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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2016

Nett und unaufgeregt

Elsässer Sünden
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Major Jules Gabin lebt nun schon einige Monate im beschaulichen Elsässer Städtchen Rebenheim. Aber so ganz ist er noch nicht angekommen, obwohl er schon einen Fall erfolgreich abschließen konnte. Seine ...

Major Jules Gabin lebt nun schon einige Monate im beschaulichen Elsässer Städtchen Rebenheim. Aber so ganz ist er noch nicht angekommen, obwohl er schon einen Fall erfolgreich abschließen konnte. Seine Freundin Lilou denkt nicht daran, Royan zu verlassen und auch ihm fehlt die Küste.
Seit einigen Monaten schon treibt ein Feuerteufel in der Umgebung sein Unwesen, bislang blieb es bei abgefackelten Scheunen und leeren Häusern, aber nun brennt ein Altstadthaus und ein Toter ist zu beklagen. Unfall oder Mord? Was ist mit Bernadette, der ehemaligen Weinkönigin, die nach einem Unfall verunstaltet ist, der Tote war einer der Unfallbeteiligten, aber ihr Alibi scheint hieb-und stichfest.
Der Krimi folgt dem bekannten Rezept: Ein Drittel schöne französische Urlaubsregion, ein Drittel kulinarische Besonderheiten und ein Drittel Ermittlung, dazwischen ziehen sich noch einige amouröse Verwicklungen, denn Lilou will zu Besuch kommen und der Flirt Gabins mit der attraktiven Staatsanwältin ist auch nicht ganz harmlos.
Das liest sich nett und unaufgeregt, aber nicht unbedingt spannend oder neu. Es gibt schon zu viele dieser Krimis, die sich an das Erfolgsrezept angehängt haben und die „Elsässer Sünden“ sind nicht grade das gelungenste Beispiel. Aber es ist solide konzipiert und wenn man das Elsass kennt, kann man gern in Erinnerungen schwelgen

Veröffentlicht am 30.12.2016

Der Metzger muss lesen

Der Metzger
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Adrian Willibald Metzger ist in seinem Wiener Bezirk verwurzelt. Er hat seinen Würstelstand, seine Laufwege, seine Lokale, kurz gesagt – seinen Kosmos. Just an seinem bevorzugten Würstelstand wird er Zeuge ...

Adrian Willibald Metzger ist in seinem Wiener Bezirk verwurzelt. Er hat seinen Würstelstand, seine Laufwege, seine Lokale, kurz gesagt – seinen Kosmos. Just an seinem bevorzugten Würstelstand wird er Zeuge eines Unfalls, der nur einen Zweck hat, den Stand zu zerstören, einen der wenigen freien, alle anderen hat der Großmetzger Woplatek schon seinem Imperium einverleibt. Als der Woplatek noch ein Handwerksmeister in seinem Bezirk war, war der Willibald dort Stammkunde. Vertrieben hat ihn nur der Umgang Woplateks mit seinem Sohn Hansi, der so ganz aus der Art geschlagen war. Statt mit Würsten und Stelzen hat er sich lieber mit Büchern umgeben. So wurde Hansi bald in ein Internat verbannt und später in die Psychiatrie abgeschoben, wo einer der Suizidversuche erfolgreich war.
Aber dann stolpert der Metzger über ein Buch eines hochgelobten jungen Autors und seine Alarmglocken beginnen zu schrillen.
Schon zum siebten Mal darf Willibald Metzger seinem Bauchgefühl folgen und dorthin sein Nase stecken, wo niemand was Anrüchiges vermuten würde. Thomas Raab hat seinen Helden so unverwechselbar gestaltet, dass er jedem Leser lebendig wird. Ein Individualist, ein wenig brummig, so wie man sich den Wiener halt vorstellt. Aber trotzdem mit Empathie, Aufmerksamkeit und eine Art Schmäh ausgestattet, mit der sich auch Nichtösterreicher sehr gut anfreunden können. Die Sprache des Buches ist unverwechselbar, genau wie seine Figuren. Mir gefällt der ironische, aber dabei immer warmherzige Ton.
Ich kann diesen Krimi nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Was damals wirklich geschah

Kneipengrab
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Ninas ganzes Leben wird von zwei furchtbaren Ereignissen aus ihrer Jugend überschattet. Ihr geliebter älterer Bruder Alex wird ermordet und ihre beste Freundin Silvia fällt kurz danach dem „Lolitamörder“ ...

Ninas ganzes Leben wird von zwei furchtbaren Ereignissen aus ihrer Jugend überschattet. Ihr geliebter älterer Bruder Alex wird ermordet und ihre beste Freundin Silvia fällt kurz danach dem „Lolitamörder“ zum Opfer. Diese Verluste haben sie geprägt, auch wenn sie nach vielen Jahren ihren Frieden damit gemacht hat. Nun soll der Mörder des Bruders nach 35 Jahren Haft entlassen werden und die alten Verletzungen brechen wieder auf. Als die Stammkneipe der Jugendclique abgerissen wird, taucht auch Silvias Fahrrad auf und die damaligen Ermittlungen erscheinen plötzlich in einem anderen Licht.
Ich hatte mir aus der Beschreibung einen spannenden regionalen Krimi erwartet, aber der Roman nimmt eine ganz andere Wende. Es ist ein Psychogramm einer traumatisierten Frau, die sich der Wahrheit stellen muss und deren ganzes Weltbild erschüttert wird. Das wird durchaus spannend und nachvollziehbar erzählt, auch die Ausschnitte aus dem alten Tagebuch der Freundinnen Nina und Silvia tragen dazu bei.
Da mir der Plot aber zu leicht durchschaubar war, konnte mich das Buch nicht durchgehend fesseln. Es lag vielleicht auch am spröden Ton der Ich-Erzählerin, dass mir die Personen anfangs nicht richtig nahe kamen. Allerdings sind die grundsätzlichen Fragen nach Schuld und Sühne, Verzeihen und Neuanfang sehr menschlich und nachvollziehbar erzählt. Sicher waren meine Erwartungen an einen Regionalkrimi schuld, dass ich Zeit brauchte, mich richtig auf den Roman einzulassen

