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Veröffentlicht am 16.03.2017

Nicht sein bester Roman, aber trotzdem ein Roman der fesselt, nachhallt und zum Nachdenken anregt.

Der Jonas-Komplex
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Ein Jahr im Leben eines Wiener Schriftstellers, zwischen Drogen, Alkohol und Frauen. Ein Abenteuer, das Jonas und seine große Liebe Marie bis zum Südpol führen soll. Und ein dreizehnjähriger Junge, der ...

Ein Jahr im Leben eines Wiener Schriftstellers, zwischen Drogen, Alkohol und Frauen. Ein Abenteuer, das Jonas und seine große Liebe Marie bis zum Südpol führen soll. Und ein dreizehnjähriger Junge, der leidenschaftlich Schach spielt, um seinem Alltag zu entfliehen. Dazu Nebenfiguren wie aus einem Tarantino-Film: Ein Anwalt der Hells Angels, ein WingTsun-Großmeister und eine Mörderin, die die Leichen ihrer Liebhaber mit einer Kettensäge zerlegt. Die wirkliche Welt trifft auf die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Und Thomas Glavinic gelingt das große Kunststück, all das in einen mitreißenden Roman über die entscheidenden Fragen zu verwandeln: Wer will ich sein? Und habe ich den Mut, die richtigen Entscheidungen dafür zu treffen?...(Klappentext)

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"Wer wir sind, wissen wir nicht. Beim letzten Durchzählen kam ich auf mindestens drei Personen, die jeder von uns ist. Erstens die, die er ist, zweitens die, die er zu sein glaubt, und drittens die, für die ihn die anderen halten sollen." (Seite 7)

..und somit auch in den drei Hauptprotagonisten dieses Romans, mehr oder weniger ausgeprägt, deren Perspektiven und Gedanken sich abwechseln.
* Der Autor: Typ mit einem sehr zügellosen und aufwendigen Lebensstil - säuft, knallt sich exzessiv mit Drogen die Birne weg und vögelt alles was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Einzig sein Kind kann ihn hin und wieder aus seiner Selbstzerstörung reißen.

* Jonas - der Hauptcharakter vieler vorhergegangener Romane von Glavinic begleitet den Leser auch hier wieder - Vielreisender, Vegetarier und Tierschützer, nicht minder selbstzerstörisch veranlagt wie oben genannter Autor und dabei mit seiner Freundin Marie (auch sie ist Glavinic-Lesern bereits bekannt) eine Expedition zum Südpol zu planen.

* Der Junge - ein 13-jähriges Genie mit einer leichten Form des Asperger-Syndroms, altklug, Leseratte und aus mehr oder weniger schwierigen Familienverhältnissen

Alles beginnt mit dem 1. Januar an dem alle drei Geburtstag haben und ab diesem Zeitpunkt begleitet der Leser sie ein Jahr lang.
Auf den ersten Blick scheinen sie, außer dem Geburtsdatum, nichts gemeinsam zu haben, doch im Verlauf wird klar, dass sie so gut wie ein und dieselbe Person sein könnten, nur in verschiedenen Altersstadien.
Alle drei sind auf jeden Fall Denker und Grübler, ob sie nun über den Sinn des Lebens oder des Daseins (ist ja irgendwie nicht ganz das Gleiche) oder über Alltägliches nachdenken.
Alle drei sind auf der Suche nach sich selbst, nach ihrem Ich und alle drei haben den Jonas-Komplex (= psych./Angst vor der eigenen Größe, Selbstwertmangel) und die große Frage ist - werden sie finden was sie suchen?

