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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Blutschule? Sechs, setzen!

Die Blutschule
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Ja, ich habe den PR-Gag verstanden: Herr Fitzek schreibt über einen erfolglosen Thriller-Autor, der ein superschlechtes Buch schreibt. Aber muss es dann wirklich soooo schlecht sein? Ich finde, nein, muss ...

Ja, ich habe den PR-Gag verstanden: Herr Fitzek schreibt über einen erfolglosen Thriller-Autor, der ein superschlechtes Buch schreibt. Aber muss es dann wirklich soooo schlecht sein? Ich finde, nein, muss es nicht. Ein bisschen ernst nehmen sollte man seine Leser und Fans schon, aber dieses Machwerk hier ist reine Geldschneiderei und ich schäme mich zuzugeben, dass ich drauf reingefallen bin.

Worum geht es also? Zwei Jungen ziehen mit ihren Eltern aus Berlin in ein Kaff in Brandenburg, in dem es außer (schöner) Landschaft, klischeehaften Dorfjugendcheckern und einem komischen Typen mit dunker Vergangenheit nichts gibt. Oder fast nichts, denn es gibt die Legende vom Spiegel im See, der jeden, der jemals reinschaut, umdreht. Wer also gut ist, wird böse, wer böse ist, wird gut, und wer vom Mond kommt, darf auf der Erde wohnen. (Den letzten Blödsinn habe ich mir ausgedacht, aber es wäre bei dem Buch auch nicht so abwegig gewesen.) Natürlich glaubt niemand an die Legende (jedenfalls keiner der Neuankömmlinge), bis sich eines Tages der coole Vater verändert und beginnt, seine Söhne im Töten und Foltern zu unterrichten.

Ich sag's mal so: Hätte man das als Kurzgeschichte herausgebracht, könnte man es vielleicht durchwinken und sagen, ja, geht grad noch so. Horrorstorys zeichnen sich ja meistens nicht durch Logik oder sprachliche Feinheiten aus. Aber knapp über 200 Seiten gepflegte Langeweile, stumpfer Splatter und Klischees, dass man bis zum Hals drin watet - danke. Nein, danke. Was für eine gehässige Art, seinen Lesern für ihre Treue zu danken.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Drogen gefährden Ihre Gesundheit!

Killgame
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Warum ich diese Überschrift wählte? Weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, der Autor hätte sich vorm Schreiben Pilze einverleibt, die nicht zum Verzehr geeignet waren. Anders kann ich mir die teils ...

Warum ich diese Überschrift wählte? Weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, der Autor hätte sich vorm Schreiben Pilze einverleibt, die nicht zum Verzehr geeignet waren. Anders kann ich mir die teils extrem wirren Ausflüge zu Aberglauben, Geistererscheinungen und Schattengefasel nicht erklären.

Zusammengefasst ist die Geschichte schnell. Ein Mädchen verschwindet, ein Mann (ihr Onkel) macht sich auf die Suche nach ihr, eine Truppe zu reicher Typen sucht den ultimativen Kick, die Menschenjagd. Ein alter, gebrechlicher Mann entpuppt sich als der übermenschliche Antagonist, der mit Geistern im Bunde steht, Menschen in der Wildnis "riechen" kann (Menschen riechen unrein, egal wie oft sie sich waschen, wohingegen Tiere pur und rein riechen, heißt es im Buch). Ein Mann, der halb so alt ist wie der Superschurke ist eine Art gefürchteter Kopfgeldjäger, der ebenso an Geister glaubt und Schatten sehen kann, die böse sind. Beraten lässt er sich dabei von seiner seit 11 Jahren toten Zwillingsschwester, die so viel Eindruck in der Welt hinterlassen hat, dass selbst über ein Jahrzehnt später die Menschen vor Trauer noch total am Ende sind. Nichts gegen Trauer, aber nach so langer Zeit, ist die nicht mehr so frisch und schmerzend, wie es hier ständig beschrieben wird. Das ist allerdings das Harmloseste, wer sich auf das Buch einlässt, bekommt ununterbrochen Sprüche zu hören, wie sie indische Gurus von sich geben könnten oder sie auf chinesischen Glückskeksen stehen.

