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Veröffentlicht am 15.12.2025

Eine blutige Geschichte über Sirenen

Das Lied der Tiefe
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Imogen lebt als Mündel eines grausamen Königs in einem abgelegenen Königreich. Dass sie eine Sirene ist, muss sie unbedingt verbergen, denn in ihrem Königreich sind Sirenen verhasst und werden gejagt.
Auch ...

Imogen lebt als Mündel eines grausamen Königs in einem abgelegenen Königreich. Dass sie eine Sirene ist, muss sie unbedingt verbergen, denn in ihrem Königreich sind Sirenen verhasst und werden gejagt.
Auch der Kapitän, ihr Verlobter, jagt und verachtet Sirenen.

Imogen hat trotzdem versucht, sich möglichst gut in diesem Leben einzurichten. Dann trifft sie zu ihrer Verlobungsfeier Theodor, den König eines benachbarten Reiches. Als ihr in der gleichen Nacht ein verhängnisvoller Fehler passiert, hilft er ihr zu fliehen. Dafür müssen sie ein folgenreiches Band knüpfen ...

Ich möchte die aufgebaute Atmosphäre in "Das Lied der Tiefe" gerne. Imogen sehnt sich sehr nach dem Wasser, das sie gleichzeitig ihr Leben lang gemieden hat, um die Sirene in sich zu unterdrücken.

Es gibt stellenweise allerdings brutale oder gruselige Szenen - ihr Verlobter ist ihr gegenüber beispielsweise gewalttätig.
Theodor hilft Imogen dabei, die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen und mehr für sich einzustehen. Dabei nähern sie sich unweigerlich an, denn weit voneinander entfernen können sie sich nicht.
Ich muss sagen, dass ich die Verbindung zwischen den beiden lange als zu gewollt empfunden und nicht wirklich gefühlt habe.

Auch das Worldbuilding scheint nicht wirklich ausgereift.

Dafür passiert in der Handlung immer etwas. Fragen werden aufgeworfen und beantwortet, nur um wieder vor dem nächsten Rätsel zu stehen. Das war gut gemacht.

Imogen wird zudem vor eine große Entscheidung gestellt. Obwohl sie ihre Gründe hatte, handelt sie gegen den Willen oder Ratschlag verschiedener Figuren und ich konnte ihr Handeln ebenfalls nicht ganz nachvollziehen.

Das Ende des Buches lässt mit einem Cliffhanger abermals Fragen offen.

"Das Lied der Tiefe" hatte einen schönen, atmosphärischen Erzählstil, aber doch auch einige Schwächen.

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Veröffentlicht am 05.12.2025

Berührend, verbindend und ganz viel female rage

NEMESIS' TÖCHTER
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Nemesis ist die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit und des gerechten Zorns – eigentlich. Denn Nemesis ist geschehen, was so vielen weiblich gelesenen Personen in der Geschichte passiert ist: Sie wurde ...

Nemesis ist die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit und des gerechten Zorns – eigentlich. Denn Nemesis ist geschehen, was so vielen weiblich gelesenen Personen in der Geschichte passiert ist: Sie wurde Opfer falscher Narrative, ihr Handeln wurde als rachsüchtig, gemein oder verrückt umgedeutet, damit sie das Bild der verzeihenden, weiblichen Unterwürfigkeit nicht gefährdet.

Und damit befinden wir uns in einer der zahlreichen Erzählungen von Frauen, deren Stärke, Selbstermächtigung und Unabhängigkeit unter dem patriarchalen System nicht geduldet, dämonisiert oder bestraft wurde. 

Die gebündelte Wut all der Ungerechtigkeiten, die Frauen unter dem Patriarchat erfahren haben und auch noch immer erfahren, drückt sich in female rage aus.

„Female rage ist oft genau das – neben all dieser großen, riesigen Wut auch im Kleinsten.“ (S.30)

Tara macht nicht nur die unzähligen Momente sichtbar, in denen sich female rage manifestiert und die doch alltägliches Geschehen sind. Sie zeigt auch auf, wie female rage sich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende zieht, in denen Frauen diffamiert und unterdrückt wurden.

