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Veröffentlicht am 03.05.2017

Seifenblasen

Das Nest
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Die vier Geschwister Jack, Leo, Melody und Bea, der Familie Plumb sollen ihr Erbe in einigen Monaten antreten, nämlich dann, wenn die Jüngste von ihnen ihren 40. Geburtstag feiert. Der Vater hatte einen ...

Die vier Geschwister Jack, Leo, Melody und Bea, der Familie Plumb sollen ihr Erbe in einigen Monaten antreten, nämlich dann, wenn die Jüngste von ihnen ihren 40. Geburtstag feiert. Der Vater hatte einen Fond errichtet und ihn durch einen zur Familie gehörenden Anwalt verwalten lassen. Es hatte sich über die Jahre ein ordentliches Vermögen angehäuft. Das Erbe wird von den Geschwistern „Das Nest“ genannt, denn alle spekulieren seit Jahren darauf es zu erhalten und ihre Lebensziele damit erlangen und vervollständigen zu können. Es ist quasi ihr Sprungtuch in ein besseres Leben. Alle von ihnen haben das Geld verplant, ohne es bisher zu besitzen. Doch leichtsinnigerweise gerät Leo in große Schwierigkeiten. Er bittet die Mutter den Fond für ihn anzuzapfen. Getrieben von ihrem zweiten Ehemann, der sich um seinen guten Ruf ängstigt, lässt sie sich überreden. Doch wie gehen die anderen Geschwister damit um, dass ihr Erbe eventuell verloren ist und können die vier es vielleicht doch noch retten, wenn sie gemeinsam kämpfen?




Die Autorin Cynthia D'Aprix Sweeney hat mit ihrem Werk „Das Nest“ eine wunderbare und großartige Familiensaga im Stile von „Das Hotel New Hampshire“ erschaffen, eben eine Familiengeschichte, wie wir sie in Blockbustern lieben und dort am ehesten als Dramedy bezeichnen würden. Sie fährt gewaltige Emotionen auf, Liebe, verletzte Eitelkeiten, Missgunst, Mitgefühl, alles ist dabei. Sie erzählt ihre Story manchmal mit Melancholie, dann wieder humorvoll mit einem gewissen Touch von Situationskomik, Ironie, Zynismus und immer wieder voller Liebe. Cynthia D'Aprix Sweeney verwendet eine schöne, moderne Sprache und ihre Dialoge sind fließend und harmonisch. Schon nach den ersten Seiten ist man in der Geschichte drin und möchte wissen, wie sie enden wird. Die Autroin fängt mich als Leserin ein, hält mich und nimmt mich mit wie auf einer Reise durch das Leben der Familie Plumb.


Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Leser von eminenten Familiengeschichten werden das Buch lieben und ganz sicher verschlingen wollen, genau die richtige Lektüre für ein tristes Novemberwochenende.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Von Bodensteins Vergangenheit holt ihn ein

Im Wald
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Innerhalb kürzester Zeit hat es die K11 gleich mit zwei Mordfällen zu tun. Auf einem Campingplatz wird ein Mann durch Brandlegung ermordet und in einem Hospiz wird eine alte Dame, die bereits dem Tode ...

Innerhalb kürzester Zeit hat es die K11 gleich mit zwei Mordfällen zu tun. Auf einem Campingplatz wird ein Mann durch Brandlegung ermordet und in einem Hospiz wird eine alte Dame, die bereits dem Tode geweiht war, brutal erstickt. Für das Team steht schnell fest, dass die beiden Taten zusammen hängen müssen. Bald gibt es Hinweise zu einem 40 Jahre zurück liegenden Fall... KHK von Bodenstein erlebt eine so noch nie für ihn dagewesene Mordermittlung, handelt es sich bei den toten sowie den Verdächtigen um Menschen, die er bereits sein Leben lang kennt. Kann er objektiv genug urteilen oder kann er sein Wissen um die Personen sogar für die Aufklärung des Falles nutzen? Klar ist zumindest, dass ihm die Fälle sehr nahe gehen. Pia Sander hat es in dieser Zeit nicht leicht mit ihrem Chef. Doch es soll noch weitere Tote geben …




