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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2025

Glaubensfessel und Freiheitsdrang

Monstergott
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Schon das markante Cover von „Monstergott" zieht den Blick auf sich. Ein Buch, das sich optisch wie inhaltlich von der Masse abhebt. Caroline Schmitt erzählt die Geschichte der Geschwister Ben und Esther, ...

Schon das markante Cover von „Monstergott" zieht den Blick auf sich. Ein Buch, das sich optisch wie inhaltlich von der Masse abhebt. Caroline Schmitt erzählt die Geschichte der Geschwister Ben und Esther, die in einer Freikirche aufwachsen und auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Glauben und den dortigen Strukturen umgehen.
Mich persönlich hat das Buch besonders interessiert, weil ich mich sowohl im Studium intensiv mit Religion und damit auch mit Kirchen und verschiedenen Glaubensrichtungen des Christentums beschäftigt habe als auch durch persönliche Erzählungen einer Freundin, die selbst eine Zeit lang Teil einer Freikirche war. Dennoch war mir in diesem Ausmaß nicht bewusst, wie tiefgreifend und belastend die Einflüsse einer solchen Gemeinschaft sein können. Das hat mich beim Lesen nicht nur überrascht, sondern stellenweise auch schockiert.
Die Darstellung der Zwiespälte zwischen den Geschwistern ist eindrücklich beschrieben. Während Esther zunehmend Distanz sucht, nach Freiheit strebt und feministisches Denken einfließen lässt, bleibt Ben eng mit der Gemeinde verbunden. Er ringt mit Schuld und Scham, sein Glaube ist zutiefst verankert und macht ihm den Ausstieg schwer. Dieses Spannungsfeld fand ich besonders stark, da es zeigt, wie individuell Glaubenserfahrungen ausfallen können, selbst innerhalb derselben Familie.
Darüber hinaus beleuchtet die Autorin, wie sehr der Glaube in den Alltag der Figuren hineinwirkt und dadurch Freundschaften, Beziehungen und sogar die Berufswahl und Kollegenkontakte beeinflusst. Dass dabei auch Themen wie Liebe und Feminismus eine Rolle spielen, verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe und Relevanz. Insbesondere der feministische Aspekt hat mich sehr in seinen Bann gezogen.
Stilistisch überzeugt das Buch durch eine flüssige, klare Sprache, die den Lesefluss unterstützt und Authentizität vermittelt. Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass an manchen Stellen mehr Spannung gutgetan hätte, um die Dramatik noch stärker herauszuarbeiten.
Gerade in einer Zeit, in der Gemeinschaft und religiöse Zugehörigkeit für viele wieder an Bedeutung gewinnen und auch international evangelikale Strömungen politisch stark präsent sind, kommt „Monstergott" genau zur richtigen Zeit. Ein wichtiger, bewegender Roman, der Glaubenswelten aufschlüsselt, die vielen verborgen bleiben.

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Veröffentlicht am 12.09.2025

Ein Tanz voller Gefühle

Versprich mir, dass du tanzt
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„Versprich mir, dass du tanzt“ ist ein Roman, der auf leise, aber eindringlich erzählt wird. Wer die Bücher von Dani Atkins kennt, weiß, dass sie es versteht, gefühlvolle, emotionale Geschichten zu erzählen, ...