Da sind Nemesis und die Furien, die als bösartige Wesen und „Crazy Ex-Girlfriends der Antike“ dargestellt werden.

Da ist die Hexenverfolgung, bei der es sich eigentlich um eine Frauenverbrennung handelt, denn vor allem Frauen wurden gefoltert und ermordet. Und trotzdem werden Orte der Hexenverfolgung als touristische Attraktion oder die Hexe als simples Halloween-Kostüm behandelt. Eine Aufarbeitung dieses Krieges gegen die Frauen, dieses historischen Femizides gab es nie.

Die Aufklärung darüber, dieses deutliche Benennen von lange verschwiegenen Tatsachen ist für mich eine der vielen Stärken dieses Buches.

Im Wechsel zwischen historischen Erzählungen und persönlich Erlebtem zeigt Tara zudem auf, wie sehr uns die patriarchale Sozialisierung in der Wahrnehmung unseres Selbst beeinflusst, wie die Körper von Frauen kontrolliert und Frauen konstant dehumanisiert wurden und werden. Ein trauriges Beispiel dafür sind die Tripperburgen und Magdalenenheime, die ein Instrument der Kontrolle und Abwertung weiblicher Sexualität waren. (Und historisch anscheinend so unbekannt, dass Word mir beide Wörter als falsch anstreicht.)

In all den im Buch genannten Geschichten wurden Frauen denunziert, belächelt kleingehalten, verbrannt, weggesperrt, getötet und gequält. 

Doch female rage ist da, sie lässt sich nicht mehr so einfach unterdrücken und eine der größten Stärken dieser Wut ist die Solidarität, mit der wir Frauen sie fühlen.

„Ich schreibe dieses Buch, weil ich Frauen liebe“.

So steht es gleich in der Innenklappe des Buches und man spürt es in jeder Zeile. Solidarität und Schwesterlichkeit (Kennt Word schon wieder nicht) ist das, was Frauen stärkt und manchmal sogar Überlebensstrategie ist. Wenn ich spät abends im Dunkeln nach Hause muss, kann ich darauf zählen, dass andere Frauen sich mit mir oder um mich Gedanken machen – und umgekehrt genauso. Dass Frauen nicht meine Konkurrenz sind, dass ich internalisierte Misogynie reflektieren und loslassen musste, habe ich auch erst mit der Zeit gelernt. Dafür ist es jetzt ein umso schöneres Gefühl, Frauen zu unterstützen und ein Miteinander zu leben, in dem Platz für jede ist.

Zu diesem Gefühl des Zusammenhalts gehört für Tara auch die generationsübergreifende Verbindung zu unseren Vorfahrinnen und Ahninnen, deren Erfahrungen und Geschichten in uns allen weiterleben und uns bis heute beeinflussen.

Viele Stellen haben mich emotional bewegt – jeden zweiten Tag passiert inzwischen ein Femizid.

Nemesis' Töchter war eine Lektüre für mich, die ein inneres Begreifen und die Erkenntnis schenkt: „Darum fühle ich mich also so.“ 

Ich empfehle Nemesis' Töchter sehr.

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Veröffentlicht am 04.12.2025

Tolle paranormale Fantasy

Mate – Die unzumutbare Unmöglichkeit von Liebe
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Ali Hazelwood hat sich schnell zu einer meiner liebsten Autorinnen gemausert. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, wieder in die Welt von „Bride“ einzutauchen und auch Misery und Lowe wiederzutreffen.

In ...

Ali Hazelwood hat sich schnell zu einer meiner liebsten Autorinnen gemausert. Ich habe mich so sehr darauf gefreut, wieder in die Welt von „Bride“ einzutauchen und auch Misery und Lowe wiederzutreffen.

