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Veröffentlicht am 09.10.2017

Mr B's tierische Reise von Asien nach Europa

Pawlowa
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Mr B befindet sich mitten in Dreharbeiten zu einer Dokumentation als er auf den belebten Straßen in Pakistan eine kleine Eselin entdeckt. Sie ist mit einer viel zu schweren Last bepackt und rührt Mr Bs ...

Mr B befindet sich mitten in Dreharbeiten zu einer Dokumentation als er auf den belebten Straßen in Pakistan eine kleine Eselin entdeckt. Sie ist mit einer viel zu schweren Last bepackt und rührt Mr Bs Herz. Kurzentschlossen verlässt er das Filmteam, um die kleine Eselin zu retten. Er hat zwar keinen Plan, wie er mit der Kleinen von Pakistan nach London kommt, dafür aber ein großes Herz und eine wilde Entschlossenheit. Beides wird ihm im Laufe der Reise noch helfen, um sein Vorhaben umzusetzen. Zunächst bekommt die Eselin den Namen Pawlowa, weil sie so zart ist wie die Ballerina Anna Pawlowa. Schnell steht fest, dass er mit Pawlowa nicht einfach in einen Flieger nach London steigen kann und so macht er sich zu Fuß auf den Weg. Unterwegs erfahren die beiden liebevolle Hilfe von Tierfreunden, geraten aber auch in die eine oder andere brenzlige Situation. Wobei Mr B niemals sein Ziel aus den Augen verliert und mit seiner aufgeräumten, ruhigen britischen Art sämtliche Gefahren umgeht.
Die kleine Geschichte um Mr B und Pawlowa von Brian Sewell spielt in der Zeit vor den Hilfsangeboten von Tierschützern und Billigfliegern. Weshalb sich die Reise auf der Straße abspielt und die beiden Hauptfiguren oft in recht komische Situationen bringt. Mit einem Augenzwinkern und trockenem Humor liest sich das Buch leicht und schnell. Wer hier jedoch auf eine tiefgreifende Erzählung hofft, wird enttäuscht. Manches geht auf der Reise viel zu glatt und wirkt dadurch nicht besonders glaubwürdig. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten und die beiden ungewöhnlichen Reisegefährten haben sich in mein Herz geschlichen und kleine Spuren hinterlassen. Mit den kleinen Zeichnungen der liebevollen Gestaltung des Covers und dem schönen Buch an sich, finde ich die Geschichte wirklich gelungen. Neben der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen Mensch und Tier findet der Leser kleine Einblicke in die verschiedenen Länder und deren Bewohner in der Geschichte. Der Charakter von Mr B ist schön beschrieben, so dass man sich ihn mit seinem weißen Regenschirm gut vorstellen kann. Er hasst Rechnen, wilde Musik und kann sich nur Bruchstücke von Gedichten merken. Zudem ist Mr B etwas exzentrisch, ein wahrer Gentleman und geht sehr liebevoll mit seiner kleinen Eselin, Pawlowa, um. Rührend finde ich, wie er stets an ihrer Seite schläft und sie nur selten aus den Augen lässt.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Spuren in eine düstere Vergangenheit

Nachts am Brenner
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Nachts am Brenner herrschen die Dunkelheit und die Schatten. Wer weiß das besser als der Schaffner Bertoldo, der hier seinen Dienst tut. Eines Nachts entdeckt er Teile eines menschlichen Körpers und ruft ...