Der Autor hat einen ganz eigenständigen und unvergleichbaren Stil und dieser Roman ist wieder ein typischer Glavinic. Ein Roman mit skurrilen Personen, abgedrehten Dialogen, mit viel sarkastischem und morbiden Humor, schockierend, derb, aber auch genauso tiefsinnig, philosophisch und wahr.
Zudem lässt der Autor wieder Autobiographisches einfließen und das Jahr 2015 Revue passieren.
Dies alles auf fesselnde und beeindruckende Art und Weise...zumindest meistens.
Jonas und den Jungen hätte ich ewig begleiten mögen und verschlang diese Passagen. Bei dem Autor verhielt es sich manchmal anders. Nach der Hälfte ging mir dieses Besaufe, Gekokse, Rumgepimpere und regelmäßige Aufwachen mit Filmriss auf die Nerven. Es war so als würde man in einer Zeitschleife festhängen und immer das Gleiche lesen. Einzig seine Gedankengänge und die schrägen Dialoge rissen es wieder raus. Hier wäre weniger besser gewesen.

Zum Nachdenken und vor allem zum bewussten Denken regt dieser Roman aber definitiv an. Steckt in uns allen doch in gewisser Weise dieser Autor, Jonas und Junge - hier auch wieder, mehr oder weniger ausgeprägt.
Dieser Roman treibt uns an mehr Mut aufzubringen - Mut zur Individualität, Mut zur Gedankenfreiheit, Mut der Mensch zu werden der man ist und sein will und vor allem Mut zum Risiko, selbst wenn das Risiko nur darin besteht sich zu verlieben oder auch mal Verantwortung abzugeben, denn nur so findet man sich selbst.
(zumindest ist das meine Interpretation, daher ist der letzte Absatz ohne Gewähr ^^).

Fazit:
Nicht sein bester Roman, aber immer noch ein typischer Glavinic und äußerst lesenswert.
Abgedreht, skurril, morbid und gleichzeitig so tiefsinnig und zum Nachdenken anregend. So etwas schafft wirklich nur dieser Autor.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.03.2017

Mischung aus Big-Brother und Dschungelcamp und genauso langweilig und seicht.

Die Terranauten
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In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere ...

In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn – und sie wird schwanger. Kann sie das Kind austragen?...(Klappentext)

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In den 1990er Jahren gab es das Experiment in der Wüste Arizonas, welches Biosphäre 2 genannt wurde. Acht Frauen und Acht Männer, verschiedene Spezies und Pflanzen sollten in einer künstlichen Umgebung die, durch eine Glaswand von der Außenwelt getrennt, 2 Jahre abgeschottet werden sollten. Das Ziel war, ein von der Außenwelt unabhängiges, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu erschaffen und zu beweisen, dass in so einem System ein Leben langfristig möglich ist.
Dieses Experiment wurde von T.C. Boyle aufgenommen und in einen Roman verpackt.

Erzählt wird aus sich wechselnder Perspektiven von Dawn und Ramsay, welche die Sichtweise aus dem Inneren dieses Systems vertreten und Linda, welche die Sichtweise Außerhalb dieser Abschottung vertritt.
Dies geschieht in Form von Nacherzählungen, vergleichbar mit Tagebucheinträgen.

Ich erwartete einen Roman, welcher die wissenschaftlichen Aspekte behandelt, z.B. wie sich dieses künstliche Ökosystem auf den Körper auswirkt, auf die grundlegenden Aspekte des täglichen Lebens wie Essen, Schlafen, Hygiene, natürlich wie sich das alles auf die Psyche auswirkt (Gruppenbildung, anormales Verhalten, Entgleisung gesellschaftlicher Normen) und wie dies alles auf Außenstehende gewirkt haben muss. Dies alles verpackt in einen Roman, geschrieben von einem hochgepriesenen Autor, der auch als schriftstellerisches Genie bezeichnet wird und nicht nur aufgrund der hohen sprachlichen Qualität, welche seine Bücher beinhalten.
Dies und die vielen positiven Rezensionen ließen mich dieses Buch kaufen - mein erster T.C. Boyle-Roman.