In „Mate“ geht es um Serena Paris, Miserys vermisste Ziehschwester. Als erster bekannter Mensch-Werwolf-Hybrid gerät sie mitten in den blutigen Konflikt zwischen Vampiren, Werwölfen und Menschen und nicht wenige haben es auf das Kopfgeld abgesehen, das auf sie ausgesetzt wurde. Zum Glück hat sie in dem Kampf um ihr Überleben Alpha-Werwolf Koen an ihrer Seite …

Serena und Koen durften wir im ersten Band schon als beste Freunde von Misery und Lowe kennenlernen. In „Mate“ geht es nun um die zahlreichen Gefahren, denen sie sich ausgesetzt sehen und ihre immer tiefer werdende Verbindung.

Es hat nicht lange gedauert, bis ich wieder ganz drin war in dieser paranormalen Welt voller Werwölfe und Vampiren. Es hilft, „Bride“ zu kennen, man kann die Fortsetzung meiner Meinung nach aber auch ohne das Vorwissen des ersten Bandes lesen.

Die Geschichte geht bereits mit einer spannenden Szene los - die Mischung aus fesselnden Szenen, sarkastischem Witz und gefühlvollen Momenten zieht sich dann auch durch die gesamte Handlung des Buches.

Ein Highlight von "Mate" war definitiv für mich die Beziehung zwischen Serena und Koen. Ihre unterhaltsamen Dialoge, die vulnerablen Momente zwischen ihnen, das nacheinander sehnen ... Die Chemie zwischen den beiden hat definitiv gestimmt!
Serena selbst ist die Art starke, mutige Protagonistin, die ich aus Alis Büchern kenne und liebe.

Der Spice im letzten Drittel des Buches war mir persönlich dann zu detailliert und orientierte sich wie bei "Bride" an dem Omegaverse. Wer bereits durch Fan-Fictions ins Omegaverse eingetaucht ist, könnte eher daran gefallen finden.

"Mate" ist eine paranormale Fantasy, die durch die knisterne Tension ihrer Figuren und spannende Szenen unterhält, aber auch melancholische Momente in die Handlung einbindet.

Ich hoffe, es war nicht das letzte Buch aus dieser Reihe, Stoff genug für einen dritten Band wäre vorhanden.

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Moralley grey

Prinzessin der tausend Diebe – Betrayed
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Sora wurde als rechtmäßige Erbin in den mächtigen magiebegabten Clan der Diebe hineingeboren. Doch als sich herausstellt, dass sie über keinerlei Mana verfügt, wird sie zusammen mit ihrer Mutter aus Busan ...

Sora wurde als rechtmäßige Erbin in den mächtigen magiebegabten Clan der Diebe hineingeboren. Doch als sich herausstellt, dass sie über keinerlei Mana verfügt, wird sie zusammen mit ihrer Mutter aus Busan gejagt. In Sora wächst viele Jahre der Groll gegen ihre Familie und vor allem gegen ihren Vater, der sie als Clanoberhaupt nicht genug in Schutz genommen hatte und keinerlei Kontakt mehr zu ihnen pflegt.

Ein mysteriöser Brief führt Sora schließlich doch wieder in die Arme des Clans. Dort angekommen, lernt sie nach einem Mordanschlag den Tigergott Ran kennen, dessen Leben von da an eng mit ihrem eigenen Schicksal verknüpft ist. Und Hilfe kann Sora gut gebrauchen, denn sie wird in zehn magischen Prüfungen bald wortwörtlich durch die Hölle gehen ...

Sora hatte ihr Leben lang mit der Ablehnung durch den Hong Clan zu kämpfen. Eigentlich möchte sie so schnell wie möglich wieder verschwinden. Ihre erzwungene Teilnahme an den grausamen magischen Prüfungen macht ihr das aber unmöglich.

Ihre Charakterentwicklung im Verlauf der Prüfungen war mitreißend zu lesen. Im Gegensatz zu ihrer Halbschwester Jia hat Sora klare moralische Werte und möchte diesen so gut wie möglich Folge leisten.
Schnell zeigt sich jedoch, dass es viele moralische Grauzonen oder manchmal einfach keine richtigen Entscheidungen gibt. Dieses moralische Dilemma in Kombination mit dem Kampf ums Überleben und dem Erhalt der eigenen Menschlichkeit zu lesen, war wirklich spannend!