Nachts am Brenner herrschen die Dunkelheit und die Schatten. Wer weiß das besser als der Schaffner Bertoldo, der hier seinen Dienst tut. Eines Nachts entdeckt er Teile eines menschlichen Körpers und ruft damit Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe auf den Plan. Recht widerwillig nehmen die beiden die Ermittlungen auf und es offenbart sich ein zutiefst grausamer Mord an dem alten Südtiroler Jakob Voltinger, der zu Tode geschleift wurde. Als ein zweiter Toter, Luis Sulzbacher, auftaucht, der mit dem ersten Opfer und zwei weiteren alten Herren eine Kartenrunde bildete, tun sich die unterschiedlichsten Spuren auf. Leider führen sie nur immer wieder zu neuen Verdächtigen, Vermutungen und reichen weit in die Vergangenheit der Ermordeten zurück. Durch den Fund einer Visitenkarte bei einem der Toten stößt Grauner auf die Ermordung seiner Eltern vor vielen Jahren. Seitdem suchen ihn immer wieder „Dämonen“ heim und er setzt nun alles daran, nicht nur die aktuellen Morde, sondern auch den ungeklärten Tod seiner Eltern aufzuklären. Gelingt es Grauner, die vielen Fäden zusammenzuführen und den Mörder zu entlarven? Findet er seinen Seelenfrieden?
Bereits „Der Tote am Gletscher“ von Lenz Koppelstätter hat mir sehr gut gefallen und ich war gespannt, wie sich die beiden Ermittler weiterentwickelt haben. Grauner ist nach wie vor der gemütliche Typ, der bisweilen lieber bei seinen Kühen und seiner Frau ist, als auf Verbrecherjagd zu gehen. Doch das macht ihn nicht weniger zielgerichtet, denn er wird mit seinem eigenen Trauma aus der Vergangenheit konfrontiert und riskiert dabei fast seinen Job. Ispettore Saltapepe hat immer noch Heimweh nach seiner Heimatstadt Napoli und steht den Südtirolern nach wie vor skeptisch gegenüber. Ganz klar und deutlich treten die Unterschiede der Südtiroler zu den Neapolitanern zutage. Doch inzwischen respektieren sich der gemütliche, oft griesgrämig erscheinende Grauner und der leicht überhebliche Saltapepe und sie profitieren von einander. Die gute Zusammenarbeit von Grauner und Saltapepe wird allerdings auf eine harte Probe gestellt, als Grauner – ohne Rücksprache mit seinen Vorgesetzten - der Spur seiner ermordeten Eltern folgt. Ganz zu schweigen vom Ärger, den er sich dadurch mit dem Staatsanwalt Belli einhandelt. Mit ganz viel Charme, wie schon im ersten Grauner Krimi, und viel Lokalkolorit gelingt dem Autor ein sehr authentisches Bild auf das schöne „Fleckchen“ Südtirol und dessen bodenständige Bewohner.
Ich kenne den Brenner aus den 70/80er Jahren, als noch Grenzkontrollen stattfanden und ich mit meinen Eltern jährlich zum Wandern nach Südtirol gefahren bin. Für mich war er schon immer ein recht unwirklicher Ort im Niemandsland. Durch die Beschreibungen des Autors konnte ich mich so gut in das düstere und verlassene Gebiet in den Bergen hineindenken, dass mich oft schauderte.
Dem Schreibstil kann man gut folgen und die Charaktere treten sehr deutlich zutage und beflügeln die Fantasie des Lesers. Lenz Koppelstätter ist dieses Mal ein sehr spannender Krimi gelungen, der auch die Gefühle der Protagonisten bildlich beschreibt und den Leser ins Geschehen zieht. Das offene und sehr überraschende Ende lässt den Leser nach dem nächsten Teil der Serie lechzen.

Veröffentlicht am 27.09.2017

Blutiger Rachefeldzug

SOG
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Der Thriller „SOG“ ist der zweite Teil um Kommissar Huldar und die Kinderpssychologin Freyja. Den ersten Teil „DNA“ habe ich geradezu verschlungen und habe mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Meine ...

