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Veröffentlicht am 10.03.2021

Die südkoreanische Durchschnittsfrau

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Ich könnte mir keinen Roman vorstellen, der besser zum heutigen Internationalen Weltfrauentag passt, als der Debütroman "Kim Jiyoung, geboren 1982" der südkoreanischen Drehbuchautorin Cho Nam-Joo. Basierend ...

Ich könnte mir keinen Roman vorstellen, der besser zum heutigen Internationalen Weltfrauentag passt, als der Debütroman "Kim Jiyoung, geboren 1982" der südkoreanischen Drehbuchautorin Cho Nam-Joo. Basierend auf eigenen Erfahrungen und Beobachtungen beschreibt sie die alltägliche weibliche Diskriminierung am Beispiel einer südkoreanischen Durchschnittsfrau. Mit 33 Jahren bekommt Jiyoung plötzlich „eigenartige Anwandlungen“ und benimmt sich während eines Besuchs bei den Schwiegereltern schockierend, so dass ihr Ehemann Daehyou einen Psychiater zu Rate ziehen muss. Was veranlasst die bisher völlig unauffällige Frau dazu, mit fremden Stimmen zu sprechen?

In zweiter Reihe
Fast hätte es Jiyoung gar nicht gegeben, hätte ihre Mutter nicht erst die dritte Tochter abgetrieben, sondern bereits die zweite. Als der von der Familie ersehnte Sohn geboren wird, rücken die Schwestern automatisch auf die Plätze hinter ihm. Trotzdem sorgt die durchsetzungsfähige, geschäftstüchtige Mutter Misuk für eine qualifizierte Ausbildung der beiden Töchter, die ihr wegen ihres Geschlechts verwehrt wurde. Obwohl auch jetzt noch die Mädchen in der Schule und an der Universität prinzipiell hinter den Jungen rangieren und sexuelle Übergriff im Alltag wie selbstverständlich geduldet werden, schafft Jiyoung Abitur und Studium. Als fast unüberwindliche Hürde gestaltet sich jedoch die Jobsuche:

"Hatte eine Frau Schwächen, kam sie deshalb nicht infrage. War sie brilliant, galt sie als Unruhestifterin. Und was sagte man ihr, wenn sie mittelmäßig war? Tut uns leid, Sie sind zu durchschnittlich?" (S. 111)

Erst als sie ihre Ansprüche zurückschraubt, stellt eine Marketingagentur sie ein. Geringere Bezahlung, Benachteiligung bei Beförderungen und sexistisches Verhalten sind im Berufsleben ihre ständigen Begleiter, trotzdem macht Jiyoung die Arbeit Spaß. Doch mit der Geburt ihrer Tochter Ziwon ist dieser Lebensabschnitt zu Ende, Berufstätigkeit und Mutterschaft scheinen in Südkorea unvereinbar. Wie so viele Frauen leidet sie unter der Doppelmoral bei der Bewertung von Hausarbeit und unter der Aussicht auf maximal einen Job im Mindestlohnbereich, ohne Sozialversicherung und festen Arbeitsvertrag.

Drei Frauengenerationen
Trotz der im Vergleich zu ihrer Mutter wesentlich besseren Startchancen, stößt Jiyoung beständig gegen einen gläsernen Deckel. Leider fehlt ihr auch deren raffiniertes Durchsetzungsvermögen. Da Jiyoung der Autorin als Modell für alle denkbaren Ungerechtigkeiten der koreanischen Gesellschaft dient, wird es gegen Ende des Buches etwas zu viel des Guten, was aber vermutlich beabsichtigt ist. Außerdem hätte ich mir etwas mehr Beachtung für das Schicksal von Jiyoungs kleiner Tochter gewünscht, die als Auslöser für die Frustration ihrer Mutter ebenfalls Opfer ist, doch ist dies eindeutig nicht Thema des Romans.

