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Veröffentlicht am 20.05.2019

Wie Regen in der Wüste

Windborn. Erbin von Asche und Sturm
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Postapokalypse, irgendwo auf der Erde. Ashara kann über das Element Wind verfügen, sie ist eine Wolkenstürmerin. Es gibt Menschen wie sie, die besondere Gaben haben. Welche, die den Sand beherrschen, das ...

Postapokalypse, irgendwo auf der Erde. Ashara kann über das Element Wind verfügen, sie ist eine Wolkenstürmerin. Es gibt Menschen wie sie, die besondere Gaben haben. Welche, die den Sand beherrschen, das Feuer, sogar Wasser. Doch die Welt ist eine Wüste und die Nomaden, zu denen Ashara gehört, ziehen von Ort zu Ort, um wenigstens das notwendige Wasser und Nahrung zum Überleben zu finden. Dabei werden sie immer von den Dienern der Skar gejagt - derjenigen, die die Menschheit unterdrücken. Ashara stößt bei ihrer Flucht vor ihnen auf das geheimnisvolle Versteck von Menschen mit einem ebenso geheimnisvollen Anführer - Kiyan. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beschließen sie zusammenzuarbeiten. Doch dann geraten Kiyan und Ashara in die Fänge der Skar und alles scheint verloren.

Ich wollte dieses Buch wirklich mögen. Postapokalyptische Szenarien finde ich ja mega, zumindest wenn die Umsetzung passt, und hier war die Idee schon richtig cool. Guter Einstieg, taffes, wenn auch - wie soll ich es sagen - Mädchen, das Männer gern mal am Nasenring herumführt, anstatt zu sagen, was es empfindet. Doch dann. Auftritt der große, geheimnisvolle Held Kiyan. Ab da ging es so steil abwärts, als würde man in einem Sandsturm eine riesige Düne runterpurzeln. Das Verlieben ging ungefähr so: Minute 1: Sag mir deinen Namen! - Nö. - Okay, du da, halbwichtiger Charakter, schlag ihr den Kopf ab! - Nooooin, guckstu, ich heiße Ashara! Minute 2: Hach, er ist eigentlich nicht so schlimm, denkt ja schließlich nur an sein Volk. Minute 3: Kisssss ... wait. What? Wo kam das her?
Richtig schlimm wird's aber erst, als sie in die Festung der Skar kommen (zu denen es viel zu wenig echte Erklärungen gibt, falls das hier wirklich ein Einzelband bleibt, was ich nach diesem Ende ein wenig bezweifle). Ashara zeichnet sich lediglich dadurch aus, dass sie nervt und immer dann Widerstand leistet, wenn es absolut keinen Sinn ergibt und immer dann wegläuft, wenn Kampf angesagt wäre.
Ähnlich überzeugend wie die Romantik verlief hier auch der Aufstand. Minute 1: Wir sind Tänzerinnen, uns geht's gut. Minute 2. Okay, überzeugt, wir machen Revolution! 3 ... wait. What? Wie? Was? Warum?
Wirklich konsequent wurden Asharas Fähigkeiten auch nicht durchdacht. Bei dem einen Schurken wurde durch ihren Windzauber die Flamme stärker. Bei anderen, in ähnlichen Kampfszenen, pustete sie mal eben das Feuer aus. Weiß jetzt nicht, ob ich das so überzeugend finde. Oder warum sie in einer Szene gar nicht hätte abstürzen können, weil sie sich vom Wind nach unten tragen ließe, in einer anderen Szene aber nicht in der Lage ist, sich vom Wind nach oben tragen zu lassen.
Warum die Skar - diese Leute, die wahnsinnige Technik beherrschen - scheinbar nicht mal ein Handy oder wenigstens das Bedürfnis haben, sich gegenseitig ab und an mal auf dem Laufenden zu halten, muss ich auch nicht verstehen. Macht nichts. Gibt bestimmt genügend Leute, die sich das schöne Cover ansehen und dann auch das Buch schön finden. Ich muss ja nicht überall dabei sein.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Die Kälte in Grayne Village

The Lie She Never Told
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Faith Rochester wurde vor drei Jahren wegen Mordes an ihrer Freundin festgenommen, jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Sie verließ ihren Heimatort, zog nach Chicago und baute sich dort ein neues ...

