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Veröffentlicht am 21.12.2020

Wer ist Helen Mitchell?

Die verstummte Liebe
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Das Buch:
Mit diesem Buch legt die Autorin die Vorgeschichte zu “Im Lautlosen” und “Die Stimmlosen” vor. Ausgelöst durch Stimmen ihrer Leserschaft wagte sie das Experiment zu zeigen, warum Helen Mitchell ...

Das Buch:
Mit diesem Buch legt die Autorin die Vorgeschichte zu “Im Lautlosen” und “Die Stimmlosen” vor. Ausgelöst durch Stimmen ihrer Leserschaft wagte sie das Experiment zu zeigen, warum Helen Mitchell zu der Frau wurde, die sie am Ende des 2. Weltkriegs ist. Auch ohne Kenntnis der beiden anderen Bücher, die zeitlich betrachtet parallel bzw. nach diesem spielen, ist dieses Buch zu lesen. Thematisch ist das Buch in 2 Teile aufgeteilt. Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg und jene nach dessen Ausbruch. Für mich war es die helle und die dunkle Zeit.

Worum geht’s?
Helen Mandeville soll nach dem Wunsch ihres Vaters den reichen Juristen James Mitchell heiraten, zu dem sich Helen aber überhaupt nicht hingezogen fühlt. Auf einer Europareise lernt sie in Berlin den jungen Ludwig Ellerweg kennen, der ihr Herz im Sturm erobert. Selbst noch nicht volljährig plant sie mit ihm ihre Flucht aus England nach Deutschland und setzt diese nach ihrem 21. Geburtstag in die Tat um. Glückliche Jahre folgen, ihr Sohn wird geboren, doch dann kommt der erste Weltkrieg und dieser ändert alles…

Die Charaktere:
Helen Mandeville ist bereits als Kind überaus aufgeweckt und liebenswert. Sie ist intelligent, spricht mehrere Sprachen fließend und wächst behütet auf. Einzig die Verbindung zu ihrer Mutter ist stets frostig. Catherine Mandeville hält Bildung für Töchter für völlig überflüssig und versucht Helen immer wieder in ein Korsett von Konventionen zu stecken.
Ich mochte Helen sofort, konnte herzlich über ihre schnippischen Bemerkungen lachen, wenn sie James vorführen wollte, dass sie nicht die passende Ehefrau für ihn ist. Der Autorin gelingt es bereits in den ersten Kapiteln alle Sympathien bei Helen zu bündeln, man wünscht ihr einfach, dass sie nicht diesen Mann heiraten muss, der sie so gar nicht für voll zu nehmen scheint und der mir immer wieder die Frage aufdrängte, warum er Helen überhaupt heiraten will.
Helen Mandeville flieht 21jährig allein und ohne die Möglichkeit eines Rückwegs nach Deutschland zu ihrer großen Liebe Ludwig. Es ist wirklich beeindruckend zu lesen, wozu Liebe fähig ist. Nicht nur, dass sie ihre Heimat hinter sich lässt, sie verlässt gleichzeitig auch ihren Stand und darf nicht darauf hoffen, dass sie jemals wieder zurück kann.

Nachdem Helen zu einem ungünstigen Zeitpunkt noch einmal nach England reist, muss sie einsehen, dass ein Rückweg nach Deutschland zu ihrer Familie ob der politischen Lage nicht so ohne weiteres möglich ist. Mit dem Mut einer liebenden Mutter und Ehefrau versucht sie auch auf illegalen Wegen zurückzukehren. In dieser Situation entpuppt sich James als wirklicher Freund. Einige Entscheidungen, die Helen mit ihm fällt, wird sie später aber bitterlich bereuen.

Melanie Metzenthin beschreibt an der Figur der Helen sehr eindrucksvoll, wohin es führen kann, wenn sich ein Mensch über viele Jahre mit der eigenen Schuld konfrontiert sieht. Helen versinkt in Depressionen, kann ihren zweiten Sohn nicht lieben und behandelt ihn eher ungerecht, weil sie ihm unbewusst die Schuld an ihrem Schicksal aufbürdet. Wer Helen nur als die unzufriedene alte Frau kennt, als die ihr Erstgeborener sie wiedertreffen wird, kann hier nachlesen, warum es dazu kam. Auf mich wirkt Helens Leben sehr authentisch. Ich kann mitfühlen, woher ihre Depressionen und ihre Unzufriedenheit kommen. Die Autorin schafft es sicher, dem Leser ihre Helen zu zeigen und so Verständnis für ihre Verhaltensweisen zu erzeugen.

