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Veröffentlicht am 06.09.2022

Mein erster Fall mit Dühnfort

Ich bin dein Tod (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 9)
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Inge Löhning präsentiert den neunten Fall um Kommissar Konstantin (Toni) Dühnfort. Die vorherigen Fälle sind mir unbekannt, was jedoch keinerlei Nachteile beim Lesen / Verstehen dieses Krimis verursacht. ...

Inge Löhning präsentiert den neunten Fall um Kommissar Konstantin (Toni) Dühnfort. Die vorherigen Fälle sind mir unbekannt, was jedoch keinerlei Nachteile beim Lesen / Verstehen dieses Krimis verursacht.

„Ich bin Dein Tod“ ist ein solider Kriminalroman mit engagierter Ermittlungsarbeit. Die Morde sind sorgfältig geplant, die Opfer geschickt ausspioniert und an den Tatorten gibt es keine verwertbaren Spuren, welche auf den jeweiligen Täter hinweisen könnten. In Richtung Finale kommt etwas angenehme Spannung auf. Es gibt keine unangemessene Brutalität, die über einen Mord hinaus geht und evtl. nur der Effekthascherei dienen würde.

Das Cover steht m. E. in keinem Zusammenhang zum Text zwischen den Buchdeckeln und ist eher unaufregend.

Die Autorin breitet zwei Handlungsstränge aus, von denen eine Geschichte im Rückblick erzählt wird, die andere im Hier und Jetzt stattfindet. Ich erfahre auch Details über das Leben der Protagonisten über ihre zugewiesene Rolle im Buch hinaus, was die Geschichte angenehm auflockert.

Angenehmer Lesegenuss für Krimi-Fans.


Inge Löhning, Ich bin Dein Tod, Kriminalroman, Taschenbuch, Ullstein Verlag, 9,99 €, 368 Seiten, Erscheinungstermin 29.06.2020

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Wort-Jonglage der Extraklasse

Boum
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Monsieur „Boum“ ist der Name des Terrorexperten in diesem Buch. Dabei ist er gar nicht die Hauptperson, wie der Titel Glauben machen könnte. Dies ist m. E. Aloisa, welche der Liebe wegen jung, unerfahren, ...

Monsieur „Boum“ ist der Name des Terrorexperten in diesem Buch. Dabei ist er gar nicht die Hauptperson, wie der Titel Glauben machen könnte. Dies ist m. E. Aloisa, welche der Liebe wegen jung, unerfahren, bar grundlegender Französischkenntnisse, aber fest entschlossen nach Paris reist, um bei „ihrem“ Romain zu sein. Dies ausgerechnet zu der Zeit, wo „le Maestro“ sein blutiges Unwesen treibt, indem er die Anzahl der Straßenmusiker reduziert.

Aloisia erlebt eine wechselvolle Geschichte im Sog unterschiedlicher Elemente, während sie auf verschlungenen, unvorhersehbaren Pfaden Paris und viele Geheimnisse der Ober- und Unterwelt kennenlernt.

Lisa Eckhart war mir bislang „nur“ als Kabarettistin bekannt, deren großartiger Fähigkeit des Jonglierens mit Worten in Tateinheit mit einer unnachahmlichen Verwendung der deutschen Sprache ich Respekt zolle.
Auch in „Boum“ liest sie ihr Buch in ihrer unverwechselbaren Klangfarbe, während sie das Alltägliche zum Fragwürdigen erhebt und mit scheinbarer Leichtigkeit das „Normale“ anprangert und wortgewaltig mit Bösartigkeit bis hin zur Vernichtung ihren Plot ausformuliert. Im Grunde macht die Autorin vor nichts Halt.

Es macht für mich schon einen Unterschied, ob z. B. ein geschätzter Kabarettist einen ausgeklügelten, zeitlich begrenzten Vortrag hält oder ein Buch schreibt / liest. Lisa Eckhart ermüdet mich auf Dauer mit ihrer ab- und aus-Schweif-enden Geschichte, in der sich gewisse Grundbestandteile gnadenlos wiederholen, es in der von mir erwarteten Storyline jedoch wieder nicht weiter geht. Dadurch gehe ich auf halber Strecke verloren, bemühe mich, das Hörbuch zu Ende zu hören, was mir nicht gelingen will, da mir zu dem Zeitpunkt das Finale bereits egal ist. Schade.