Faith Rochester wurde vor drei Jahren wegen Mordes an ihrer Freundin festgenommen, jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Sie verließ ihren Heimatort, zog nach Chicago und baute sich dort ein neues Leben auf. Jetzt jedoch kehrt sie zurück, kurz vor Weihnachten. Sie hat eine Mission - zu klären, was mit ihrer besten Freundin Emma wirklich passiert ist, denn eines weiß sie: Sie hat sie nicht getötet. Doch in Grayne Village ist nicht nur der Winter kalt, die Leute dort begrüßen sie nicht gerade begeistert zurück. Am kältesten ist dabei Liam: nicht nur Faith' alter Schwarm, sondern auch noch Emmas Bruder.

Was soll ich sagen? Die Idee der Geschichte gefällt mir, zumal sie viel Raum lässt für Verwirrspiele. Zum Teil ist es der Autorin auch gelungen, das umzusetzen. Doch immer wieder lässt die Spannung nach, um in Teenie/Young-Adult-Liebesgedöns abzudriften, vor allem so dermaßen nach Schema F, dass man gähnen möchte. Vor allem, warum wird in allen Büchern aufgezeigt, dass eine junge Frau jedes Mal einem Typen verzeihen muss, der sich zumindest anfangs wie der letzte A... aufführt? Ich vergaß: Weil er heiß ist. Dann ist das okay. Nicht.
Mir sind bis zum Schluss die Motive einiger Beteiligten unklar geblieben, auch dass Faith in der Kleinstadt, die Grayne Village darstellt, einige relevante Personen nicht kennen sollte, gerade, wenn diese nur ein oder zwei Stufen über ihr in der Schule waren. Manches wurde dann immer so hingedreht, wie es gebraucht wurde. Zuerst hieß es, sie hat Selbstverteidigungstraining gehabt, nur wenige Seiten später hat sie auf einmal keine Erfahrung mehr im Verteidigen. Mir ist das Ganze hier nicht konsequent genug zu Ende gedacht worden und das Loveinterest, das sich innerhalb eines Wimpernschlags vom feindlichen A... zum Liebesschwüre säuselnden Trottel entwickelt, halte ich auch für zumindest seltsam. Alles in allem hatte ich mehr erwartet. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Sergeant Teddy meldet sich zum Dienst!

Hidden Legacy - Wilde Schatten
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Nevada hat zum Ende des letzten Bandes beschlossen, dass es eigentlich keine andere Wahl mehr gibt, als mit ihren Fähigkeiten und denen ihrer Familie an die Öffentlichkeit zu gehen und sich als Haus eintragen ...

Nevada hat zum Ende des letzten Bandes beschlossen, dass es eigentlich keine andere Wahl mehr gibt, als mit ihren Fähigkeiten und denen ihrer Familie an die Öffentlichkeit zu gehen und sich als Haus eintragen zu lassen. Ansonsten wird ihre fiese Großmutter nie Ruhe geben und versuchen, sie alle in ihre Dienste zu zwingen. Schon jetzt hetzt sie ihre Schläger auf sie. Damit nicht genug, taucht Rogans Ex ausgerechnet bei Nevada auf und will die Agentur engagieren, ihren verschwundenen Ehemann zu finden. Ganz nebenbei spielt noch ein Psychopath ein bisschen mit anderen Dimensionen und beschwört so das ein oder andere Monster herauf - ein anderer Irrer erschafft den schlimmsten Wirbelsturm aller Zeiten. Viel zu tun also ...

Wie üblich sind wieder einige krasse Ideen verarbeitet worden, wie zum Beispiel Sergeant Teddy, der eigentlich "nur" ein hochintelligenter Grizzly mit Neigung zum Umarmen ist oder Zeus, eine außerweltliche riesige Katze. Dazu wieder jede Menge Action und Kawumm wie in einem Comic, was mir wahnsinnig gut gefällt. Nervig finde ich - vor allem aufdringlicher noch als in den letzten Bänden - das Liebesgedöns zwischen dem mir unsympathischen Rogan und Nevada. Dafür mag ich den Zusammenhalt in Nevadas Familie extrem gern, das macht jeden Unsinn von Rogan wieder wett. Alles in allem typisch solide Ilona-Andrews-Kost, die sich jedoch nicht abheben kann von Band 1 und 2.

Veröffentlicht am 15.05.2019

Mord ist das Wort

Ein perfider Plan
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Eine reiche Witwe geht zu einem Bestatter, regelt die Umstände ihre Beerdigung im Falle ihres Ablebens, kehrt nach Hause zurück und wird sechs Stunden später ermordet. Zufall? Nur eines steht fest: Der ...

