art ermordet ... und da waren es schon zwei Opfer.
Die Zeit drängt, denn der Schlächter von Simmering scheint gerade erst so richtig warm zu laufen.

Dies ist der 5. Band der MORBUS-Reihe und spielt zeitlich nach den Geschehnissen von Band 3. und 4.

"Als Robert die Gartenschere sah, begann sein ganzer Körper panisch zu zittern. Fast liebevoll wurde sein rechter Mittelfinger angehoben, dann schlossen sich die scharfen Klingen der Schere bereits um ihn. Mehrmals. Glied für Glied. Finger für Finger."
(S. 23)


In diesem Band lernt man den 11. Bezirk Wiens kennen, wandert durch dessen Straßen, kehrt in das ein oder andere urwienerische Gasthaus und Cafè ein und besucht natürlich auch den Wiener Zentralfriedhof. Dabei lernt man nicht nur skurrile Gestalten kennen, sondern begegnet auch einem Ghul, einer Dame, welche aus dem Roger Rabbit-Film entsprungen zu sein scheint, begibt sich in die Punk-Rock-Szene und raucht mit einem Unterweltboss eine Zigarre. Alles natürlich mit herrlich wienerischem Lokalkolorit, inklusive viel Schmäh, trockenem Humor und Situationskomik.
Bisher klingt das nach einem humorvollen und gemütlichen Schauerroman, doch das täuscht, denn hier wird verstümmelt und es spritzt ordentlich Blut. Für allzu schwache Nerven ist also auch dieser Band nur bedingt zu empfehlen.

Die Story strotzt nur so vor überraschenden Wendungen, die Spannung ist allgegenwärtig und am Ende wartet ein zusätzlicher Twist, der einen überascht aufkeuchen lässt.
Die Figuren sind, wie immer, fantastisch ausgearbeitet und, wie schon erwähnt, herrlich skurril. Im Grunde könnte sich hinter jedem/jeder der Schlächter verbergen und dann kommt doch alles anders als man vermutet und gerätselt hat.

"Das schrille Aufheulen der Sirene irritierte das Wesen einen Augenblick. Bernd nützte den Moment und schoss auf den Verfolger. Das mordlüsterne Wesen zuckte zusammen, als die Kugel ins faulige Fleisch einschlug. Gräuliches Blut spritzte über die Fahrzeuge. Es stank auf einmal, als hätte man einen Güllesilo angezapft."
(S. 61)


Auch der Schreibstil ist gewohnt flüssig und die Erzählweise packend.
Einzig das Korrektorat hat hier ordentlich geschlampt. Leider ist das Ausmaß so groß, sodass die vielen Rechtschreibfehler und grammatikalischen Schnitzer nicht mehr als bloße Schlampigkeitsfehler durchgehen. Wenn erstmal der Lesefluß dadurch ins Stottern gerät, ist es wirklich nicht mehr schön anzusehen, geschweige denn zu lesen. Das war schon fast gruseliger als die Story selbst.
Aber nur fast, denn trotzdem habe ich das Buch inhaliert und mich am Ende zufrieden zurückgelehnt. Wenn ich jedoch bei jedem Schnitzer einen Kurzen gesoffen hätte, wäre ich wohl nicht über 20 Seiten hinaus gekommen.

Im Anschluß erwartet einen noch eine detektivische Kurzgeschichte mit Bernd Waidmann und ein kleiner Auszug über die Geschichte der Jugendbewegung in den 70ern. Ein Dialektglossar darf auch hier natürlich nicht fehlen.

Auch die ein oder andere Illustration ist wieder enthalten. Diesmal von Ronald Putzker und Synthe Sizer, meiner Favoritin unter den ComiczeichnerInnen und das nicht nur österreichweit. Das Cover hat diesmal Jörg Vogeltanz kreiert, der inzwischen sicher jedem der meinen Blog liest bekannt sein sollte.

Fazit:
Dieser Band enthält wieder eine Story ganz nach meinem Geschmack - Spannung, viele Wendungen, trockener und oft morbider Humor, viel Blut und schräge, wie auch unheimliche Figuren. Ich habe das Buch weggeatmet wie nix.
Dem Korrektorat würde ich aber nur zu gerne anständig auf die Finger klopfen!
Von der MORBUS-Reihe war ich, wie inzwischen so manche wissen, von Anfang an begeistert, doch mittlereweile gehört sie zu meinen absoluten Lieblingsreihen.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Autoren- und Illustratoren-Info)

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Herrlich schaurig-blutiges Lesevergnügen aus österreichischer Feder. Ein Highlight!

Die Herrin der Albträume
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Wien 1984. Schreckliche Albträume stören den Schlaf der Städter. Finstere Mächte manipulieren die Energien von Wien. Ein geheimnisvoller Fremder sorgt für Spannungen unter den übernatürlichen Wesen.
Thomas ...