„Versprich mir, dass du tanzt“ ist ein Roman, der auf leise, aber eindringlich erzählt wird. Wer die Bücher von Dani Atkins kennt, weiß, dass sie es versteht, gefühlvolle, emotionale Geschichten zu erzählen, die lange nachhallen. Auch in diesem Buch bleibt sie ihrem besonderen Stil treu - berührend, nahbar und oftmals mit einer Wendung, die das Bild der Figuren noch einmal neu beleuchtet oder die Lesenden auf eine komplett andere Fährte führt.
Meine Erwartungen waren entsprechend hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte beginnt gefühlvoll und zieht diese emotionale Intensität durch das gesamte Buch. Dani Atkins schafft es erneut, Charaktere zu erschaffen, die einem sofort ans Herz wachsen. Mit großer Geschicklichkeit baut sie eine enorme Sympathie auf, die die Lesenden für die Figuren empfinden. Gerade dieser enge Bezug macht die moralischen Dilemmata, die sich im Verlauf auftun, umso spannender. Plötzlich sieht man eine Figur, die man längst ins Herz geschlossen hat, in einem ganz anderen Licht und steht selbst vor der Frage, wie man damit umgehen soll. Diese Ambivalenz hat mir besonders gefallen, weil sie die Geschichte vielschichtiger und lebendiger macht.
Die Wendung in diesem Roman war durchaus vorhanden, allerdings muss ich sagen, dass sie mich nicht so sehr überrascht oder mitgerissen hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hatte am Ende auf einen großen Knall gehofft, der blieb jedoch aus. Vieles war auf gewisse Weise vorhersehbar, was dem Gesamterlebnis aber nicht allzu sehr geschadet hat, da die Figuren und ihre Entwicklung im Mittelpunkt stehen.
Was mir an Dani Atkins Büchern besonders gefällt, ist ihre Fähigkeit, Emotionen spürbar zu machen. Sie schreibt so eindringlich, dass man die Geschichte nicht nur liest, sondern auch fühlt. Gleichzeitig sind ihre Romane angenehm „wegzulesen“. Man taucht ein, lässt sich treiben und hat das Gefühl, von der Handlung getragen zu werden.
Auch "Versprich mir, dass du tanzt" reiht sich in die Reihe der Bücher ein, die mich immer wieder berühren. Bereits ihr Debüt „Die Achse meiner Welt“ ist mir nach all den Jahren noch präsent, ebenso wie „Der Klang deines Lächelns“. Dani Atkins ist für mich mittlerweile zu einer meiner liebsten Autorinnen geworden, deren Bücher ich nicht nur gerne lese, sondern die auch im Alltag nachwirken.

Insgesamt ist „Versprich mir, dass du tanzt“ ein gefühlvoller Roman mit liebenswerten Charakteren, einer leisen und eindringlichen Dramatik und einer Wendung, die moralische Fragen aufwirft, auch wenn sie nicht den ganz großen Überraschungseffekt hatte. Für mich ein sehr schönes Leseerlebnis, das ich gerne weiterempfehle.
Ein emotionaler, berührender Roman, der nicht mit dem größten Knalleffekt, dafür aber mit viel Herz und Tiefe überzeugt.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Musikalisch verhallende Töne

Durch das Raue zu den Sternen
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"Durch das Raue zu den Sternen" von Christopher Kloeble wurde mir in meiner Lieblingsbuchhandlung als absolutes Highlight empfohlen, sodass meine Erwartungen entsprechend hoch waren. Umso bedauerlicher ...

