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Angelus_mortis

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2025

Stark, schonungslos, ehrlich

Amazonenbrüste
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Stark, schonungslos, ehrlich: so kann man nicht nur die Art beschreiben, wie Reyhan Şahin die Diagnose und Geschichte ihres Brustkrebs erzählt, sondern auch sie selbst.
Persönlich, emotional und provokant ...

Stark, schonungslos, ehrlich: so kann man nicht nur die Art beschreiben, wie Reyhan Şahin die Diagnose und Geschichte ihres Brustkrebs erzählt, sondern auch sie selbst.
Persönlich, emotional und provokant schreibt die Autorin, dabei nimmt sie kein Blatt vorm Mund. Gedanken, Gefühle und Ängste, roh und gebrechlich, werden dem Leser vermittelt.
Ich finde es richtig und wichtig, über den Krebs zu reden, sich auszutauschen und weder die Erkrankung noch die Patienten zu stigmatisieren. Dieses Buch hilft dabei. Ebenfalls kann es für viele, Betroffene und Angehörige, ein Licht im Dunklen sein, solch ein Erfahrungsbericht zu lesen.
Şahin ist eine bemerkenswert Person, die für viele ein Vorbild sein kann. Nicht nur ist sie eine Kämpferin bezüglich des Krebs, sondern sie wehrt sich auch Sexismus, Rassismus und Stigmatisierung.
Sie lebt ihre Unterschiedlichkeiten und 'Migrationsvordergrund' und lässt sich von niemanden einschüchtern. Das ist wirklich sehr bemerkenswert.
Vor allem jüngere Menschen oder Menschen mit „Migrationsvordergrund“ können sich und ihre Erfahrungen hier wiederfinden. Aber grundsätzlich ist das Buch für alle interessant, die sich mit einer Betroffenenperspektive beschäftigen wollen.
Normalerweise lese ich keine (Auto)Biographien, doch 'Amazonenbrüste' konnte mich durch seine eigensinnige und direkte Art überzeugen. Ein sehr gelungenes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2025

Stark, schonungslos, ehrlich

Amazonenbrüste
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Stark, schonungslos, ehrlich: so kann man nicht nur die Art beschreiben, wie Reyhan Şahin die Diagnose und Geschichte ihres Brustkrebs erzählt, sondern auch sie selbst.
Persönlich, emotional und provokant ...

Stark, schonungslos, ehrlich: so kann man nicht nur die Art beschreiben, wie Reyhan Şahin die Diagnose und Geschichte ihres Brustkrebs erzählt, sondern auch sie selbst.
Persönlich, emotional und provokant schreibt die Autorin, dabei nimmt sie kein Blatt vorm Mund. Gedanken, Gefühle und Ängste, roh und gebrechlich, werden dem Leser vermittelt.
Ich finde es richtig und wichtig, über den Krebs zu reden, sich auszutauschen und weder die Erkrankung noch die Patienten zu stigmatisieren. Dieses Buch hilft dabei. Ebenfalls kann es für viele, Betroffene und Angehörige, ein Licht im Dunklen sein, solch ein Erfahrungsbericht zu lesen.
Şahin ist eine bemerkenswert Person, die für viele ein Vorbild sein kann. Nicht nur ist sie eine Kämpferin bezüglich des Krebs, sondern sie wehrt sich auch Sexismus, Rassismus und Stigmatisierung.
Sie lebt ihre Unterschiedlichkeiten und 'Migrationsvordergrund' und lässt sich von niemanden einschüchtern. Das ist wirklich sehr bemerkenswert.
Vor allem jüngere Menschen oder Menschen mit „Migrationsvordergrund“ können sich und ihre Erfahrungen hier wiederfinden. Aber grundsätzlich ist das Buch für alle interessant, die sich mit einer Betroffenenperspektive beschäftigen wollen.
Normalerweise lese ich keine (Auto)Biographien, doch 'Amazonenbrüste' konnte mich durch seine eigensinnige und direkte Art überzeugen. Ein sehr gelungenes Buch!

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Veröffentlicht am 24.08.2025

Eine Familiengeschichte des ungarischen Adels

Lázár
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Der Familienroman 'Lázár' von Nelio Biederman ist eine Veröffentlichung, die durch seine klassische und altertümlichen Art nicht so recht ins Jahr 2025 zu passen scheint. Doch gerade diese Art der Erzählung ...