Herzlich gelacht habe ich über seine Behauptungen, die er über Bögen oder das Bogenschießen aufstellt. Er drückt Computernerds 45-Pfund-Bögen in die Hand (hätte zu gern gesehen, wie die versuchen, die auszuziehen) und die Frau, die immerhin auch einen 38-Pfünder schießt, beherrscht ihr neues Spielzeug bereits nach einem Tag zur Perfektion. Ihre männlichen Begleiter übrigens auch. Ich kenne mehrere österreichische Staatsmeister im Recurve- und Langbogenschießen und einige deutsche Bogenschützen, die ebenfalls bei Europameisterschaften antreten. Ich werde die bei Gelegenheit mal fragen, warum die so dumm sind, so viel zu trainieren - es reicht nämlich völlig, einen Tag mal zwei Stunden zu üben und sich dann einzureden: Ich habe genug trainiert, ich bin vorbereitet, ich bin gut, um einen Pfeil ins Kill zu bringen.

Was soll ich sagen? Mit diesem Buch hat sich der Herr Winkelmann selbst ins Knie geschossen. Ob mit einem Bogen oder was anderem spielt dabei keine Rolle mehr.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Banker, Pfauen, Nepp am Leser

Der Pfau
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Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen ...

Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen im Gesicht da und stellt die Frage aller Deutschlehrer, welche alle Schüler hassen: Was wollte uns die Autorin (und auch der Verlag, wenn wir schon dabei sind) mit diesem Geschreibsel sagen?

Ich verwende bewusst das Wort Geschreibsel, denn ernst nehmen kann ich das Ganze nicht. Der Inhalt ist in wenigen Worten zusammengefasst: Ein altes Schloss in Schottland, das wegen seiner hohen Kosten von seinen adligen Besitzern als Erholungsort vermietet wird, beherbergt ein paar Banker, die dort ein Wochenende für Teambildungsmaßnahmen verbringen sollen. Ein Pfau dreht durch (wahrscheinlich hat er das Buch vorher gelesen, dann wäre mir das auch passiert an seiner Stelle) und geht auf alles los, was blau ist, macht das Auto der Chefin der Banker kaputt, der Herr des Hauses erschießt ihn und versucht, diese Tatsache vor fast allen zu verbergen.

Hört sich nicht spannend ist? Ist es auch nicht. Muss es ja nicht mal, wir haben es schließlich nicht mit einem Krimi oder auch nur irgendeiner Art von Lektüre zu tun, bei der Spannung aufkommen soll oder muss. Dann kann doch wenigstens der Schreibstil überzeugen? Fehlanzeige. Meine Mutter, die Stichpunkte für eine Einkaufsliste erstellt, hat denselben leiernden und einschläfernden Ton drauf, der dieses Buch auszeichnet. Nun gut, aber dann sicherlich die Personen - bestimmt zeichnen die sich durch Tiefe, Charakter oder wenigstens Sympathie aus? Sagen wir mal so: Die interessanteste Person war der Pfau, und der wurde ja ziemlich zeitig gekillt. Die sich daraus ergebenden "Spannungen" und "Verwicklungen" ergaben immerhin eine gute Einschlafhilfe.

Machen wir es also wie Goethe und sagen: Jetzt steh' ich da, ich alter Tor, und bin so klug als wie zuvor. Das ist in der heutigen Zeit vielleicht grammatikalisch nicht sonderlich korrekt, aber immer noch faszinierender als ein Roman, der nichts aussagt, sich durch permanente indirekte Rede und völlige Banalität auszeichnet: Buchpreis, du bist ganz nah!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zum Heulen

Kalix. Werwölfin von London
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Ja, ja, ich weiß, Wölfe heulen ja auch den Mond an, und Werwölfe wahrscheinlich auch. Aber der Titel der Rezension bezieht sich auf die Reaktion des Lesers, auf jeden Fall dieses Lesers hier. Was durfte ...