Was mich jedoch erwartete war primitives Big-Brother-Dschungelcamp in Buchform. Zugegeben, es wurden viele Probleme wie z.B. Hunger und der daraus entstehende Futterneid, Sauerstoffmangel und was tun bei einem Stromausfall, behandelt, aber diese wurden meist nur am Rande erwähnt, bzw. schnell abgehandelt. Selbst die Schwangerschaft und Geburt waren so schnell vorbei wie sie erwähnt wurden. Als wären dies nur kleine Problemchen.
Im Vordergrund stehen vor allem Gemütsschwankungen und die daraus resultierenden Streitereien, welche jedoch eher Kindergartenniveau erreichen. Aja, und Sex. Sex ist das Hauptthema in diesem Roman. Mir war durch die Inhaltsangabe klar, dass sich hier einiges abspielen würde, denn von nix wird man ja nicht schwanger...aber Mann...was hier rumgevögelt wurde.

Von den Hauptprotagonisten war keiner wirklich ein Sympathieträger, was mich jedoch nicht sonderlich störte. Auf so engem Raum, über so lange Zeit hinweg und mit all den Problemen würde bei jedem das Animalische und der Egoismus hervortreten (vielleicht auch deswegen die viele Rumvögelei als gäbe es kein Morgen?). Aber hier waren alle von Anfang an Unsympathler und auf einem Niveau pupertierender Teenies.
Vor allem Linda's Passagen ließen mich nicht nur einmal genervt mit den Augen rollen. Hier bekommt man keinen Einblick in die Sichtweise einer Außenstehenden, sondern in die Gedankenwelt einer egoistischen, selbstmitleidigen, bipolaren Dramaqueen. Auf diesen Seiten wird dann gejammert, getrotzt und auf die Welt und alle Mitmenschen geschimpft was das Zeug hält.
Dabei bedient sich der Autor einer sehr einfachen Sprache (wo war hier die hochgepriesene sprachliche Qualität?).
Die Spannung hält sich mehr als nur in Grenzen, sie ist nämlich gleich gar nicht vorhanden. Da wird schon im Vorfeld eines Problems der Ausgang beschrieben oder angedeutet und wenn nicht da, dann im Satz vor dem Ereignis. Es war also immer schon die Luft raus, bevor sie überhaupt drin war.
Der Roman plätschert also seicht dahin und beinhaltet auch die ein oder andere Länge. Und das Ende? Tja, irgendwie gibt es keines. Der Roman endet abrupt - einfach nur Punkt, Klappe zu, Affe tot..oder in meinem Fall die Erwartung, wobei...die war eigentlich schon lange vorher dahin.

Fazit:
Für mich war der Roman eine Mischung aus Big-Brother und Dschungelcamp und auch genauso primitiv und seicht. Meine Erwartungen waren also definitiv zu hoch.
Zu meinem Fazit muss ich wohl nicht mehr viel sage, außer, dass mich dieses Buch und der Autor wirklich enttäuscht zurücklassen.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Der Stromkrieg spannend und fesselnd erzählt. Eine gelungene Mischung aus historischen Tatsachen und Fiktion.

Die letzten Tage der Nacht
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New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache ...

New York, 1888. Thomas Edison hat mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Glühbirne ein Wunder gewirkt. Die Elektrizität ist geboren, die dunklen Tage der Menschheit sind Vergangenheit. Nur eine Sache steht Edison und seinem Monopol im Weg, sein Konkurrent George Westinghouse. Zwischen den beiden Männern entbrennt ein juristischer Kampf, es geht um die Milliarden-Dollar-Frage: Wer hat die Glühbirne wirklich erfunden? Und wer hat also die Macht, ein ganzes Land zu elektrifizieren?...(Klappentext)

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Erzählt wird aus der Sicht des jungen emporstrebenden Anwalts Paul Cravath.
Gerade mal den Abschluß der Uni in der Tasche wurde er schon Partner der Anwaltskanzlei seines früheren Professors und Mentors. Er hatte noch keinen einzigen Mandanten, aber ehe er es sich versieht steckt er im gewaltigsten Patentstreit der Geschichte - dem Stromkrieg.
Sein Mandant - der berühmte Erfinder und Industrielle George Westinghaus.
Sein Gegner - der ebens berühmte Erfinder und als Genie geltende Thomas A. Edison.
Der Grund - die Frage wer von den beiden die Glühbirne zuerst erfunden hat.
Schnell wird klar, dass es hier um mehr geht als diese eine Frage, sondern um Macht, Geld und die Vormachtstellung im industriellen und wirtschaflichen Bereich in den USA. Hier stehen Existenzen auf dem Spiel.
Dem jungen Anwalt wird bewusst, dass er hier mit harten Bandagen kämpfen muss, um das Spiel gewinnen zu können, wobei er selbst in den Strudel der Intrigen hineingezogen wird und zu unfairen Mitteln greifen muss.