Der Familienroman 'Lázár' von Nelio Biederman ist eine Veröffentlichung, die durch seine klassische und altertümlichen Art nicht so recht ins Jahr 2025 zu passen scheint. Doch gerade diese Art der Erzählung und das inhaltlich Handeln des Romans, haben mich so vom Familienepos einer ungarischen Adelsfamilie überzeugt, der das ganze zwanzigste Jahrhundert umfasst.

Die Erzählung beginnt mit der Geburt von Lajos Lázár, der zur Jahrhundertwende auf dem Waldschloss der Familie, in dem seit Generationen nach den gleichen Regeln und Traditionen „geherrscht“ wird, geboren. Weitere Familienmitglieder werden als handelnde Figuren eingeführt. Die Eltern, die Schwester und der Onkel Lajos' Rücken in den Vordergrund. Mit dem Verkauf der Geschichte werden wir auch die Kinder Lajos', Eva und Pista, begleiten.
So verfolgen wir die Familie und ihre Schicksale ab Beginn des 20. Jahrhunderts, vor während und nach Kriegen.

Dabei bleibt es nicht nur bei Nacherzählung von Zeitgeschehnissen und Übermittlung der Familienbiografie.
Biederman schafft es feinfühlig die inneren Konflikte und Gefühle seiner Figuren auszumachen; ihre Träume, Zweifel, Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte zu übermitteln, sodass man ein besseres Verständnis der damaligen Zeit kriegt und eine überzeugende Entwicklung der Charaktere vorliegt. Das Mühsame, bei gewöhnlichen Geschichtsromanen, fällt dadurch weg.

Schriftlich ist der Roman angenehm gestaltet, wodurch man einen stetigen, ununterbrochen Lesefluss hat und sich vollkommen der Geschichte hingeben kann. Das hohe Tempo der Erzählung, erweist sich als notwendig, um dieser großflächigen Erzählung, gerecht zu werden. Es besteht normalerweise die Gefahr der Oberflächlichkeit, doch Biedermann versteht es, den Rhythmus zu halten, wodurch der Roman lebendig und verspielt wirkt.
Der Wechsel zwischen realistischen Schilderungen historischer Ereignisse und aus der Fantasie des Autors entsprungene Beigaben, zum Füllen der inhaltlichen Lücken, ist nahtlos.

Biedermann erfindet das Genre nicht neu, Erzählung zu Adelsfamilien während der Kriegs- und Nachkruegszeit gibt es viele, und doch schafft er ein souveränes Familienroman zu schreiben, dass einem nicht so schnell aus dem Kopf geht.

Doch die Geschichte wirkt zu konventionell, nicht zwingend notwendig für die Gegenwart, um langwierig zu sein. Und doch gerade diese Konventinelle gefällt mir, denn es wirkt nicht so zäh und erdrückend wie die herkömmlich notwendigen Überlieferungen des 20. Jahrhunderts.
Insgesamt ist 'Lázár' ein unterhaltsamer, mitreißender Roman, der gekonnt mit Figuren, Historie und Fiktion spielt.
Sehr empfehlenswert, vor allem für Geschichtsfans!

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Veröffentlicht am 24.08.2025

Groteske Satire

Gym
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"Gym" von Verena Kessler schlägt eine ganze andere Richtung ein als erwartet. Auf dem ersten Blick scheint es eine clevere Satire zu sein, die im Laufe der Handlung, eine beeindruckende Tiefe zutage legt.

Die ...

"Gym" von Verena Kessler schlägt eine ganze andere Richtung ein als erwartet. Auf dem ersten Blick scheint es eine clevere Satire zu sein, die im Laufe der Handlung, eine beeindruckende Tiefe zutage legt.

Die Protagonistin, die eher einen 'Bürojob-Körper' hat, braucht dringend den Job im 'MEGA GYM', nachdem sie ihren gutbezahlten, arbeitsintensiven Job verloren hat, und erfindet kurzerhand ein Kind, ihren neugeborenen Sohn, den sie zu unterstützen versucht, um ihre körperliche Verfassung zu erklären.
Doch diese Notlüge bildet bald eine komplexe Konstruktion, die immer schwerer zu erhalten ist. Auch ihre Vergangenheit dringt immer mehr in den Vordergrund.

Der Roman beginnt recht leichtherzig, wird, nach dem Auftauchen der Bodybuilderin Vick, immer intensiver. Nicht die Geschichte ändert sich, sondern auch die Protagonistin und ihre Ziele. Diese Veränderungen wirkt anfangs nicht ganz nachvollziehbar, wird aber nach Einblicken in die Vergangenheit immer schlüssiger. Man bekommt häppchenhafte Rückblicke in ihr Leben vor dem 'MEGA GYM'. Langsam findet man immer heraus, bis der Kreis sich völlig schließt.
Für mich war es das perfekte Ende.

