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Veröffentlicht am 07.01.2020

Wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen

Alles Mist? Eine Familie zieht aufs Land
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Wie viele Städter, träumt auch Susanne Veit vom Leben auf dem Land. Sie will ihren Kindern eine Kindheit in der Natur ermöglichen mit realen Abenteuern und Entdeckungen. Am meisten fürchtet sie sich vor ...

Wie viele Städter, träumt auch Susanne Veit vom Leben auf dem Land. Sie will ihren Kindern eine Kindheit in der Natur ermöglichen mit realen Abenteuern und Entdeckungen. Am meisten fürchtet sie sich vor den Gefahren durch die überbordende Präsenz des Internets, von Social Media und überhaupt einer allumfassenden digitalen Welt. Ganz besonders ihr ältester Sohn scheint ihr gefährdet, gibt es doch in seiner Klasse schon Kinder, die ihre ganze Zeit am Computer verbringen und kaum noch ansprechbar sind.

So wird dann letztendlich der Sprung auf’s Land gewagt, ein alleinstehendes Haus inmitten einer Waldlichtung wird das neue Zuhause. Eine große Umstellung für die Familie, die es zu meistern gilt. Das geht natürlich nicht ohne Rückschläge, besonders der Garten erweist sich als widerspenstig und die Schneckenplage übermächtig. Auch bei den Hühnern müssen schmerzhafte Verluste bedauert werden, der Habicht macht auch bei niedlichen Zwerghühnern keine Ausnahme. Weitere Gefahren lauern, der Fuchsbandwurm und Zecken gehören auch zur Natur. Hier verweist sie auf die vielen Artikel zu diesen Themen und ich gewann den Eindruck, dass auch der Wald zuerst ein feindliches Umfeld für Frau Veit und ihre Kinder ist. Aber die Familie geht die Herausforderung mit Humor an.

Ihre Erlebnisse schildert Susanne Veit sehr anschaulich und jede Begebenheit umrahmt sie auch mit entsprechenden Statistiken oder Artikel, sie ist schließlich selbst Journalistin. Da mischt sich allerdings auch manchmal ein belehrender Ton in ihre Erzählung. Die Furcht vor der digitalen Abhängigkeit ihrer Kinder nimmt einen sehr großen Raum ein, offensichtlich sieht sie nur negative Beispiele von computerabhängigen Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld. Muss man allerdings in den Wald ziehen, um davor gefeit zu sein? Wie machen es Eltern, die diese Möglichkeit nicht haben.

Insgesamt ist ein nett zu lesender Bericht von einer Familie auf dem Land, auch mit unterhaltsamen Szenen, der mich allerdings nicht völlig überzeugen konnte. Aber dass ihre Kinder das reale Leben und reale Freundschaften den Likes und Friends im Profil vorziehen, ist doch das Wichtigste. Und wenn Leser Anregungen finden, wie sie ihre Kinder stark für das Leben machen können, ist das Anliegen der Autorin gelungen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2020

Das Ende eines Witzbolds

Hamish Macbeth und der tote Witzbold
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Es gibt kaum ein Familienmitglied, Nachbar oder Angestellter, der nicht schon unter den geschmacklosen Scherzen des Gutsherrn Arthur Trent gelitten hätte. Aber als er seine Verwandten einbestellt, da es ...

Es gibt kaum ein Familienmitglied, Nachbar oder Angestellter, der nicht schon unter den geschmacklosen Scherzen des Gutsherrn Arthur Trent gelitten hätte. Aber als er seine Verwandten einbestellt, da es mit seiner Gesundheit rapide bergab geht, sind sie alle da. Es gibt schließlich die Aussicht auf ein reiches Erbe. So reisen seine ältlichen Töchter aus London an, ebenso sein Pflegesohn und sein Bruder mit Gattin und Sohn Paul. Paul hat sich eine Arbeitskollegin zur moralischen Unterstützung mitgebracht, denn er leidet nicht nur unter dem Onkel, sondern auch unter seiner sehr besitzergreifenden Mutter.
Als Dorfpolizist Hamish Macbeth wegen eines Mordfalls zum Anwesen gerufen wird, denkt er natürlich auch erst an einen derben Witz, aber es hat sich ausgescherzt. Arthur Trent wurde ermordet! Verdächtige gibt es zuhauf, die habgierige Verwandtschaft macht Hamishs Aufklärungsarbeit noch schwerer und auch untereinander beginnt es schwelen.
Ein verzwicktes Krimirätsel hat sich M.C.Beaton ausgedacht. Ganz im Stil der Krimiklassiker darf sich der Leser an der Ermittlung beteiligen, ist manchmal sogar einen Schritt weiter als der Dorfpolizist. Die Geschichte ist aber mehr ein skurriles Kammerstück als ein spannender Krimi. Dafür sorgen schon die oft überzeichneten Figuren, die wenig Tiefe aufweisen. Am meisten Persönlichkeit bekommt noch der Hauptprotagonist Polizist Hamish. Aber ich glaube, das ist auch so gewollt. Die Hamish Macbeth-Serie ist eine Unterhaltungsreihe mit kriminalistischem Einschlag. Das Buch ist, wie alle Bände der Reihe, nicht sonderlich umfangreich und unterhält den Leser für einige angenehme Stunden. Dafür sorgt auch der etwas einfache Stil. Übrigens erschien die Serie in England schon vor fast 30 Jahren und manchmal merkt man das Alter auch.
Das Ende und die Auflösung ist dann gleich auch noch ein Paukenschlag, der zumindest bei mir den Gedanken „das geschah ihm Recht“ auslöste. Aber im skurrilen und humorvoll überzeichneten Krimi darf man auch mal einem ausgesprochenen Ekel den Tod wünschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Humor
  • Cover
  • Geschichte
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.11.2019

