Profilbild von Buchbahnhof

Buchbahnhof

Lesejury Star
offline

Buchbahnhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchbahnhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2023

Mir fehlte ein bisschen die Moral der Geschichte

Sieben
0

Was willst du sein? Opfer oder Täter? Dieser Klappentext beschreibt die Geschichte sehr gut. Lincoln muss mit seinen Eltern nach Oxford ziehen, wo er das erste Mal in seinem Leben auf eine richtige Schule ...

Was willst du sein? Opfer oder Täter? Dieser Klappentext beschreibt die Geschichte sehr gut. Lincoln muss mit seinen Eltern nach Oxford ziehen, wo er das erste Mal in seinem Leben auf eine richtige Schule gehen muss. Dort steht der Sport im Mittelpunkt und, ihr ahnt es, Lincoln ist nicht besonders sportlich. Schon am ersten Tag wird er ganz unten in der Nahrungskette eingestuft und wird zum Opfer. Drei lange Jahre seiner Schulzeit wird er von seinem Mitschülern aufs grausamste gemobbt und auch die Lehrkräfte schreiten nicht ein.

Während der Zeit auf der Schule, Osney, war ich immer hin und her gerissen. Klar ist, dass Mobbing nicht geht und derart grausam, wie es hier passiert schon dreimal nicht. Problematisch ist, dass Lincoln unglaublich unsympathisch ist, was es dem Leser nicht so einfach macht, Mitgefühl mit ihm zu empfinden. Irgendwie schaute ich eher distanziert auf das Geschehen, statt echter Gefühle zu entwickeln. Das fand ich ein bisschen schade. Andererseits sagte Floras später auf der Insel einen sehr wahren Satz: Nur weil man das Opfer ist, heißt das nicht, dass man sympathisch ist. Und ja, auf Lincoln trifft das leider zu.

Die Geschehnisse auf der Insel konnten mich schon irgendwie in ihren Bann ziehen. Nicht immer erschien mir alles ganz logisch. Klar ist die Gruppe so aufgebaut, dass Lincoln derjenige ist, der in der Schule gute Noten hat und viel liest und die anderen eher nicht ganz so helle. Aber dass sie tatsächlich die gesamte Zeit über nicht darauf kommen, dass Lincoln mit seiner zerbrochenen Brille bzw. den Gläsern das Feuer macht, das halte ich dann doch für unglaubwürdig. Dass man mit Glas Sonne bündeln und Feuer entzünden kann ist nun nicht so eine bahnbrechend geheime Information. Lincolns macht rührt nämlich genau daher, dass er etwas hat und kann (Feuer machen), was die anderen dringend benötigen, wenn sie nicht verhungern und erfrieren wollen. Hätten sie es gewusst, wäre die Dynamik eventuell eine ganz andere geworden, denn es wäre für die Gruppe ein Leichtes gewesen, Lincoln die Gläser abzunehmen. So, wie die Jungs der Gruppe gestrickt sind, hätten sie ihn theoretisch auch foltern können, um die Information aus ihm heraus zu pressen. Aber sie tun einfach nichts, ergeben sich ihrem Schicksal. Das halte ich für sehr unglaubwürdig.

An Lincoln hat die Autorin sehr gut dargestellt, wie aus einem Opfer ein Täter wird. Lincoln handelt die gesamte Zeit über unglaublich unbarmherzig. Das fand ich tatsächlich sehr spannend, denn ich halte es durchaus für glaubwürdig. Er wurde so lange von den Mitschülern aufs Schlimmste gemobbt, dass ich es durchaus für glaubwürdig halte, dass er die Gelegenheit nun ergreift, sich zu rächen.

Insgesamt fehlt mir leider auch die Moral von der Geschichte. Sie endet relativ abrupt und wir erfahren nur noch, dass alle Personen, außer Lincoln und Flora wieder in ihr altes Leben und ihre alten Verhaltensmuster zurück gefallen sind. Wie das von Statten ging und wieso sie so rein gar nichts aus dieser Zeit auf der Insel gelernt haben, das erschließt sich leider nicht. Hier hätte die Autorin sich durchaus noch einige Seiten Zeit nehmen dürfen, um die einzelnen Charaktere näher zu beleuchten.

Der Schreibstil von M. A. Bennett ist flüssig und lässt sich gut lesen. Sie schreibt sehr bildhaft, so dass ich keine Probleme hatte, mir die sieben Mitschüler und die Insel vorzustellen. Sie zieht den Leser in die Geschichte und das war es irgendwie auch, was mich hat dran bleiben lassen.