Nele Neuhaus schreibt mit großer Authentizität und atmosphärischer Dichte. Ihre Charaktere sind alle glaubwürdig und lebendig, zudem spielen sie hervorragend miteinander. Die Autorin baut einen enormen Spannungsbogen auf, verwebt gekonnt die Geschehnisse und überrascht mit nicht vorhersehbaren Wendungen. Gerade die persönliche Betroffenheit ihres Chefermittlers von Bodenstein schafft Nele Neuhaus brillant darzustellen, ebenso wie das Dorfleben mit seinen charakterstarken Einwohnern. Ein Pageturner, der mich fesseln und bei der Stange halten konnte und von dem ich mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt habe. Nele Neuhaus hat einen schönen Schreibstil, der das Lesen leicht macht, mit ihren ausdrucksstarken Dialogen in lebendiger Sprache haucht sie ihren Figuren Leben und damit Blut ein.


Sehr gerne vergebe ich diesem Kriminalroman seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle ihn unbedingt weiter. Krimi-Liebhaber werden dieses Buch sicherlich genauso schnell und mit Freude verschlingen, wie ich es getan habe. Es ist bereits der achte Band der Taunus-Krimi-Serie, aber auch wenn man die Reihe um Bodenstein und Kirchhoff/Sander noch nicht kennt, kommt man mit dem Lesen gut klar, da der Fall in sich abgeschlossen ist und keine Vorkenntnisse voraussetzt.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Leben mit der Depression

Minusgefühle
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In ihrem Buch „Minusgefühle“ erzählt die Autorin Jana Seelig ihren Weg mit der Depression zu leben. Sie beginnt damit zu versuchen zu beschreiben, warum sie vor Jahren mit Twitter den Weg in die Öffentlichkeit ...

In ihrem Buch „Minusgefühle“ erzählt die Autorin Jana Seelig ihren Weg mit der Depression zu leben. Sie beginnt damit zu versuchen zu beschreiben, warum sie vor Jahren mit Twitter den Weg in die Öffentlichkeit suchte, um über ihre Erkrankung zu sprechen. Was mit einer Diskussion zwischen ihr und ihrem damaligen Freund begann, nahm quasi über Nacht immense Ausmaße an. Der Hashtagg #notjustsad wird noch immer ausgiebig genutzt und ist für viele eine erste Anlaufstelle.




Jana Seelig berichtet über erste nicht zuzuordnende Symptome, über Zusammenbrüche, letztendlich der Diagnose selbst und ihren Umgang mit der Erkrankung Depression. Aber sie berichtet auch von Reaktionen der Ärzte bis zu nicht immer positiven Stellungnahmen von ihr nahestehenden Personen wie Freunden und Verwandten. Mit dem Erkennen, wer zu ihr hält und wer nicht, hat sie sich letztendlich auch von „Nichtfreunden“ befreien müssen. Wobei eine Veränderung jeglicher Art gerade bei depressiven Menschen nicht einfach ist. Die Autorin schreibt über Behandlungswege, die sie für sich gewählt hat. Sie schreibt außerdem über Minusgefühle, die trotz dem Wissen um die Diagnose und der Einnahme von Medikamenten nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin zum Alltag eines Erkrankten gehören, mal mehr und mal weniger.


Das Buch lässt sich hervorragend lesen, da Jana Seelig mit einer gewissen Spur Humor und Ironie schreibt, sofern es das schwierige Thema denn zulässt. Ich als selbst Betroffene habe auch für mich selbst wieder einmal neue Erkenntnisse aus den Schilderungen ziehen können, nämlich, dass ich anscheinend schon viel länger an der Krankheit leide als bisher angenommen. Demnach begann die Depression bei mir bereits im Teenageralter erste Symptome zu zeigen.


Ein wichtiges Buch, dem ich natürlich fünf von fünf möglichen Sternen vergebe und das ich absolut weiter empfehle, an interessierte Leser, aber auch an Betroffene und Angehörige, nicht als Therapieversuch, jedoch zur Hilfe des Verstehens einer schwierigen Erkrankung, die noch immer einen negativen Touch in unserer Gesellschaft verbreitet.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Lügen haben kurze Beine

Wie aus dem Nichts
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Für Dana Rosin startet der Tag mit einem mulmigen Gefühl. Ihr neuer Freund Alex Wagatha wird sich in einer Stunde mit seiner Noch-Freundin Biggi treffen, um ihr das Ende der Beziehung mitzuteilen. Als ...