Tod eines Wilderers

Mydworth - Tod im Mondschein
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Die Zwanziger Jahre haben im englischen Krimi eine Hochkonjunktur. So legte das Erfolgsduo Matthew Costello und Neil Richards nach der Cherringham Serie ein neues Projekt vor. Mit „Mydworth – Tod im Mondschein“ ...

Die Zwanziger Jahre haben im englischen Krimi eine Hochkonjunktur. So legte das Erfolgsduo Matthew Costello und Neil Richards nach der Cherringham Serie ein neues Projekt vor. Mit „Mydworth – Tod im Mondschein“ erscheint schon die dritte Folge eines richtigen Cosy Crime.
Lord und Lady Mortimer sind nach dem Krieg auf’s Land zurückgekehrt. Sir Harry war dekorierter Pilot und danach als Agent im Auftrag der Krone unterwegs. Sein amerikanische Frau Kat stammt aus ärmlichen Verhältnissen in der Bronx und war im Krieg Krankenschwester. Die Beiden mussten sich erst an das geruhsame Landleben gewöhnen und Kat sich an ihre Rolle als Lady. Doch auch in Mydworth gibt es Rätsel und Verbrechen, die gelöst werden müssen.
So wird im Wald des Emporkömmlings Shreeve die Leiche eines jungen Wilderers gefunden. Offensichtlich ist er gestolpert und dabei hat sich ein tödlicher Schuss gelöst. Aber so einfach wollen es nur der örtliche Constable und der Gutsbesitzer haben. Harry und Kat fallen sofort einige Ungereimtheiten auf.
Das E-Book ist schnell gelesen, dafür sorgen die leichte, unterhaltsame Sprache und die kleinen Begebenheit am Rand der Geschichte, die sich sehr witzig lesen. Wenn zum Beispiel Kat dem altgedienten Hausmädchen die Vorzüge eines Kühlschranks mit Eisfach oder eines Staubsaugers nahebringen will und auf Ablehnung stößt, weil dieses elektrische Teufelszeug nicht zur Ehre eines englischen Hausmädchens passt. Auch dass sich Kat gern auf ein Motorrad schwingt und die Umgebung erkundet, ruft in Mydworth Erstaunen hervor.
Sympathische Hauptfiguren und eine überschaubare Anzahl von Protagonisten werden nett in Szene gesetzt. Natürlich bleiben die Personen ziemlich flach, das ist auch schon dem geringen Umfang geschuldet. Eine unterhaltsame Geschichte, der man den Reihencharakter ein wenig anmerkt und genau das Richtige für Entspannung zwischendurch.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Schuld

Lauerholz
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Auf einer Wiese an der Lübecker Wakenitz werden zwei Teenager gefunden, in enger Umarmung sind sie offensichtlich gemeinsam in den Tod gegangen. Was kann passiert sein, dass die Jugendlichen keinen anderen ...

Auf einer Wiese an der Lübecker Wakenitz werden zwei Teenager gefunden, in enger Umarmung sind sie offensichtlich gemeinsam in den Tod gegangen. Was kann passiert sein, dass die Jugendlichen keinen anderen Ausweg mehr wissen? Am Tatort überfällt Kommissar Birger Andresen ein seltsames Gefühl, das auch der junge Kollege Morten teilt. Ist der Fall wirklich zu eindeutig wie es scheint?

Kann es etwas mit dem Prolog zu tun haben. Dort wird im düsteren Wäldchen Lauerholz,der Junge, Leif offensichtlich von Freunden verfolgt und gehetzt, er rennt zu den Bahngleise und ein Güterzug nähert sich.