Ja, ja, ich weiß, Wölfe heulen ja auch den Mond an, und Werwölfe wahrscheinlich auch. Aber der Titel der Rezension bezieht sich auf die Reaktion des Lesers, auf jeden Fall dieses Lesers hier. Was durfte ich laut Klappentext erwarten? Eine spannende Geschichte wurde mir versprochen, von einer Werwölfin (also dieser Kalix, der Titelheldin!), die sich gegen ihren Vater aufgelehnt hat, was ein totales No-Go ist, denn er ist Clanchef. Also streift sie allein durch London, wird von Werwolfsjägern gejagt, doch nicht nur denen: auch ihre eigenen Leute stellen ihr nach. Das macht aber eigentlich gar nichts, denn Kalix ist die Überkämpferin und ob ihr drei oder zehn Leute gegenüberstehen, ist egal, sie besiegt sie alle. Vielleicht sogar noch in weniger Worten, als ich hier gebraucht habe. Sie nistet sich bei Studenten ein, die durch ihre Dummheit auch noch in den Konflikt mit ihrem Clan gezogen werden.

Ich weiß echt nicht, wie man so was schreiben oder eher noch wie man so was verlegen kann. Ist "Jugendbuch" ein Grund sauschlecht zu schreiben, damit die armen Kinder nicht überfordert werden und glauben, den Aufsatz eines Klassenkameraden vor sich zu haben? Dafür wird dann aber auch ordentlich gekifft, geritzt und Gewaltbereitschaft gezeigt. Vielleicht soll das ja ein Hinweis auf die zugrunde gehende Gesellschaft sein, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass dieses Buch sich durch langatmige Beschreibungen, zähe Handlungen und einer Heldin auszeichnet, dass einem das kalte Grausen kommen möchte. Empfehlung? Nur als Bestrafung für unartige Kinder: Wenn du nicht brav bist, musst du die ganze Woche lang diesen 800-Seiten-Klopper lesen und einzelne Passagen auswendig lernen! Funktioniert bestimmt besser als eine Wuttreppe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mehr Rauch als Feuer

Moorfeuer
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Als im Erdinger Moos eine verbrannte Frauenleiche gefunden wird, ruft man den Münchner Kommissar Waechter und sein Team dazu. Schon am Fundort kommt es zu Spannungen zwischen den Kriminalisten, doch dann ...

Als im Erdinger Moos eine verbrannte Frauenleiche gefunden wird, ruft man den Münchner Kommissar Waechter und sein Team dazu. Schon am Fundort kommt es zu Spannungen zwischen den Kriminalisten, doch dann konzentriert man sich auf die Tote. Sie war eine alte Dame, die sich mit Kartenlesen und esoterischem Hokuspokus über Wasser gehalten hat. Ganz in ihrer Nähe wohnt ihre Tochter samt Ehemann und Enkeltochter in einem recht heruntergekommenen Haus, auch einen Untermieter gibt es da. Als die Polizisten vorbeikommen, behauptet die Enkelin der Toten, es gäbe auch einen bösen Geist und einige Male haben die Ermittler das Gefühl, dass tatsächlich höhere Mächte hinter dem Mord stecken.

Spannende Voraussetzungen, dachte ich. Doch die Spannung verpuffte schnell bzw. wollte sich gar nicht erst einstellen. Zu viel wird auf die Privatleben der einzelnen Polizisten eingegangen, was ich normalerweise nicht so extrem schlimm empfinde. Hier jedoch ist es so, dass jeder der Polizisten sein Päckchen zu tragen hat; schlimmer ist noch, dass keiner von ihnen auch nur annähernd Sympathie erwecken kann. Ich empfinde sie meistens als unprofessionell und teilweise dienstuntauglich - ich meine, einer knallt sich mit Drogen und Alk zu, hallo? Oder was soll der "Hüter des Schweigens"? Was besonders Cooles?

Nein, ich fand, der Fall kam viel zu kurz und erwies sich durch die Konzentration auf unfähige Kriminalisten als langatmig und zäh. Keine Empfehlung, auch für das erste Buch der Reihe werde ich mich wohl nicht aufraffen können.