Der Einstieg erfolgt sofort mit einem "Knalleffekt" und katapultiert den Leser sogleich in das Jahr 1888, wo die neue Elektrizität ihren Einzug hält. Und ab diesem Zeitpunkt will und kann man nicht mehr mit dem Lesen aufhören.
Der Schreibstil ist äußerst bildhaft und von hoher Sprachqualität. Die Erzählweise flüssig und fesselnd. Die technischen und physikalischen Erläuterungen sind selbst für mich technisches Nackerpatzl verständlich, ja sogar interessant und ebenso fesselnd wie der Rest zu lesen.
Auch die Patentfrage und die Gerichtsprozesse lassen keinerlei Längen aufkommen und ich verschlang diese Passagen regelrecht.
Manchmal liest sich dieser Roman wie ein Krimi, wobei der Spannungsbogen rasant ansteigt und einem die Luft anhalten lässt. Und auch das Ende beinhaltet die ein oder andere überraschende Wendung.
Zudem wird jedes Kapitel durch ein passendes Zitat eines berühmten Erfinders und Visionärs eingeleitet - von Thomas Edison, über Albert Einsteing, bis hin zu Steve Jobs und Bill Gates, um nur wenige zu nennen. Selbst das Nachwort ist hier lesenswert.

Das Besondere an diesem Buch ist jedoch, dass der Großteil der Ereignisse den Tatsachen entsprechen und es die Protagonisten wirklich gab. Der Autor hat nur die zeitliche Reihenfolge etwas verändert, den Stromkrieg auf 2 Jahre komprimiert, etwas spekuliert und Drama in die Geschichte einfließen lassen und daraus entstand dieser überaus fesselnde Roman über den berühmten Stromkrieg zwischen Thomas A. Edison und George Westinghouse.
Die historischen Ereignisse wurde äußerst genau recherchiert, ebenso die Biografien der jeweiligen Protagonisten.
Und dies ist ein zusätzlicher Punkt der mich begeistern und an das Buch fesseln konnte. Hier hat der Autor wirklich viel Herzblut reingesteckt.

Fazit:
Dadurch dieser berühmte Stromkrieg in einen fesselnden Roman gepackt wurde, fand ich es regelrecht spannend diesem historischen Ereignis zu folgen.
Eine gelungene historische Fiktion die mich mitreißen konnte und traurig zurückließ als das Buch zu Ende war. Zu gerne hätte ich noch weitergelesen.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und das nicht nur für Wissenschaftler und Physiker!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Geschichte lebendig und fesselnd erzählt

Shakespeares ruhelose Welt
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Neil MacGregor ist der Autor dieses Buches.
Er ist seit 2002 Direktor des Britischen Museums. Zuvor war er von 1987 bis 2002 Direktor der National Gallery in London. 2008 war er "Brite des Jahres". 2010 ...

Neil MacGregor ist der Autor dieses Buches.
Er ist seit 2002 Direktor des Britischen Museums. Zuvor war er von 1987 bis 2002 Direktor der National Gallery in London. 2008 war er "Brite des Jahres". 2010 erhielt er den erstmals verliehenen Internationalen Folkwang-Preis.
Und ich muss sagen, dieser Mann versteht sein Handwerk Geschichte lebendig zu machen.

Dies ist keine Biographie über Shakespeare, sondern ein Eintauchen in seine Welt, in die Welt seines Puplikums, in die Welt des elisabethanischen und jakobäischen Londons.

