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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Sei mutig, wild und wunderbar

Pages & Co. (Band 1)
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Matilda ist elf, kennt ihre Eltern nicht und wächst bei ihren Großeltern im Buchladen Pages & Co auf. Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden, ihr Vater, so sagen die Großeltern, ist tot. Ihr ...

Matilda ist elf, kennt ihre Eltern nicht und wächst bei ihren Großeltern im Buchladen Pages & Co auf. Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden, ihr Vater, so sagen die Großeltern, ist tot. Ihr mangelt es trotzdem an nichts, denn ihr Zuhause ist äußerst liebevoll. Doch plötzlich gehen im Buchladen seltsame Dinge vor: die Großmutter unterhält sich mit jemandem namens Lizzie Bennett und der Großvater ist im Gespräch mit einem altmodisch aussehenden Herrn mit Steerwalker und Pfeife. Und dann tauchen da auch noch Mädchen auf, die haargenau aussehen wie Matildas Lieblingsprotagonisten! Sie muss der Sache auf den Grund gehen und zum Glück hat sie einen Freund wie Oscar, der sie dabei unterstützt.

Das ist eines dieser Bücher, die sogar mir so richtig von Cover und Aufmachung her gefallen und die es wahrscheinlich deshalb nicht schaffen, mit der Erwartungshaltung gleichzuziehen. Tatsächlich hebt sich Matilda nicht sehr von Büchern ähnlicher Machart ab, in denen Protagonisten in die Buchwelt gelangen. Es ist zwar alles sehr nett und die Idee, bei "Störungen" oder "Unterbrechungen" des Inhalts von Büchern die Buchstaben über die Seiten tanzen zu lassen, witzig. Doch richtig packen konnte mich Matildas Abenteuer nicht. Vielleicht liegt es zum Teil auch daran, dass das Korrektorat nicht sehr sorgfältig ausgeführt wurde und es immer wieder schaffte, mich aus Matildas Welt zu reißen, ohne dass ich nach Fehlern gesucht hätte. Allein schon den Imperativ von "lesen" als "Lese!" auszudrücken, tut weh, und es bleibt leider nicht dabei. Für mich also "nur" 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Mosel-Mystery

Der Oktobermann
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Nachdem sich "die Nachtigall" in England einen Lehrling genommen hat, kommen auch die Deutschen nicht um die Tatsache herum, dass ihre magische Ermittlerin Hilfe braucht. Sie nimmt einen jungen Mann unter ...

Nachdem sich "die Nachtigall" in England einen Lehrling genommen hat, kommen auch die Deutschen nicht um die Tatsache herum, dass ihre magische Ermittlerin Hilfe braucht. Sie nimmt einen jungen Mann unter ihre Fittiche, Tobi Winter. Dieser bekommt es in diesem Fall mit mehreren mysteriösen Todesfällen zu tun, die durch Edelfäule des Weins rings um die uralte Stadt Trier dahingerafft wurden. Unterstützung erhält er dabei von Vanessa Sommer, die sich als ausgesprochen kenntnisreich und ehrgeizig beweist. Natürlich dürfen auch diverse Flussgeister (immerhin sind wir hier an der Mosel) und andere übernatürliche Wesen nicht fehlen.

Als Hörbuch für Autofahrten ist es wieder eine sehr angenehme Unterhaltung, sehr gut gesprochen von Dietmar Wunder. Trotzdem finde ich es nicht ganz so gut wie das englische Pendant; Aaronovitch hat sich scheinbar so sehr darauf konzentriert, deutscher als jeder deutsche Autor zu schreiben, dass der Witz ein bisschen auf der Strecke blieb. Auch übertreibt er ein wenig bei der Deutschtümelei, wobei das dann wieder so überspitzt wird, dass es schon wieder witzig ist. Alles in allem macht es wieder Spaß, in dieses Universum einzutauchen, kann aber nicht ganz mit dem Original mithalten. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Bridie hat einen Plan

Die Ewigkeit in einem Glas
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Für eine Frau im London der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts ist Bridie Devine eine außergewöhnliche Person: Sie lebt mit einem zwei Meter großen, starken und Bart tragenden Hausmädchen zusammen, hat ...

Für eine Frau im London der 60iger Jahre des 19. Jahrhunderts ist Bridie Devine eine außergewöhnliche Person: Sie lebt mit einem zwei Meter großen, starken und Bart tragenden Hausmädchen zusammen, hat keinen Mann, raucht Pfeife und sucht nach Verschwundenen. Um ehrlich zu sein, selbst für die heutige Zeit ist das außergewöhnlich. Doch Bridie lässt sich nicht beirren, nicht einmal von dem Geist eines toten Boxers, der beschlossen hat, ihr zu folgen. Sie hat einen neuen Auftrag: die Tochter eines Lords zu finden, die entführt wurde. Doch Christabel, so der Name des Mädchens, ist selbst etwas Besonderes und das macht die Suche einerseits kompliziert und andererseits recht einfach, denn sie zieht eine Spur der Verwüstung und von Toten hinter sich her.