Mit Wut geschrieben
Cho Nam-Joo erzählt diese zutiefst trostlose Geschichte aus einem patriarchal geprägten Hightech-Land in vollkommen nüchterner Sprache. Erst spät wird klar, wer erzählt - ein besonders gelungener Kunstgriff. Doch nicht nur die Schreibweise erinnert an ein Sachbuch, auch die Quellenangaben zu Statistiken, Studien und Dokumentationen über weibliche Lebensumstände in Südkorea sind äußerst ungewöhnlich für einen Roman. Allerdings geht es Cho Nam-Joo nicht um Unterhaltung, vielmehr möchte sie die unhaltbaren Zustände in ihrem Land anprangern, unterdrückten Frauen eine Stimme geben und die Gesellschaft aufrütteln. Dass der im Original 2016 erschienene Roman in Südkorea zu einem inzwischen auch verfilmten Bestseller wurde, lässt hoffen, dass er zu Veränderungen beitragen kann.

Fazit: "Kim Jiyoung, geboren 1982" ist nicht das beste Buch des Literaturfrühlings 2021, aber sicher eines der wichtigsten und eine Mahnung an Frauen weltweit, wachsam und wehrhaft zu bleiben.

Veröffentlicht am 06.03.2021

Körperhygiene für Anfänger

Edition Piepmatz: Seif dich ein, sagt das Schwein
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Keine Lust auf Händewaschen? Geschrei beim Kämmen? Panik vor Schaum auf dem Kopf? Die Tiere im quadratischen, stabilen Pappbilderbuch "Seif dich ein, sagt das Schwein" von Kathrin Wessel (Illustration) ...

Keine Lust auf Händewaschen? Geschrei beim Kämmen? Panik vor Schaum auf dem Kopf? Die Tiere im quadratischen, stabilen Pappbilderbuch "Seif dich ein, sagt das Schwein" von Kathrin Wessel (Illustration) und Sandra Grimm (Text) sind trotz Körperpflegeprozedur vergnügt. Jeweils ein großes und ein kleines Tier derselben Gattung werden beim Zähneputzen, Baden oder Kämmen gezeigt. Zu jeder der sieben Szenen gibt es einen grafisch wunderschön gestalteten gereimten Zweizeiler im Stil des Buchtitels und eine passende Illustration auf der gegenüberliegenden Seite. Die Reime sind kurz, einprägsam und lassen sich in entsprechenden Situationen wiederholen. Mich haben sie sofort zum Weiterreimen animiert: „Schneid mir die Mähne, sagt die Hyäne“, „Putz dir die Nase, sagt der Hase“ – Der Fantasie der Vorleserinnen und Vorleser und der älteren Geschwister sind keine Grenzen gesetzt. Außerdem lässt sich zu den Bildern mehr sagen als nur ein Satz, je nach Ausdauer der kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer ab etwa zwölf Monate. Die herzigen Illustrationen auf kontrastreichem, farbenfrohem Hintergrund sind einfach gehalten und zeigen die Tiere meist von vorn, was sie für Kleinkindaugen leichter erkennbar macht.

Wer so gepflegt ist, wie es Bär, Katze, Maus, Schwein, Lama und Lamm am Ende sind, darf sich mit einem Blick in den Spiegel belohnen – sagt jedenfalls der Igel!

Und wer mit der gleichen Methode das Gute-Nacht-Ritual oder das Trösten einüben möchte, kann es mit "Leise, leise, sagt die Meise" oder mit "Tut’s noch weh?, fragt das Reh", ebenfalls von Kathrin Wessel und Sandra Grimm und in der Reihe Edition Piepmatz des Ravensburger Verlags erschienen, tun.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Trauer, Schuld und Neid

Unter Wasser Nacht
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Der Roman "Unter Wasser Nacht" mit einem so herausragenden Cover, dem Handlungsort Wendland und einem so interessant klingenden Titel stand in diesem Frühjahr weit oben auf meiner Leseliste, ist mir doch ...

