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Veröffentlicht am 08.04.2022

Clara Clüver ermittelt - eine Pfarrerin sucht den Mörder

Mörderische Brise
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„Mörderische Brise“ von Christian Humberg ist der erste Teil einer neuen Küsten-Krimi-Serie um die Pastorin Clara Clüver.
Die Pfarrerin hat ihre Zelte in Wiesbaden abgebrochen und wagt einen Neuanfang ...

„Mörderische Brise“ von Christian Humberg ist der erste Teil einer neuen Küsten-Krimi-Serie um die Pastorin Clara Clüver.
Die Pfarrerin hat ihre Zelte in Wiesbaden abgebrochen und wagt einen Neuanfang in ihrer alten Heimat Travemünde, wo eine Pfarrstelle auf sie wartet. Leider kommt alles ganz anders und Clara lernt Land und Leute erst einmal aufgrund eines Mordes kennen. Schnell knüpft sie erste Kontakte zu den Einheimischen und folgt den Spuren des Mörders von Erich Konstantin, der tot am Strand aufgefunden wurde.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung ist stimmig, die handelnden Personen allesamt sympathisch und auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Vor allem aber auch die liebevolle Beschreibung von Travemünde und Umgebung macht dieses Buch zu einem echten Küstenkrimi mit Sehnsuchtspotential. Ebenso kann auch die Idee, eine Pfarrerin auf Mörderjagd zu schicken, als äußerst originell bezeichnet werden. Insofern setzt Christian Humberg sich deutlich von anderen Autoren ab. Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, sind die vielen Zufälle, die dazu führen, dass Clara Clüver gar keine Zeit hat, sich um ihre Pfarrstelle zu kümmern und dass sie sich fast schon zu problemlos in die Travemünder Gesellschaft einfügt. Lange ist nicht klar, wie die einzelnen Stränge zusammenhängen (in einem zweiten Part wird auf einer anderen Zeitebene die Geschichte des Roggenbuk erzählt) und als es dann klar wurde, war es mir wieder zu viel des Zufalls. Auf diese Story hätte Christian Humberg meiner Meinung nach gut verzichten können – das Buch bleibt dennoch spannend und einzigartig.
Auch, wenn die Handlung manchmal mit zu viel Wohlfühleffekt dahinplätschert: dieses Buch ist auf jeden Fall lesenswert und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Ein Kommissar auf der Suche nach seiner neuen Rolle und der Wahrheit

Deichfürst
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„Deichfürst“ von Heike van Hoorn ist der erste Teil einer neuen Ostfriesland-Krimi-Serie. Hauptkommissar Stephan Möhlenkamp – gerade erst nach Leer versetzt worden – hat es in seinem ersten Einsatz mit ...

„Deichfürst“ von Heike van Hoorn ist der erste Teil einer neuen Ostfriesland-Krimi-Serie. Hauptkommissar Stephan Möhlenkamp – gerade erst nach Leer versetzt worden – hat es in seinem ersten Einsatz mit dem Mord an einem reichen Bauern, Tadeus de Vries, zu tun. Er taucht tief ein in ostfriesische Sitten und Bräuche, lernt bei seinen Recherchen viele lokale Urgesteine kennen und erfährt nebenbei auch Einiges über die Genese des umstrittenen Emssperrwerks. Sein Team tut sich nicht leicht, dem Täter auf die Schliche zu kommen, denn Tadeus war gänzlich unbeliebt und so gibt es viele Verdächtige…. – und Möhlenkamp muss seine Rolle als Chef erst finden.
Das Buch hat mir phasenweise gut gefallen. Besonders der Rückblick – parallel wird eine zweite Geschichte erzählt, die während des zweiten Weltkriegs spielt – öffnet den Blickwinkel. Auch die Auseinandersetzungen bezüglich des Emssperrwerks und die unterschiedlichen Positionen diesbezüglich fand ich interessant. Zu kurz kommt für mich allerdings die eigentliche Krimihandlung. Meiner Meinung nach gibt es zu viele Nebenschauplätze – als wollte die Autorin möglichst viel in ein Buch bringen. Zu nennen sind hier beispielsweise der Nachbar des Kommissars und die ausufernden Schilderungen über die einzelnen Mitglieder des Teams um Möhlenkamp. Das Buch war zwar in Ansätzen spannend, aber auch hier fehlt ein roter Faden. Besonders störend habe ich die Entscheidung der Autorin empfunden, plattdeutsche Passagen aufzunehmen und diese mit Hilfe von Fußnoten zu übersetzen. Dies hemmt den Lesefluss erheblich und wirkt für mich auch nicht so originell wie möglicherweise intendiert.
Insofern bleibt van Hoorn hinter den Möglichkeiten, welche die Geschichte bietet. Der Klappentext suggeriert zudem eine echte Zusammenarbeit des Kommissars, seiner Frau und einer lokalen Reporterin, welche meiner Meinung nach wenig bis gar nicht stattfindet. Gerade die spannende Geschichte um das Emssperrwerk hätte viel mehr Potential gehabt, wenn sie noch differenzierter ausgearbeitet worden wäre.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Palais Heiligendamm - Umbruch und Stillstand nach dem ersten Weltkrieg

