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Veröffentlicht am 23.02.2025

Sehr gelungen

Das Haus der verwunschenen Kinder
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Dunkle Geheimnisse, verlassene Orte und eine Legende, die Angst und Schrecken verbreitet – genau diese Mischung macht für mich einen guten Thriller aus. Das Haus der verwunschenen Kinder von Christian ...

Dunkle Geheimnisse, verlassene Orte und eine Legende, die Angst und Schrecken verbreitet – genau diese Mischung macht für mich einen guten Thriller aus. Das Haus der verwunschenen Kinder von Christian Gierend vereint Mystery und Spannung auf gelungene Weise und beweist, dass Jugendthriller keineswegs nur für junge Leser:innen geeignet sind.

Die Geschichte folgt der 16-jährigen Isabell, die ihre Sommerferien im beschaulichen Kirchenbrunn verbringt. Doch die Idylle trügt: Als sie mit ihren Freunden in einem alten Stollen eine Leiche entdeckt, wird sie in die dunkle Vergangenheit des Ortes hineingezogen. Vor zehn Jahren verschwanden drei Kinder spurlos, und die Dorfbewohner sind überzeugt, dass der Teufel selbst sie geholt hat.

Besonders stark ist die düstere Atmosphäre des Buches. Die mystischen Legenden, die beklemmenden Wälder und die unheimlichen Stollen sorgen für echtes Gänsehaut-Feeling. Auch die Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet. Isabell ist keine überzeichnete Heldin, sondern eine junge Frau mit Ängsten und Zweifeln, die nachvollziehbar auf die Geschehnisse reagiert. Der Spannungsbogen hält sich durchweg auf einem hohen Niveau – kleine Längen gibt es zwar, doch die gut gesetzten Wendungen machen das mehr als wett.

Christian Gierend schreibt flüssig und temporeich, ohne sich in unnötigen Details zu verlieren. Die kurzen Kapitel und präzisen Beschreibungen machen die Geschichte besonders dynamisch. Auch wenn einige Enthüllungen nicht völlig unvorhersehbar sind, bleibt das Buch bis zum Schluss spannend.

Fazit: Das Haus der verwunschenen Kinder ist ein packender Jugendthriller, der mit Spannung, düsterer Atmosphäre und starken Figuren überzeugt.

9/10 – spannend, atmosphärisch und nicht nur für Jugendliche.

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Veröffentlicht am 21.02.2025

Seichter Grusel

Geister in Blackwood House
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Ob man an Geister glaubt oder nicht – das klassische Haunted-House-Setting hat immer seinen Reiz. Geister in Blackwood House von Darcy Coates bedient genau diese Atmosphäre: Ein altes Haus mit düsterer ...

Ob man an Geister glaubt oder nicht – das klassische Haunted-House-Setting hat immer seinen Reiz. Geister in Blackwood House von Darcy Coates bedient genau diese Atmosphäre: Ein altes Haus mit düsterer Vergangenheit, unerklärliche Ereignisse und eine Protagonistin, die hartnäckig an der Realität festhält. Klingt nach der perfekten Mischung für einen spannenden Spukroman – doch konnte das Buch meine Erwartungen erfüllen?

Die Geschichte folgt Mara, die in einer Familie von betrügerischen Spiritualisten aufgewachsen ist und daher nichts mehr mit Aberglauben zu tun haben will. Gemeinsam mit ihrem Freund Neil kauft sie das heruntergekommene Blackwood House, das schnell unheimliche Eigenheiten zeigt: Türen öffnen sich von selbst, Schreie hallen durch die Nacht – doch Mara weigert sich standhaft, an Geister zu glauben. Diese Prämisse ist spannend, doch leider verliert sich die Geschichte schnell in ihrer Vorhersehbarkeit.

Während Darcy Coates es schafft, eine dichte und stimmungsvolle Atmosphäre zu erschaffen – knarrende Dielen, dunkle Schatten und ein Haus, das ein Eigenleben zu haben scheint – bleibt der Gruselfaktor eher seicht. Wer subtilen, langsam steigenden Horror mag, wird hier auf seine Kosten kommen, doch echte Schockmomente bleiben aus. Das größte Problem sind jedoch die Figuren: Besonders Mara wirkt mit ihrer sturen Ablehnung des Übernatürlichen irgendwann einfach nur unglaubwürdig und unsympathisch. Auch die Nebenfiguren bleiben blass, sodass es schwerfällt, emotional mitzufiebern.