Der Roman "Unter Wasser Nacht" mit einem so herausragenden Cover, dem Handlungsort Wendland und einem so interessant klingenden Titel stand in diesem Frühjahr weit oben auf meiner Leseliste, ist mir doch ein wunderschöner Fahrradurlaub im Mai 2020 mit Quartier nahe Gorleben und der traumhaften Elbe noch frisch im Gedächtnis. Für zumindest zwei der Protagonisten ist jedoch die Elbe Hassobjekt:

"Er [Thies] wollte Edith nicht begegnen. Wenn es jemanden gab, der den Fluss noch mehr hasste als er, dann war sie es, die Fährfrau wider Willen. Er wollte ihre stummen Blicke nicht ertragen. Nicht wissen, was sich dahinter verbarg. Unausgesprochenes. Es ging ihm schlecht genug." (S. 7)

Abschied von Bullerbü
Thies und seine Frau Sophie haben vor gut einem Jahr ihren Sohn Aaron verloren. Zwei Tage nach seinem Verschwinden wurde er tot in der Elbe gefunden, die Umstände liegen im Dunkeln. Thies und Sophie entfernen sich seither in ihrer Trauer und ihren Schuldgefühlen immer mehr voneinander, leben in getrennten Welten. Auch die Freundschaft zu ihren Nachbarn Inga und Bodo mit den Kindern Lasse und Jella, alte Mitstreiter aus ihrer Vergangenheit als politische Aktivisten gegen die Castor-Transporte, ist daran zerbrochen.

Aus der Bullerbü-Idylle der beiden Familien wurde blanker Neid Sophies auf das scheinbar perfekte Leben der anderen. Dabei war auch vorher nicht alles gut, denn das Wunschkind Aaron terrorisierte, seit er laufen konnte, alle mit seinem Hass, seinen Aggressionen und seiner Wut.

Gerade als die Ermittlungen der Polizei eingestellt werden, taucht die mysteriöse Mara aus Christiania auf, eine Frau Ende vierzig, selbstbewusst, attraktiv, unkonventionell, lebendig. Thies fühlt sich vom ersten Moment magisch zu ihr hingezogen, aber auch auf Sophie, Inga und Jella macht sie großen Eindruck. Nur Ingas Mutter Edith, die Fährfrau, reagiert schroff. Noch ahnt keiner, wie sie aller Leben auf den Kopf stellen wird.

Ein Roman mit Schwächen
Kristina Hauff, die unter ihrem wirklichen Namen Susanne Kliem bereits mehrere Krimis veröffentlichte, überschreibt die kurzen Kapitel mit der Person, aus deren Sicht erzählt wird, bei Rückblenden ergänzt durch eine Zeitangabe. Zweiundzwanzig Kapitel heißen „Sophie“, zwölf „Thies“, acht „Inga“, drei „Jella“ beziehungsweise „Edith“ und eines „Mara“.

Leider nahm meine anfängliche Freude während des Lesens zunehmend ab, zumal die Auflösung irgendwann absehbar wurde. Hauptgründe dafür waren die die auf mich unecht wirkenden Dialog und die Charaktere, die mir zu eindimensional (Aaron), zu konstruiert (Mara) oder zu unverständlich in ihrem Verhalten (Thies und Jella) waren. Außerdem störten mich Ungenauigkeiten und Fehler, die ich so bei einem Buch aus dem Hanser Verlag nicht kenne: Da wird beispielsweise eine Hündin am „Armband“ gezogen (S. 156), „Hausbesetzerfreunde“ werden zu „Hausbesitzerfreunden“ (S. 228), die Kapitelüberschriften heißen mal „Dreizehn Monate zuvor“ (S. 127), mal „Vor 13 Monaten“ (S. 202) und Mara liegt, nur mit einem Slip bekleidet, auf einem Bett (S. 281), um sich kurz darauf T-Shirt und Hose auszuziehen (S. 284). Schade, denn die Grundidee des Buches ist gut, die Autorin hat zur Vergangenheit der Protestbewegungen recherchiert, hat Zeit im Wendland verbracht und viele Naturbeschreibungen, vor allem des Wassers, sind gelungen. Wer sich an den genannten Kritikpunkten also nicht stört, kann sich bei der Lektüre sicher gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Zwei Mütter, drei Väter, viele Heimatorte

Das achte Kind
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Wäre der Buchtitel "Herkunft" nicht schon vom Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, besetzt - er hätte auch zum Debütroman von Alem Grabovac wunderbar gepasst. Beide Autoren erzählen ...