James Mitchell - gut aussehend und ambitioniert, aber auch ziemlich überheblich am Anfang - gelingt es über die Jahre sich selbst zu reflektieren. Es stellt sich heraus, dass er Helen wirklich liebt. Er ist der Charakter, der am wandelbarsten in der Geschichte ist. Einerseits liebevoll, andererseits hart. Das Leben mit ihm kann nur schwierig sein. Für seine Kinder ist er der Held, für Helen der Auslöser ihres Unglücks. Anfänglich konnte ich ihn so gar nicht leiden. Er ging mir mit seiner Überheblichkeit gehörig auf die Nerven, aber später hatte ich das Gefühl, dass ich ihn mögen könnte… Bis der Moment kam, in dem er Helen drohte. Damit hat er viel von der Sympathie wieder eingebüst. James ist eine Figur, die den Leser emotional durchschüttelt.

Ludwig Ellerweg ist Helens große Liebe und das von Anfang an. Seine humorvolle Art nimmt nicht nur Helen sondern auch den Leser gefangen. Man muss man ihn mögen und das ändert sich auch nicht, als er sich durch verschiedene Schicksalsschläge verändert. Mit ihm ist Helen glücklich, für ihn ist sie bereit Abstriche zu machen, zu verzichten. Umso tragischer fühlt es sich an, als Helen nicht zu ihm und ihrem Sohn zurückkehren kann. Mit dieser Figur hat Melanie Metzenthin neben Helen den absoluten Sympathieträger entworfen, dem man im Grunde immer nur Glück wünscht.

Auch alle anderen Figuren schreibt die Autorin absolut authentisch! Das Leben vor, während und zwischen den Kriegen ist alles andere als immer leicht. Durch gründliche Recherche in dieser Zeit gelingt es der Autorin ihren Figuren ein Leben einzuhauchen, das in diese Zeiten passt.

Schreibstil:
Melanie Metzenthin hat einen sehr leicht zu lesenden Schreibstil. Bereits nach den ersten Seiten taucht der Leser in die Geschichte ein. Es braucht keine Zeit des Warmwerdens, sondern es geht sofort mit der Geschichte los. In diesem Fall schreibt sie ihre Geschichte als Rückblick der alten Helen auf ihr Leben. Das war neu für mich, gefiel mir aber sehr gut!

Die Autorin projiziert ganz am Anfang des Buches einige Fragen, die den Leser bis weit in die Geschichte begleiten z.B. die Frage, wie aus Helen Mandeville Helen Mitchell wurde, deren Sohn Fritz Ellerweg heißt. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise und lässt ihn nicht mehr los. Darüber hinaus ist am Ende nicht alles sonnenklar - insbesondere dann, wenn man die beiden anderen Bücher nicht kennt. Melanie Metzenthin macht neugierig darauf, wie es an anderer Stelle weiterging.

Die Geschichte ist geprägt von den Handlungen der Charaktere. Es gibt keine Längen, keine umständlichen Verschnörkelungen. Es ist alles stets nachvollziehbar. Es macht Spaß sich auf Helen, Ludwig und James einzulassen, denn sie erzählen dem Leser ihre Geschichte des Lebens.

Historischer Hintergrund:
Wie in allen ihren historischen Romanen liefert die Autorin ein Nachwort, in dem sie darstellt, was reale Geschichte und was Fiktion ist. Alle Fakten sind wie stets recherchierbar und ausgesprochen gründlich zusammengetragen.

Fazit:
Melanie Metzenthin ist hier ein weiteres großartiges Werk gelungen, welches einerseits Fragen aufwerfen kann oder anderen Lesern Fragen beantwortet. Es ist wie das Puzzlestück eines großen Ganzen. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen. 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Großartig!

Verlorenes Gestern
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Das Buch:
Die Autorin legt hier den dritten und letzten Teil ihrer umfassenden Familiensaga um die Allenders vor. Es ist unbedingt empfehlenswert Teil 1 und 2 gelesen zu haben, da alle 3 Teile stets direkt ...

Das Buch:
Die Autorin legt hier den dritten und letzten Teil ihrer umfassenden Familiensaga um die Allenders vor. Es ist unbedingt empfehlenswert Teil 1 und 2 gelesen zu haben, da alle 3 Teile stets direkt aneinander anschließen. In diesem Roman werden die Jahre 1882 bis 1931 beschrieben - also eine Zeit einschneidener Umbrüche in den USA - und wie sich diese auf die Familienmitglieder auswirken.

Worum geht’s?
Nachdem Stuart seine Frau und Dara ihren Ehemann verloren haben, können sie endlich einander heiraten. Während in den USA die Industrialisierung fortschreitet, braut sich in Europa der erste Weltkrieg zusammen, an dessen Ende die Pandemie der Spanischen Grippe Millionen von Menschen weltweit dahin rafft. Und als sich eben alles wieder zu beruhigen scheint, trifft die Weltwirtschaftskrise die Familie mit voller Wucht. Wieder einmal scheint es so, als müsste die Familie nun endgültig zerbrechen, aber tut sie das?

