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Veröffentlicht am 21.09.2016

Jane Austen und das ausgehende 18. Jahrhundert

Die geheimen Memoiren der Jane Austen
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Syrie James ist Roman- und Drehbuchautorin. Der vorliegende Roman "The Lost Memoirs of Jane Austen" ist ihr Erstlingswerk. Sie wurde in New York geboren und verbrachte, bis auf zwei Jahre in Paris, ihr ...

Syrie James ist Roman- und Drehbuchautorin. Der vorliegende Roman "The Lost Memoirs of Jane Austen" ist ihr Erstlingswerk. Sie wurde in New York geboren und verbrachte, bis auf zwei Jahre in Paris, ihr ganzes Leben in Kalifornien. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Schon als Kind wollte Syrie James Autorin werden und so machte sie Jahre später ihren B.A. in Englisch und Kommunikationswissenschaft. Aufgrund ihrer Leidenschaft für Literatur aus dem 19. Jahrhundert und da Jane Austen ihre Lieblingsautorin ist, entschloss sie sich einen Roman über selbige zu schreiben. Sie begann ihre Recherche, indem sie zum Einen Briefe von und an Jane Austen las und zum Anderen eine Reise unternahm, auf welcher sie den Spuren Jane Austens in England folgte. Während dieser Recherchen stellte sie fest, dass es bei der Rekonstruktion von Jane Austens Leben eine Lücke von etwa zwei Jahren gibt. Von 1809 bis 1811 weiß man nichts über die Ereignisse in Janes Austens Leben. Genau diese Lücke füllt Syrie James mit ihrem fiktiven Roman, denn es gibt Gerüchte, dass Jane Austen neben der Bekanntschaft mit Tom Lefroy eine weitere engere Bekanntschaft mit einem unbekannten Mann hatte.

Jane Austen lebte von 1775 bis 1817. Sie heiratete nie, und war somit Zeit ihres Lebens auf das Wohlwollen ihres Vaters und später ihrer Brüder angewiesen. Schon immer schrieb sie leidenschaftlich gerne Geschichten und trug diese den Familienmitgliedern vor. Alle aus ihrem Umfeld waren begeistert von ihren Erzählungen, doch es dauerte viele Jahre, bis sich ein Verlag fand, der ihre Bücher veröffentlichte, und das zunächst nur auf Kosten des Autors. Auf die erste Veröffentlichung von "Sense and Sensibility" unter dem Pseudonym 'by a Lady' folgte dann allerdings ein großes Interesse an den Werken von Jane Austen und bald war die Identität der Autorin kein Geheimnis mehr.

Der Roman beginnt zunächst mit einem Vorwort einer gewissen Mary I. Jesse, einem Mitglied von der Jane Austen Literary Foundation. Im Anhang des Buches klärt die Autorin allerdings darüber auf, dass weder dieses Mitglied (der Name ist lediglich ein Anagramm vom Namen der Autorin) noch die Foundation existieren. Aber gerade dieses Vorgehen ist ein brillanter Schachzug der Autorin, um den Leser in Ungewissheit schweben zu lassen, ob es sich nun um einen Tatsachenbericht oder doch um eine fiktive Erzählung handelt. Mary I. Jesse erzählt in diesem Prolog, dass die Memoiren von Jane Austen vor kurzem in dem alten Haus der Familie auf dem Dachboden in einer Truhe gefunden wurden. Somit sei die folgende Erzählung eine Abschrift der tatsächlichen Memoiren von Jane Austen - quasi aus ihrer eigenen Feder entstanden - und lediglich mit einigen wenigen Fußnoten der Präsidentin der Jane Austen Literary Foundation versehen worden. Die Autorin setzt also alles daran, ihr Werk als die wahren Memoiren der Jane Austen auszugeben und dies gelingt ihr auf Anhieb.
Anschließend steigt die Autorin sofort in die Geschichte ein. Die Handlung, welche aus der Perspektive der Jane Austen beschrieben wird, setzt mit dem Hinweis darüber ein, weshalb Jane Austen ihre eigene Geschichte aufschreibt. Genau genommen liegt der Schwerpunkt der Memoiren dann aber auf zwei Ereignissen in Jane Austens Leben. Das erste einschneidende Erlebnis in Jane Austen Leben ist der Auszug aus ihrem Familienhaus in Steventon und somit der Umzug nach Bath, einer Gegend, die ihr persönlich nie gefallen hat und die sie in den kommenden Jahren unglücklich machen wird. Nach dieser kurzen Episode folgt eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse nach dem Tod ihres geliebten Vaters. Aufgrund des Todes und des daraufhin folgenden Geldmangels mussten Janes Mutter, Jane und ihre Schwester Cassandra mehrfach umziehen, da sie auf die Güter der Brüder angewiesen waren. Die zentrale Handlung setzt dann mit einem Besuch von Jane und ihrem Bruder in Lyme ein, bei welchem sie Mr. Ashford kennenlernen. Syrie James erzählt hier eine fiktive Liebesgeschichte zwischen Jane Austen und Mr. Ashford. Von ihrem Kennenlernen, über erste Annäherungen, einem geheimen Verlöbnis bis hin zu der unweigerlich folgenden Trennung des Liebespaares aufgrund äußerlicher Umstände.