Der Thriller „SOG“ ist der zweite Teil um Kommissar Huldar und die Kinderpssychologin Freyja. Den ersten Teil „DNA“ habe ich geradezu verschlungen und habe mich sehr auf die Fortsetzung gefreut. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt und ich konnte auch dieses Buch kaum aus den Händen legen.
Zum Inhalt:
Reykjavik 2004 – Ein Mädchen verschwindet.
Reykjavik 2016 – Huldar ist degradiert worden und muss sich mit dem Aufsatz eines Schülers aus eine Zeitkapsel aus dem Jahre 2004 auseinandersetzen. In diesem kündigt Pröstur an, dass im Januar 2016 Menschen getötet würden. Dabei nennt er nur deren Initialen. Wirklich ernst scheint diesen Text niemand zu nehmen. Auch Freyja, die Huldar zu Rate zieht, kann sich nicht vorstellen, dass sich Wut oder Hass über 10 Jahre nähren lässt. Sie wurde ebenfalls degradiert und arbeitet nun als einfache Kinderpsychologin und ist schon allein deswegen schlecht auf Huldar zu sprechen. Während sich Huldar und seine Kollegen auf den Prozess eines aufgeklärten Falles vorbereiten, werden zwei abgetrennte Hände gefunden. Die neue Chefin, Erla, ist mit den Ermittlungen heillos überfordert. Freyja versucht zwar, Huldar bei seinen Nachforschungen zu dem Schriftstück zu helfen, versucht aber auch ihm aus dem Weg zu gehen und schmettert seine erneuten Annäherungs-versuche sofort ab. Allmählich kommen Huldar und Freyja Pröstur auf die Spur, wobei sämtliche polizeilichen als auch psychologischen Akten über ihn verschwunden sind. Dann beginnt eine Mordserie und es ergeben sich immer neue Überlegungen und vermeintliche Spuren, die oft in eine Sackgasse führen. Immer mehr offenbart sich, dass Taten aus der Vergangenheit vertuscht werden sollen.
Rezension:
Die Stimmung in der Wache ist denkbar schlecht. Huldar wurde degradiert und nun ist Erla seine Vorgesetzte. Sie ist mir absolut unsympathisch. Sie gängelt Huldar, ist stets schlechter Laune und behandelt Verdächtige mies. Als Vorgesetzte möchte ich diese Frau nicht haben. Huldar nimmt es mit der ehelichen Treue nach wie vor nicht so genau und versucht erneut, bei Freyja zu landen. Derweil tobt um sie herum ein Mix aus Hass, Mord, Verstümmelung und Tod. Auch wenn nach dem Prolog und dem Auftauchen der Todesliste klar ist, dass es einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen gibt, nimmt die Spannung zu keiner Zeit ab. Wie schon beim ersten Fall von Huldar und Freyja „DNA“ bin ich ewig nicht auf die Spur des Täters gekommen. Erneut gelingt es der Autorin durch das Einflechten von Privatem zu den Hauptcharakteren ein ganz stimmiges Bild zu schaffen und als Leser hat man das Gefühl dabei zu sein. Die Protagonisten sind ganz „normale“ Menschen mit ihren Stärken und Schwächen und dem ein oder anderen Trauma aus der Vergangenheit. So kann sich der Leser mit ihnen besser „anfreunden“ als mit Helden, die fehlerfrei durchs Leben gehen. Der Schreibstil ist unkompliziert und kühl – was wunderbar zu einem isländischen Thriller, der Landschaft und der etwas unterkühlten Art ihrer Protagonisten passt. Yrsa Sigurðardóttir beschreibt sehr realistisch, wie die Vertuschung einer Straftat sich auf ganz viele und unterschiedliche Menschen auswirkt und deren Leben ins Chaos stürzt.
Erneut vergebe ich guten Gewissens 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.09.2017

Wenn die Hoffnung stirbt und alle schweigen

Ermordung des Glücks
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Nach 34 Tagen des Bangens und des Hoffens ist es traurige Gewissheit: der 11jährige Lennard Grabbe kommt nie wieder nach Hause. Er wurde tot aufgefunden und von seinem Mörder fehlt jede Spur. Ein Albtraum ...

