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Veröffentlicht am 23.02.2017

Truth hurts

In deinem Herz
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Ich möchte darauf hinweisen, dass ich hier den letzten Band einer Trilogie rezensiere, und obwohl ich für dieses Buch nicht spoilere, ist es durchaus möglich, dass es zu den ersten beiden Bänden Hinweise ...

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich hier den letzten Band einer Trilogie rezensiere, und obwohl ich für dieses Buch nicht spoilere, ist es durchaus möglich, dass es zu den ersten beiden Bänden Hinweise gibt. Falls ihr die noch nicht gelesen habt, ist jetzt die perfekte Gelegenheit, euch unauffällig und vorsichtig von dieser Rezension zurückzuziehen.

The coast is clear? Ok.

Zoe ist vor Elias geflohen, nachdem sie etwas Erschreckendes bei ihm gefunden hat. Sie lebt jetzt bei Franzi und Luna, die sich als richtig gute Freunde entpuppen. Eigentlich weiß sie, dass es am besten wäre, ihren Verdacht der Polizei mitzuteilen, doch ihr Gefühlswirrwarr lässt keinen klaren Gedanken zu. Niklas leiht ihr nicht nur seine Schulter zum Anlehnen, sondern sogar ein Hoodie zum Anziehen, und sie lernt seine überaus nervige Mutter kennen. Immer wieder wird sie von Erinnerungsfetzen überfallen, die sie nicht richtig zuordnen kann und was hat es mit ihren Zeichnungen auf sich? Zoe hat das Gefühl, dass sie mit dem Zeichnen mehr Unheil anrichtet, doch dann ist es ihre Begabung, die sie nicht nur auf die Spur eines Mörders führt, sondern möglicherweise auch Leben retten kann.

Wie schon in den ersten beiden Büchern schafft es Heidrun Wagner, das Tempo und die Spannung hochzuhalten, das ist ihre Begabung. Dass es mir am Schluss fast ein wenig zu schnell ging und mir das letzte Fitzelchen an Information fehlt, ist schon fast ein Luxusproblem, und das Ende mochte ich nicht hundert pro, doch das ist zum Teil auch meiner Abneigung einigen Protagonisten gegenüber geschuldet. Auf alle Fälle kann ich diese Trilogie jedem ans Herz legen, der Jugendbücher gepaart mit ein wenig Thrill und einem mega Schreibstil mag. Nicht zu vergessen natürlich die Zeichnungen von Miri D'Oro, die es perfekt geschafft hat, das, was Heidrun Wagner erzählt, künstlerisch zu ergänzen. Keine Buchreihe nur für Mädchen! (Das musste jetzt mal gesagt werden. ;D)

Veröffentlicht am 22.02.2017

Die Pforte der Geister

House of Ghosts - Das verflixte Vermächtnis
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So richtig begeistert (man beachte meine subtile Anspielung) ist Melli nicht, als sie und ihre Familie, bestehend aus ihr selbst, ihrer Mutter, ihrem Vater, genannt Big Bobby und ihrem Bruder Bobbyboy ...

So richtig begeistert (man beachte meine subtile Anspielung) ist Melli nicht, als sie und ihre Familie, bestehend aus ihr selbst, ihrer Mutter, ihrem Vater, genannt Big Bobby und ihrem Bruder Bobbyboy , umziehen. Verständlich, geht es doch von New York ins hinterletzte deutsche Kaff, nahezu ans Ende der Welt. Doch was macht man, wenn sich der Vater verspekuliert hat und man eine Villa erbt? Dass diese Villa nicht gerade Schloss Sanssouci ist, ist nichts, was eine Familie ohne Geld groß beanstanden kann. Auch nicht, dass Melli im Testament als eigentliche Besitzerin genannt wird. Die sieht plötzlich Geister und Geisterjäger, einäugige Wesen, eine riesige Dogge und muss sich mit bösartigen dunklen Mächten herumschlagen. Gut, dass sie fast sofort in dem etwa 10jährigen erfahrenen Geisterjäger und seinem Hund ein cooles Team an ihrer Seite hat.