Wien 1984. Schreckliche Albträume stören den Schlaf der Städter. Finstere Mächte manipulieren die Energien von Wien. Ein geheimnisvoller Fremder sorgt für Spannungen unter den übernatürlichen Wesen.
Thomas Steinbecker, Magier der Geheimorganisation BASILISK, versucht das Geheimnis hinter den seltsamen Vorgängen zu enträtseln. Doch dieses Mal kann er nicht mit der Hilfe seiner Mitstreiter rechnen. Darum schart er eine Gruppe ungewöhnlicher Verbündeter um sich: ein lebendiges Skelett, eine Salzgurkenverkäuferin aus dem Prater und die eigensinnigste Tochter des Donaufürsten. Gemeinsam begeben sie sich auf ein Abenteuer jenseits des Wiens, das sie kennen. Sie ahnen nicht, welcher Schrecken dort auf sie wartet. Die Herrin der Albträume regiert diese Welt und sie kennt keine Gnade...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Heut gemma die Toten anschau'n,
du wirst deine Aug'n ned trau'n,
wie sie schlitzen und schlatzen,
und am Sargdeckel kratzen,
du wirst deine Aug'n ned trau'n.

Heut gemma die Toten anschau'n,
die hinichen Mandln und Frau'n.
Da liegen's in da Gruab'n,
da frein sie die Wurm
über die hinichen Mandln und Frau'n."
(S. 114)


Dies ist der 4. Band der MORBUS-Reihe und es sind natürlich auch wieder zwei Geschichten aus dem MORBUS-Universum enthalten. Dieser Band spielt parallel zum 3. Band "Im Zeichen des Terrors". Bei diesen beiden Bänden ist es also egal, ob man zuerst den 3. oder 4. Band liest. Man sollte jedoch beide nach dem 2. Band "Bei Vollmond bist du tot" lesen.

Und nun möchte ich Euch die beiden Storys etwas näher vorstellen...

I. Besucher aus dem Schattenreich

Seit den Vorfällen, bei denen ein Werleopard in Wien sein Unwesen trieb und ein geheimnisvoller Gegner daran nicht ganz unschuldig zu sein scheint, ist ein Monat vergangen.
Die Geheimloge BASILISK, deren Aufgabe seit Jahrhunderten darin besteht Wien vor geheimnisvollen Kreaturen und mysthischen Wesen zu beschützen, welche nichts Gutes im Sinn haben, muss unbedingt mehr über diesen Gegner in Erfahrung bringen.
Die Zeit drängt, denn es scheint das Tor zum Wien der Träume geöffnet worden zu sein. Dort drüben lauert etwas Dunkles und möchte sich Zutritt in das Wien der 80er Jahre verschaffen. In Schönbrunn bei der Kleinen Gloriette hat alles begonnen und rund um diesen Bereich sterben seither kleinere Tiere und die Natur.
Gleichzeitig werden Wiens Bewohner von Albträumen geplagt, so furchteinflößend und real, sodass es zu grausigen Vorfällen kommt.
Um dies alles aufzuklären, muss sich das Team BASILISK aufteilen. Während Harry - der Chef, Walter - der Bibliothekar, Petra - das Grufti-Girl und Bernd - der mürrische Privatdetektiv, zu einem anderen Fall gerufen werden, muss Thomas - junger Magier und Jus-Student, ein eigenes Team gründen. Dieses Team besteht aus Grimm - dem Skelett aus der Prater Geisterbahn, der eine unglaubliche Angst vor Spinnen hat (immerhin könnten sich diese Viecher zwischen seinen Gebeinen häuslich niederlassen), Wendy - Salzgurkenverkäuferin im Prater, und Loreley - dem jungen Donauweibchen, welches immer ausbüchst, um Menschendinge zu machen.
Sie vermuten, dass der unheimliche Kerl mit dem Zylinder hinter allem steckt, denn überall wo er auftaucht wird es dunkel und düster und das Knacken von Knochen begleitet ihn auf seinen Wegen.

"Doch man hatte ihn erwischt. Ihm seine Knochen gebrochen, seinen Körper zermalmt und ihn verflucht, auf ewig so herum zu wandeln, ohne ganz sterben zu können."
(S. 59)


II. Die Herrin der Albträume

Die Geschichte rund um den geheimnisvollen Zylinder-Mann mit den knackenden Knochen geht weiter und unsere Gruppe kommt dem Geheimnis und den bösen Machenschaften immer näher.
Während im ersten Teil die Herrin der Albträume nur nebenbei erwähnt wird, tritt sie hier in den Vordergrund. Wer dachte der erste Teil wäre schon creepy und grausig, dem werden hier die Ohren wegfliegen.
Mit Thomas, Grimm, Wendy und Loreley begibt man sich in das Traum-Wien und betritt so das alte Wien, in dem die Pestepidemie wütet.