Wäre der Buchtitel "Herkunft" nicht schon vom Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, besetzt - er hätte auch zum Debütroman von Alem Grabovac wunderbar gepasst. Beide Autoren erzählen autofiktional in der Ich-Form, beide Romane gehen in ihrer Bedeutung weit über das Einzelschicksal hinaus und beschreiben ein Aufwachsen in Deutschland außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung. Doch während Saša Stanišić 1992 mit 14 Jahren als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Deutschland kam, wurde Alem Grabovac als Sohn jugoslawischer Gastarbeiter, Mutter Kroatin, Vater Bosnier, 1974 in Würzburg geboren.

Verschiedene Welten
Die Nachricht vom Tod seines leiblichen Vaters Emir Grabovac ist Ausgangspunkt des Romans. 34 Jahre lang hatte die Mutter Alem belogen, um ihm ein „schönes Vaterbild“ zu erhalten, und ihm die erfundene Geschichte vom rechtschaffenen, bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommenen Vater erzählt.

Alems Mutter Smilja lernte ihren Mann 1973 in Deutschland kennen, wo sie ein Leben als Gastarbeiterin gegen ein prekäres, von familiärer Gewalt geprägtes Dasein in ihrem kroatischen Bergdorf eingetauscht hatte. Emir entpuppt sich schnell als arbeitsscheuer, trunksüchtiger Kleinganove, dem sie unmöglich tagsüber den neugeborenen Sohn überlassen kann. Schweren Herzens entscheidet sie sich deshalb für eine Pflegefamilie. Nachdem Emir endgültig untertaucht und Smilja auf der Flucht vor Eintreibern seiner Spielschulden nach Frankfurt zieht, bleibt Alem nun auch an den meisten Wochenende bei Marianne und Robert Behrens, die ihn wie die eigenen sieben Kinder fürsorglich und liebevoll aufziehen. Bewundernd und stolz lauscht er Roberts Kriegsgeschichten und malt Panzer. Die nationalsozialistische Gesinnung und den ausgeprägten Judenhass seines ansonsten „herzensguten“ Pflegevaters, der „immer für mich da war“, begreift er erst als Jugendlicher und distanziert sich:

"Ich blickte auf seine Kriegsverletzung, das riesige Loch in der Schulter, auf das ich als Kind so unglaublich stolz gewesen war. Doch das Loch hatte sich verändert, war schattiger und dunkler geworden, hinter seiner tiefen Ausbuchtung verbarg sich etwas, vor dem ich mich zunehmend fürchtete." (S. 181/182)

Während sich Alem bei seiner Pflegefamilie trotz zahlreicher Umzüge in deren penibel geregeltem Alltag geborgen und zuhause fühlt, fürchtet er die Besuche bei seiner leiblichen Mutter und deren gewalttätigem, unberechenbarem neuen Partner, dem Serben Dušan. In Frankfurt gibt es weder Tischmanieren noch Sandmännchen, Dalli Dalli oder eine geregelte Nachtruhe, dafür Prügel vom häufig betrunkenen Stiefvater für Alem und Smilja.

Überlebensstrategien
Wie übersteht man eine solches Aufwachsen in unterschiedlichen Familien und zwischen schwäbischen Kleinstädten, Frankfurt und den Besuchen bei den Großeltern im kroatischen Maovice? Mit dem Ziel eines Studium als überaus bewundernswertem Weg durch Bildung zur Freiheit und mit Zufluchtsorten:

"Ich versuchte, ruhig zu bleiben, […] und hatte in der Literatur, wie schon zuvor im Fußball und in Kinofilmen, einen neuen Ort gefunden, an den ich mich klammheimlich zurückziehen konnte, wenn das Leben mal wieder zu laut und chaotisch wurde." (S. 215)

Mehr Bericht als Roman
Alem Grabovacs Debütroman ist gerade deshalb eindrucksvoll, weil er nicht Mitleid heischt und Pathos meidet. Allerdings frage ich mich, was diesen eher distanzierten autobiografischen Bericht zum Roman macht, und vermisse ein wenig die Emotionalität und die literarische Originalität eines Saša Stanišić. Als Beitrag zu zwei großen Themen der Nachkriegszeit, dem Schicksal tausender Gastarbeiter und dem Weiterleben der Naziideologie, ist "Das achte Kind" jedoch sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

So eine Oma braucht jedes Kind!