Die Geschichte war recht schnell sehr vorhersehbar, allerdings muss man auch sagen, dass das Lesealter ab 14 Jahren angegeben ist. Vielleicht erschließen sich die Zusammenhänge für einen jungen Leser nicht ganz so schnell. Die Auflösung hat mich dann auch nicht überrascht, wobei ich aber sagen muss, dass die Idee durchaus sehr gut war.

Insgesamt vergebe ich 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2023

Definitiv auch was für Anfänger im Fantasy Genre

Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie
0

Das Buch wurde uns auf dem Bloggertreffen des Carlsen Verlages bei der Leipziger Buchmesse 2023 vorgestellt. Als Rezensionsexemplar mitgenommen habe ich es damals nicht, da ich nicht so genau wusste, ob ...

Das Buch wurde uns auf dem Bloggertreffen des Carlsen Verlages bei der Leipziger Buchmesse 2023 vorgestellt. Als Rezensionsexemplar mitgenommen habe ich es damals nicht, da ich nicht so genau wusste, ob das mein Genre ist. Fantasy und dann noch mit Hexen… eigentlich nicht so mein bevorzugtes Genre. Irgendwie ließ mich der Gedanken an das Buch aber nicht los und da nun demnächst schon Band 2 erscheint, habe ich als Hörbuch zugegriffen. Was soll ich sagen? Ich fand das Buch wirklich gut, viel besser, als ich erwartet hätte.

Lilly hat mir als Protagonistin gut gefallen. Sie ist intelligent, witzig, warmherzig und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Sie hat das Herz am rechten Fleck und ist nicht besonders ängstlich. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich schön weiter. Sie nimmt ihr Schicksal an, ist zwar auch betrübt, aber hadert nicht so stark damit, dass es nerven würde. Sie ist schon echt eine starke Persönlichkeit, was man zu Beginn nicht zwingend gedacht hätte.

Was sich mir nicht erschlossen hat, ist, warum Lilly sofort alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, als es sie so plötzlich aufs Internat in die Ravenhall Academy verschlagen hat. Ja, sicher, ich kann nachvollziehen, dass sie ihrer besten Freundin möglicherweise nicht erzählen kann, dass sie eine Hexe ist. Aber es gibt doch auch Ferien, in denen sie ja durchaus normale Dinge unternehmen kann. Lilly ist ja kein anderer Mensch geworden. Fand und finde ich unlogisch.

Ebenso ins Herz geschlossen habe ich ihre beste Freundin Eleanor. Die kleine Fee bekommt im Frühjahr auch im Carlsen Verlag ihre eigene Geschichte. Auf diese freue ich mich auch schon sehr.

Jason, der Love-Interest von Lilly war nett. Das ist ja auch in Jugendbüchern nicht immer so selbstverständlich. Meistens ist ja eine der beiden Figuren erstmal abweisend und wenig interessiert, manchmal sogar echt ätzend. Das ist hier anders. Jason macht von Anfang an eine gute Figur und ist echt einfach rundum sympathisch.

Mir persönlich fehlten ein bisschen die Gefühle. Ich konnte die Anziehung zwischen Jason und Lilly nicht wirklich nachvollziehen. Es ging mir einfach zu schnell. Hier hätte ich mir gewünscht, dass Julia Kuhn den Leser mitnimmt ins Lillys Herz. Was ist so anziehend an Jason, außer sein gutes Aussehen? Warum verliebt sie sich so schnell in ihn?

Der Schreibstil von Julia Kuhn ist recht blumig, was die Hexerei geht, was aber gut zu dieser Geschichte passt. Ich meine, immerhin bewegen wir uns mit echten Hexen und ihren Zaubersprüchen durch die Welt. Was die Liebesgeschichte angeht, fehlte es mir, wie gesagt, ein bisschen an den notwendigen Emotionen. Insgesamt schreibt die Autorin die Geschichte flott und dadurch mitreißend. Zu keiner Zeit kam Langeweile auf, es ging immer weiter vorwärts.