Interessant ist, dass Syrie James Episoden und Zitate aus den Werken Jane Austens in ihre Geschichte einbringt, die Handlung somit authentisch, nachvollziehbar und glaubhaft macht. Aus "Pride an Prejudice" beispielsweise macht sie sich Szenen zwischen Lizzy und Mr. Darcy zu eigen, wandelt diese allerdings ab, so dass es keine plumpe Neuerzählung des Stoffs ist. Es ist also auch zu vermuten, dass die Autorin noch weiteren Szenen aus anderen Werken verwendet hat. Diese Entlehnungen aus den Werken der Jane Austen rechtfertigt die Autorin damit, dass Jane Austen wohlmöglich keine alte Jungfer war, wie sie meist beschrieben wurde, sondern durchaus ihre Erfahrungen gemacht hat. Genau diese Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben könnte Jane Austen in ihren Werken verarbeitet haben. Wie sonst hätte sie solche Liebesgeschichten schreiben können? Diese Erklärung, welche im Anhang neben weiteren Argumenten und Ausklärungen zu finden ist, macht außerdem deutlich, dass sich Syrie James wirklich Gedanken gemacht hat und viel Zeit auf eine gute Recherche verwendet haben wird. Jane Austen wird sowohl als eine selbstbewusste und durchaus selbstständige Frau dargestellt, welche allerdings dennoch auch Selbstzweifel in Bezug auf sich selbst und ihre Buchveröffentlichungen hatte. Der Leser kann sich somit sehr gut in die Protagonistin hinein versetzen und fiebert mit, obwohl man diese Zeit und die damals herrschende Ungerechtigkeit nicht selbst erlebt hat.

Sprache und Stil des Romans sind im Allgemeinen leicht verständlich. Es gibt keine Dialekte, lediglich ein paar veraltete Begriffe sind enthalten, welche allerdings dann zur Authentizität des Werk beitragen. Der Schreibstil ist dem von Jane Austen sehr ähnlich, man nimmt Syrie James ab, dass diese Memoiren direkt von Jane Austen geschrieben wurden.

Das Leben von Jane Austen und ihre Werke (vor allem "Sense and Sensibility" und "Pride and Prejudice") sind in dem vorliegenden Roman so geschickt und gekonnt verknüpft, dass man als Leser geneigt ist, der Geschichte Glauben zu schenken und dies nicht nur, wenn man bereits Vorkenntnisse zu Jane Austen und/oder ihrer Werke hat. Die Kapitel sind so spannend aneinandergefügt, dass man verleitet wird doch immer noch ein und noch ein Kapitel zu lesen. Obwohl es kein klassisches Hollywood-Happyend geben kann, da Jane Austen schließlich nie geheiratet hatte, wird eine innere Ruhe und Zufriedenheit der Protagonistin übermittelt und schafft somit trotzdem ein schönes und befriedigendes Ende für den Leser. Das Leben von Jane Austen aber auch die Zeit in der sie lebte - die damaligen Verhältnisse, die schwierige Situation in der sich viele Frauen befanden etc. - werden anschaulich dargestellt und laden dazu ein, sich mit dem Thema weiter zu beschäftigen und vielleicht, wenn man es bisher nicht getan hat, das ein oder andere Buch von Jane Austen in die Hand zu nehmen. Man muss nicht bereits Fan von Jane Austen sein, oder sich mit der Thematik beschäftigt haben, um Gefallen an diesem Roman zu haben. Wine breite Leserschaft wird angesprochen - wie Fans von Jane Austen, Interessierte in Bezug auf das ausgehende 18. und beginnende 19. Jahrhundert aber auch einfach Leser, die gerne eine gut geschriebene Liebesgeschichte lesen wollen und somit gleich ein paar historische Fakten aufnehmen können.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein Appell an die Menschlichkeit