Positiv hervorzuheben ist der flüssige, gut lesbare Schreibstil, der die düstere Atmosphäre schön einfängt und das Buch schnell konsumierbar macht. Doch trotz des stimmungsvollen Settings bleibt Geister in Blackwood House hinter meinen Erwartungen zurück. Wer sich langsam an das Genre herantasten möchte oder eher leichten Spuk als knallharten Horror sucht, könnte hier trotzdem fündig werden.

6/10 – stimmungsvolle Spukgeschichte, aber ohne echten Nervenkitzel.

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Veröffentlicht am 19.02.2025

Einer geht noch

Einer geht noch
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Leben und Tod gehören untrennbar zusammen – und doch fällt es uns oft schwer, über das Sterben zu sprechen. Einer geht noch von Hannes Finkbeiner schafft genau das auf eine besondere Art: Mit einer Mischung ...

Leben und Tod gehören untrennbar zusammen – und doch fällt es uns oft schwer, über das Sterben zu sprechen. Einer geht noch von Hannes Finkbeiner schafft genau das auf eine besondere Art: Mit einer Mischung aus Humor, Tragik und philosophischer Leichtigkeit erzählt der Roman von Vergänglichkeit, Familie und Erinnerungen, die uns beinahe unsterblich machen.

Die Geschichte beginnt mit einem Schockmoment: Alo Bergmann erlebt, wie sein Vater beim Abendessen einen Herzstillstand erleidet. Doch während man eine traurige Geschichte erwarten könnte, nimmt der Roman eine überraschende Wendung. Denn Alo wird von seinem Großvater Fidus auf eine Reise voller unglaublicher Erlebnisse mitgenommen – schließlich ist Fidus, nach eigener Aussage, bereits dreimal gestorben.

Seine Erzählungen führen von der NS-Zeit, in der er sich mit einer jüdischen Familie verstecken musste, über die surrealen Kunstszene Barcelonas bis in die jüngere Vergangenheit. Besonders die erste Episode, die auf realen historischen Ereignissen basiert, hinterlässt einen starken Eindruck. Später wird die Geschichte verspielter und märchenhafter, doch stets bleibt der Erzählton charmant und voller Lebensweisheit. Obwohl die Geschichten gut gelungen sind, verlieren sie etwas an Schwung, im Gegensatz zur ersten Geschichte, die wirklich sehr bedrückend, aber auch stark erzählt ist.

Finkbeiner meistert den schwierigen Spagat zwischen tiefgründigen Themen und humorvoller Leichtigkeit. Der Roman liest sich flüssig, die Dialoge sind pointiert, und Fidus’ unkonventioneller Blick auf das Leben regt zum Nachdenken an. Zwar verliert die Geschichte nach dem starken Einstieg etwas an Intensität, doch insgesamt ist Einer geht noch ein wunderbar vielschichtiger Roman, der gleichermaßen berührt und unterhält.

Ein Buch über das Leben, den Tod und die Kraft der Erinnerung – mit Humor, Herz und Tiefgang erzählt. Wer gerne Romane liest, die sowohl nachdenklich als auch heiter sind, wird hier bestens unterhalten.

9/10 – Ein bewegendes, humorvolles Buch, das das Leben feiert.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Weckruf

Flatrate Arzt
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Als ehemalige Pflegekraft in Leitungsposition kenne ich die Herausforderungen im Gesundheitswesen nur zu gut. Bürokratie, Arbeitsüberlastung und mangelnde Wertschätzung für medizinisches Personal sind ...

Als ehemalige Pflegekraft in Leitungsposition kenne ich die Herausforderungen im Gesundheitswesen nur zu gut. Bürokratie, Arbeitsüberlastung und mangelnde Wertschätzung für medizinisches Personal sind längst Alltag – und genau hier setzt Flatrate Arzt an. Dr. med. Stefan S. Kassner liefert einen schonungslosen Einblick in das marode deutsche Gesundheitssystem und zeigt, warum wir längst nicht mehr bei „fünf vor zwölf“ stehen, sondern weit darüber hinaus.