Charaktere:
Einmal mehr hat mich die Autorin mit ihren vielschichtigen Charakteren beeindruckt. Über alle 3 Teile hat sie es geschafft, dass Stuart und Dara mein Lieblinge geblieben sind, selbst wenn ich so manche ihrer Entscheidungen nicht gutheißen konnte. Bedingt dadurch, dass Heike Wolf ihre Figuren aber so authentisch und vor allem lebendig gestaltet, ist es dennoch für den Leser möglich, zumindest zu verstehen, warum die Figuren handeln wie sie es tun.

Als Stuart ankündigte, dass er Dara heiraten wolle, nachdem diese eine wahre Odyssee mit ihrem Mann Maurice hinter sich gebracht hatte, hatte ich nur ein Wort im Kopf: ENDLICH! Das sahen nicht alle Familienmitglieder so. Aber ich hatte schon befürchtet, dass die Autorin den beiden dieses Glück nicht zuteil werden lassen würde. Bedingt durch ihr Alter treten Stuart und Dara dennoch weiter in den Hintergrund und überlassen in diesem Teil mehr ihren Kindern die Handlung. Das ist wenig verwunderlich, da nun einfach die nächste Generation das Ruder übernimmt.

Dieser Generationenwechsel ist allerdings auch geprägt von vielen Konflikten, denen sich die Figuren zu stellen haben. So ist es an Stuart seiner Tochter Louisa ein riesiges Eingeständnis zu machen, als diese ihm eröffnet, dass sie arbeiten gehen wolle - etwas, das für Stuart undenkbar ist. Eine Frau sollte nicht arbeiten müssen. Eben diese Generationenkonflikte prägen aber das Familienleben der Allenders und machen die Geschichte so unglaublich fühlbar. Jeder Leser wird sich in dem einen oder anderen Konflikt wiederfinden und sich auf die eine oder andere Seite stellen, denke ich. Dies ist eine Fähigkeit der Autorin, die sie durch alle 3 Bücher immer wieder unter Beweis gestellt hat.

Eine andere Fähigkeit ist es leider auch, ihre Charaktere sterben zu lassen, wenn es an der Zeit ist. Und in diesem Teil sterben - wie so oft - viel zu viele geliebte Figuren. Dies jedoch ist der Zeit geschuldet, in der Heike Wolf erzählt. Dabei schreibt sie so emotional, dass man sich dem nicht entziehen kann und vielmehr das Gefühl hat, man wäre mitten drin.

Abgesehen davon, dass jeder Charakter seine ganz eigene Persönlichkeit und seine eigenen Probleme hat, hat mich Douglas am meisten beeindruckt. Er hat sich im Verlauf der Geschichte völlig gewandelt. Zunächst mochte ich ihn mit seiner ganzen Art, seiner Kriegseuphorie z.B., so gar nicht. Nach dem Krieg hatte er sich zu einem - für meine Begriffe - egoistischen, verschwenderischen Typen entwickelt und wurde letztlich aber zu einem perfekter Ableger seines Vaters. Je weiter die Geschichte fortschritt, desto öfter hatte ich das Gefühl, dass Douglas doch mehr von seinem Vater mitbekommen hatte, als anfänglich angenommen. Es hat mich gefreut, dass auch er endlich begriffen hatte, dass Gefühle für einen anderen Menschen nichts schlechtes sind.

Cynthia - seine Schwester - hingegen ging mir gehörig auf die Nerven. Sie ist verwöhnt und war stets der Meinung, dass ihr alles zustünde, bevor überhaupt jemand anderer zu etwas Recht hätte. Oft hat sie mich an Natalya erinnert und ich hatte gehofft, dass sie die nächste Giftspritze werden würde. Denn ich muss gestehen, dass mir Natalyas Art zwar ebenfalls oft auf die Nerven ging, sie aber ein unerlässlicher Teil der Geschichte war und sie mir wirklich gefehlt hat.

Ich schätze jeder Leser wird seinen LIeblingscharakter finden. Allerdings ist es das Zusammenspiel aller Figuren, das die Geschichte zum Leben erweckt. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass irgendein Charakter überflüssig sein könnte. Immer hat das Dasein einen Grund.

Schreibstil:
Heike Wolf schreibt brillant! Sie liefert mit absoluter Sicherheit die perfekte Mischung aus historischen Fakten, interessanten Charakteren und Emotionen. Bei ihr durchlebt der Leser wirklich jedwede Gefühlsregung. Beim Lesen ertappte ich mich oft bei einer regelrechten körperlichen Anspannung, wenn wieder einmal ein Konflikt oder eine Situation schier ausweglos zu sein schien - vom Taschentuchverbrauch ganz zu schweigen!

Sie schafft es, den Leser mit in das helle Licht zu nehmen, in dem alles rosig ist, nur um ihn dann in den Abgrund zu stürzen, weil sie einem liebgewonnenen Charakter Böses widerfahren lässt. Sie sagte selbst einmal dazu: “Aber so ist das Leben nun mal!” Und damit hat sie Recht, was der Grund ist, dass ihre Geschichten stets authentisch wirken.