Sklavin
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Wer glaubt, Sklaverei in Europa gibt es heute nicht mehr, der sollte Mende Nazers Buch Sklavin zur Hand nehmen und sich eines Besseren belehren lassen.

Der Roman Sklavin ist eine chronologisch aufgebaute ...

Wer glaubt, Sklaverei in Europa gibt es heute nicht mehr, der sollte Mende Nazers Buch Sklavin zur Hand nehmen und sich eines Besseren belehren lassen.

Der Roman Sklavin ist eine chronologisch aufgebaute Autobiographie der aus den Nuba-Bergen des Sudans stammenden Autorin. Wer Interesse an afrikanischer Kultur und Tradition hat, dem sei dieses Buch empfohlen. Schon mit Waris Diries Bestseller Wüstenblume wurde auf bestehende Probleme in Afrika aufmerksam ge-macht. Sie selbst wird auf dem Buchrücken dieses Taschenbuchs zitiert: "Mit ihrer Geschichte hat Mende die Qualen unserer afrikanischen Schwestern sichtbar gemacht. Ich bete und hoffe das Beste für Mende!" Waris Dirie beschäftigt sich in ihren Werken allerdings zumeist mit ritueller Genitalverstümmelung und Polygamie. Das Thema der Beschneidung von Frauen wird in Sklavin zwar auch beschrieben, aber es steht eher am Rande der Erzählung. Der Missbrauch von Sklaven wird allerdings schonungslos veranschaulicht. Zusätzlich setzt sich Mende Nazer aber auch mit Missständen der westlichen Kultur auseinander. Wie kann ein Mensch Jahre lang mitten in London als Sklavin gefangen gehalten werden?

Mende Nazer (geb. um 1980) beschreibt ihr eigenes Schicksal. Als 12-jährige erlebt sie, wie arabische Milizen ihren Stamm überfallen, die Häuser des Dorfes niederbrennen, die Männer ermorden, Frauen und Kinder schänden und entführen. Sklavenhändler verkaufen Mende an eine wohlhabende arabische Familie, die sie quält und misshandelt. Dort, in der Hauptstadt Khartum, muss sie ein menschenunwürdiges Leben führen, als Sklavin die häuslichen Arbeiten verrichten und auf die Kinder aufpassen. Man nennt sie nicht bei ihrem Namen, sondern ruft sie lediglich "Yebit", was so viel heißt wie "Mädchen, das es nicht wert ist, einen Namen zu tragen". Viele Jahre verbringt Mende Nazer in Gefangenschaft und wird sogar nach London an die Schwester ihrer Herrin verliehen, deren Mann bei der Botschaft als Diplomat arbeitet und vom Verbot der Sklaverei in der westlichen Welt informiert ist. Dort muss sie weiterhin in Einsamkeit leben, darf das Haus aber ab und an für kurze Zeit verlassen, um Besorgungen zu erledigen. Zum ersten Mal nach vielen Jahren in der Sklaverei kann sie auf einen Markt gehen. 2000 findet sie schließlich einen Nuba, dieser und der Journalist Damien Lewis (späterer Co-Autor ihres Buches) verhelfen ihr zur Flucht.