Das Buch begleitet Kassners Weg vom idealistischen Medizinstudenten bis hin zum frustrierten niedergelassenen Arzt, der sich mit den harten Realitäten eines Systems auseinandersetzen muss, das immer mehr auf Effizienz statt auf Patientenwohl setzt. Er zeigt auf, wie Ärzte an wirtschaftliche Grenzen stoßen, Patienten unrealistische Erwartungen haben und eine überbordende Bürokratie die Versorgung lähmt. Besonders eindrücklich beschreibt er, wie sich das Arzt-Patienten-Verhältnis verändert hat – und warum das Prinzip der „medizinischen Flatrate“ eine gefährliche Illusion ist.

Neben der fundierten Analyse bietet das Buch auch Lösungsansätze: Patienten sollten bewusster mit Arztbesuchen umgehen, die Politik muss endlich Reformen auf den Weg bringen, und das gesamte System braucht eine grundlegende Neuausrichtung. Kassner schreibt klar, verständlich und faktenbasiert – sein Buch ist kein trockener Fachtext, sondern ein Weckruf für alle, die verstehen wollen, warum unser Gesundheitssystem kurz vor dem Kollaps steht.

Fazit: Flatrate Arzt ist ein wichtiges, aufrüttelndes Buch, das zum Nachdenken anregt. Wer wissen will, warum unser Gesundheitssystem so nicht mehr funktionieren kann, sollte es unbedingt lesen.

10/10 – Ein unverzichtbarer Weckruf für alle, die sich mit dem deutschen Gesundheitssystem auseinandersetzen wollen.

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Veröffentlicht am 14.02.2025

Besser gehts nicht

Teufelsspring
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Ein guter Krimi ist mehr als nur eine spannende Geschichte – er kann auch ein Spiegel der Gesellschaft sein. Teufelsspring, der vierte und vorerst letzte Band der Niedersachsen-Krimireihe um Kommissar ...

Ein guter Krimi ist mehr als nur eine spannende Geschichte – er kann auch ein Spiegel der Gesellschaft sein. Teufelsspring, der vierte und vorerst letzte Band der Niedersachsen-Krimireihe um Kommissar Wim Schneider, ist genau das: eine packende Hommage an das Krimigenre, aber gleichzeitig auch ein starkes Statement für queere Sichtbarkeit. Mario Bekeschus verbindet gekonnt klassische Krimi-Elemente mit modernen, gesellschaftlich relevanten Themen – und das auf eine Art, die beeindruckt und Vorbild für das gesamte Genre sein sollte.

Der Fall beginnt mit einem rätselhaften Leichenfund in einem Braunschweiger Park, doch schnell entfaltet sich eine vielschichtige Geschichte, die einen alten Cold Case aus den 90ern mit den aktuellen Ermittlungen verknüpft. Dabei baut der Autor geschickt gesellschaftskritische Themen in die Handlung ein: die Missstände in der Pflegebranche werden realitätsnah und schonungslos beschrieben, und die queeren Figuren sind nicht nur Randerscheinungen, sondern fest im Mittelpunkt der Geschichte verankert. Es ist selten, dass ein Krimi so selbstverständlich Diversität lebt – und genau das macht Teufelsspring zu etwas Besonderem, hier gebührt nicht nur dem Autor Respekt, sondern auch dem Gmeiner-Verlag, der vollends hinter diesem Buch steht.

Bekeschus’ Schreibstil ist fesselnd, atmosphärisch dicht und schafft es, sowohl Spannung als auch emotionale Tiefe zu transportieren. Die Figuren – allen voran Wim Schneider und sein Team – sind authentisch und gut entwickelt, mit echten Konflikten und glaubwürdigen Beziehungen. Die Dialoge sind lebendig und tragen viel zur starken Dynamik des Buches bei. Der Fall selbst ist clever konstruiert, mit überraschenden Wendungen und einem befriedigenden Finale, das Raum für eine mögliche Fortsetzung lässt.

Wer einen klassischen Krimi mit modernen, mutigen Themen sucht, wird hier definitiv fündig. Teufelsspring ist ein würdiger Abschluss der Reihe und gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass Kriminalliteratur nicht nur spannend, sondern auch gesellschaftlich relevant sein kann. Ein Muss für Krimifans – und für alle, die sich über authentische queere Repräsentation in der Literatur freuen.

10/10 – fesselnd, relevant und absolut empfehlenswert.

*Für die Besprechung erhielt ich ein Vorab-Exemplar.

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