Die Geschichten der Autorin lesen sich immer leicht, sodass der Leser in die Geschichte fallen kann. Mit jedem Satz vermittelt die Autorin etwas; es gibt keine Phrasen, keine Längen, keine Langeweile. Die Geschichte ist nicht künstlich verlängert, sondern sie braucht eben diesen Raum. Und ginge es nach mir, könnte die Geschichte länger gewesen sein.

Historische Fakten:
Fakten, mit denen Heike Wolf arbeitet, sind stets recherchierbar. Sie betreibt einen eigenen Blog, auf dem sie weitere Informationen zur Verfügung stellt und auf den es sich lohnt vorbeizuschauen. So lernt der Leser ganz nebenher auch etwas über die Geschichte der Zeit, des Landes, die Gepflogenheiten. Das macht die Geschichte für mich zusätzlich interessant.
Fazit:
Das Buch ist ein absolutes Muss für Liebhaber der historischen Literatur. Zwischen Emotionen hin- und hergerissen bleibt der Leser garantiert in der Geschichte, bis auch die letzte Zeile gelesen ist. 5 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 03.12.2020

Wer kennt sein einzig wahres Spielzeug?

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen - Wo Wünsche wahr werden
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Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil um den fantastischen Spielzeugladen. Zwar kann man diesen Teil ohne Kenntnis des ersten lesen, aber es macht deutlich mehr Spaß, wenn man weiß, wie ...

Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil um den fantastischen Spielzeugladen. Zwar kann man diesen Teil ohne Kenntnis des ersten lesen, aber es macht deutlich mehr Spaß, wenn man weiß, wie Lenni und Merle zu ihrer verantwortungsvollen Aufgabe kamen. Das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und passt sich perfekt an das des Vorgängers an.

Worum geht’s?
Lenni ist Waldo Wunders Lehrling und will Spielzeugmacher werden. Zu diesem Zweck überträgt Waldo Wunder ihm und seiner Freundin Merle mehr und mehr Verantwortung über den Laden, während er sich selbst um seine Tomatenzucht kümmert. Es hat sich nämlich heraus gestellt, dass Lenni ein Gespür dafür hat, was die einzig wahren Spielzeuge seiner Kunden sind, während Merle ein Händchen für den Umgang mit den Spielzeugen im Laden hat. Alles könnte perfekt sein, wenn nur nicht die quälende Frage nach Lennis eigenem einzig wahrem Spielzeug ihn umtreiben würde.

Charaktere:
Wer Lenni und Merle noch nicht aus dem ersten Teil kennt, dem wachsen sie quasi sofort ans Herz. Allen anderen sind sie ab der ersten Seite wieder präsent.
Sie sind mit Herzblut bei der Sache und versorgen die Spielzeuge im Spielzeugladen trotz aller Widrigkeiten täglich… oder man sollte nächtlich sagen, denn genau dann sind sie nämlich zumeist im Laden. Am Tage verkaufen sie Spielzeuge an ihre Kundschaft und dabei geht es ihnen nicht darum, besonders schnell besonders viel Geld zu verdienen, sondern vielmehr darum, dem passenden Kunden das richtige Spielzeug zu verkaufen – das einzig wahre Spielzeug nämlich.

Ich empfand die beiden Kinder als überaus herzlich und verantwortungsbewusst. Sie verbindet eine offenbar unerschütterliche Freundschaft. Auch wenn die Situationen mal brenzlig wurden, haben sie nicht überreagiert. Z.B. gab es eine Situation, in der Lenni wohl wusste, dass die Oma das falsche Spielzeug für ihre Enkelin kaufen will, aber anstatt sich von deren Verhalten angegriffen zu fühlen, versuchte er sein Bestes sie zu überzeugen. Ein bisschen erschien mir das zu erwachsen, aber dennoch wirkte es authentisch; es passte zur Figur des Lenni. Überhaupt ist Lenni schon sehr selbstständig und umsichtig, da seine Mutter häufig in der Nacht im Krankenhaus arbeiten muss. Merle betreut schon seit dem ersten Teil Hunde aus dem nahen Tierheim.
Vielleicht können diese beiden Figuren so als Vorbild für die jungen Leser dienen. Mein Sohn jedenfalls mochte Lenni und Merle ebenfalls sehr. Diese Vorbildfunktion füllen die Kinder jedoch aus, ohne dass man das Gefühl hat, als würde die Autorin den Zeigefinger heben wollen.

Auch in diesem Teil spielte meine ganz persönliche Lieblingsfigur eine zentrale Rolle, selbst wenn Sir Richard – das dicke, allwissende Buch – diesmal nicht allzu oft zu Wort kam. Ich mag seine manchmal überhebliche Art mit der er Dinge erklärt. Trotz dieser Eigenschaft wirkt Sir Richard nie unangenehm. Vielmehr brachte er mich auch diesmal wieder zum Lachen. Gerade deshalb finde ich diese Figur so großartig. Als er Opfer einer Entführung wird, war ich ebenso entsetzt wie Lenni und Merle und war natürlich überaus gespannt, wie die beiden das Problem lösen würden.