Wer jetzt meint, damit hätte die Geschichte schon ein gutes Ende genommen, der irrt. Mende Nazer stellt einen Antrag auf Asyl, der allerdings nach zwei Jahren abgelehnt wird, da die britischen Behörden der Meinung sind, ein Sklave werde nicht politisch verfolgt und habe daher kein Anrecht auf Asyl. Sie sei eine illegale Einwandererin. Die Abschiebung stand ihr bevor. Diese Vorkommnisse bewegen Mende Nazer 2002 dazu, ihren Roman zu schreiben, der zunächst nur in Deutschland erschien und somit von den britischen Behörden nicht wahrgenommen wurde. Durch den Protest von Medien und Lesern, sowie der Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen, wird die Abschiebung abgewendet und die Autorin als Flüchtling anerkannt. 2006 bekam sie die britische Staatsbürgerschaft.

Die hier rezensierte Taschenbuchausgabe von 2006 enthält nach Damien Lewis Epilog über seine Sicht von Mende Nazers Fall und einem angefügten Fernsehinterview der beiden noch ein Nachwort des Selben. In diesem Nachwort beschreibt er die Arbeit an diesem Buch. Auch von Mende Nazer wurde ein Nachwort hinzugefügt, in dem sie über ihren Streit um Asyl, sowieso die Zeit nach ihrer Flucht berichtet.

Das Buch ist eher umgangssprachlich verfasst, die Sprache ist sehr einfach gehalten, was sicherlich auch mit Mende Nazers mangelnder Kenntnis der englischen Sprache zusammen hängt. Aus diesem Grund nahm sie auch die Unterstützung des Journalisten Damien Lewis an, der ihr half dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Das Buch lässt sich somit leicht und schnell lesen und ist auf jeden Fall als Lektüre für zwischendurch geeignet. Der Beginn des Werkes, also die Erzählung über Mende Nazers Kindheit, fällt leider etwas lang und somit zäh aus, worüber man aber durch die später geschilderte Handlung hinwegsehen kann. Die subjektive Sichtweise, in der dieses Buch verfasst ist, soll die breite Öffentlichkeit ansprechen und informieren. Es handelt sich hierbei also um einen Appell an die Menschlichkeit. Mende Nazers Buch ist sehr bewegend und lebt durch die Beschreibung ihrer schockierenden Erfahrungen, keineswegs aber wegen eines wirkungsvollen Schreibstils. Dieser sorgt eher dafür, dass das Werk authentisch und aufrichtig wirkt. Waris Diries Werk ist literarisch gesehen also dem Mende Nazers um einiges voraus. Doch wer gefallen an ihren Büchern hatte, der sollte Sklavin auch zur Hand nehmen, da in diesem Buch einen neuer Aspekt afrikanischer Probleme dargestellt wird und hier ist Europa zunächst nicht die Lösung aller Probleme.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein eindrucksvolles Bild jener Zeit

Die Feuerbraut
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Der historische Roman "Die Feuerbraut" des Münchner Autorenehepaars, welches unter dem Namen Iny Lorentz publiziert, thematisiert eine Zeit voller Schrecken während des Dreißigjährigen Kriegs. Genauer ...

Der historische Roman "Die Feuerbraut" des Münchner Autorenehepaars, welches unter dem Namen Iny Lorentz publiziert, thematisiert eine Zeit voller Schrecken während des Dreißigjährigen Kriegs. Genauer gesagt, werden die Erlebnisse der Hauptfigur Irmela von Hochberg mit Beginn des Schwedischen Kriegs (1630-1635) dargestellt. Während der Flucht vor den Schweden fallen sie und ihre Mitreisenden denselben in die Hände. Nur durch Irmelas gutes Gehör gelingt es ihr, ein paar der Reisegefährten vor den Schweden zu warnen. So kommt es dazu, dass die Mitreisenden, die den Schweden zum Opfer gefallen sind aber dennoch überlebt haben, ihr unterstellen, sie sei eine Hexe. Da Irmela die Alleinerbin eines großen Vermögens ist, entspinnt sich ein Netz voller Intrigen, welches selbst von Kirchenmitgliedern unterstützt wird.