"Durch das Raue zu den Sternen" von Christopher Kloeble wurde mir in meiner Lieblingsbuchhandlung als absolutes Highlight empfohlen, sodass meine Erwartungen entsprechend hoch waren. Umso bedauerlicher ist es für mich, dass mich der Roman letztlich nicht so erreichen konnte, wie ich es erhofft hatte.
Der sprachliche Stil ist zweifellos besonders. Kloeble schreibt poetisch, arbeitet mit verschachtelten Sätzen und verleiht dem Text eine gewisse Musikalität. An sich mag ich solche Sprachgewalt sehr, hier jedoch empfand ich sie als nicht ganz passend. Denn die Geschichte wird aus der Sicht von Arkadia, genannt Moll (ein 13-jähriges Mädchen), erzählt. Ihre jugendliche Stimme wirkte auf mich nicht authentisch im Zusammenspiel mit dieser literarischen Schwere.
Arkadia selbst war für mich ein weiterer Knackpunkt. Sie ist überzeugt davon, musikalisch hochbegabt zu sein und verhält sich dabei oft rotzig, frech und rüpelig. Grundsätzlich schätze ich Figuren mit Ecken und Kanten, doch in diesem Fall konnte ich keine Nähe zu ihr aufbauen. Ich empfand sie nicht als sympathisch oder besonders berührend, sondern eher anstrengend – und das trotz ihrer schwierigen Kindheit. Ihre Mutter hat die Familie Hals über Kopf verlassen, ohne dass die Hintergründe für mich ausreichend genug beleuchtet wurden. Auch die Beziehung zum Vater bleibt distanziert und spannungsgeladen, teilweise sogar erschütternd. Das hätte viel emotionales Potenzial geboten, wurde für mein Empfinden aber nicht genügend entfaltet.
Ein zentrales Element des Romans ist die Musik. Arkadia möchte unbedingt im Knabenchor singen. Hier erlebt sie Aufstieg und Herausforderungen und das Thema durchzieht die gesamte Handlung. Für Leser:innen, die selbst eine Nähe zur Musik haben, mag dies eine große Bereicherung sein. Da ich jedoch selbst völlig unmusikalisch bin und weder mit Noten noch mit Chorgesang etwas anfangen kann, blieb mir vieles fremd und unzugänglich. So wurde die Lektüre für mich zu einer zähen Erfahrung.
Bei aller Kritik möchte ich dennoch betonen, dass der Roman literarisch ambitioniert ist und gewiss seine begeisterte Leserschaft findet. Für mich persönlich waren die knapp 240 Seiten jedoch anstrengend und nur schwer greifbar. Der Titel und die Grundidee haben mir sehr gefallen, doch insgesamt konnte mich die Geschichte nicht überzeugen.

"Durch das Raue zu den Sternen" ist sprachlich kunstvoll und thematisch ungewöhnlich, doch meine Erwartungen konnte es nicht erfüllen. Ich vergebe dafür 3,5 Sterne – wissend, dass andere Leser:innen darin ein großes Highlight sehen, während es mir leider fremd blieb.

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Veröffentlicht am 31.08.2025

Nostalgie und Neuanfang

Cherish
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Mit Cherish hat Tracy Wolff den sechsten und letzten Band ihrer Reihe rund um die Katmere-Academy geschrieben. Auch wenn die Handlung längst nicht mehr so stark an die Academy gebunden ist wie in den ersten ...

Mit Cherish hat Tracy Wolff den sechsten und letzten Band ihrer Reihe rund um die Katmere-Academy geschrieben. Auch wenn die Handlung längst nicht mehr so stark an die Academy gebunden ist wie in den ersten Teilen, bleibt der vertraute Kern - eine Gruppe von paranormalen Freund:innen - erhalten. Und genau diese Mischung aus paranormalen Freundschaften wie Gargoyles, Hexen, Vampiren und Drachen macht für mich den Reiz dieser Reihe aus.
Ich habe alle Vorgängerbände gelesen und war deshalb sehr gespannt auf den Abschluss. Dabei hatte ich befürchtet, dass das Finale vor allem aus endlosen Schlachten und Gemetzel bestehen würde, was mich persönlich weniger anspricht. Umso erfreulicher war es, dass die Autorin einen anderen Weg wählte und den Fokus stattdessen vielmehr auf die Beziehungen der Freund:innen, ihren Zusammenhalt und die gemeinsamen Erinnerungen legte. Das verleiht dem Abschluss eine schöne, fast nostalgische Note.
Besonders positiv empfand ich den Humor, der sich durch das ganze Buch zieht. Viele Szenen sind witzig, manchmal auch ein wenig überzeichnet, was aber keineswegs störte. Im Gegenteil, es machte die Lektüre leicht und locker. Trotz des Finalcharakters war das Buch für mich angenehm schnell zu lesen.
Schwieriger war es allerdings, den Überblick über alle Nebenhandlungen und Figuren zu behalten. In der Welt von Tracy Wolff wimmelt es von Quests, Chaos und Verbindungen zwischen Figuren wie der Schattenkönigin, den Schwestern oder der „Alten“. Da mir manches aus den Vorgängerbänden nicht mehr präsent war, fiel es mir schwer, alle Zusammenhänge jederzeit nachzuvollziehen.
Der Schreibstil bleibt dabei typisch Tracy Wolff - flüssig, unterhaltsam, jugendlich und manchmal bewusst ein bisschen „trashig“. Wortneuschöpfungen und einen leicht plakativen Ton muss man mögen, doch sie passen gut zum Stil der Reihe.
Insgesamt ist Cherish für mich ein gelungener Abschluss. Es hat mir gefallen, dass der Band mehr auf Freundschaft, Humor und Leichtigkeit setzt als auf große Schlachten. Auch wenn mich die Spin-Offs vermutlich nicht mehr reizen, blicke ich zufrieden auf die abgeschlossene Reihe zurück.
Ein humorvoller, leichter und durchaus würdiger Abschlussband, der mich erneut überzeugen konnte und mich positiv zurück gelassen hat.