Shakespeare schrieb nicht für Aristokraten, sondern für sein Puplikum, in dem sich zwar auch der ein oder andere Aristokrat befand, aber vor allem aus normalen Bürgern bestand. Und so entstand das Englische Drama, in dem sich alle möglichen Figuren tummeln - Träger und Totengräber, Wachsoldaten und herumlungernde Typen, sprich - nicht nur Kaiser und Könige, sondern normale Bürger. Und genau diese Menschen erkannten sich auf der Bühne wieder.
Wenn man versteht wie sie lebten, was sie antrieb und beschäftigte, dann versteht man auch Shakespeare und seine Werke.
Dieses Buch ist quasi eine Biographie Londons zur Zeit Shakespeares. In 20 Kapiteln taucht man in die Welt des damaligen London und seiner Bewohner und lernt sie zu verstehen.

Dies geschieht auf sehr anschauliche Art und Weise, indem jedes Kapitel einem Relikt damaliger Zeit zugeordnet ist und mit dem man in die damalige Geschichte eintaucht. Diese wird wiederum mit den damaligen Werken Shakespeares gegenübergestellt und voilà, schon hat man einen besseren Bezug zu einigen von seinen Bühnenstücken und kann somit so manchen Zusammenhang, so manche Posse und so manche Handlung besser verstehen. Man versteht die Tragik, aber auch so den Witz..und Shakespeare war wirklich verdammt witzig und äußerst sarkastisch veranlagt.
Dies alles erfolgt in einem flüssigen und leicht verständlichem Schreibstil und mit zahlreichen Abbildungen.
Hier gehen Zeit- und Literaturgeschichte gekonnt eine Verbindung ein und gehen Hand in Hand. Geschichte einmal anders, aber auf jeden Fall lehrreich und lebendig und daher alles andere als trocken.

Außer zahlreichen Abbildungen enthält dieses Buch noch eine Bibliographie, welche man nicht unbeachtet lassen sollte und viele Anregungen für weitere Literatur beinhaltet.
Ebenso sind Personenregister, Ortsregister und ein Register von Shakespeares Werken enthalten.

Fazit:
In diesem Buch wird die Geschichte Londons und rund um Shakespeare lebendig. Ich konnte nicht aufhören darin zu blättern und zu lesen, war fast enttäuscht als ich es zu Ende gelesen hatte und das will bei einem biographischen und zeitgeschichtlichen Sachbuch was heißen. Die Meisten legt man nämlich gerne mal für eine Weile beiseite, um sich etwas anderem, etwas weniger anspruchsvollem zu widmen.
Bei diesem Buch ist es anderes - es fesselt, es ist interessant und beinhaltet so viel mehr. Mir hat diese Kombination von Literatur- und Zeitgeschichte gefallen, denn für mich funktioniert das eine ohne das andere nicht und somit war es für mich nahezu perfekt. Ich liebe Shakespeare, ich liebe London und ich liebe historische Geschichte und Biographien und dieses Buch beinhaltet einfach alles.
Für alle Shakespeare- und/oder Londonliebhaber, für alle Biographien- und/oder Geschichtsbegeisterten - dieses Buch kann ich Euch wärmstens empfehlen und daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!
Von diesem Autor werde ich mir auf jeden Fall noch andere Bücher zulegen!!

Veröffentlicht am 05.03.2017

Eine äußerst gelungene Kombination aus historischem Kriegsroman und Fantasy!

Operation Thule
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Ein in altnordisch gehaltener Runentext einer aus der Frühzeit der Wikinger stammenden Steintafel führt den Archäologen und Sturmbannführer Rudolf Krieger nach Finnland.
'Dort, wo die Geister hausen, im ...