Die Benachrichtigung der Eltern ist in so einem Fall nie einfach, aber was Andresen im Zimmer des jungen Mädchens findet, erstaunt ihn sehr. Aber die Mutter blockt ab, ähnlich ergeht es ihm im Elternhaus des Jungen.

Der Krimi hat für seinen Plot ein schwieriges Thema gewählt, Suizid von Jugendlichen und was dazu führt, ist sicher nicht leicht umzusetzen. Das ist dem Autor hier gelungen. Feinfühlig werden die Hintergründe beleuchtet, Charakterbilder gezeichnet und mit spannender Polizeiarbeit abgerundet. Zusätzlich wird Spannung durch einen Nebenstrang der Handlung erzeugt. Der Kommissar begleitet einen Privatdetektiv, der nach 30 Jahren endlich erfahren will, warum seine Eltern ermordet wurden.

Da komme ich nun zu einem Knackpunkt für mich. Ich bin mit diesem Fall in die Serie um Birger Andresen eingestiegen und was mir selten passiert, ist hier eingetreten. Ich hatte das Gefühl, dass mir Vorwissen aus den früheren Bänden fehlt. So konnte ich diverse Beziehungen nicht nachvollziehen und auch die Nebenhandlung erschien mir dadurch nebulös. Deshalb blieben mir Birger Andresen und seine Kollegen, samt ihren Interaktionen fremd. Da sind Kenner der Reihe mit Sicherheit im Vorteil.

Mir gefiel die Handlung mit ihrer Ausgangsidee und die schlüssige Auflösung. Ebenso gefiel mir die einfühlsame Zeichnung der Jugendlichen mit ihren Ängsten und Nöten.

Insgesamt bin ich aber mit Birger Andresen nicht recht warm geworden und das hat mein Lesevergnügen ein wenig geschmälert.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Wein und Magie

Der Oktobermann
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Bei gefühlt jedem zweiten Gespräch über Bücher fällt der Name Ben Aarnovitch und dann wird von seinen zauberhaft-magischen Geschichten geschwärmt.

Da kam mir die Neuerscheinung „Der Oktobermann“ grade ...

Bei gefühlt jedem zweiten Gespräch über Bücher fällt der Name Ben Aarnovitch und dann wird von seinen zauberhaft-magischen Geschichten geschwärmt.

Da kam mir die Neuerscheinung „Der Oktobermann“ grade recht um den Autor endlich kennenzulernen. Sein neues Buch spielt dieses Mal in Trier und ich lerne einen Beamten einer ganz besonderen Abteilung des BKA kennen: Tobi Winter ist von der „Abteilung für komplexe und diffuse Angelegenheiten“. Zusammen mit der örtlichen, ganz normalen, Polizistin Vanessa Sommer soll er einen geheimnisvollen Todesfall aufklären. Ein Mann liegt am Moselufer, gestorben an einer ganz besonders aggressiven Pilzart, die ansonsten für die gewünschte Edelfäule im Weinberg sorgt. Aber Tobi spürt bei der Untersuchung kein ausgesprochenes „Vestigium“ aber etwas Magisches kann er erahnen.

Die Ermittlungen führen zu interessanten Begegnungen mit der Flussgöttin Kelly und ihrem kleinen Schützling, eine Moselgöttin im Kindergartenalter. Übrigens auch eine ganz besonders gelungene Figur im Buch. Aber auch Vanessa und Tobi sind sympathisch dargestellt, vielleicht ein wenig flach gezeichnet.

Der nicht sehr umfangreiche Band liest sich wirklich amüsant und unterhaltsam. Als Neueinsteigerin habe ich natürlich keine Vergleichsmöglichkeiten zu den berühmten London-Büchern, aber das schadet nicht. Der Autor hat mich gleich in seine Welt der Magie und unerklärlichen Vorkommnisse mitgenommen, die sich aber – und das hat mich überrascht – völlig realistisch anfühlen. Wenn die kleine Flussgöttin gern mit anderen Kindern spielt, muss man halt nur aufpassen, dass sie mit ihnen nicht alleine bleibt und sie zum Spielen an Fluss mitnimmt, aber das erklärt sich ja von allein.

Die Sprache ist recht eingängig und ich kann mir das Buch auch sehr gut für Jugendliche vorstellen. Dass sich ein englischer Autor für ein neues Buch ein deutsches Setting auswählt und beschreibt, ist eigentlich ungewöhnlich, aber hat durchaus Charme. Ich fand den Lokalkolorit und das Weinbau-Geschehen ganz gut eingefügt.

Vielleicht hatte ich mir mehr vorgestellt, die Erwartungen waren wahrscheinlich durch die vielen Vorschusslorbeeren sehr hoch, aber eine unterhaltsame Lesezeit hatte ich allemal.