Aber deswegen ist „Boum“ keinesfalls schlecht. Nur weil es nicht „mein“ Buch ist… Es ist schon faszinierend, der Autorin zuzuhören, darauf zu lauern, welches Konstrukt sie aus einer scheinbaren Nebensächlichkeit erschafft und sich wieder selbst zu übertreffen scheint. Dabei wird gar nichts dem Zufall überlassen, nichts bleibt von ihr verschont, niemand ist sicher.

Dieses Buch ist Kunst. Niemand hätte es schreiben oder gar vor-lesen können, denn Eckhart selbst.

Der Klappentext spricht für sich selbst: „Das mit Spannung erwartete neue Werk ist Märchen, Horrorgeschichte, Erotikkrimi, Comic und Computerspiel in einem. Und es ist eine bitterböse Satire, vor der nichts und niemand sicher ist...“ – Zitat Buchbeschreibung

Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich vergebe vier Sterne, wovon ein großer an die Künstlerin geht, vor der ich meinen imaginären Hut ziehe.


Lisa Eckhart, Boum, Roman, Hörbuch Audio-CD, Lübbe Audio Verlag, 22,99 €, 368 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 26.08.2022

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Vorhersehbarer True Crime Plot

Pirlo - Falsche Zeugen
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Düsseldorf. Mord in der Szene. Ein Albaner tötet einen Nazi. Soweit alles klar: Clankriminalität. Es gab zuvor Streit zwischen mutmaßlichem Täter und dem Opfer. Mit entsprechenden Augenzeugen. Nur den ...

Düsseldorf. Mord in der Szene. Ein Albaner tötet einen Nazi. Soweit alles klar: Clankriminalität. Es gab zuvor Streit zwischen mutmaßlichem Täter und dem Opfer. Mit entsprechenden Augenzeugen. Nur den Mord hat niemand beobachtet.

Anton Pirlo bekommt somit mitten in der Nacht einen neuen Fall angetragen, betrieb er seine Anwaltskanzlei doch zunächst in seinem Wohnzimmer. Seine Partnerin Sophie Mahler wird unmittelbar informiert und stößt hinzu. Pirlo und Mahler sind sich einig: der neue Klient ist des Mordes unschuldig, auch wenn er offensichtlich Probleme hat, in allen Belangen die Wahrheit zu sagen.

„Pirlo, Falsche Zeugen“ ist ein gutes Buch. Die Leseprobe hat Lust auf mehr gemacht, das Buch blieb für mich hinter den Erwartungen zurück. Der Autor wählt eine eher einfache, klare Sprache in kurzen Sätzen und mit unverschnörkelten Sachverhalten. Der Plot schnell klar und mit dem Potential für einen spannenden Krimi. Clankriminalität ist aus den Medien bekannt, Albaner und Nazis, da muss man gar nicht lange überlegen. Dies ist auch gewollt, da der Autor True-Crime aus Sicht des Strafrechts bedient.

Vielleicht ist genau dies mein „Problem“. Die Wahrheit ist in der Regel eher nüchtern, unaufgeregt und oft vorhersehbar. So geht es mir mit dem Buch. Dies führt dazu, dass ich im Finale nicht überrascht bin, habe ich die Entwicklung schon sehr lange beim Lesen erwartet.

Ich bevorzuge „Typen“ als Protagonisten. Anton Pirlo ist mir allerdings zu sehr „drüber“. Dies mag an seinem Stand liegen und meiner Vermutung, dass ein ehrenwertes Gericht sich nur wenige Dinge in einem Gerichtssaal „bieten“ lässt. Der Star in diesem Falle ist für mich eher Sophie. Das gezeichnete Privatleben der Hauptdarsteller fügt sich homogen in die Geschichte ein, bedient mir hier leider auch zu viele Klischees und ist vorhersehbar.


Ingo Bott, Pirlo Falsche Zeugen, Kriminalroman, Taschenbuch, Scherz Verlag, 16,00 €, 496 Seiten, Erscheinungstermin 10.08.2022

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Veröffentlicht am 11.08.2022

Leichte Kost für Jedermann

Tödliche Algarve
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„Tödliche Algarve“ ist der 3. Band der Kriminalromanserie um Chefinspektor Almeida und seine Freundin, die Journalistin Silva. Wie der Titel schon verrät, befinden wir uns in Portugal. In der Region gibt ...