Die Geschichte an sich folgt einem roten Faden und man merkt schnell, dass in Ravenhall auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Eine Figur hat man recht schnell auf dem Kieker, ich war ein bisschen verblüfft, dass Lilly da so vertrauensselig ist, aber nun gut. Auch das gehört dazu, sonst wäre es ja keine spannende Geschichte, oder? Insgesamt fand ich die Geschichte spannend, die Autorin weckt die Neugierde darauf, wissen zu wollen, wer hinter den Anschlägen steckt. Ich bin gespannt, ob Jason Vater im kommenden Band noch mit den Erkenntnissen konfrontiert wird, die Lilly zum Ende der Geschichte erhalten hat. Wenn nicht, dann wäre das sehr merkwürdig. Von daher gehe ich mal davon aus, dass wir da noch mehr erfahren und auch, wie Lillys Mutter, die im ersten Band nur am Rande vorkommt, da hineinspielt. Lassen wir uns überraschen.

Es gibt einige negative Rezensionen, dass zu viele Klischees bedient werden, die Geschichte teilweise zu naiv geschrieben ist. Ich kann das so nicht bestätigen. Es handelt sich um Jugendfantasy, da darf es meiner Ansicht nach etwas weniger tiefgründig zur Sache gehen. Auch ich habe einige Kritikpunkte an dem Buch geäußert, aber alles in allem hat mich der erste Band rund um Lilly und die Ravenhall Academy gut unterhalten.

Nora Jokhosha hat mir als Sprecherin sehr gut gefallen. Ich kannte sie bisher nicht, aber sie liest mit sehr angenehmer Stimme und Betonung. Ich freue mich darauf, sie auch den zweiten Band lesen zu hören.

Die Geschichte ist an sich schon in sich abgeschlossen, endet aber mit einem kleinen Cliffhanger, ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weiter geht.

Aufgrund der Kritikpunkte vergebe ich 4 Sterne. Ich kann euch dieses Buch wirklich empfehlen, wenn ihr auf Fantasy mit Hexen steht. Und für diejenigen, die Fantasy eine Chance geben wollen. Dafür finde ich dieses Buch gut geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2023

Gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe

Masterminds. Im Auge der Macht
0

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12 Jahren, was meiner Ansicht nach auch das passende Alter ist. Dementsprechend ist die Geschichte aber natürlich auch nicht sehr tiefsinnig. Einige Dinge, die passieren ...

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12 Jahren, was meiner Ansicht nach auch das passende Alter ist. Dementsprechend ist die Geschichte aber natürlich auch nicht sehr tiefsinnig. Einige Dinge, die passieren sind eher dem Zufall geschuldet bzw. dem Glücksfall. Macht aber nichts. Mich hat der erste Band der Masterminds-Trilogie total gut unterhalten.

Wir begleiten insgesamt fünf Jugendliche, die Hauptperson ist meines Erachtens nach Eli Baris, aber auch die anderen haben ihre Berechtigung und stehen Eli in Wichtigkeit an Nichts nach. Die anderen wichtigen Figuren sind Amber Laska, Tori Pritel, Hector Amani und Malik Fratello.

Alle fünf Jugendlichen sind grundverschieden. Ich habe oft Probleme, Figuren auseinander zu halten, wenn es zu viele werden. Hier war das nicht der Fall. Jede der Figuren hat ihre ganz besonderen Eigenarten, ihre Fähigkeiten und Gedanken, so dass man auch, wenn man nicht mehr wusste, wessen Kapitel man gerade liest, dieses schnell anhand der Handlung herausfand. Jedes Kapitel ist aber auch immer mit dem Namen der gerade erzählenden Figur überschrieben.

Mir persönlich hat am Ende Amber Laska am besten gefallen. Sie ist die Figur, die die größte Entwicklung durchmacht. Amber ist echt stark, was man zunächst von ihr nicht erwartet hätte.

Die Geschichte wird dem Alter angemessen erzählt. Ab und an denkt man erwachsener Leser, dass da ein bisschen viel Zufälle und Glück im Spiel sind, aber letzten Endes macht es Spaß, die fünf Jugendlichen zu begleiten. Gordon Korman schafft es, die Geschichte um Serenety und die Plastikfabrik spannend und geradlinig zu gestalten. Nach und nach decken die Jugendlichen die Geheimnisse ihrer Stadt auf. Der Autor hat ein angemessenes Tempo gewählt, in dem die Zusammenhänge erkannt und verstanden werden. Mir persönlich hat die Idee hinter der Geschichte sehr gut gefallen.

