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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2019

Danke, dämonischer Ekel!

Der Totengräbersohn: Buch 4
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Achtung, Teil 4 einer Tetralogie, Spoiler möglich!
Nur weil Emicho vom Mal des Unaussprechlichen befreit ist, heißt das nicht, dass die Nekorer besiegt sind. Der Ritter, sein Knappe Farin und die anderen ...

Achtung, Teil 4 einer Tetralogie, Spoiler möglich!
Nur weil Emicho vom Mal des Unaussprechlichen befreit ist, heißt das nicht, dass die Nekorer besiegt sind. Der Ritter, sein Knappe Farin und die anderen reiten nach Nabenstein, um dem König die Neuigkeiten zu berichten. Am Hofe angekommen, macht Farin dank eines beschwipsten Ekels schnell auf sich aufmerksam, außerdem verliebt er sich unsterblich in ein Fischermädchen und stößt die edlen Damen der Gesellschaft vor den Kopf. Farin kann das multitaskingmäßig richtig schnell, ohne sich anzustrengen.
Zur gleichen Zeit ist Aross mit Ki auf dem anderen Kontinent angekommen und soll in einem Kloster ihre Fähigkeiten beherrschen lernen. Doch der Unaussprechliche hat überall seine Augen und Ohren und Verrat lauert in der Luft (und sonstwo sowieso). Wird es Aross und Farin rechtzeitig gelingen, zusammenzukommen? Unwahrscheinlich, immerhin liegen Welten zwischen ihnen.

Was soll ich sagen? In ihrer Gesamtheit ist diese Reihe so ziemlich das Beste, was man zurzeit in der deutschen Fantasy zu finden vermag und dank ihres Sprechers Robert Frank wird sie als Hörbuch sogar noch besser. Allerdings muss ich sagen, dass mir dieser Finalband am schwächsten vorkam. Nicht nur, dass mir die ganze Aktion auf dem anderen Kontinent eigentlich überflüssig vorkam (und damit meine ich nicht nur roter Pfeil/blauer Pfeil), sondern auch ziemlich unlogisch. Ein bisschen war auch bei Ekel die Luft raus; trotzdem war und ist er der eigentliche und nicht ganz so heimliche Held der Geschichte. Alles in allem habe ich die vier Bände wahnsinnig gern gehört, hatte viele Stunden Spaß an den Wortspielereien, dem Witz, den coolen Protagonisten und habe die Hoffnung wiederbekommen, dass auch in Deutschland die originelle Fantasy noch lange nicht tot ist. Danke, Sam Feuerbach.

Veröffentlicht am 15.01.2019

Vor dem Untergang

Hourglass Wars - Jahr der Flamme (Band 1)
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In einer Welt voller Götter haben eben jene irgendwann beschlossen, alles Schlechte und Böse in eine Unterwelt zu verbannen und den Menschen in der Oberwelt die Chance zu geben, sich als würdig zu erweisen. ...

In einer Welt voller Götter haben eben jene irgendwann beschlossen, alles Schlechte und Böse in eine Unterwelt zu verbannen und den Menschen in der Oberwelt die Chance zu geben, sich als würdig zu erweisen. Doch Menschen sind Menschen und die Oberweltler führen in jede Richtung Krieg. Was sie nicht wissen oder für eine reine Legende halten: Alle 1000 Jahre werden die Ober- und die Unterwelt umgekehrt. Wir befinden uns jetzt am Ende des Jahres 998 und es herrscht noch immer kein Frieden. Wider Willen werden die Kriegsherrin Scarabea Phoenix und der feindliche General Titan von Malyx zu einer Allianz gezwungen, als sie plötzlich von allen Seiten gejagt werden und durch ein seltsames Band verbunden sind: Stirbt der eine, ist auch der andere tot.