Ein in altnordisch gehaltener Runentext einer aus der Frühzeit der Wikinger stammenden Steintafel führt den Archäologen und Sturmbannführer Rudolf Krieger nach Finnland.
'Dort, wo die Geister hausen, im dunklen Reich, ruht mein Bruder im Gewand der Ewigkeit, ganz wie ich. Dieser sagt dir dann, wohin des Weges, tapferer Wanderer!'
Ein reisender Wikinger will den Ort gefunden haben, an dem sich Götter- und Menschenwelt treffen!
Wenn sich dieser lange verschollene Bericht als wahr herausstellen sollte, könnte das damit verbundene Geheimnis den Ausgang des Krieges verändern
....(Klappentext)

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In diesem Roman wird der okkulte Fanatismus Himmlers aufgegriffen und seine Jagd nach Artefakten der alten germanischen Götter, die die Macht des Dritten Reiches verstärken und auch unterstützen sollten.

Es beginnt 1940 als Obersturmbannführer Rudolf Krieger in einem Osloer Museum eine uralte Steintafel an sich reißt und nach Deutschland bringen lässt. Diese Steintafel soll den Weg zur Grenze zwischen der Götter- und Menschwelt beschreiben und somit zu den heißbegehrten Artefakten.
Für diese Mission wird ein Elitetrupp zusammengestellt, unter dem sich auch die beiden Gebirgsjäger Konrad und Daniel befinden. Wie die Meisten dieser Truppe werden auch sie über den wahren Grund dieser gefährlichen Expedition in das nördliche Finnland im Dunklen gelassen, ebenso dass sie nur als Mittel zum Zweck dienen.
Als sie dahinterkommen ist es schon zu spät und sie finden sich in einer mysthischen und grausamen Welt der Götter wieder.

Peter Hohmann hat mit diesem Roman eine äußerst gelungene Kombination aus historischem Kriegsroman und Fantasy erschaffen. Das Mysthische und Fantastische begleitet einem Anfangs nur am Rande, nimmt aber im Verlauf der Geschichte immer mehr Raum ein, bis man sich schließlich in der Götterwelt befindet. Man muss also etwas Geduld mitbringen, bevor man in die mysthische Welt abtauchen darf.

Als Leser begleitet man den Obersturmbannführer Rudolf Krieger auf seiner Suche nach Macht, Ruhm und Ehre. Dabei geht dieser mehl als nur einmal über Leichen, doch für ihn sind das nur kleine und vor allem notwendige Kollateralschäden, die man leicht verschmerzen kann und das ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Man liest auch aus der Perspektive von Konrad, einem der Gebirgsjäger. Er und Daniel sind die Sympathieträger dieses Buches. Beide sind nicht vollends von der Sinnhaftigkeit des Krieges überzeugt, aber für sie gilt Eigenleben vor Fremdleben, um so lebend wieder nach Hause zurückkehren zu können.
Wenn man diese beiden begleitet pfeifen einem nicht nur einmal die Kugeln um die Ohren. Man erlebt einen Bruchteil von der Grausamkeit des Krieges und was das für die Soldaten bedeutet haben mag.
Hierbei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund - Kameraden werden durch Granaten in Stücke zerfetzt oder von MG-Kugeln durchsiebt.
Auch sonst kommt die Action nicht zu kurz und zieht sich durch das gesamte Buch.
Doch dieser Roman zeichnet sich nicht nur durch bildhafte Action und Blutvergießen aus, sondern auch durch hohe sprachliche Qualität und die spannende Erzählweise, welcher sich der Autor bedient. Hier schließt das Eine das Andere also nicht aus.

Fazit:
Ein Roman über die Grausamkeit des Krieges aus der Sicht von Soldaten, Freundschaft und Kameradschaft, Gier und Macht und die geheimnisvolle Welt der Götter Odin, Loki & Co.
Dies alles kombiniert mit Action, Spannung und in einer schönen Sprache erzählt.

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Autoren mit neuen Ideen und frischen Ansätzen. Leider hapert es dann meist an der Umsetzung der Idee und/oder des Neuen und Frischen.
Hiervon bin ich aber absolut begeistert und nicht nur weil Peter Hohmann es versteht zwei meiner Lieblingsgenres zu verbinden.
Für dieses Buch kann ich also nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen.
In diesem Sinne - Tue recht und fürchte niemanden!