Nach 34 Tagen des Bangens und des Hoffens ist es traurige Gewissheit: der 11jährige Lennard Grabbe kommt nie wieder nach Hause. Er wurde tot aufgefunden und von seinem Mörder fehlt jede Spur. Ein Albtraum für alle Eltern – hier aber besonders für seine Mutter Tanja, die ihr ganzes Leben nach ihrem Sohn ausgerichtet hat und der nun der Lebensinhalt entzogen wurde. Ihr ganzes Glück verschwand durch den Mord an Lennard und dieses Verbrechen zieht weite Kreise.
Wut, Verzweiflung, Bitterkeit, Selbstvorwürfe, Entfremdung der Eheleute, Geheimnisse und Hoffnungslosigkeit werden durch die eindringliche Erzählung von Friedrich Ani sofort greifbar und dringen bis zum Leser durch. Mitten in diesem Strudel an Gefühlen befindet sich Jakob Franck, der die Todesnachricht überbringt. Freiwillig hat er sich dafür gemeldet, obwohl er bereits in Pension ist – er hat sich dies zu seiner Aufgabe gemacht. Seine Aufklärungsrate während seiner Dienstzeit war sehr hoch und er kann sich nicht damit abfinden, einen Fall ungelöst zu den Akten zu legen. So unterstützt er seine „Kollegen“ und rollt sämtliche Befragungen zum Verschwinden von Lennard neu auf. Er verbeißt sich geradezu in den Fall und gibt nicht auf. Leider holt ihn seine eigene Vergangenheit ein und macht ihm die Ermittlung nicht leichter. Jakob Franck ist sympathisch und ein prima Zuhörer, doch er zieht sich bisweilen in sich zurück und wirkt dann verschlossen. Währenddessen versinken Lennards Eltern und sein Onkel in Trauer und Sprachlosigkeit. Tanja Grabbe sperrt ihre komplette Umwelt aus, zieht sich in Lennards Zimmer zurück und nicht einmal ihr geliebter Bruder Max kommt an sie ran.
Der eindringliche Schreibstil des Autors gab mir das Gefühl, mitten unter den Familienangehörigen zu sein und mitzuleiden. Zudem konnte ich mich gut in die Gedankengänge und die Hartnäckigkeit von Jakob Franck hineinversetzen. Es grenzt schon an Besessenheit, wie er die Suche nach dem Mörder vorantreibt und dabei sehr unbequem und sogar lästig wird – für seine Kollegen und die Angehörigen.
Ich habe mich etwas gewundert, dass ein Ex-Kommissar sich so intensiv in die Ermittlungen einmischen darf. Ob das rechtens ist? Im Laufe des Lesens wurde mir das zunehmend unwichtig, denn es kam immer mehr Spannung auf und schließlich haben sich die Ereignisse überschlagen, so dass gar keine Zeit mehr blieb, einen Gedanken daran zu verschwenden. Der Autor versteht es hervorragend, die Gefühle, Gedanken und Handlungen der Protagonisten zu beschreiben, so dass der Leser geradezu in die Geschichte hineingezogen wird. Er lässt einzelne Charaktere zu Wort kommen, indem er ihre Gedanken einfühlend und glaubhaft beschreibt. Die Reaktionen von Tanja Grabbe sind heftig und erzeugen eine bedrückende und düstere Stimmung, was nicht für jeden stimmen mag. Doch wer weiß schon, wie er sich verhalten würde, wenn einem das eigene Kind mit Gewalt genommen wird. Durch die Rückblicke in die Vergangenheit (13 Jahre vor dem Mord) wird die besondere Verbindung zwischen den Geschwistern Tanja und Max beleuchtet und umso trauriger stimmt das Zerbrechen dieser nach dem Tod von Lennard.
Ohne viel Action, Blut und großen Nervenkitzel zeichnet Friedrich Ani ein melancholisches, oft düsteres, aber auch einfühlsames Bild von einer Lawine an Gefühlen, die durch den Tod des Jungen ausgelöst wird. Das Ende des Falles überrascht und ist in sich schlüssig. Friedrich Ani ist es gelungen, die Dynamik, die der Verlust eines geliebten Menschen mit sich bringt, sehr anschaulich und auch spannend zu beschreiben. So ist das Buch nicht nur ein einfacher Krimi, sondern richtet den Blick auf das Umfeld und nur am Rande auf den Täter. Der Schwerpunkt hat sich somit verschoben und das mag für den einen oder anderen Leser enttäuschend sein, wenn er einen herkömmlichen Krimi erwartet hat. Mich hat das Buch begeistert und von Anfang an mitgenommen in eine Familie, die den Tod von Lennard als „Ermordung des Glücks“ empfindet und daran zu zerbrechen droht.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Das unheimliche, schwarze Hotel an der Rabenschlucht

Kein guter Ort
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Der deutsch-norwegische Psychologe Arne Ericson hat sich in die Einsamkeit Telemarks zurückgezogen und arbeitet in einer psychiatrischen Klinik für Suchtkranke. Während er sich trotz Unwetter in den Bergen ...