Der Schreibstil von Gordon Korman ist klar und man kann ihm gut folgen. Auch als Erwachsener habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Er schafft es, mit dem Erzählen der Geschichte aus den fünf verschiedenen Perspektiven, dem Leser jeden einzelnen der Jugendlichen nahe zu bringen. Und so will man dann auch unbedingt wissen, wie es mit den Jugendlichen weiter geht. Man will nicht, dass sie bei ihren Ermittlungen geschnappt werden. Dabei bleibt er aber immer einer Sprache treu, die nicht zu schwierig ist, und für die Zielgruppe, die ja doch recht jung ist, verständlich ist.

Es handelt sich um eine Trilogie und das Buch endet mit einem Cliffhanger. Da die Bücher ja schon vor Jahren erschienen sind, kann ich zum Glück gleich weiter lesen.

Das Buch wurde übrigens von der Stiftung Lesen mit dem Leipziger Lesekompass 2016 (Sparte Jugendbuch) ausgezeichnet.

Ich vergebe gerne 4 Sterne für dieses spannende Jugendbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2023

Sehr schönes Kinderbuch

Ein Schiff aus Mut
0

Marlenchen ist ein sehr niedliches Meerschweinchen, dass aber traurig ist, weil es nicht ist, wie andere Tiere. Marlenchen hat nur ein Auge und wurde deswegen verstoßen. Sie hat aber Glück, dass sie auf ...

Marlenchen ist ein sehr niedliches Meerschweinchen, dass aber traurig ist, weil es nicht ist, wie andere Tiere. Marlenchen hat nur ein Auge und wurde deswegen verstoßen. Sie hat aber Glück, dass sie auf andere Tiere trifft, die es gr nicht schlimm finden, dass Marlchenchen anders ist. Wir treffen in diesem Band auch Moses wieder. Über Moses habe ich euch hier ja schon berichtet. Moses rät Marlenchen, aus ihrem Spiegelbild ein Abenteuer zu machen.

Gemeinsam ersinnen sich die Tiere ein spannendes Abenteuer, in dem Marlenchen ein Pirat ist. Mutig gehen Marlenchen und ihre neuen freunde auf große Reise und erleben ein richtiges Piratenabenteuer. Gegenseitig unterstützen sich die Tiere und so kann ihnen auch ein Geisterschiff nichts anhaben.

Paula Schwanitz zeigt, dass es wichtig ist, dass jeder so angenommen wird, wie er oder sie ist. Aber sie zeigt auch, dass es immer jemanden gibt, der bereit ist, dich so anzunehmen, wie du bist. Manchmal musst du ein bisschen suchen, aber diese Freunde sind da. Es gibt immer Hoffnung, auch in der größten Verzweiflung.

Die Geschichte wird in Reimform als Kreuzreim erzählt. Ich muss gestehen, dass ich mit dem Kreuzreim immer ein bisschen Probleme habe. Aber also ich mir die Reime zwei Mal laut vorgelesen hatte, da war ich im Rhythmus drin und es gefiel mir gut.

Die Illustrationen sind wieder von Caroline Bertl und ich fühlte mich sofort wieder wie zuhause. Sie hat solch einen schönen runden Schreibstil, den ich total liebe. Caroline Bertl unterstützt die Entwicklung von Marlenchen mit ihrer Art zu schreiben. Zuerst ist Marlenchen klein und wird sehr traurig gezeigt. Als sie als Piratin ihr Abenteuer erlebt, da wächst sie und strahlt richtig.

Ich vergebe gerne wieder 5 Sterne für ein wunderschönes Kinderbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2023

Berührende und spannende Lebensgeschichte

Einmal Himmel und zurück zu mir
0

Die Autorin ist ungefähr in meinem Alter, als sie in Deutschland alles hinter sich lässt und zu einer Weltreise aufbricht. Vielleicht machte es mir das noch ein bisschen leichter, mich in sie hinein zu ...

Die Autorin ist ungefähr in meinem Alter, als sie in Deutschland alles hinter sich lässt und zu einer Weltreise aufbricht. Vielleicht machte es mir das noch ein bisschen leichter, mich in sie hinein zu versetzen und ihre Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen.