Für Dana Rosin startet der Tag mit einem mulmigen Gefühl. Ihr neuer Freund Alex Wagatha wird sich in einer Stunde mit seiner Noch-Freundin Biggi treffen, um ihr das Ende der Beziehung mitzuteilen. Als es verfrüht an der Tür klingelt, bittet Alex Dana, sich auf der Empore im Wohnzimmer zu verstecken, um Biggi nicht noch zusätzlich durch ihren bloßen Anblick zu verletzen. Von ihrem Versteck hört Dana erst eine Konversation, dann erneutes Klingeln, nicht zuzuordnende Geräusche und dann ist es unvermittelt still. Als dann ein Mann mit einer Fuchsmaske in das Wohnzimmer tritt, erleidet Dana unsagbare Ängste – ist das ein Einbrecher? Doch glücklicherweise entdeckt der Fuchsmann Dana nicht und sie wagt sich einige Minuten nachdem dieser die Wohnung verlassen hat aus ihrem Versteck. Sie macht eine unglaubliche Entdeckung: Alex und Biggi wurden vom Fuchsmann brutal ermordet, hingerichtet mit Schüssen.




Mit ausgeprägten Feinsinn hat die Autorin Sabine Kornbichler ein imposantes, psychologisch tiefgreifendes Netz gewebt. Den hohen Spannungsbogen hält sie gekonnt aufrecht und lässt ihren Plot raffinierte und unvorhersehbare Wendungen nehmen. Bis kurz vor Schluss habe ich den Täter nicht erkennen können und so einige der Figuren im Verdacht gehabt. Perfekt kreierte Charaktere, darunter einige Nervensägen, aber viel mehr auch mir bereits liebgewordene Figuren, die ich nun nach Beendigung des Buches erst einmal vermissen werde. Und die ich mir durchaus in einer etwaigen Nachfolgegeschichte würde vorstellen können. Sabine Kornbichler schreibt in einem lesenswerten Stil, ihre Dialoge sind realitätsnah und dadurch ist das Lesen noch einmal interessanter, als es die Geschichte selbst bereits macht. Das Tempo, das die Autorin verwendet ist atemraubend.


Sehr gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sterne und empfehle es unbedingt weiter. Für Leser von hochwertigen, psychologisch untermauerten Kriminalromanen ist „Wie aus dem Nichts“ fast schon ein Muss zu lesen. Denn die Autorin hat hier einen Krimi verfasst, der durchaus Thrillerqualitäten in sich birgt und mich als Leserin wahrlich gefesselt hat.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Neo-noir oder einfach schon Kult

Thymian und Blut
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Ella ist rausgeflogen. Aus ihrem Job als Anästhesistin. Aus der Liebe zu John, der gestorben ist. Aus ihrem Leben. Nun wohnt sie in einem umgebauten Leichenwagen und verdingt sich als Freelancerin in Operationssälen ...

Ella ist rausgeflogen. Aus ihrem Job als Anästhesistin. Aus der Liebe zu John, der gestorben ist. Aus ihrem Leben. Nun wohnt sie in einem umgebauten Leichenwagen und verdingt sich als Freelancerin in Operationssälen und auf Intensivstationen. Sie sucht nach einem neuen Lebensinhalt und nach einem Haus am Meer und muss sich dabei mit Morphin betäuben. Auf ihrer Suche begegnet sie Anna, die ihr ähnelt wie ein Zwilling. Anna ist Berufssucherin und Inhaberin eines Erotik-Shops. Gemeinsam fahren die beiden Frauen durch Deutschland, Tschechien, Rumänien, durch Wald und Steppe. Und treffen von Zeit zu Zeit den Tod … (Dies ist der Originalklappentext, da ich es selbst nicht besser hätte formulieren können!)





Eine Kurzgeschichte, bizarr anmutend, in fast schon philosophischer Sprache. Mitreißend, modern und auf jeden Fall ganz anders als alles, was ich je zuvor gelesen habe. Herrlich herausgearbeitete Charaktere, die lebendig sind und somit voller Blut. Ein Buch für eine mehr als gelungene Nachmittagsunterhaltung.


Meine Bewertung: klare 5 Sterne von 5 möglichen Sternen. Eine unbedingte Leseempfehlung an alle, die offen für Neues sind und sich von einem frischen Schreibstil überraschen lassen wollen. Mich hat die Story begeistern können und ich würde gerne mehr in einem solchen Stil lesen.