Der deutsch-norwegische Psychologe Arne Ericson hat sich in die Einsamkeit Telemarks zurückgezogen und arbeitet in einer psychiatrischen Klinik für Suchtkranke. Während er sich trotz Unwetter in den Bergen in Trance versetzt, ist Kari Bergland hinter dem Schützen her, der ihren Kollegen Magnus angeschossen hat. Dabei trifft Kari auf die zugedröhnte Janne Nygård, die Tochter ihres Chefs. Schnell sind sich Jannes Vater und Kari einig, dass sie das Mädchen zu Arne in die Therapie schicken. Janne ist alles andere als begeistert von der Idee und interessiert sich für das Bild eines schwarz-gestrichenen Hauses, das über Arnes Schreibtisch hängt. Schnell findet sie heraus, dass es sich um ein ehemaliges, nun verlassenes Hotel an der Rabenschlucht handelt, in dem eine deutsche Familie wohnte. Eines Tages wurde dort die ältere Tochter vor den Augen ihrer Schwester von einem maskierten Mann mit dem Messer schwer verletzt und in die Rabenschlucht geworfen. Der herbeieilende Vater versuchte, seine Tochter zu retten und stürzte schließlich zusammen mit ihr in die Schlucht. Fasziniert und geradezu angezogen von dem düsteren Hotel beginnen Janne und auch Arne Nachforschungen anzustellen. Beide begeben sich in große Gefahr, denn das Hotel ist wahrlich „kein guter Ort“.
Bald stellt sich für alle Beteiligten die Frage: Können Orte das Unglück anziehen? Menschen werden von unheimlichen, düsteren Orten geradezu magisch angezogen. So geht es Janne, die nicht zuletzt ein Drogenproblem und Gewaltausbrüche hat. Ihre Neugier ist eine willkommene Ablenkung vor ihren Problemen und der anstehenden Therapie bei Arne Ericson.
Das Cover ist durch die unheilvollen, schwarzen Wolken geprägt von einer schaurigen Stimmung, die nur von einem roten Farbklecks in Form eines typischen norwegischen Hauses unterbrochen wird. Sofort fällt dem Leser der ungewöhnlich gestaltete Titel auf: das Kreuz, das sich mit dem letzten Buchstaben des Wortes Ort verbindet.
Der Autor hat mit Arne Ericson einen ungewöhnlichen Psychiater geschaffen, der sich durch seine Art sehr von anderen unterscheidet: er scheint noch recht jung zu sein und er setzt sich mit den Mythen und Bräuchen der Sami auseinander. Auch wenn er ungewöhnliche Methoden anwendet, hatte ich stets das Gefühl, dass er der Ruhepol der Handlung ist. Die Ermittlerin Kari Bergland ergänzt ihn mit ihrer Willensstärke und ihrer Hartnäckigkeit ganz gelungen. Bernhard Stäber hat bereits zwei Thriller mit diesen beiden Charakteren geschrieben, die ich jedoch nicht gelesen habe. Trotzdem hatte ich zu keiner Zeit, Mühe der Handlung zu folgen. Mit den Rückblicken in Arnes Leben habe ich ihn mir gut vorstellen können. Der flüssige und fesselnde Schreibstil des Autors hat mich mitten in die Handlung gezogen und die Spannung riss nie ab. Es fiel mir schwer, das Buch zur Seite zu legen – so hat es mich in seinen Bann gezogen. Die Charaktere sind durchweg glaubwürdig und Arne und Kari sehr sympathisch. Als Drogenkonsumentin ist Janne wirklich unberechenbar und geheimnisvoll dargestellt. Und nicht zuletzt sind die Rabenschlucht und das schwarze Hotel so bildlich beschrieben, dass ich das Grauen von Janne fühlen konnte. Die Aufklärung des Falles endet mit einem lauten Knall und war so nicht vorhersehbar. Meine Frage aus meinem Leseeindruck „Kann ein deutscher Autor so schreiben wie ein skandinavischer?“ kann ich kurz und bündig mit „JA!“ beantworten. Mich hat dieser Thriller von Anfang an gepackt, fasziniert und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Ich kann ihn guten Gewissens weiterempfehlen.