Wirklich schade, dass diese Art von Fantasy nur in kleinen, unbekannten Verlagen veröffentlicht wird, wohingegen die großen uns ständig mit Einheitsbrei füttern. Diese Idee ist mir noch nirgends sonst untergekommen, und die Autorin hat eine sehr souveräne und routinierte Art zu schreiben, die sofort mitnimmt. Sie hält sich nicht groß damit auf, etwas zu erklären und erwartet von ihren (mündigen) Lesern, dass die mitdenken. Ihre Protagonisten sind sperrig, störrisch und tödlich und ja, wer unbedingt jemanden braucht, der ihm sympathisch ist, wird mit diesem Buch kaum glücklich werden. Die "Guten" sterben ähnlich schnell wie bei Game of Thrones. Wer sich jedoch darauf einlässt, bekommt eine rasante, brutale und gut geschriebene Geschichte, die ihrem Leser einiges abverlangt. Doch eine Warnung zum Schluss an die Erbsenprinzessinnen: Lasst die Finger von diesem Buch. Es tauchen mehr als drei Protagonisten auf, die eine Rolle spielen, es würde euch nur verwirren.

Veröffentlicht am 11.01.2019

Einer tot, bleiben drei

Jemand wird sterben
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Alice Madison ist eine Polizistin, die gern ihren eigenen Weg geht. Der letzte Fall ist noch nicht lange her, und nur dank des Anwalts Quinn und dessen Mandanten Cameron, der ein mutmaßlicher Mörder von ...

Alice Madison ist eine Polizistin, die gern ihren eigenen Weg geht. Der letzte Fall ist noch nicht lange her, und nur dank des Anwalts Quinn und dessen Mandanten Cameron, der ein mutmaßlicher Mörder von mindestens neun Menschen ist, haben Madison und ihr Neffe überlebt. Quinn wurde dabei schwer verletzt und man könnte glauben, er kümmere sich ruhig um seine Genesung. Doch er hat andere Pläne: noch aus dem Krankenhaus heraus verkündet er ein millionenschweres Kopfgeld auf die Leute, die vor einem Vierteljahrhundert drei kleine Jungen entführt haben - einer der Jungs war sein Bruder David, der das nicht überlebte, der andere Cameron, bei dem seitdem gewissermaßen die Moral ausgehebelt ist. Bald gibt es Tote, und wenn Madison nicht will, dass sich das fortsetzt, muss sie einen Cold Case aufrollen ...

Einerseits verstehe ich, dass diese Reihe nicht viele Fans hat. Giambanco macht keine Gefangenen, sie wirft in die Handlung, verstreut Namen und Personen wie Konfetti und erwartet von ihren Lesern, dass die sich auch an Ereignisse des vorigen Buches erinnern. Ihre Heldin ist spröde, die anderen Hauptpersonen sind Männer mit düsterer Vergangenheit und wenig Skrupel, das durchzusetzen, was sie für richtig und/oder gerecht halten. Aber andererseits schreien immer alle nach Abwechslung, nach etwas, das sich vom 08/15-Krimi oder Thriller unterscheidet, und dann bekommen sie so einen Leckerbissen und werten ihn ab. Muss man nicht verstehen. Wie schon der erste Teil war auch dieser wieder fesselnd und spannend, und ich bedauere, dass es wohl nach dem 3. Band, der nicht mehr übersetzt wurde, und einer Kurzgeschichte nicht mehr weitergeht. Ich hätte gern erfahren, wie eine Polizistin, ein Staatsanwalt und ein Killer die Welt ein bisschen besser machen. Einen halben Punkt Abzug gab es, weil ich ca nach der Hälfte wusste, wer der Drahtzieher im Hintergrund ist, ansonsten gibt's eine dicke Empfehlung.

Veröffentlicht am 08.01.2019

Oh, Sterblicher, der Sensenmann

- Angel - Engel der Nacht
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Mittlerweile ist das hier Band 5, also bitte nicht lesen, wenn man noch nicht so weit ist, spoilerfrei geht's wahrscheinlich nicht.

In Manson schneit es zwar nicht mehr so extrem wie vorher, dafür gibt's ...

Mittlerweile ist das hier Band 5, also bitte nicht lesen, wenn man noch nicht so weit ist, spoilerfrei geht's wahrscheinlich nicht.