Lotte und die Freitags-Oma
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Lotte ist schon fünf Jahre alt, kann fünf Züge schwimmen, bis 17 zählen, die Zahl Fünf lesen und ist mutig genug, auswärts zu übernachten. Am liebsten sind ihr die Freitage, denn dann holt die Oma sie ...

Lotte ist schon fünf Jahre alt, kann fünf Züge schwimmen, bis 17 zählen, die Zahl Fünf lesen und ist mutig genug, auswärts zu übernachten. Am liebsten sind ihr die Freitage, denn dann holt die Oma sie vom Kindergarten ab. Zusammen erleben die beiden viele kleine Alltagsabenteuer. Die Oma lässt Lotte jede Menge Freiraum für ihre gründlichen Beobachtungen, gibt Anregungen, ohne sie damit zu erdrücken, nimmt es bei den Süßigkeiten nicht ganz so genau wie die Mutter und verliert vor allem nie ihren Humor. Selbst wenn es, wie bei Lottes Rollerunfall, brenzlig wird, strahlt sie eine wohltuende Ruhe aus, ist immer präsent und bleibt doch wohltuend im Hintergrund. Kein Wunder also, dass Lotte selbst bei Krankheit freitags nicht im Bett bleiben will!

Abenteuer findet man überall
18 Geschichten, die richtig Spaß machen, umfasst das Vorlesebuch "Lotte und die Freitags-Oma" mit Text und Illustrationen von Miriam Zedelius. Den bereits 2019 erschienenen Vorgängerband "Lotte und die Oma-Tage", als die beiden noch die Montage zusammen verbrachten, muss man dafür nicht kennen. Jede der um die fünf Seiten umfassenden Geschichten in großer Schrift ist in sich abgeschlossen und die Reihenfolge beliebig. Egal, ob die beiden unternehmungslustigen Damen zusammen zum Markt, in den Zoo oder auf den Rummelplatz gehen, ob sie Pfandflaschen sammeln, einen Regen-Puzzle-Tag einlegen, Quittengelee kochen, ohne Schnee Schlitten fahren oder am Laternenumzug teilnehmen, immer sind es Situationen aus der Alltagswelt der kleinen Zuhörer und Zuhörerinnen ab drei Jahren mit ein paar zusätzlichen Anregungen und spannenden Einblicken in Lottes kindliche Gedankenwelt.

Alles in Rot und Grün
Die unterschiedlich großen, sehr gut passenden Zeichnungen auf fast jeder Doppelseite sind im Gegensatz zum poppigen Cover ausschließlich in roter und grüner Farbe gehalten, wobei Oma und Lotte sich prima ergänzen: Trägt Lotte eine rote Jacke, so ist die der Oma grün, sind Omas Hose und Schuhe rot, hat Lotte grüne an. Nur die Gesichter und Haare sind immer grün – mit fröhlichen roten Bäckchen. Schade ist das nur für Betrachter, selten Betrachterinnen, mit einer Rot-Grün-Sehschwäche.

Verschiedene Zielgruppen
Aufgrund der einfachen Satzstruktur, der kurzen Geschichten und der kindgerechten Themenauswahl eignet sich "Lotte und die Freitags-Oma" schon zum Vorlesen ab drei Jahren. Aber auch bei fortgeschrittenen Erstleserinnen und Erstleser, die bereits etwas umfangreichere Textmengen bewältigen, könnte das warmherzig geschriebene Buch zum Einsatz kommen, denn mit der größeren Schrift, dem Flattersatz, den in sich abgeschlossenen Episoden, den kurzen Sätzen und textunterstützenden Illustrationen stellt sich schnell Leseerfolg ein.

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