Wie schon in den letzten Werken ist aber auch hier zu bemerken, dass die entstehenden Paarkonstellationen meist schon von Beginn der Geschichte absehbar sind. Die Umwege zu diesen Paarbildungen sind in dem Werk "Die Feuerbraut" aber dennoch unvorhersehbar und somit bleibt die Geschichte von Anfang an voller Spannung.

Die Hauptfigur Komtesse Irmela von Hochberg ist, im Unterschied zu den Charakteren in den bisherigen Romanen von Iny Lorentz, ein unsicheres, schüchternes, nicht gerade hübsches junges Mädchen, welches im Laufe der Geschehnisse zunehmend selbstsicherer wird und versucht ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
Neu in diesem Werk ist somit die Darstellung der Protagonisten. Oft wurde bei den vorherigen Werken Iny Lorentz' bemängelt, dass sie immer wieder perfekte Charaktere beschreibt, welche eher realitätsfern erscheinen. Nicht so in diesem Werk. Sie deckt hier nicht nur mit der Hauptfigur, sondern auch mit den anderen Protagonisten Schwächen, Fehler und Abgründe der menschlichen Seele auf und beschreibt sie gnadenlos. Außerdem macht Iny Lorentz nicht Halt davor, Gewalt, Folterung, Verstümmelung, magische Hexenrituale und Kindesmord detailliert darzustellen. Schwache Nerven sind hier fehl am Platz. Aber dies hat Iny Lorentz schließlich schon in der Vergewaltigungsszene in ihrem Werk "Die Wanderhure" unter Beweis gestellt. Auch die finsteren Machenschaften des Adels werden offen dargestellt.

Wer schon Gefallen an den bisherigen Lorentz-Romanen hatte, sollte dieses Werk unbedingt lesen. Es behält den Stil des Autorenehepaar bei, hat sich aber frühergehende Kritik zu Herzen genommen und schafft somit ein eindrucksvolles Bild jener Zeit.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein authentisches Bild jener Zeit

Die geheimen Tagebücher der Charlotte Brontë
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Syrie James ist Roman- und Drehbuchautorin. Der vorliegende Roman The Secret Diaries of Charlotte Brontë ist ihr zweites veröffentlichtes Werk. Syrie James wurde in New York geboren und verbrachte ihr ...

Syrie James ist Roman- und Drehbuchautorin. Der vorliegende Roman The Secret Diaries of Charlotte Brontë ist ihr zweites veröffentlichtes Werk. Syrie James wurde in New York geboren und verbrachte ihr ganzes Leben in Kalifornien, bis auf zwei Jahren in Paris. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Schon als Kind wollte Syrie James Autorin werden und so machte sie Jahre später ihren B.A. in Englisch und Kommunikationswissenschaft. Für ihre Recherche an diesem Roman las Syrie James einige Biographien (unter anderem auch die der Zeitgenossin und guten Bekannten Mrs. Gaskell) über die Brontë Schwestern, sowie deren Dichtungen und Romane. Wie auch schon bei ihrem ersten Werk über Jane Austen, unternahm die Autorin eine Reise durch England und folgte den Spuren der Brontë Schwestern. Ihre Vorliebe für Charlottes Roman Jane Eyre brachte sie dazu, hinter das Werk und auf das Leben der Autorin zu schauen. Während ihrer Recherchen stellte sie fest, dass Jane Eyre einige Passagen aus dem Leben der Autorin in sich birgt. Charlotte Brontë ließ sich also beim Schreiben von eigenen Erfahrungen inspirieren. Dies lässt sich anhand der vielen Briefe zwischen ihr und Ellen Nussey sowie den Briefen an ihren Verleger rekonstruieren und belegen.

Bei den Geschwistern Brontë handelt es sich um drei Schriftstellerinnen aus dem England des 19. Jahrhunderts. Nachdem die Geschwister zunächst heimlich, ohne das Wissen der anderen Familienmitglieder Gedichte und Romane geschrieben hatten, begannen sie sich später auszutauschen und schafften es alle, ihre Werke bei Verlegern publizieren zu lassen. Dies taten sie allerdings unter männlichen Pseudonymen, da sie hofften damit zum Einen unerkannt zu bleiben und zum Anderen ernster genommen zu werden. Charlotte Brontë (1816-1855) veröffentlichte unter dem Pseudonym Currer Bell. Sie steht als älteste Schwester im Mittelpunkt des Romans. Emily Brontë (1818-1848) nahm den Künsternamen Ellis Bell an, Anne Brontë (1820-1849) publizierte unter dem Namen Acton Bell. Die Geschwister hatten noch einen Bruder, der schwer alkohol- und drogensüchtig war. Ihre Mutter verloren sie recht früh, sowie auch zwei ältere Schwestern. Der Vater war Geistlicher in einer Pfarrei.