Im Gegensatz zum ersten Band gibt es diesmal einen Gegenspieler – Falk von Falkenhausen. Er ist wunderbar geschrieben, sodass man sich ihn mit seinem verschlagenen Blick gut vorstellen kann. Er ist nicht furchteinflößend, aber auch der junge Leser stellt sehr schnell fest, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Was genau wird auch bis zum Ende nur bedingt erklärt, aber ausreichend um zu verstehen, warum Falk tut, was er tut.

Mir gefällt die Mischung der unterschiedlichen Charaktere sehr und auch die Nebencharaktere sind wundervoll und machen das Bild des Spielzeugladens rund. Waldo Wunder tritt etwas in den Hintergrund und überlässt Merle und Lenni das Feld, sodass der Leser die Möglichkeit hat, sie noch besser kennenzulernen als im ersten Teil. Die Sympathie und Antipathie ist klar verteilt und für die Zielgruppe gut nachvollziehbar.

Schreibstil:
Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Sprache ist an die der Zielgruppe angepasst. Weder gibt es besonders lange Sätze noch besonders schwierige Wörter. So bleibt auch der nicht ganz so motivierte Leser gut in der Geschichte. Die Formulierungen sind manchmal so herrlich punktgenau getroffen, dass ich meinen Sohn in so mancher Situation gesehen habe. Ich gehe davon aus, dass der junge Leser sich deshalb auch gut mit dem Buch identifizieren kann.

Außerdem versteht es die Autorin hervorragend Spannung aufzubauen. Das zentrale Thema ist Lennis Herzensspielzeug. Der Leser rätselt die ganze Zeit mit, welches Spielzeug es denn sein könnte. Und auch eine falsche Fährte legt die Autorin sehr geschickt. Erst ziemlich zum Schluss wird Lenni klar, was doch eigentlich auf der Hand hätte liegen sollen.

Illustrationen / Eignung für Kinder:
Das Buch ist für Leser ab 8 Jahren ausgeschrieben. Zum Selbstlesen sollte der Leser m.M. jedoch vielleicht schon 1 oder 2 Jahre weiter sein, da der Umfang des Buches mit knapp 200 Seiten doch recht groß ist. Leseratten werden diese jedoch schnell verschlungen haben.

Illustrationen gibt es nicht mehr allzu häufig; die die es gibt, sind jedoch wunderbar passend zur Geschichte gestaltet. Zwei Seiten sind sogar im Nachtdesign – ebenfalls passend zur Geschichte – also schwarze Seite mit weißer Schrift; ein echter Eyecatcher, wie ich finde.

Am Ende des Buches findet der junge Leser einige Rätsel und ein Rezept zum Ausprobieren. Schade nur, dass es nicht so einfach ist, ein Cafe in den Wolken nachzustellen.

Alles in Allem ist das Buch für die Zielgruppe perfekt geschrieben und gestaltet. Es macht wirklich Spaß mit Lenni und Merle das Abenteuer zu erleben.

Fazit:
Ein tolles Buch für Kinder ab 8 zum Vor- und Selbstlesen, das alles hat, was eine gute Geschichte braucht – Spannung, Lachen und ganz viel dicke Freundschaft. Ich kann auch diesen Teil wärmstens empfehlen und hoffe sehr, dass es auch einen 3. Band geben wird. 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 03.10.2020

Wenn Träume zerplatzen und dann doch die Hoffnung obsiegt

Die Hafenschwester (2)
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Hafenschwester Trilogie. Er schließt nicht direkt an den ersten Band an. Dazwischen liegen ca. 15 Jahre. So ist der Roman zwar unabhängig ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Hafenschwester Trilogie. Er schließt nicht direkt an den ersten Band an. Dazwischen liegen ca. 15 Jahre. So ist der Roman zwar unabhängig vom ersten Teil zu lesen, aber es lohnt sich auf jeden Fall bei Band 1 zu beginnen um Marthas Geschichte von Anfang an zu verfolgen.

Worum geht’s?
Wir schreiben das Jahr 1913 in Hamburg. Milli ist nach Amerika ausgewandert und Martha und Paul leben ein glückliches, gut situiertes Familienleben. Zwar darf Martha – bedingt durch ihre Eheschließung – nicht mehr arbeiten, dafür engagiert sie sich ehrenamtlich wie eh und je für die Ärmsten der Armen in Hamburgs Gängevierteln. Die perfekte Welt wird von einer Einladung Millis nach Amerika gekrönt, weil Marthas Patenkind Anna heiraten wird. Die Reise auf dem imposanten Imperator ist ein wirkliches Highlight. Doch kurz nach ihrer Rückkehr beginnt der erste Weltkrieg und Marthas heile Welt wird schwer erschüttert…