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
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„Palais Heiligendamm – stürmische Zeiten“ ist der zweite Band der dreiteiligen Serie um das gleichnamige Hotel in Bad Doberan. In diesem Teil nimmt die Autorin uns mit in das Jahr 1922.
Elisabeth ist ...

„Palais Heiligendamm – stürmische Zeiten“ ist der zweite Band der dreiteiligen Serie um das gleichnamige Hotel in Bad Doberan. In diesem Teil nimmt die Autorin uns mit in das Jahr 1922.
Elisabeth ist wie bereits im ersten Teil die Chefin des Hotels. Der Mann, mit dem sie eine Tochter hat, Julius, ist nach wie vor der Eigentümer. Zu Beginn der Handlung pendelt Julius zwischen Bad Doberan und Berlin, wo er mit Tochter Julia und Köchin Minna wohnt. Während die politische Situation in Deutschland sich zuspitzt und die Nazis an Macht gewinnen, kämpfen Elisabeth und ihre Familie um die Zukunft des Palais Heiligendamm.
Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Ich musste immer weiterlesen, um zu erfahren, wie es weiter geht. Nicht nur der Handlungsstrang um Elisabeth und Julius, sondern auch um Elisabeths Bruder Paul, der seine Homosexualität hinter der Fassade eines Familienvaters versteckt, hat mich sehr gefesselt. Der historische Hintergrund verleiht dem Buch seine besondere Stärke.
Michaela Grünig schreibt sehr lebendig und facettenreich. Aufgrund der gut recherchierten historischen Details fühlte ich mich nach Bad Doberan um 1922 versetzt und konnte die Sorgen und Nöte der Hauptpersonen gut nachvollziehen. Vor allem die Schilderungen des zunehmenden Einflusses der Nazis haben mich bewegt. Gleichzeitig blieb immer offen, wie es weiter geht. Besonders gefesselt hat mich der Handlungsstrang um Elisabeth und Julius. Oft wollte ich Elisabeth schütteln und sie bitten, sich nicht so kompliziert zu verhalten und sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen.
Spannend finde ich die Rolle, die Elisabeth im Palais Heiligendamm einnimmt. Es ist auf ein für die damalige Zeit modernes Rollenbild der Frau. Dasselbe trifft auf Minna zu, der die Leitung der Küche im Palais angeboten wird. Auch das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau und die partnerschaftlichen Rollenverteilungen haben mich überrascht.
Für das Buch gebe ich eine klare Leseempfehlung. Es ist spannend, fesselnd und bewegend gleichermaßen. Für mich war das Lesen wie ein Ausflug in eine andere, oft dunkle Zeit. Ich freue mich schon jetzt auf Band 3, der leider erst im kommenden Januar erscheint.

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