Ein cooles Kinderabenteuer, für das ich jedenfalls nicht zu alt war. Mir gefiel, wie die Leute aufgebaut waren, das waren keine substanzlosen Schatten, die immer mal vorgeholt wurden, wenn man sie brauchte. Die hatten Leben und Eigenheiten, einen ganzen Sack davon, die konnte man sich vorstellen, über sie grinsen oder sich vor ihnen gruseln, je nachdem. Die bildhafte Sprache, eine originelle Auslegung von Geiserjägern und Geistern-über-den-Jordan-Helfern und die wirklich mega Zeichnungen machten das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen, bei dem ein ernsthaft fieser Cliffhanger uns jetzt zappelnd auf den zweiten Band warten lässt.

Veröffentlicht am 20.02.2017

Epidemie des Hasses

Epidemie
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Seit fast vier Jahren ist in Schweden die Gesundheitspartei an der Macht, präsentiert durch den charismatischen und relativ jungen Ministerpräsident Johan Svärd. Svärd hat seinem Volk versprochen, es gesünder ...

Seit fast vier Jahren ist in Schweden die Gesundheitspartei an der Macht, präsentiert durch den charismatischen und relativ jungen Ministerpräsident Johan Svärd. Svärd hat seinem Volk versprochen, es gesünder und schlanker zu machen, und er hält sein Versprechen mit grausamer Konsequenz. Die Schweden bekommen Auflagen: Sie müssen unter einem bestimmten FMQ (Fett-Muskel-Quotient). Wer übergewichtig ist, wird ausgegrenzt, verliert seinen Job, dann sogar seine Wohnung (fettfreies Wohnen wird propagiert). Helen liegt über diesem Ideal-FMQ und sie erträgt die Diskriminierungen nicht mehr länger. Zusammen mit ihrer Tochter Molly versteckt sie sich irgendwo auf dem Land, wo sie Landon, einen netten Kerl, kennenlernt. Auch er weiß, dass sein Job in Gefahr ist und er hat mehr oder weniger zusehen müssen, wie sich seine Ex-Freundin zu Tode hungerte, völlig dem Schlankheitswahn verfallen. Helen verweigert sich diesem Wahn und wie viele andere auch wird sie eines Nachts in SS-Manier verschleppt und in ein so genanntes Fat Camp transportiert - und wer jetzt bei der Erwähnung der SS eine böse Ahnung bekommt, der liegt auch mit dem Fat Camp ganz richtig.

Dieses Buch ... hat mich überrumpelt. Die Banalität der Boshaftigkeit entwickelte sich schleichend, aber unaufhaltsam, sehr, sehr gekonnt von der Autorin umgesetzt. Dachte ich in der ersten Zeit noch "Na ja, jetzt habt euch nicht so", riss es mich wie eine Springflut unvermittelt aus meinem warmen Lesekokon, katapultierte mich in eine extrem glaubhafte, authentische, grausame Dystopie, die leider, leider, leider (!) überhaupt nicht an den Haaren herbeigezogen wirkte. Ich wünschte, es wäre so, aber das Schlimme ist: Genau so, ob jetzt mit Übergewicht oder Juden oder Leuten mit langen Nasen - genau so kann es immer und überall passieren. Und wir werden es alle nicht glauben wollen, weil man auch nach all den historischen Tatsachen, die man weiß und lernt, immer noch nicht fassen kann, wozu Menschen in der Lage sind, sich gegenseitig anzutun. Wir werden den Kopf schütteln, sagen "Das gibt's doch nicht", und uns umdrehen oder wegsehen, wenn etwas passiert, dass diese Aussage als falsch entlarvt. Genau deshalb sollte dieses Buch in der Schule gelesen werden, denn seine Eindringlichkeit erschüttert die moralischen Grundfesten, unseren Glauben an das Gute im Menschen und macht dafür Platz zum Denken, zum Reflektieren, vielleicht sogar zum Aufstehen im Angesicht einer Ungerechtigkeit. Über welches Buch kann man schon so ein Fazit ziehen?

Veröffentlicht am 17.02.2017

Eine Lehre fürs Leben

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Zoey Maisey ist 17, ein musikalisches Genie und ihr ist vor drei Jahren etwas Schreckliches passiert. Drei Menschen starben damals, sie überlebte als Einzige und musste in den Jugendarrest. Doch jetzt ...