☠☠☠

Die MORBUS-Reihe ist eine Mystery-Reihe, welche eine Story enthält, die keinem bestimmten Genre zugeordnet werden kann. Es ist eine Mischung aus Mystery-Thriller, Gruselroman und Phantastik, in der sich das Setting im Wien der 80er Jahre befindet.
Hier begegnet man nicht nur uralten und skurrilen Figuren, sondern auch Gestalten aus alten Sagen und Mythen und lernt so manches über das historische Wien kennen. Dabei wandelt man mit den Protagonisten durch Wiens Gassen und betrachtet so manche Sehenswürdigkeit von seiner düsteren Seite.
Auch historische Persönlichkeiten dürfen hier nicht fehlen und diese werden in das unheimliche und grausige Geschehen eingebettet. So kann es durchaus passieren, dass der Fürst Schwarzenberg und sogar die Kaiserin Elisabeth ihre Hände aus längst vergangener Zeit in die 80er Jahre strecken.

"Die Kleine Gloriette war wie ein gewaltiger, missgestalteter Schädel, der das Licht der Welt zu verschlingen drohte. Der Weg war ein Bach aus schwarzen Tränen, die wie Pech an den Tieren klebten und ihnen die Energie raubten."
(S. 70)


Es ist also im gewissem Sinne ein Wienführer der etwas anderen Art, mit viel Lokalkolorit, jedoch auch blutig, ekelerregend und brutal. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass es einem vor Ekel schüttelt, man entsetzt die Luft anhält und auch gleichzeitig schmunzeln muss, denn der trockene und oft typisch morbide Wiener Humor kommt hier ebenfalls nicht zu kurz. Das Buch löst beim Lesen also eine wahre Gesichtsakrobatik aus.

Der Schreibstil ist flüssig und der Erzählstil unglaublich mitreißend und fesselnd. Dichte Atmosphäre, überraschende Wendungen und Cliffhanger machen dieses Buch zu einem wahren Lesevergnügen.
LeserInnen mit sensiblem Magen sollten jedoch darauf achten nicht unbedingt kurz vor dem Lesen etwas zu essen, denn der Autor schreibt nicht nur atmosphärisch, sondern auch plastisch.
Nicht jeder könnte es verkraften in einer Pestgrube zu liegen, während neben einem die Pestbeulen der Leichen aufplatzen und sich der Inhalt über einem ergießt. Nur mal so als Beispiel.

"Die Kreatur, die lautlos aus dem Spalt kroch, war nicht einmal einen halben Meter hoch, hatte krallenbesetzte Hände und Gänsefüße, war prall und von Kopf bis Fuß mit dichtem schwarzem Haar übersät. Trotz der Leibesfülle und den schweren Brüsten, die vor dem Körper baumelten, kletterte das Wesen geschickt wie ein Affe auf das Bett und hockte sich auf die Brust der schlafenden Katzenbesitzerin."
(S. 15)


Im Anschluß ist noch eine Kurzgeschichte enthalten. In "Felis Alba" wird die Sage der weißen Katze lebendig, welche im Katzensteighaus im Bermudadreieck ihr Unwesen treibt und die Bewohner sind dort auch nicht ganz koscha.
Weiter ist natürlich wieder ein Dialekt-Glossar enthalten.

Diesmal haben die Comic-Zeichnerinnen Bianca Haloun und Isabelle "Synthe Sizer" Griessenberger (übrigens einer meiner Favoriten unter den Comic-ZeichnerInnen weltweit) wieder äußerst gelungene Illustrationen beigesteuert.
Hier muss ich jedoch gleich wieder anprangern, dass ich mir mehr dieser Illustrationen in den MORBUS-Büchern wünschen würde, und ich werde nicht müde dies immer wieder zu betonen, denn vielleicht geht mein Wunsch dardurch irgendwann in Erfüllung g.
Das Cover wurde von dem Illustrator Stefan Gutternigh erschaffen und sieht ebenfalls absolut abgefahren aus, wenn ich das mal so sagen darf.

Fazit:
Ich bin seit des ersten Bandes Fan dieser morbiden, gruseligen und gleichzeitig witzigen MORBUS-Reihe. Doch dieser Band konnte mich besonders begeistern .. ja, mich nahezu vor Begeisterung vom Hocker reißen.
Diesen Band habe ich regelrecht verschlungen und erst als ich ihn mitten in der Nacht zu Ende gelesen hatte, zufrieden zugeklappt. Und nun bin ich versucht die Pfade der Protagonisten real zu beschreiten ... vom Wienfluß zur Hofburg und von der Hofburg zum Katzensteighaus im Bermudadreieck.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe, Info zu Autor und Illustratoren und es gibt auch ein Rezept zum Buch...)

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