Eine Erinnerung, die bleiben muss
Die Ballerina von Auschwitz„Ich sehe es als meine Verantwortung, meine Geschichte zu erzählen. Die Wahrheit darüber zu erzählen, was geschehen ist, damit wir es niemals vergessen – aber auch ein Vermächtnis der Hoffnung und der ...
„Ich sehe es als meine Verantwortung, meine Geschichte zu erzählen. Die Wahrheit darüber zu erzählen, was geschehen ist, damit wir es niemals vergessen – aber auch ein Vermächtnis der Hoffnung und der Lebensfreude zu teilen, damit meine Eltern und Millionen anderer nicht umsonst starben.“ (Dr. Edith Eva Eger)
Inhalt: Ungarn, 1944. Die 16-jährige Edith ist eine begabte Tänzerin und Turnerin. Sie träumt von Olympia und von Eric, ihrer ersten großen Liebe. Doch der Krieg überschattet alles und Edith ist Jüdin. Sie und ihre Familie werden nach Auschwitz deportiert. Dort wird sie gezwungen, vor Dr. Mengele zu tanzen. Ein Tanz, von dem ihr Leben abhängt.
Mein Leseeindruck: Die Lebensgeschichte von Edith Eger hat mich zutiefst berührt. Es sind nicht nur die Ereignisse, die bewegen, sondern vor allem auch die Art, wie Edith sie erzählt. Klar, ehrlich, menschlich. Durch ihre Worte wurde für mich spürbar, wie sich die Zeit des Nationalsozialismus für eine jüdische Familie anfühlte. Die ständige Angst, abgeholt zu werden, das Hin- und Hergerissensein zwischen der Hoffnung auf Auswanderung und der Furcht, die eigene Familie, die Heimat, alles Vertraute hinter sich zu lassen.
Der Moment, in dem die schlimmsten Befürchtungen Realität werden, als die Familie nach Auschwitz deportiert wird, ist kaum auszuhalten. Edith schildert das unvorstellbare Leid, das sie dort erlebt, aber auch die unerschütterliche Kraft, die sie in sich findet. Die Hoffnung, überleben zu können, frei zu sein, eines Tages wieder tanzen zu dürfen. Nicht, um zu überleben, sondern weil das Leben selbst es wert ist.
Was mich besonders bewegt hat, ist die Zeit nach der Befreiung. Die Freiheit fühlt sich für Edith zunächst nicht wie ein Geschenk an, sondern wie ein Rätsel: Wie kann man leben, wenn man innerlich zerbrochen ist? Wie damit umgehen, überlebt zu haben, während so viele andere gestorben sind? Edith beschreibt ihre Schuldgefühle, ihren Schmerz, den Verlust des eigenen Körpers und des Selbst. Und zugleich ihren langen, mutigen Weg zurück ins Leben und zu sich selbst, zu Sinn, zu Vergebung. Zu dem Mut, die eigene Geschichte zu erzählen.
Das Buch ist eine bearbeitete Ausgabe für Jugendliche, basierend auf Ediths Autobiografie „In der Hölle tanzen“. Doch aus meiner Sicht spricht es ebenso Erwachsene an. Geschichten von Holocaust-Überlebenden müssen erzählt, bewahrt und weitergegeben werden. Sie erinnern uns daran, aus der Vergangenheit zu lernen und zeigen uns, was wirkliche Stärke, Menschlichkeit und Hoffnung bedeuten.
Fazit: Aus diesem Buch können wir unendlich viel über Mut, über Menschlichkeit und über die Kraft des Überlebens mitnehmen. Ich habe meine Rezension mit einem Zitat von Edith Eger begonnen und möchte sie auch mit einem ihrer Worte schließen:
„Ich gebe euch dieses Buch, damit ihr so leben könnt, wie ihr in Wahrheit seid: einzigartig und frei.“