Der Hauptteil des Buches dreht sich um den Südamerikanischen Kontinent. Celine Stüker schreibt so bildhaft, dass ich fast das Gefühl hatte, mit ihr dort zu sein. Mich hat beim Lesen stark beeindruckt, dass Celine so offen und mutig ist. Ich hatte den Eindruck, dass sie vor der Weltreise ein eher behütetes, angepasstes Leben geführt hat, in dem es nicht viele spontane Entscheidungen zu treffen gab. Sie war eher der Typ, der Listen führt, alles plant und nichts dem Zufall überlässt. Auf ihrer Reise durch Südamerika lernt sie, immer mehr Spontanität zulassen. Diese Entwicklung fand ich extrem spannend. Mit ihrem Erfahrungsbericht zeigt uns die Autorin auch, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Irgendwie findet es sich immer, sei es, dass das gebuchte Zimmer nicht bereit steht, oder dass eine eigentlich gewünschte Fahrt nicht stattfinden soll. Durch glückliche Fügungen oder eigene Initiative findet die Autorin immer eine Lösung und kommt vorwärts.

Schön fand ich, zu lesen, dass sie es relativ schnell schafft, sich von ihrem alten Leben insofern abzugrenzen, dass sie nicht mehr immer und sofort auf Nachrichten aus der Heimat reagiert. Vermutlich kennen das die Meisten von uns, dass wir immer auf Empfang sind. Es kommt eine Nachricht rein und wir beantworten die sofort. Das Handy ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es lenkt aber auch davon ab, den Moment voll zu genießen, voll im Hier und Jetzt zu sein. Da hat Celine sehr schnell einen gangbaren Weg für sich gefunden.

Was mir aufgefallen ist, dass es ihr zunächst sehr schwer fällt, wirklich zu entschleunigen. Sie schreibt, dass sie sich für den nächsten Tag vorgenommen hat, langsam und ruhig zu machen und dann ist der Tag (für mein Empfinden) doch wieder sehr voll gestopft. Mag sein, dass das tatsächlich nur mein Empfinden ist, aber ich hätte da durchaus langsamer gemacht. Mir kam es teilweise nicht wie ein Marathon, sondern wie ein Sprint vor, den Celine da absolviert hat. Umso schwieriger stelle ich es mir vor, neben der Schmerzen, die für sie kaum auszuhalten sind, wenn man von einem Tag auf den anderen so auf Null gefahren wird. Ich kann die physischen und psychischen Probleme, die der Unfall mit sich gebracht hat, nur ansatzweise nachvollziehen. Ich glaube, dass es in der Realität noch viel schlimmer ist.

Hervorheben möchte ich, dass Celine Stüker nichts beschönigt, als sie über ihr Leben nach dem Unfall schreibt. Sie behält auch nicht für sich, dass sie manchmal einfach nicht mehr kann. Die Schmerzen sind zu stark, ihr Leben ist zu sehr eingeschränkt. Die Ärzte sind, was mich absolut nicht gewundert hat, keine Unterstützung. Als ich über die Schmerzmedikation, die auch einer Depression entgegen wirken soll gelesen habe, wurde ich so unglaublich wütend. Genau das ist es. Sie wissen nicht weiter, wollen sich auch gar nicht wirklich damit beschäftigen, wie Heilung möglich wäre, dann gibt es eben Antidepressiva, die uns abstumpfen lassen. Ob von der Autorin gewollt oder nicht, meine Meinung zur Schulmedizin hat sich mal wieder bestätigt. Für eine Schmerztablette sind sie gut, aber wenn es um ganzheitliche Heilung geht, dann sind sie nicht zu gebrauchen. Wirkliche Unterstützung findet sie, als sie sich auch alternativen Methoden gegenüber öffnet.

Ein ums andere mal habe ich gedacht: was für eine starke Frau. Ich weiß nicht, ob ich diesen Lebenswillen gehabt hätte.

Zwischendurch hatte ich den Eindruck, dass sie vor allem auch durch den Abstand, den sie zu ihren Geschwistern einnimmt, wenig Unterstützung hat. Niemand hat z. B. Zeit, ihr Turnschuhe ins Krankenhaus zu bringen. Das hat mich tatsächlich sehr betroffen gemacht. Dann hörte man aber doch wieder heraus, dass sie wenige, aber dafür anscheinend gute Freundinnen hat. Mir persönlich hat Celine Geschichte nochmal stark vor Augen geführt, dass man sich um seine Freunde kümmern muss. Man vergisst das im Alltag viel zu oft.

Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ein starker Bericht, der zunächst durch Leichtigkeit und Abenteuer besticht und später betroffen macht, ohne, dass die Autorin mit ihren Worten um Mitleid heischen würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung