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Veröffentlicht am 18.05.2017

Glaube, Prostitution und Langeweile

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Martin Bauer ist Polizeiseelsorger und anfangs denkt man noch, er ist eine coole Type. Als sich ein Polizist von einer Brücke stürzen will, springt er selbst, weil er glaubt, dass eben jener Polizist ihn ...

Martin Bauer ist Polizeiseelsorger und anfangs denkt man noch, er ist eine coole Type. Als sich ein Polizist von einer Brücke stürzen will, springt er selbst, weil er glaubt, dass eben jener Polizist ihn retten wird. Er glaubt richtig, doch wenig später ist der suizidgefährdete Polizist trotzdem tot - angeblich hat er sich von einem Parkhaus gestürzt. Bauer kann ausnahmsweise mal nicht glauben, dass das stimmt und er versucht, die Wahrheit herauszufinden. Dabei tritt er ein paar Menschenhändlern zu nahe und auch die Familie des toten Polizisten macht Stress. Zum Glück ist Bauer ein protestantischer Pfarrer, so dass er Halt bei seiner Familie finden kann - vorausgesetzt, er führt nicht ein paar Verbrecher mitten in sein Haus.

Wie geschrieben dachte ich anfangs noch, dass es ein cooles Buch sein könnte. Dass der Pfarrer mal so eben sein Leben riskiert, um das eines anderen zu retten, scheint super, doch wenn man drüber nachdenkt, ziemlich unlogisch. Warum sollte sich ein Selbstmörder darum scheren, ob sich ein anderer in Lebensgefahr begibt? Und wie glaubwürdig ist es, dass ein ehemaliger Schwimmchampion sich von einer Brücke ins Wasser stürzt, um sich umzubringen? Nach dieser Aktion war auch die mühsam aufgebaute Spannung raus aus dem Buch. Es war zwar routiniert geschrieben, aber der Fall so langweilig wie der Name des Pfarrers. Zu viel Familiendrama und Blabla. Es wird immer wieder vom Fall abgeschweift, und ich habe ernsthaft fünf Tage gebraucht, um das Buch zu lesen, weil es mich einfach nicht fesseln konnte. Nächstes Jahr kommt der nächste Seelsorgerkrimi raus, aber ich glaube, zwischen dem Pfarrer und mir war das nicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Lebende Tote auf dem Kreuzzug

Lyssa
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In einem Leipziger Gerichtssaal zückt auf einmal der Richter eine Pistole und tötet den Angeklagten, einen Kronzeugen, zwei verbrecherische Biker und einen anwesenden Unterweltler. In Berlin tötet eine ...

In einem Leipziger Gerichtssaal zückt auf einmal der Richter eine Pistole und tötet den Angeklagten, einen Kronzeugen, zwei verbrecherische Biker und einen anwesenden Unterweltler. In Berlin tötet eine Frau einen korrupten Politiker. In der Nähe von Potsdam sterben nach einem Amoklauf ein älteres Ehepaar. Noch mehrere solcher scheinbar nicht zusammenhängenden Morde passieren, doch Tycho Krämer, genannt der "Geheimnis-Krämer", findet eine Verbindung. Alle Mörder waren totkrank, alle Opfer waren Täter und die Attentäter hatten sowohl ein Symbol (grünes Kreuz) als auch eine Aussage (Gott mit uns) gemeinsam. Stecht vielleicht sogar ein mittelalterlicher Orden dahinter? Krämer kommt einer gewaltigen Sache auf die Spur und gerät dabei einige Male in Lebensgefahr.

Das absolut Geilste vorneweg: der Sprecher! Uve Teschner ist das Beste, das diesem Buch passieren konnte. Ich habe noch nie einen Sprecher erlebt, der nicht nur souverän und dabei relativ schnell und deutlich gelesen hat, sondern auch absolut genial zwischen allen möglichen Dialekten und Akzenten zu wechseln vermochte, ohne dass sich auch nur einer gestellt anhörte. Wienerisch, sächsisch, berlinerisch, Pottlerslang, russischer Akzent - alles kein Problem für den Mann. Und das ist auch gut so, dass er so megaklasse ist, denn so spannend und gut das Buch auch anfing, so schwach endete es. Selbst wenn noch Fortsetzungen geplant sein sollen, so schien es am Schluss, als hätte Heitz einen Abgabetermin verpasst und beschlossen, einfach mal ein halbes Dutzend Erzähl- und Logikstränge unter den Tisch fallen zu lassen. Das fand ich nervig, denn sonst hätte das Buch Potenzial für einen echten Kracher gehabt. Buch also 3,5/5, Sprecher volle Punktzahl und mehr.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Die Helden sind alt und müde

Sherlock Holmes und der Vampir im Tegeler Forst
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Im Jahre 1888 schlachtet ein Mann im Londoner East End Huren ab, bekannt wird er unter dem Namen Jack the Ripper. Weil Lestrade zu spät Holmes und Watson hinzuzieht, kann der Ripper entkommen. Zwei Jahre ...

Im Jahre 1888 schlachtet ein Mann im Londoner East End Huren ab, bekannt wird er unter dem Namen Jack the Ripper. Weil Lestrade zu spät Holmes und Watson hinzuzieht, kann der Ripper entkommen. Zwei Jahre später gibt es eine erneute Chance, den Ripper zu stellen, auf Helgoland, das vom Vereinigten Königreich an Deutschland übergeben wird. Wieder entkommt er und dann wird es Jahrzehnte lang ruhig um ihn. Doch kurz nach dem Ende des 1. Weltkriegs legt es der Ripper auf eine Konfrontation an und Holmes steigt ein. Zusammen mit Watson macht er sich auf den Weg nach Deutschland, zum Filmdreh von Nosferatu und dieses Mal wird sich erweisen, wer dem anderen überlegen ist.

Meine Erwartungen waren hoch. Die Messlatte liegt allerdings auch hoch, denn Conan Doyle hat einen Schreibstil, welcher der Brillanz seines Helden in nichts nachsteht. Den zu treffen, ist schwer. Und hier gelang es so gut wie nie. Das Holmes-und-Watson-Feeling kam so selten auf, dass man schon die berühmte Lupe des Detektivs hernehmen musste, um es zu finden. Das Problem ist wohl, dass es der Autor zu gut gemeint hat. Er hat fleißig recherchiert. Zu Helgoland, zu der Post-WK1-Zeit, zu den Filmemachern in der Zeit. Hätte er einen eigenständigen Roman darüber geschrieben, hätte es was Gutes werden können. So jedoch musste er alles, was er erfahren, erlesen, herausgefunden hatte, irgendwie auf Biegen und Brechen in dem Buch unterbringen, so dass Holmes und Watson die zweite Geige spielten. Der Ton zwischen diesen beiden und im allgemeinen Umgang mit anderen wurde bemüht, aber selten getroffen. Nett war, dass endlich mal alte Leute eine Rolle spielten, ob ich jedoch einen Monolog Watsons über seine Inkontinenz brauchte, bezweifle ich. Und Holmes war so schwerfällig von Begriff, dass es ein Wunder ist, wie sich der Fall zum Schluss auf anderthalb Seiten löste. Dem Buch fehlte alles, was einen Sherlock-Holmes-Roman ausmachte und es kann nur durch seine Recherche und die Infos, die für mich neu waren, punkten. Empfehlen würde ich es dennoch - auf gar keinen Fall an Conan Doyles Fans, aber an geschichtlich Interessierte, die hier ein paar Mal auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Mission impossible: four friends

Die geheime Benedict-Gesellschaft
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Reynie ist ein elfjähriger Waise, der eines Tages auf eine Anzeige stößt, in der besondere Kinder gesucht werden. Er macht die Auswahltests mit und besteht sie alle, genauso wie Kate, Kleber und die winzige ...

Reynie ist ein elfjähriger Waise, der eines Tages auf eine Anzeige stößt, in der besondere Kinder gesucht werden. Er macht die Auswahltests mit und besteht sie alle, genauso wie Kate, Kleber und die winzige Constance. Erst jetzt erfahren die vier Kinder, was sie zu der geheimen Benedict-Gesellschaft führt. Wenn sie bereit sind, werden sie für Mister Benedict Geheimagenten sein, denn jemand versucht, die Weltherrschaft zu übernehmen, indem er unterschwellige Botschaften über die Medien verbreiten lässt und den Menschen den Notstand einredet. Reynie und seine neuen Freunde kommen in das Internat des Mister Curtain und stoßen dort auf eine riesige Intrige, bei der Menschen unter anderem das Gedächtnis gelöscht werden soll.

Die vier sind mal echt sehr besondere Kinder. Reynie ist ein echter Denker, der kriegt schnell jeden Zusammenhang mit (mich jedenfalls hat er öfter alt aussehen lassen). Kleber, der eigentlich George Washington heißt, hat ein fotografisches Gedächtnis und kann sich alles merken, was er je gehört oder gesehen hat. Kate ist sportlich und extrem tapfer und Constance - na, die ist winzig, stur bis einer weint und ohne sie ginge gar nichts. Mir hat das Buch jedenfalls mega Spaß gemacht beim Lesen, zumal ich vor ein paar Monaten ja aus Versehen über das Buch des Nicolas Benedict gestolpert bin und schon sehr begeistert war. Hier hat mal ein Autor echt Spaß gehabt, Kindern was zuzutrauen und originelle Einfälle zu verarbeiten, das alles super verpackt in eine spannende Geschichte und mit viel Wert auf Freundschaft und Zusammenhalt, ohne in was Belehrendes abzutauchen. Fand ich cool. Werde die Nachfolger auch noch lesen und empfehle das Buch allen, die noch Kind geblieben sind oder Erwachsensein nicht als Fulltimejob ansehen.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Freitags gibt es Fisch

Björn Freitag – Smart Cooking
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Einfacher geht's nicht, heißt der Untertitel des Kochbuches, und der zumindest ist richtig. Die enthaltenen Rezepte sind echt einfach zuzubereiten. Oftmals braucht man auch nur einen einzigen Topf oder ...

Einfacher geht's nicht, heißt der Untertitel des Kochbuches, und der zumindest ist richtig. Die enthaltenen Rezepte sind echt einfach zuzubereiten. Oftmals braucht man auch nur einen einzigen Topf oder eine einzige Pfanne, mehr als zwei Töpfe/Pfannen selten. Wenn das smart cooking ist, ok. Dann hatte ich das falsch verstanden. Für mich hätten die Rezepte jedenfalls mehr Pfiff haben können.

Zum Aufbau:
Freitag unterscheidet zwischen den Basics-Zutaten und denen, die man dazukaufen muss. Dazu hat er eine Liste für die Basics erstellt. Die meisten leuchten mir ein, ob es wirklich Kokosessig sein muss, darüber kann man spekulieren, aber ist kein Grund, sich daran aufzuhängen.
Nach dieser kurzen Erklärung, was notwendig sein sollte (oder nicht) geht es sofort ans Eingemachte. Fleisch (wobei dabei auch noch zwischen Fleisch und Geflügel unterschieden wird), Gemüse, Fisch, Suppen und Salate bekommen ihre eigenen Abteilungen.

Die Rezepte:
Das ist das erste Kochbuch, bei dem ich nach drei Rezepten keine Lust mehr habe bzw. nichts mehr finde, das mich so richtig reizt. Was ich probiert habe, war ok, aber von dem Blumenkohlcrumble abgesehen, nichts Besonderes. Vielleicht ist es mir einfach ein bisschen zu einfach oder zu smart - wozu man eine Kochanweisung braucht, um Kartoffeln, Kohlrabi und Bratfisch zu machen, ist mir rätselhaft, und ich bin wirklich kein Küchenprofi.

Sonstiges: Sorry, es gibt keine Lesebändchen. Aber für Kochbüchersammler ist es bestimmt ein nettes Stück im Regal.

Zusammenfassung: Hat mich nicht umgehauen. Nett, auch alltagstauglich. Für mich jedoch eher zu alltagstauglich.