Vor den Beginn der eigentlichen Handlung ist ein Vorwort der Autorin gestellt. Hier führt Syrie James in die Idee ihres Buches ein. Nämlich, dass die Möglichkeit besteht, dass einmal die Tagebücher der Schriftstellerin Charlotte Brontë gefunden werden. Vor diesem Hintergrund erschafft Syrie James ihre Geschichte. Sie erzählt die wichtigsten Jahre der ältesten Brontë Schwester, die Entstehung ihrer Werke, und wie es dazu kam, dass sie Mr. Nicholls nach mehr als sieben Jahren Bekanntschaft lieben lernte und heiratete.
Zunächst beginnen die Tagebucheintragungen 1953. Charlotte Brontë hat das dringende Bedürfnis die Geschehnisse der vergangenen Jahre in einem Tagebuch aufzuschreiben. Zwei Monate zuvor hatte sie einen Heiratsantrag gemacht bekommen und dieses Ereignis veranlasst sie, ihre Geschichte festzuhalten. Sie schreibt um ihre Seele zu befreien und um die Wahrheit zu berichten. Damit ihr dies gelingt muss sie einige Jahre zurück gehen. Zu dem Tag, an dem Mr. Nicholls seinen Dienst in der Pfarrei antritt. Charlotte Brontë mag Mr. Nicholls von Beginn an nicht, als er sie dann auch noch als ‚ugly old maid‘ (ein Missverständnis, wie sich später herausstellt) bezeichnet, werden ihre Vorurteile bestätigt und sie hält an ihrer Meinung über diesen Mann fest. Auch einige nicht gerade frauenfreundliche Aussagen und sein Hang jegliche Regeln zu befolgen, auch wenn dies anderen Menschen großes Unglück bringt, sorgen für weiteres Nähren ihrer Vorurteile. Die Geschehnisse nehmen ihren Lauf. Zunächst stehen die Geschwister im Mittelpunkt. Die Passion für das Geschichtenerzählen hält sie zusammen. Doch all dies ändert sich, als der Bruder mehr und mehr in seine Alkohol- und Drogensucht versinkt.
Als Charlottes Vater sich aufgrund von Blindheit einer Augen Operation unterzieht, beginnt Charlotte mit dem Schreiben an ihrem Roman Jane Eyre.
In einem Nachwort erzählt Syrie James kurz, wie Charlottes Leben weiter ging. Sie lebte nicht mehr lange. Im folgenden Jahr starb sie, wahrscheinlich an einer schwangerschaftsbedingten Stoffwechselstörung. Mr. Nicholls ging nach dem Tod von Charlottes Vater, um den er sich bis dahin gekümmert hatte, wieder nach Irland zurück. Dort heiratete er seine Cousine, mit welcher er eine glückliche aber kinderlose Ehe führte. Es war wohl eher eine Freundschaft, denn Mr. Nicholls hielt zeitlebens an seiner Liebe für Charlotte fest.

Es handelt sich bei dem vorliegenden Exemplar um die Originalausgabe in englischer Sprache. Die Sprache ist leicht verständlich. Schwierigkeiten könnte man lediglich mit den verschiedenen Akzenten haben. So sprechen die Angestellten sowie die Gemeindemitglieder einen Yorkshire Akzent, Mr. Nicholls Verwandte und er selbst teilweise einen leichten Irischen Akzent, der allerdings hier eher beschrieben als ausgeführt wird. Ansonsten gibt es lediglich hier und da einige veraltete Begriffe. Der Schreibstil hat sich in Syrie James zweiten Werk noch weiter verbessert. Ihre Beschreibungen gehen mehr ins Detail, was man schon am Umfang feststellen kann. Die langen Gespräche und wortreichen Monologe der Protagonisten sind unterhaltend und gerade die langen Dialoge sind sehr emotional beschrieben. Die Rückblenden sorgen für Abwechslung und vertiefen die Handlung. Anhand von Fußnoten und der Erwähnung bekannter Personen aus jener Zeit, wie Alexander Walker (das Prinzip „man governs, woman obeys“), Mrs. Gaskell und weitere zeitgenössischer Autoren lassen vermuten, dass das Buch gut recherchiert ist.

