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Veröffentlicht am 08.03.2022

Eine kraftvolle Familiengeschichte

Dschinns
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Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so großartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen ...

Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so großartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen Familienmitglied genug Platz, um über seine Gedanken, Wünsche und Probleme zu sprechen... jedem einzelnen, ausser Hüseyin, dem Familienvater.
Sein Kapitel ist das erste und wir erfahren bloß, dass er 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat, auf so vieles verzichten musste, um für seine Familie zu sorgen. Um zu sparen, auf ein eigenes Heim in Istanbul. Nun wo es so weit ist, und er zum ersten Mal in der großen schönen Wohnung steht... ist sein Leben vorbei.
Nach und nach lernen wir seine Kinder kennen, die - jeder in seinem eigenen Kapitel - von ihren Erfahrungen erzählen, von der Beziehung zum Vater und zur Mutter, vom Fremdsein in den verschiedenen Kulturen - von ihren "Dschinns".
"Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. Wenn jemand nicht dem entspricht, was die meisten Menschen als normal empfinden, heißt es schnell: Der ist vom Dschinn besessen", lesen wir in dem Buch. Und man kann nicht umhin, über die Dschinns in der eigenen Familie und im eigenen Leben nachzudenken.
Was für ein tolles Buch... das muss jetzt erst einmal sacken.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Eine Kolumne die nie zu Ende geht

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ...

Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen in Deutschland, die von Sylt so gut wie gar nichts wissen. Für mich war die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern tatsächlich lehrreich.
Susanne Matthiessen gewährt in ihrem Essay Einblicke in das Sylt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, der Zeit ihrer Großeltern und letztendlich auch in das Sylt der Corona-Pandemie. Wir erfahren etwas über die Umweltkatastrophen der 80er Jahre, über die Punker-Invasion, die so gar nicht zwischen die superreichen Touristen passen.
Sie erzählt vom Ausverkauf der Insel, vom absurden Wahn des Kultstatus-Urlaubes... aber auch, dass die original Sylter irgendwie kauzig geblieben sind.
Matthiessen springt unchronologisch von Anekdote zu Anekdote, die man mal laut lachend dann wieder staunend und hin und wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Für alle, die mehr über Sylt wissen möchten.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Berührender Roadtrip

Ende in Sicht
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Zwei Frauen, die auf unterschiedliche Art vom Leben frustriert sind, treffen aufeinander: die fünfzehn jährige Juli und die neunundsechzig jährige Hella - ehemals Schlagersternchen.
Beide eint ein Wunsch: ...

Zwei Frauen, die auf unterschiedliche Art vom Leben frustriert sind, treffen aufeinander: die fünfzehn jährige Juli und die neunundsechzig jährige Hella - ehemals Schlagersternchen.
Beide eint ein Wunsch: sie wollen sterben.
Sehr einfühlsam erzählt Ronja von Rönne vom Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Menschen, mit viel Gefühl versetzt sie den Leser abwechselnd in die seelischen Abgründe des Teenagers und in die Gedankenwelt der vom Altern überdrüssigen Hella Licht, die doch im Herzen immer noch jung geblieben ist.
Obwohl die Thematik Depression und Lebensmüdigkeit sehr heikel ist, gibt es viele Momente, die den Leser zum Lachen bringen… aber nie hat man das Gefühl die Thematik würde respektlos behandelt.
Mich hat das Buch berührt und ich habe die beiden Frauen sehr ins Herz geschlossen.
Absolute Lese- und Hörempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.03.2022

Liebe Liebe Liebe

Love in the Big City
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Queere Literatur aus Asien, das ist immer spannend und ungewöhnlich.
Dieses Buch hat es in sich: sprachlich schnörkellos und gnadenlos ehrlich liest es sich locker und leicht, stellenweise sogar sehr witzig… ...

Queere Literatur aus Asien, das ist immer spannend und ungewöhnlich.
Dieses Buch hat es in sich: sprachlich schnörkellos und gnadenlos ehrlich liest es sich locker und leicht, stellenweise sogar sehr witzig… umso wuchtiger treffen den Leser dann die dramatischen Elemente. Weil sie so undramatisch und unaufgeregt daher kommen, dass man erst nach kurzem Stocken merkt WAS man da gelesen hat.
San Young Park lässt seinen Protagonisten in der Ich-Form erzählen, wir begleiten Young durch seine Jugend bis hin in seine Mittdreißiger. Wir sind dabei, wenn er zusammen mit seiner besten Freundin Jaehee das Nachtleben Seouls unsicher macht, wenn er ausschweifende verborgene sexuelle Abenteuer sucht. Wir erleben seine erste feste Beziehung, die Krankheit seiner Mutter und seine große Liebe.
Und um die Liebe in seinen verschiedenen Ausformungen geht es letztendlich auch.
Ein unaufgeregtes aber emotionales Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Ein humorvolles Lesevergnügen

Einatmen, ausrasten
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Zugegeben: ich bin so alt wie Eliza in dem Buch, auch ich habe Teenagerkinder... ich konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite mit den Gedanken, Handlungen und Dialogen zu hundert Prozent identifizieren.

Georgie ...

Zugegeben: ich bin so alt wie Eliza in dem Buch, auch ich habe Teenagerkinder... ich konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite mit den Gedanken, Handlungen und Dialogen zu hundert Prozent identifizieren.

Georgie Hall schuf mit ihrem Buch eine so glaubwürdige Protagonistin, dass man nach dem Beenden der Lektüre das Gefühl hat, über eine reale Person gelesen zu haben, eine Freundin, eine Schwester im Geiste. All ihre Probleme und Problemchen sind einem vertraut und beim Lesen erwischt man sich dabei, dass man zustimmend nickt, lacht, weint und mitzittert. Ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und habe es in einem Rutsch gelesen... vielfach mit Post-it Zetteln gespickt, um meine Familie ein wenig daran teilhaben zu lassen: "Seht ihr, ich kann gar nichts dafür, das sind die Hormone!"

Ohne Kitsch und Schnörkel schreibt Hall über das unschöne Älterwerden der Frau, aber sie zeigt auch die schönen Seiten, das Buch gibt Hoffnung macht Mut, nicht nur über den Handlungsstrang (der gegen Ende ordentlich an Fahrt aufnimmt und herrlich chaotisch ist) sondern vor allem mit dem großartigen Humor, in dem das Buch geschrieben ist.

Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, und nicht nur für die Frau ab fünfzig.

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