Das Verflechten von alten Legenden mit dem Leben im modernen Südkorea hat mir zusätzlich gefallen.

Nur der Cliffhanger war super gemein - ich brauche Band 2 🥲

Wer gerade KPop Demon Hunters in Dauerschleife schaut oder hört, und Bücher mit Göttern und moralley grey Charakteren liebt, wird "Prinzessin der tausend Diebe" lieben.

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Eine spannende, berührende Fortsetzung

A Theory of Dreaming (A Study in Drowning, Band 2)
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„A Theory of Dreaming“ ist die Fortsetzung der historischen, feministischen Fantasy „A Study in Drowning”.
Im ersten Band musste Effy sich ihren Dämonen stellen. In „A Theory of Dreaming“ wird Preston ...

„A Theory of Dreaming“ ist die Fortsetzung der historischen, feministischen Fantasy „A Study in Drowning”.
Im ersten Band musste Effy sich ihren Dämonen stellen. In „A Theory of Dreaming“ wird Preston nun vor die Frage gestellt, ob Magie nicht vielleicht doch existiert.

Nach ihrem Aufenthalt in Hiraeth Manor scheinen Effy und Preston die größten Gefahren hinter sich gebracht zu haben. Doch zurück an der Universität in Llyr sehen die beiden sich zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt. Effy wurde als erste Frau an der Fakultät für Literatur zugelassen und ist dort das ständige Ziel von bösen Gerüchten und diskriminierendem Verhalten. Zudem spürt sie den ständigen Druck, sich stellvertretend für alle Frauen, die im nächsten Jahr Literatur studieren dürfen, beweisen zu müssen.
Auch die Wunden ihrer traumatischen Vergangenheit machen Effy noch zu schaffen.

Preston hingegen wird als Arganter mit fremdenfeindlichen Bemerkungen konfrontiert, die sich intensivieren, je mehr der Krieg sich zwischen Argant und Llyr zuspitzt.

Beide finden abseits dieses düsteren Alltags eine Zuflucht für ihre Gedanken. Effy lernt zwischen den Seiten eines alten Tagebuches eine weitere Frau kennen, der großes Unrecht geschehen ist. Sie flüchtet sich in die Seiten dieses Tagebuches – und mithilfe ihrer Tabletten in einen traumlosen Schlaf. Immer mehr, immer länger.
Preston hingegen träumt von einem Reich, das nur durch Magie zu bestehen scheint. Bald schon nehmen diese Träume auch Einfluss auf die Realität und es stellts ich heraus, dass Preston und Effy die größten Geheimnisse Llyrs noch nicht aufgedeckt haben …
„A Theory in Dreaming” nimmt uns mit seinem poetischen Schreibstil abermals mit in eine Welt, die voller Mythen, Liebe zur Literatur und magischer Träume ist.
Es befinden sich mehrere Geschichten in dieser Geschichte und das Worldbuilding aus Band eins wurde weiter ausgebaut und gewinnt an noch mehr Komplexität.
Auch Band zwei behandelt vielzählige gesellschaftsrelevante, intensive Themen. Sexismus, Fremdenfeindlichkeit, Missbrauch und Mental Health sind die Kernthemen, die in die Handlung eingewoben wurden.
Effys unermüdlicher Kampf, die literarische Arbeit von Frauen sichtbar zu machen, die von Männern gestohlen, relativiert oder schlichtweg nicht anerkannt wurde, ist bewegend zu lesen und fußt auf unzähligen, realen Beispielen.
Die Liebe zur Literatur spürt man dabei beim Lesen durch jede Seite. „A Theory of Dreaming“ bietet selbst viele Interpretationsmöglichkeiten und verknüpft die verschiedenen Handlungspunkte gekonnt zu einem großen Ganzen.

Wer sich für feministischer Fantasy mit einem poetischen Erzählstil und gesellschaftsrelevanter Themenwahl interessiert, sollte sich auf jeden Fall „A Theory in Dreaming“ näher anschauen.

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