Die Charaktere:
Martha ist und bleibt die interessante Frau, die der Leser im ersten Teil bereits kennengelernt hat. Und trotzdem erscheint sie anders – reifer, älter. Sie ist DIE Hafenschwester, ihr guter Ruf eilt ihr stets voraus. Entgegen ihrer Vergangenheit ist sie heute eine anerkannte Persönlichkeit in Hamburg – und zwar in allen Gesellschaftsschichten. Sie ist bemerkenswert klug und schlagfertig und einfach der Sympathieträger der Geschichte. Ich mochte sie bereits im ersten Teil sehr und daran hat sich jetzt nichts geändert. Ihre Familie mit ihrem Mann Paul und ihren 3 Kindern empfindet sie als hohes Gut und sorgt entsprechend gut für sie. Als in den Wirren des ersten Weltkrieges ihre heile Welt zusammenzubrechen droht, behauptet sie sich um ihre Familie zu ernähren und zusammenzuhalten und hat sogar noch die Kraft, für so viele andere da zu sein.

Paul kommt schwerst verletzt aus dem Krieg nach Hause. Ja, er lebt, hat noch alle Gliedmaßen, dafür ist sein Gesicht schwer gezeichnet. Während Paul zunächst beinahe den Lebenswillen verliert, kümmert sich Martha nicht nur um sein seelisches Heil sondern mit aller Kraft auch um seine körperliche Genesung. Hierbei ist es beeindruckend mit welcher Vehemenz und Tatkraft sie sich dieser Aufgabe widmet.

Marthas Bruder Heinrich heiratet heimlich eine Chinesin – Li-Ming. Diese Figur ist aus meiner Sicht jene, die sich am meisten entwickelt. Bei ihrem ersten Auftreten wusste ich so gar nicht, wohin ich sie stecken sollte, hatte sogar kurz das Gefühl, dass sie ein negativer Part werden könnte, aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto sympathischer wird diese Frau. Der Leser erfährt von ihrem schweren Schicksal der gebundenen Füße, nimmt teil an ihrer Odyssee, als Heinrich im Krieg als verschollen gilt und lernt sie und ihre Traditionen immer besser kennen. Zunächst hat sie etwas Unnahbares an sich, sie scheint verschlossen, aber irgendwann offenbart sie sich Martha und wird letztlich zu einem wirklichen Familienmitglied. Mochte ich sie am Anfang nur bedingt, ist sie mir zum Ende der Geschichte jedoch sehr ans Herz gewachsen. Als Chinesin in Hamburg hat sie es sicherlich nicht leicht gehabt.

Heinrich ist ein Mann der Tat – ganz ähnlich wie seine Schwester. Als Kapitän zur See ist er alles andere als feige und das zeigt er hier auch sehr deutlich. Oftmals kann man die Sorge Li-Mings und Marthas nur allzu gut mitfühlen, wenn Heinrich wieder einmal zu lange nicht nach Hause kommt und nichts von sich hören lässt. Aber die Geschichten, die er im Anschluss zu berichten hatte, habe ich geliebt. Ich konnte ihn mir so richtig als Haudegen vorstellen, der immer ein Abenteuer mit nach Hause bringt.

Der Antagonist in diesem Roman ist der 1. Weltkrieg und gegen ihn scheinen all die sympathischen Figuren absolut machtlos zu sein. Es ist erschreckend mitzuerleben, wie eine politische Situation das Leben so nachhaltig verändern kann. Die stolze Stadt Hamburg liegt an seinem Ende zerstört am Boden – moralisch zerstört, weil seine Einwohner die Hoffnung verloren hatten.

Historische Fakten:
Die geschichtlichen Hintergründe des Romans sind exzellent recherchiert und nachweisbar. Die Beschreibungen des alten Hamburg sind so lebhaft und bildgewaltig geschrieben, dass sich selbst Nicht-Hamburger wohl beinahe zu Hause fühlen könnten. Für Leser, die sich in Hamburg auskennen, ist es eine Freude mit Martha durch die Straßen zu ziehen und viele Dinge wiederzuerkennen, weil es sie heute noch in moderner Form gibt. Die Autorin lässt den Leser in diese mondäne Stadt eintauchen, obwohl er von längst vergangenen Zeiten liest.

Mich haben insbesondere die medizinischen Hintergründe der Gesichtschirurgie und die Geschichte des ersten Weltkriegs gefesselt. Beide Stränge sind geschickt in die Schicksale der Figuren verwoben, sodass es noch nicht einmal auffällt, dass man gerade etwas Neues lernt. In diesem Roman wird Geschichte lebendig und ich dachte öfter, würde so Geschichtsunterricht gemacht werden, wie die Autorin ihren Roman schreibt, es gäbe viel mehr gute Noten. Die Mischung aus menschlichem Schicksal und Geschichte ist wundervoll!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt bildhaft und leicht zu lesen. Sie beschreibt Orte und Figuren so, dass man sich fühlt, als stünde man genau dort in der Szene, über die man gerade liest. Das Buch beginnt sehr ruhig – ganz im Gegensatz zum ersten Band. Aber damit soll die gute Zeit zum Ausdruck gebracht werden. Es macht außerordentlich viel Freude sich der Historie hingeben zu können.