Das ist das dritte Buch von Jess Kidd und ich kenne auch die beiden Vorgänger. Von Anfang an war klar, dass die Autorin sich in keine Schublade zwängen lässt, dass sie Bücher schreibt, die gleichzeitig poetisch, spannend und vor allem anders sind. Auch dieses reiht sich da ein, gleichzeitig hat es mich nicht so packen können wie die Vorgänger, obwohl allein der Klappentext noch mehr tolle Ideen verspricht als Buch 1 und 2. Auch dieses hatte wieder skurrile Protagonisten und Gegenspieler, Geister, die die Hauptperson begleiten und einen Plot, der interessant war. Es unterscheidet sich von den meisten anderen Büchern allein dadurch, dass Kidd besser schreiben kann und sie Ideen hat, für die andere morden würden. Trotzdem fehlte mir etwas, vielleicht gerade, weil es alles zu viel war. Zu viel Vergangenheit von Bridie, die die ganze Zeit mit dem, was in der Gegenwart geschah, verwoben war. Alles gehörte irgendwie zusammen, gleichzeitig war der Handlungsstrang mit dem toten Boxer meiner Meinung nach völlig überflüssig. So ist das hier immer noch ein Buch, das aus der Masse heraussticht, aber für Jess Kidds Verhältnisse doch geringfügig unter den Erwartungen zurückbleibt. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Mission impossible

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 23
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Mycroft Holmes ist stinksauer. Ausnahmsweise ist mal nicht er derjenige, der alle herumscheucht, sondern ein einflussreicher Finanzier darf ihm Befehle erteilen. Der Sohn des Finanziers ist verschwunden, ...

Mycroft Holmes ist stinksauer. Ausnahmsweise ist mal nicht er derjenige, der alle herumscheucht, sondern ein einflussreicher Finanzier darf ihm Befehle erteilen. Der Sohn des Finanziers ist verschwunden, auf einer Expedition ins Nordmeer. Wie es scheint, hat jemand eine neue Hochkultur auf Spitzbergen entdeckt - doch nun ist die Expedition verschwunden und der einzige Überlebende erzählt mysteriöse Dinge, die kaum glaubhaft sind. Holmes, der sich natürlich nicht selbst bewegt, schickt Wilde und Hawthorne auf eine Mission, die ganz schnell zu einer Selbstmordmission im tödlichen Eis werden könnte.

Die Sprecher waren wieder alle durch die Bank gut, der Wilde-Vertreter übertrieb es nicht zu sehr, wie er es manchmal tut. Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Folge endlich mal wieder Spannung enthielt und nicht in sinnlose Action abdriftete, die vorne und hinten nicht passt. Ja, natürlich ist das Ganze ein bisschen weit hergeholt und ja, ich würde die Serie endlich mal zu Ende gebracht sehen, aber wenigstens habe ich mich dieses Mal weder geärgert noch gelangweilt. Bitte in dieser Qualität weitermachen! 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Kalte Spuren

Wisting und der Tag der Vermissten
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Seit vierundzwanzig Jahren hat Kommissar Wisting ein Ritual: Am Vorabend eines alten Falles - des Verschwinden der Katharina Haugen - holt er sich die Fallakten hervor und geht sie wieder und wieder durch ...

Seit vierundzwanzig Jahren hat Kommissar Wisting ein Ritual: Am Vorabend eines alten Falles - des Verschwinden der Katharina Haugen - holt er sich die Fallakten hervor und geht sie wieder und wieder durch in der Hoffnung, etwas zu finden, das er all die Zeit übersehen hat. Am nächsten Tag fährt er zu Martin Haugen, dem Ehemann, zu dem er im Laufe der Jahre fast so etwas wie eine Freundschaft aufgebaut hat und verbringt Zeit mit ihm. Doch dieses Jahr ist alles anders. Zuerst ist Martin nicht da, was noch nie vorgekommen ist. Dann taucht ein Kommissar aus Oslo auf, der einer Cold-Case-Gruppe angehört. Er bearbeitet einen anderen Fall, hat dort aber einen Verdächtigen: Martin Haugen. Auch damals ist ein Mädchen verschwunden - können diese beiden Fälle zusammengehören? Die beiden Ermittler schmieden einen Plan, um diese kalten Spuren wieder heiß werden zu lassen.

Was haben wir hier? Zumindest solide Polizeiarbeit, keine Wild-West-Schießereien und ein bisschen Lokalkolorit und Einblick ins Journalisten- und Kommissarenleben. Ansonsten ist es eher ein ruhiger Krimi, so bedächtig wie Wistling selbst. Es wird viel Wert darauf gelegt, die vorhandenen Beweise immer wieder durchzugehen, nur von verschiedenen Leuten. Für den Leser ist das nicht immer spannend, die typisch skandinavischen Längen muss man also ertragen können. Auch dass es beim Kommissar ein Familienleben gibt, muss man mitnehmen. Wenigstens ist es eine intakte Familie, kein sinnlos gebrochener, versoffener Ermittler. Also Fazit: Eher für die Ruhigen unter uns, die auch beim dritten Mal Aufrollen der Fakten noch Geduld beweisen können. Dafür wird man am Schluss mit einem dezent bedrohlichen Abschluss belohnt und dem Wissen, dass der Kommissar aus Oslo nicht das letzte Mal aufgetaucht ist. 3,5/5 Punkten.