Eine reiche Witwe geht zu einem Bestatter, regelt die Umstände ihre Beerdigung im Falle ihres Ablebens, kehrt nach Hause zurück und wird sechs Stunden später ermordet. Zufall? Nur eines steht fest: Der Gärtner war's nicht, sie hatte keinen. Dafür war sie fast zehn Jahre vorher schuld am Tod eines Jungen, den sie überfahren hat, und der permanenten Behinderung von dessen Bruder. Horowitz hat mit dem eigentlich nichts zu tun, er schreibt Belletristik, kein True Crime. Doch dann sucht ihn Hawthorne auf, ein ehemaliger Polizist, der jetzt als Berater für die Polizei arbeitet, und bietet ihm einen Deal an, den er nicht ausschlagen kann.

Nachdem Horowitz einige Sherlock-Holmes-Bücher geschrieben hat (und gar nicht mal übel), dachte er wahrscheinlich, es wird Zeit, selbst mal die Hauptrolle zu übernehmen. Also erfindet er einen Fall und einen Detectiv, der ja so gar nicht an Holmes erinnernt: blass, unsozial, selbst seine Fähigkeiten werden mit nahezu gleichlautenden Worten beschrieben, wie sie Watson für Holmes fand. Das hätte gut werden können, wurde es aber nicht. Horowitz wurde mir von Seite zu Seite unsympathischer. Anscheinenend versuchte er nicht nur, sämtliches Namedropping in diesem Buch unterzubringen (hey, ich arbeite mit den berühmtesten Regisseuren der Welt zusammen und alle berühmten Leute der Welt kennen mich sowieso und nennen mich beim Vornamen!), er stellte sich auch selten dämlich an. Vielleicht glaubt er, der Watsonpart muss minderbemittelt sein, aber dann sollte er seinen Conan Doyle noch mal vernünftig lesen, dann wüsste er, dass der gute Doktor genau das nicht ist. Nein, weder der Fall noch Horowitz' Selfinsert konnten mich überzeugen und sollten Horowitzt und Hawthorne noch einmal "ermitteln", müssen sie das wohl ohne mich tun. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Licence to kill

Lazarus Bd. 1: Die Macht der Familien
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Eine nicht allzu weit entfernte Zukunft: Nur noch 16 Familien sind es, die die gesamte Macht und das gesamte Geld unter sich aufgeteilt haben auf der Welt. Diese teilen alle Menschen in Familie, Knechte ...

Eine nicht allzu weit entfernte Zukunft: Nur noch 16 Familien sind es, die die gesamte Macht und das gesamte Geld unter sich aufgeteilt haben auf der Welt. Diese teilen alle Menschen in Familie, Knechte und Abfall einsortieren. Um ihre Macht, ihre Anwesen zu schützen, halten sich diese Familien Supersoldaten, sogenannte Lazarusse. Deren DNA wurde genetisch verändert, Stammzellen geputscht, bis sie mehr leisten, mehr einstecken können. Sie sind fast unkaputtbar und kaum zu töten. Eine Lazarus ist Forever, die zur Familie Carlyle gehört. Das Problem mit ihr ist, dass sie anfängt zu fühlen, wie ein Lazarus nicht fühlen sollte ...

Das ist mal eine dystopische, düstere Geschichte. Gezeichnet ist sie sehr dunkel, die Szenen sind brutal und halten nichts zurück, Blut spritzt hier allerorten, Hoffnungslosigkeit breitet sich aus, wenn man sich bewusst macht, wie hier Menschen betrachtet werden. Ein Beispiel: Auf einem der Anwesen der Carlyles sind zu Beginn zwei Familienmitglieder, 513 Knechte (also Arbeiter, Angestellte, Soldaten und deren Angehörige) und 32 000 werden als Abfall bezeichnet - Menschen, die hungern, die nicht zum Anwesen gehören, die also mit Waffengewalt davon abgehalten werden einzudringen. Dass sich eine Person unter den Angestellten opfern muss, um die Familie davon abzuhalten, alle von ihnen umzubringen wegen eines vermeintlichen Verrats, ist bezeichnend. Denn dieses halbe Tausend könnte problemlos durch Leute vom Abfall ersetzt werden. Eine dystopische, spannende und gar nicht so realitätsferne Geschichte.