Und auch während des Krieges wird es nur bedingt wirklich laut. Die schrecklichen Erlebnisse im Frontgeschehen kommen nur selten zum Anklang, vielmehr beschreibt Melanie Metzenthin, welche Tragödien sich daheim in Hamburg ereignen. Die Lage der Menschen spitzt sich stetig zu und endet mit der Abdankung des Kaisers, des Werftarbeiterstreiks und der sehr raschen Einführung von Vergünstigungen im Arbeitsleben, die wir heute auch noch kennen.

Auffällig ist, dass – im Gegensatz zum 1. Band – die Politik recht kurz kommt. Und das obwohl Martha und Paul keineswegs ihr Interesse daran verloren hätten – im Gegenteil, sie sind weiterhin engagiert. Aber in dieser Geschichte stehen eindeutig andere Fakten im Fokus, welche toll verarbeitet und immer an die Figuren geknüpft sind. Nie hat der Leser das Gefühl belehrt zu werden. Vielmehr fängt Melanie Metzenthin die Stimmung zu jener Zeit ein, weshalb die Geschichte bis zur letzten Seite lebendig bleibt.

Obwohl Martha und Paul eine tiefe Liebe verbindet, gibt es in diesem Roman überhaupt keinen Kitsch. Sehr gekonnt bringt die Autorin diese Gefühle anders zum Ausdruck, man könnte sagen zwischen den Zeilen, aber dennoch fühlbar.

Fazit:
Ein weiteres gelungenes Werk dieser Autorin. Es ist eine Reise in die Vergangenheit – in die medizinische, die politische und die menschliche. Eine wundervolle Geschichte über zerbrochene Träume und neu gefundene Hoffnung. Für Fans historischer Romane ein Must read.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Wie aus Unbekannten Freunde werden – ohne es zu merken…

Der beste Notfall der Welt
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Das Buch:
Der beste Notfall der Welt ist ein Buch für Leser ab 9. Ich habe es im Zuge einer Verlosung bei vorablesen.de gewonnen, wofür ich mich herzlich bedanke – für das Buch und den Spaß am Lesen. Das ...

Das Buch:
Der beste Notfall der Welt ist ein Buch für Leser ab 9. Ich habe es im Zuge einer Verlosung bei vorablesen.de gewonnen, wofür ich mich herzlich bedanke – für das Buch und den Spaß am Lesen. Das Buch hielt, was die Leseprobe versprochen hatte.

Worum geht’s?
Bens Eltern wollen zu zweit in den Urlaub fahren. Eigentlich sollte seine Oma in dieser Zeit auf ihn aufpassen, springt aber kurzfristig ab. Gut, dass Bens Vater einen guten Freund hat, der diesen Job gern übernimmt. Dessen Sohn Gustav ist im gleichen Alter wie Ben und meint, dass die beiden sich schon verstehen würden… Wenn er sich da mal nicht täuscht! Auf dem Weg nach Hause fährt Gustavs Vater eine Maus an, welche Gustav und Ben unbedingt retten und gesund pflegen möchten. Aber ob diese Maus wirklich eine normale Maus ist?

Charaktere:
Ben und Gustav könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine ist der typische Nerd mit Interesse für sein Mikroskop und Bücher, der andere der Draufgänger – sportlich, manchmal vorlaut und draufgängerisch. Ich finde die beiden Jungs toll getroffen und habe mehr als einmal an meinen Sohn und seinen Kumpel gedacht, während ich das Buch las. Beide Charaktere sind wunderbar eingefangen, bleiben natürlich und jeder auf seine Art sympathisch. Auch ihre Probleme miteinander werden großartig lebendig und vor allem dem Alter entsprechend beschrieben. Ich konnte mir die Situationen sehr gut vorstellen – sowohl jene wenn sie gegeneinander agieren, als auch jene, in denen sie miteinander am selben Strang ziehen. Darüber hinaus ist es toll zu sehen, wie sich ihre Beziehung zueinander mehr und mehr entwickelt, sie die Vorzüge des jeweils anderen zu schätzen lernen um am Ende festzustellen, dass sie wohl doch sowas wie Freunde sind.

Gustavs Vater pflegt ein nicht alltägliches Hobby, welches ihn mir auf Anhieb sympathisch machte. Irgendwie dachte ich bei mir, das könnte auch mein Hobby sein. Und ganz sicher können daraus echte Geschichten entstehen. Vielleicht pflegt der Autor selbst dieses Hobby – wer weiß…?