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Veröffentlicht am 26.08.2025

Haus voller Schatten

In ihrem Haus
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Yael van der Wouden gelingt es mit „In ihrem Haus“ eine Geschichte zu erzählen, die sich leise in die Gedankenwelt der Lesenden einbrennt. Schon der Klappentext und die begeisterten Stimmen auf dem Buchumschlag ...

Yael van der Wouden gelingt es mit „In ihrem Haus“ eine Geschichte zu erzählen, die sich leise in die Gedankenwelt der Lesenden einbrennt. Schon der Klappentext und die begeisterten Stimmen auf dem Buchumschlag wecken hohe Erwartungen und das zurecht.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die uns Schritt für Schritt näher an die Protagonistin Isabel heranführen. Isabel wirkt von Beginn an ungewöhnlich, spröde, jemand, der die Welt auf eine andere Weise wahrnimmt. Ob dies aus einer Eigenart, einer Veranlagung oder schlicht aus ihrer belastenden Vergangenheit herrührt, bleibt quasi offen. Das hat die Autorin sehr gut gezeichnet. Genau hieraus entsteht die subtile Spannung, die sich durch das gesamte Buch zieht.
Diese Spannung intensiviert sich, als Eva in Isabels Haus einzieht. Eva, die Freundin von Isabels Bruder, wirkt für Isabel von Anfang an wie eine Bedrohung. Misstrauen und Unbehagen prägen ihr Verhältnis. Besonders die verschwundenen Gegenstände im Haus, über die Isabel akribisch Buch führt, verstärken das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Als Lesende schwankt man zwischen Sympathie und Misstrauen. Teilweise hatte ich auch den Eindruck, einer unzuverlässigen Erzählerin zu folgen.
Der Roman lebt von dieser unterschwelligen Beklemmung.
Ständig scheint ein dramatischer Ausbruch in greifbarer Nähe und doch bleibt er aus. Stattdessen entfaltet sich eine bedrückende Wahrheit, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit hat. Hier geht es um den Zweiten Weltkrieg, der Umgang mit jüdischen Mitmenschen und die Traumata jener Zeit. Diese Enthüllung trifft unerwartet, erschüttert und macht das Buch tiefgründig.
Auch wenn ich mir einen noch größeren Plot-Twist oder ein dramatischeres Finale gewünscht hätte, überzeugt „In ihrem Haus“ durch die Figuren und die tolle Sprache. Die leisen Töne sind es, die hier den Nachhall erzeugen und die die Autorin als starke Erzählerin ausweisen. Auch die kleinen „Nebenhandlungen“ sind toll zu lesen und die Entwicklung der beiden Figuren mitzuerleben.

Ein intensiver, spannungsvoll erzählter Roman über Misstrauen, die Schatten der Vergangenheit und Freundinnenschaft, das mich neugierig auf kommende Werke von Yael van der Wouden macht.

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