Veröffentlicht am 25.12.2016

Hat mich etwas enttäuscht

Die Spionin
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Das neueste Buch von Paolo Coelho widmet sich einer schillernden Frau: Mata Hari. In einem Roman will er sich der Persönlichkeit der Spionin, Tänzerin, Liebhaberin, nähern.
Das Buch beginnt mit einer starken ...

Das neueste Buch von Paolo Coelho widmet sich einer schillernden Frau: Mata Hari. In einem Roman will er sich der Persönlichkeit der Spionin, Tänzerin, Liebhaberin, nähern.
Das Buch beginnt mit einer starken Szene: Mata Haris Gnadengesuch ist abgelehnt worden, die Hinrichtung wird vollzogen. Damit zog mich der Autor sofort in Bann.
Der nächste Teil besteht aus einem langen Brief Mata Haris an ihre Tochter. Hier flacht für mich die Geschichte bereits ab. Die Beschreibung brachte mir die Persönlichkeit nicht näher. Im Schnelltempo bewegen sie die Beschreibungen durch ihr Leben. Herkunft und Familie werden gestreift, die Vergewaltigung durch den Leiter der Internatsschule und die immer größere Entfremdung zur Familie, sind die ersten Etappen, die in einer lieblosen Ehe mit einem sehr viel älteren Kolonialoffizier münden. Sie begleitet ihren Mann nach Niederländisch-Ostindien und dort lernt sie die Kultur kennen, die sie zu ihrem Künstlernamen und zu ihren tänzerischen Darbietungen inspirieren. So wird aus Margarethe Zeller Mata Hari. Sie wird eine Berühmtheit der Halbwelt, findet reiche Gönner und lebt ihr Luxusleben, bis der Erste Weltkrieg dem ein Ende bereitet und sie neue Einnahmequellen suchen muss.
Eine dritte Sichtweise bringt der Brief ihres Anwalts, der ihr die Vollstreckung des Urteils ankündigt und der sich und seine Verteidigung rechtfertigt.
Bilder und Dokumente rahmen die Romanhandlung ein, die mir leider viel zu sehr an der Oberfläche geblieben ist. Die Person Mata Hari hätte sicher viel mehr an Projektionsfläche zu bieten gehabt. So kratzte der Roman nur an der Geschichte, aber ich hätte mir viel mir Tiefe gewünscht. In einem Roman hätte der Autor die Möglichkeit gehabt, der Figur nahe zu kommen; sie zu interpretieren, das ist leider nicht passiert. Auch über die große Frage – Spionin oder nicht – hätte ich gern mehr erfahren.
So ist mir eigentlich nur ein Satz, gleich zu Beginn des Buches im Gedächtnis geblieben: Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat.“
Leider trägt das Buch nicht dazu bei, die Erinnerung an Mata Hari lebendig zu halten.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Unterhaltung mit Esprit

Fast perfekte Heldinnen
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Mathilde, Lucie, Alice und Éva sind Freundinnen seit Jahren, obwohl sie ganz unterschiedlich sind, halten sie zusammen, sind sich auch oft Ratgeberin und Stütze.
Nach wunderschönen, zusammen mit ihren ...

Mathilde, Lucie, Alice und Éva sind Freundinnen seit Jahren, obwohl sie ganz unterschiedlich sind, halten sie zusammen, sind sich auch oft Ratgeberin und Stütze.
Nach wunderschönen, zusammen mit ihren Familien verbrachten Ferien, geht es viel zu schnell zurück in den Alltag.
Mathilde hat Eheprobleme, ihr Max ist seit längerem arbeitslos und hat sich sehr gut in der Situation eingerichtet. So trägt Mathilde ganz allein die Doppelbelastung als Familienmutter und Ernährerin der Familie.
Alice macht die Trennung von Adrien mehr zu schaffen, als sie sich eingestehen möchte, Èvas Kinderwunsch wird immer drängender, während Lucie grade ihr drittes Kind bekommen hat. Alle Freundinnen haben genug Probleme im Alltag, aber ihre Freundschaft hilft ihnen über alle Turbulenzen hinweg.
Das Buch ist wunderbar leicht und unterhaltsam geschrieben, mit einer Leichtigkeit werden Probleme beschrieben, wie ich es in französischen Roman so liebe. Lebensfreude und Charme helfen den vier Freundinnen über die Niederungen des Alltags hinweg. Wenn man erstmal alle Beziehungsgeflechte durchschaut hat, amüsiert man sich köstlich über das Quartett. Dabei wirkt natürlich alles wie aus einem Hochglanzmagazin über die Pariser Society, aber die Realitätsferne schadet nicht. Es ist gelungene Unterhaltung für einige kurzweilige Lesestunden.