Interessierte für das 19. Jahrhundert, Brontë Fans sowie Liebhaber historischer (Liebes-)Romane werden Freude an dem Buch haben. Das Zeitalter wird authentisch und klar dargestellt, man kann sich wunderbar in die Protagonisten hineinversetzen und oft fiel es schwer das Buch beiseite zu legen. Die Situation der Frau (vgl. Suffragette-Movement), aber auch die des Mannes in jener Zeit werden nachvollziehbar dargestellt und ermöglichen einen Einblick in jene Zeit. Syrie James ist es wiedereinmal gelungen ein authentisches Bild dieser Zeit zu schaffen. Die Handlung beruht fast ausschließlich auf Fakten, lediglich einige Nebenrollen aus Charlotte Brontës Heimatort wurden erfunden, um die Geschichte lebhafter zu gestalten. Das Lesen dieses Romans wird den ein oder anderen Leser sicherlich dazu verleiten die Originalwerke der Brontë Schwestern – ganz besonders Charlottes Jane Eyre – zu lesen.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Kein Grund sich zu fürchten!

Die kleine Spinne Widerlich
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Diana Ampft: Die kleine Spinne Widerlich. Baumhaus Verlag in der Bastei Lübbe AG, Köln, 2012

Die Autorin des vorliegenden Bilderbuchs Diana Ampft wurde eigentlich als deutsche Schaupielerin bekannt. 2010 ...

Diana Ampft: Die kleine Spinne Widerlich. Baumhaus Verlag in der Bastei Lübbe AG, Köln, 2012

Die Autorin des vorliegenden Bilderbuchs Diana Ampft wurde eigentlich als deutsche Schaupielerin bekannt. 2010 verfasste sie das vorliegende Bilderbuch. Inzwischen sind zwei weitere Bücher über Die kleine Spinne Widerlich erschienen: “Der Geburtstagsbesuch” (2012) und “Ferien auf dem Bauernhof” (2015). Im Nachwort erklärt die Autorin, wie dieses Buch aus ihrer eigenen Angst entstanden ist und wie sie diese Angst selbst überwunden hat.

Die kleine Spinne Widerlich stellt sich die Frage, wieso die Menschen Angst vor ihr haben. Also macht sie sich auf eine Reise und besucht Verwandte sowie Freunde und fragt sie, was sie darüber denken. Jede Spinne, die sie besucht, hat eine eigene Theorie was dies betrifft. Onkel Langbein beispielsweise denkt, dass die Menschen die Spinnen eher beneiden, weil sie mit ihren acht Beinen so elegant laufen können, während die Menschen schon über ihre zwei Beine stolpern. Ihrem Cousin Punki hingegen geht es gerade anders herum, er ist es, der vor den Menschen Angst hat und nach Wegen sucht, diese Angst zu überwinden.

Das Bilderbuch ist sehr schön gestaltet. Die Illustrationen von Martina Matos sind liebevoll gezeichnet und der Text ist verständlich und einfühlsam verfasst. Nicht nur Kinder im Alter von 3 Jahren aufwärts haben Gefallen an diesem Bilderbuch, auch den Eltern wird es nach dem Vorlesen diesen Buches schwer fallen, einer Spinne den Garaus zu machen. Die kleine Spinne Widerlich eignet sich somit für Kinder als auch Erwachsene, die Spinnen mögen oder bisher eben nicht mochten. Es beschreibt eine ganz andere Seite dieser kleinen Lebewesen auf zauberhafte und angenehme Weise und lässt die zumeist als “widerlich” geltenden Tiere in einem faszinierenden Licht erscheinen.