In Manson schneit es zwar nicht mehr so extrem wie vorher, dafür gibt's jetzt eine Rattenplage. Überall kriechen die Nagetiere hervor, verbreiten Seuchen und sind allgemein störend. Rachel sind viele Dinge aus ihrer Vergangenheit eingefallen, und sie stellt eine Art magischer Paste her, die über Nacht die Verletzungen von Johnny und auch die Löcher in ihrem und Jebs Körper heilt. Jeb kann wieder arbeiten und sich von Ray anmachen lassen, doch dann findet Rachel heraus, dass es nicht Carol war, die sie vergiftet hat. Doch Lilith kann es auch nicht gewesen sein, denn die hätte nicht so hinterhältig gehandelt. Für den Leser, wenn auch nicht für die Protagonisten gibt es ein paar erhellende Erkenntnisse.

Ich weiß nicht, was es über mich aussagt, dass meine Lieblingsprotagonistin mittlerweile ein kleines Mädchen ist, das in ihrem Kopf die Geister vieler Serienkiller trägt, durch eine Prophezeiung dazu bestimmt ist, den Antichrist auszutragen, und die sich aber rotzfrech, wenn auch grausam ihrem Schicksal entgegenstemmt. Dieser Teil der Reihe begeistert durch Humor und wird auch viel von Zoe getragen, die wie üblich mit dem Messer durch die Leute geht. Was ein bisschen nervt, ist, dass Rachel schon wieder mal "tot" ist und dass scheinbar keiner drauf hört, dass sie sagt, ihr Angreifer hätte ein starres Auge gehabt. Oder dass Johnny der seltsamen Narbe im Hinterkopf nicht auf den Grund geht. Trotzdem ist das eines der Highlights der Reihe und bekommt somit 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Der tut dich totmachen!

Tausend Teufel
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Einen Winter wie den von 1947 haben die Leute noch nicht erlebt. Als wollte sich selbst die Natur an den Dresdnern für das rächen, was sie im Krieg getan oder auch nicht getan haben, stecken die Temperaturen ...

Einen Winter wie den von 1947 haben die Leute noch nicht erlebt. Als wollte sich selbst die Natur an den Dresdnern für das rächen, was sie im Krieg getan oder auch nicht getan haben, stecken die Temperaturen Tag für Tag im zweistelligen Minusbereich. Und das fast zwei Jahre nach Kriegsende, wo es an allen Ecken und Enden an Wärme und Essen fehlt und die Leute schon für Kleinigkeiten töten oder stehlen. Im Februar wird dann erst eine Leiche (mit Kopf) und dann ein Kopf (ohne Leiche) gefunden und Max Heller steht nicht nur vor einem Problem: Wie es scheint, haben die Russen ein Bordell mit Minderjährigen betrieben, doch da das im Großen Sozialistischen Vaterland nicht sein kann, werden ihm ständig Steine in den Weg gelegt.

Obwohl es sich wie auch in Band 1 und 3, die ich bereits kenne, um spannende Verbrechen mit interessant entwickelten Fällen handelt, liegt die Faszination von Goldammers Büchern trotzdem eher weniger in ihnen begründet. Was dieser Autor wirklich mit erschreckender Realität beherrscht, ist, seine Leser mit in die jüngere Vergangenheit zu nehmen. Schreibt er über diesen entsetzlichen Winter in Dresden, friert man. Erzählt er von dem, was die Leute haben oder nicht haben, empfindet man denselben Hunger, denselben Husten, dieselbe Hoffnungslosigkeit. Es schmerzt beinahe körperlich zu lesen, wie sich kleine Kinder in einem Wäldchen durchschlagen und die Ältesten unter ihnen nur Naziparolen kennen oder so abgebrüht sind, dass es ihnen nichts ausmacht, andere zu töten. Die scheinbare Übermacht der Russen, die tun und lassen können, was sie wollen und doch gerade zum Schluss Menschlichkeit beweisen, ist gut dargestellt, ebenso die verschiedenen Positionen, die Heller und sein zurückgekehrter Sohn Klaus ihnen gegenüber einnehmen.
Ein Buch, das sofort abholt und in eine der schlimmsten Zeiten mit zurücknimmt.