Zoey Maisey ist 17, ein musikalisches Genie und ihr ist vor drei Jahren etwas Schreckliches passiert. Drei Menschen starben damals, sie überlebte als Einzige und musste in den Jugendarrest. Doch jetzt hat ihre Mutter den reichen und eleganten Unternehmer Chris Kennedy geheiratet und sie bilden zusammen mit seinem Sohn Lucas, der im selben Alter ist wie Zoey und der vor kurzem geborenen Tochter Grace. Niemals darf Chris von Zoeys Vergangenheit erfahren, hat ihr ihre Mutter eingeschärft. Lucas ist wie Zoey ein begabter Klavierspieler, und als sie beide in einer Kirche mit klassischen Stücken auftreten, steht plötzlich jemand inmitten der Menschen, der völlig die Fassung verliert und Zoey des Mordes beschuldigt. Und um Mitternacht ist Zoeys Mutter tot ...

Das Buch ist fast wie ein Kammerspiel aufgebaut und umfasst in der Gegenwart nur wenige Stunden, die Zeit vom Klaviervortrag bis zum nächsten Tag. Doch in dieser Zeit wird nicht nur der Tod von Zoeys Mutter geklärt, sondern auch immer wieder in die Vergangenheit geschwenkt zu dem, was Zoey damals passiert ist. Sie hatte damals eine Lektion erhalten, die sie jetzt nicht nur durch diese extreme Situation trägt, sondern auch für den Leser moralische Fragen aufwirft. Erzählt wird immer abwechselnd in kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven, ein guter Schachzug, denn dadurch können alle Aspekte des Geschehens gut beleuchtet werden. Allerdings birgt das auch die Gefahr, dass manche Sachen zu ausführlich beschrieben werden, so dass ich in der Mitte des Buches gelegentlich ungeduldig wurde und den Fortlauf der Geschichte lieber etwas gedrängt gesehen hätte. Trotzdem ist das mal wieder ein Buch, das den Namen Psychothriller verdient.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Mord ohne Motiv

Schickimicki
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Als eine schöne, relativ junge Frau ermordet aufgefunden wird, nehmen Alois Schön und seine Mitarbeiterin Natascha die Ermittlungen in der Schickimicki-Szene von München auf. Die Frau war mit einem weitaus ...

Als eine schöne, relativ junge Frau ermordet aufgefunden wird, nehmen Alois Schön und seine Mitarbeiterin Natascha die Ermittlungen in der Schickimicki-Szene von München auf. Die Frau war mit einem weitaus älteren Mann verheiratet, hatte zwei verwöhnte Kinder im Teenageralter - und ging fremd. Ist ihr Verhältnis der Täter? Weder ihre Familie noch ihre Freunde können oder wollen etwas zur Klärung des Mordes beitragen, und dann wird eine Leiche aus dem Deininger Weiher gezogen. Wieder eine schöne, wohlhabende Frau. Ein Serienmörder?

Normalerweise kann man mit Bayernkrimis und dem Gmeiner Verlag nichts falsch machen. In dem Fall jedoch hatte ich von Anfang an mit dem Buch Probleme. Ich kam schon mit dem Schreibstil nicht klar, der sich abgehackt und wie ein Bericht liest und extrem viele indirekte Reden enthält. Die Dialoge lesen sich hölzern, die Sprache der meisten Beteiligten entspricht nicht ihrem Alter, dass sich Befragungen ständig wiederholen mag zwar dem Alltag der Polizei entsprechen, ist aber für den Leser eine langweilige Angelegenheit. Zwischendurch kommen Einschübe vor, die wirken, als wäre dem Autor eingefallen, dass sich vielleicht irgendwer für das Privatleben der Kommissare interessiert, aber gerade was Natascha angeht, schien es mir, als würde eine pubertierende Göre beschrieben, keine Frau von Mitte Zwanzig mit einem verantwortungsvollen Job. Die Auflösung der Fälle sowie das Motiv konnten mich weder überzeugen noch fand ich sie sonderlich logisch. 1,5/5 Punkten.