„Tödliche Algarve“ ist der 3. Band der Kriminalromanserie um Chefinspektor Almeida und seine Freundin, die Journalistin Silva. Wie der Titel schon verrät, befinden wir uns in Portugal. In der Region gibt es einen alten, fast vergessenen Pilgerweg, der sich bei Wanderern einer angenehmen Beliebtheit erfreut sowie willkommene Gelder in die Kassen der Region spült. Der finanzielle Aspekt veranlasst den verantwortlichen Staatsanwalt, die polizeilichen Ermittlungen zu deckeln, als eine verstümmelte Frauenleiche auf dem Wanderweg gefunden wird.

Für mich ist dies der erste Band der Portugal-Krimi-Reihe aus der Feder von Carolina Conrad, was jedoch keinerlei Problem darstellt, da die Protagonisten und die lokalen Gegebenheiten im Rahmen der fortschreitenden Handlung hinreichend vorgestellt werden. Als Kennerin der Region gelingt es der Autorin, mir die Besonderheiten der Region, das Wesen der Portugiesen, aber auch örtliche Probleme in angenehmem Ambiente nahezubringen.

Es gelingt meines Erachtens, ein Buch für Jedermann geschrieben zu haben, gibt es doch nicht nur Mord und Polizeiarbeit, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen mit den Nickligkeiten des Alltags. Neben der Brutalität eines Mordes an sich kommt dieses Buch weitgehend ohne aus, was es zu einem angenehmen, unbeschwerten Lesegenuss macht. Im - leider relativ vorhersehbaren - Finale zieht die Spannung ein klein wenig an, rundet die Geschichte angenehm ab. Das passende Cover lädt dazu ein, genau an jenem Ort dieses Buch lesen zu wollen.

Ein leichter Kriminalroman mit Lokalkolorit und einem Augenzwinkern.


Carolina Conrad, Tödliche Algarve, Kriminalroman, Taschenbuch, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 10,00 €, 336 Seiten, Erscheinungstermin 16.06.2020

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Ein neues Team

Sieben minus eins
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Sam Berger ist ein engagierter, aber unbequemer Kriminalkommissar. Oft schon wurde er wegen seiner Alleingänge gerügt. Aktuell ermittelt er im Falle des Verschwindens der 15jährigen Ella. Sein Instinkt ...

Sam Berger ist ein engagierter, aber unbequemer Kriminalkommissar. Oft schon wurde er wegen seiner Alleingänge gerügt. Aktuell ermittelt er im Falle des Verschwindens der 15jährigen Ella. Sein Instinkt sagt ihm, dass Ella nicht das erste und einzige Opfer eines Serientäters ist. Doch steht er mit diesem Ansatz allein auf weiter Flur. Zudem untersagt ihm sein Vorgesetzter entsprechende weitergehende Ermittlungen. Und ehe sich Berger versieht, findet er sich selbst in Haft wieder.

Mit „Sieben minus eins“ stellt Arne Dahl ein neues Ermittlerteam im Kampf gegen den schwedischen Verbrechersumpf vor. Er zeichnet zwei starke Charaktere, deren zielführende sowie vertrauensvolle Zusammenarbeit ich mir anfangs schwer vorzustellen vermag.

Dieser solide Kriminalroman basiert auf einem sorgsam erdachten Plot, welcher exzellent auseinandergefaltet wird und letztlich ausgebreitet vor mir liegt. Dabei wechseln sich Vergangenheit und Gegenwart sowie Spannung und Entspannung angenehm ab. Sogar im Finale gibt es noch unerwartete Wendungen, die auf einen ausgefeilten Cliffhanger abzielen.

Für mich ein Krimi, welcher genau das richtige Maß an rechtschaffender Polizeiarbeit und schmückenden Nebenschauplätzen vereint. Das schlichte, aber nicht unauffällige Cover verweist auf einen wichtigen Schauplatz der Handlung. Wie in allen Büchern von Arne Dahl gibt es auch eine detaillierte Form von Brutalität, welche sich passgenau in die Handlung einfügt und nicht lediglich einer Effekthascherei dient.


Arne Dahl, Sieben minus eins, Kriminalroman, Taschenbuch, Piper Verlag, 16,99 €, 416 Seiten, Erscheinungstermin 01.03.2018

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