Ein bisschen nervig fand ich das Fabel. Aber ohne es wäre die Geschichte nicht diese Geschichte. Sehr lebhaft beschreibt der Autor wie dieses kleine Wesen Ben und Gustav ärgert und sie manchmal sogar fast auffliegen lässt, einfach weil es Recht haben will. Mit etwas Abstand betrachtet ist das Fabel sogar ganz niedlich, aber mitten in der Geschichte gelingt es dem Autor immer und immer wieder dessen Nervigkeit darzustellen, sodass sich der Leser hin und wieder zusammen reißen muss, um nicht mit den Augen zu rollen. Etwas in den Hintergrund tritt allerdings die Maus, um die sich ja so fast alles dreht. Sie ist der Grund, warum Ben und Gustav überhaupt eine gemeinsame Mission haben, dennoch erfährt man über sie recht wenig. Es bleibt Raum für Spekulation und eigene Interpretation. Das gefällt mir einerseits gut, andererseits hätte ich gern etwas mehr über die Geschichte hinter der Geschichte erfahren.

Schreibstil:
Der Autor schreibt dem Alter angemessen. Es gibt kaum schwierige Sätze, dafür aber herrliche Beschreibungen. Zitat S. 7 „Das traf Gustav wie ein nasser Lappen“. Hier war die Rede von einer Bemerkung, die sein Vater gemacht hatte. Mit solchen Sätzen wird dem Leser sofort klar, was gemeint ist. Das Buch ist gespickt mit solchen bildlichen Beschreibungen, die sehr deutlich machen, wie die Gefühlslage der Person gerade ist. Das finde ich absolut wundervoll.

Auch gelingt es dem Autor Dinge, die vielleicht nicht jedem Kind auf Anhieb bekannt sind, zu erklären ohne oberlehrerhaft zu wirken. Oft erklärt Ben – der Nerd, der eh alles weiß – solche Umstände und zwar so, dass es immer noch nicht von oben herab wirkt. In diesem Zusammenhang ist es Pauli wirklich super gelungen, Kindgespräch mit Wissen zu vereinen. Es macht Spaß Ben dabei „zuzuhören“, wie er seine Welt erklärt.

Ein Name hat mir ganz besonders gefallen. Ich habe schallend gelacht: Frau Koller. Dazu muss man wissen, dass Frau Koller ständig schimpft, Kinder nicht mag und überhaupt eher ruppig daher kommt. Der Name ist einfach perfekt gewählt!

Der Autor ist Schweizer und bisweilen merkt man dies auch in seinen Formulierungen, die in meinen Ohren so typisch schweizerisch klingen. „Hat es noch ein Brot?“ um zu fragen, ob vielleicht noch ein Brot da wäre. Vielleicht könnten Kinder darüber fallen, eben weil es im deutschen Sprachgebrauch nicht ganz so geläufig ist. Aber ich denke, man gewöhnt sich daran und es ist auch recht offensichtlich, was mit solchen Formulierungen gemeint ist.

Alles in allem lässt sich die Geschichte leicht und locker lesen, man kann darin versinken und die Bilder auferstehen lassen, sich manchmal vielleicht etwas hinzudenken oder auch weg lassen, wenn es für einen selbst nicht passt.

Illustrationen:
Die Illustrationen im Buch sind wundervoll. Bereits in der Leseprobe war ich fasziniert davon. Sie sind in schwarz-weiß gehalten und sehen wie Bleistiftzeichnungen aus. Im Gegensatz zu Büchern für Erstleser unterstreichen sie zwar noch die Geschichte, sind aber nicht mehr ganz so häufig zu finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, genauer hinzusehen. Ich bin beeindruckt von ihnen.

Tauglichkeit für Kinder:
Bei dem Buch handelt es sich um ein Hardcover mit etwas dickeren Seiten. Die Kapitel sind sehr kurz – nie länger als 5 Seiten – sodass auch Lesemuffel diese Geschichte lesen können oder dieses Buch perfekt als Abendlektüre vor dem Schlafengehen dienen kann. Die Schriftgröße ist ebenfalls sehr kindgerecht. Inhaltlich spricht die Geschichte sicherlich Jungs eher als Mädchen an, immerhin geht es auch um zwei Jungen. Aber abenteuerlustige Mädchen werden hier ganz bestimmt auch ihren Spaß haben.
Durch die Entwicklung der Freundschaft zwischen Ben und Gustav kann die Geschichte vielleicht auch zum Nachdenken anregen. Ist der Andere wirklich doof, nur weil er anders ist? Pauli gelingt es die Individualität des Einzelnen zu vermitteln – auch hier wieder ohne den erhobenen Zeigefinger.

Fazit:
Eine tolle Geschichte über Freundschaft und Einfallsreichtum, witzig und vor allem kurzweilig erzählt. Eine Geschichte, die den Leser zum Lachen und Nachdenken bringt und eine Geschichte, die das Leben eines 9jährigen wundervoll einfängt. Absolut lesenswert! 5 von 5 Sternen.

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