Was Anfangs nur wie ein gewitzter Satire-Roman scheint, der auf das Lachen der Leser hofft, doch schon bald merkt man, dass es nur die oberflächliche Verkleidung ist.
Es geht um Selbstverwirklichung, Selbstinszenierung, den Erwartungsdruck der Gesellschaft nach der Geburt wieder in Topform zu sein, obsessives Verhalten, psychische Labilität und Perfektionismus, der zu Selbstzerstörund führt.

Insgesamt ist es ein sehr gelungener Roman mit einer gekonnten Mischung aus Witz und Tiefe. Definitiv empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 21.08.2025

Zwischen Harvest-Spice-Latte und dem Herbstlaub-Festival

Falling Like Leaves
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Eine herbstlich Wohlfühlromance mit überraschender Tiefe.
Perfekt für den kommenden Herbst tauchen wir in 'Falling like Leaves' in eine Smalltown-Second Chance-Romance mit der schönsten herbstlichen Gemütlichkeit ...

Eine herbstlich Wohlfühlromance mit überraschender Tiefe.
Perfekt für den kommenden Herbst tauchen wir in 'Falling like Leaves' in eine Smalltown-Second Chance-Romance mit der schönsten herbstlichen Gemütlichkeit ein.

Ellis Leben ist gut strukturiert und ihre Zukunft bereits durchgeplant. Doch als ihre Eltern eine Beziehungsreise brauchen, landet sie bei ihrer Cousine und Tante in Bramble Falls, der letzte Ort wo sie sein will, kurz bevor sie ans Columbia gehen will, um Journalismus zu studieren. Statt Studienvorbereitung heißt es Herbstlaub-Festivalvorbereitung und eine Konfrontation mit ihrer Vergangenheit.
Als sie wieder auf Cooper trifft, ihr erster Kuss, muss sie sich dafür entscheiden, was wichtig ist und ihre felsenfeste Pläne geraten ins wanken. In Bramble Falls lässt sie sich auf weitaus mehr ein, als nur Feierlichkeiten und Harvest-Spice-Lattes.

Schon nach den ersten paar Seiten hat mich 'Falling like Leaves' durch seine Feinfühligkeit, mit der die Autorin erzählt, was Veränderungen bedeuten.
Ellis ist eine echt sympathisch Protagonistin. Ihr inneres Gefühlschaos kann man sehr gut nachvollziehen. Manchmal wirkten ihre Entscheidung und Emotionen etwas irrational auf mich, doch insgesamt wurde sie sehr gut entwickelt. Sie ist stur und eigenwillig und fügt sich nicht ihrer Situation, sie ist bereit zu kämpfen. Doch was, wenn man für das falsche kämpft?
Die Tiefe, mit der die Autorin Themen wie, Pflichtgefühl, Wut, Sehnsucht, das Loslassen alter Vorstellungen, das Wiederentdecken von Nähe und Vertrauen und Veränderung behandelt hat, war positiv überraschend, sodass sich das Buch um Einiges realer anfühlte.
Misty Wilson ist es gelungen einen immersiven und spannenden Kleinstadt-Setting zu schreiben, der ganz und gar nicht langweilig war. Die ganzen beschriebenen Farben, Gerüche und Emotionen waren überwältigend. Ich hatte richtig Spaß über die Aktivitäten des Herbstlaub-Festivals zu lesen und mehr von ihnen zu erfahren. Am liebsten wäre ich selbst nach Bramble Falls gezogen!
Die Slowburn-Romance mit Ellis und Cooper gefiel mir ausgesprochen gut. Die langsamen Annäherungen, die zweite Chance und die Konfrontationen mit der Vergangenheit haben die Romanze um einiges süßer gemacht.
Aber nicht nur die beiden wurden sehr gut geschrieben, sondern auch die Nebenfiguren, wie Sloane, Jake oder Asher hätten ihre eigene Geschichte verdient.
Abschließend kann gesagt werden, dass 'Falling like Leaves' eine zuckersüße und herzerwärmende Second-Chance-Romance, die in einer wunderbar herbstlich und atmosphärischen Kleinstadt-Setting abspielt.
Eine tolle herbstliche Jugendromance perfekt für verregnete Herbsttage mit einem Tee (oder einem Harvest-Spice-Latte ;) ) in der Hand. Wirklich empfehlenswert!

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