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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2018

Berührend

Frau Einstein
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Inhalt

Das Buch erzählt das Leben von Albert Einsteins erster Frau. Mileva Marić wuchs in Serbien auf. Dank ihres Vaters, der ihre intellektuellen Fähigkeiten erkannte und sie entgegen der damals üblichen ...

Inhalt

Das Buch erzählt das Leben von Albert Einsteins erster Frau. Mileva Marić wuchs in Serbien auf. Dank ihres Vaters, der ihre intellektuellen Fähigkeiten erkannte und sie entgegen der damals üblichen Weise auf weiterführende Schulen schickte, begann sie im Jahr 1896 als eine der ersten Frauen ihr Studium der Physik und Mathematik in Zürich. Viele akzeptierten nicht, dass eine Frau eine wissenschaftliche Karriere anstrebt. Nur einer ihrer Kommilitonen erkennt ihre fachliche Kompetenz an: Albert Einstein. Mit ihm freundet sie sich an und tauscht sich über die Physik aus. Schließlich verlieben sie sich ineinander. Beide zusammen arbeiten an wissenschaftlichen Theorien und Mileva möchte ihren Traum, einer wissenschaftlichen Arbeit nachzugehen, verwirklichen.

Meine Meinung

Die Geschichte um Mileva beginnt, als sie 1896 in Zürich ihr Physik- und Mathematikstudium aufnimmt. Als Leser begleitet man ihr Leben an der Seite von Albert Einstein über Jahre hinweg. Von Einstein und seiner Forschung weiß ich nur das, was wohl jeder weiß. Hier lernt man ihn von seiner menschlichen Seite kennen. Vor allem wird Milevas Leben an der Seite von Albert Einstein, ihr Familienleben, ihre wissenschaftlichen Bemühungen, das Leben als Frau und Wissenschaftlerin zur damaligen Zeit und die Entwicklung der Relativitätstheorie beschrieben. Es ist zwar einiges fiktiv bzw. nicht bestätigt, aber es gibt einen schönen Einblick in Milevas Leben als Wissenschaftlerin und Frau über 18 Jahre hinweg. Was wirklich wahr und was fiktiv ist, erklärt Marie Benedict am Schluss des Buches und gibt auch einen Literaturhinweis an, den sie als Recherche genutzt hat und mit dem der Leser selbst mehr über Alberts und Milevas Leben erfahren kann. Dieses Buch hat mich dazu angeregt, mir über das Leben der Beiden Gedanken zu machen und mich weiter über die beeindruckenden Persönlichkeiten zu informieren.

Ab und zu gibt es Rückblicke in Milevas Vergangenheit bzw. Gegebenheiten, an die sie zurückdenkt, die sehr aufschlussreich sind, da man sie so besser kennen lernt. Zudem sind diese kurzen Zeitsprünge bzw. Gedanken perfekt in die gegenwärtige Handlung eingebettet. Allgemein ist der Schreibstil Marie Benedicts sehr angenehm zu lesen. Dass man durch das Buch „getragen“ wird, trifft es wohl am besten.

Da das Buch das gemeinsame Leben zweier Physiker schildert, kommen auch mal ein paar Sätze physikalischer Erläuterungen vor. Allerdings treten diese sehr selten auf, nämlich nur wenn sie für die Geschichte wichtig sind, und sind auch von Laien gut zu verstehen.

Fazit

Es ist ein berührendes Buch über Albert Einsteins erste Frau Mileva, Wissenschaftlerin, Ehefrau und Mutter. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der mehr über das Leben der beiden und/oder über das Leben von Frauen und Wissenschaftlerinnen zur damaligen Zeit erfahren will.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Beeindruckendes Zeitdokument

Der Reisende
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Inhalt

Der Berliner Jude Otto Silbermann ist ein angesehener Kaufmann, bis er infolge der Novemberprogrome sein Geschäft verliert und aus seiner Wohnung vertrieben wird. Ohne ein Zuhause reist er mit ...

Inhalt

Der Berliner Jude Otto Silbermann ist ein angesehener Kaufmann, bis er infolge der Novemberprogrome sein Geschäft verliert und aus seiner Wohnung vertrieben wird. Ohne ein Zuhause reist er mit Zügen durch Deutschland und versucht, über die Grenze zu fliehen. Auf seiner Reise trifft er die verschiedensten Leute mit den verschiedensten Überzeugungen.

Meine Meinung

Diese Geschichte gibt die Situation und Stimmung in Deutschland zur Zeit der Novemberprogrome wieder. Sie ist ein berührendes literarisches Zeitdokument, das unmittelbar nach diesen Ereignissen vom Juden Ulrich Alexander Boschwitz geschrieben wurde, der 1935 mit zwanzig Jahren nach Skandinavien emigrierte.

Das Buch gibt auf beeindruckende Weise die damalige Situation wieder und ist so geschrieben, dass man das Gefühl hat, man wäre dabei und mit Otto Silbermann selbst auf der Flucht. Mir hat sehr gefallen, dass Boschwitz Silbermanns Gedanken und Gefühle, seine Ratlosigkeit und Mutlosigkeit, aber auch seinen starken Willen, sich nichts von den Nazis anhaben zu lassen, beschreibt. Auf der Reise durch Deutschland trifft Silbermann verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Ansichten über die Politik dieser Zeit. In gewisser Weise spiegeln diese Menschen die Gesellschaft wieder. Die Gedanken mancher Personen waren sehr schockierend. Das hat mich vor allem zu Beginn das ein oder andere Mal mit offenem Mund dasitzen lassen.

Das Einzige was mich an diesem Buch etwas gestört hat, waren die sehr langen Kapitel mit 40 Seiten oder mehr und dass in diesen keine Absätze waren. So war es schwierig, nur mal eine halbe Stunde zu lesen. Der Schreibstil Boschwitzs ist trotz langer Sätze leicht und flüssig zu lesen.

Fazit

Die Geschichte beschreibt auf beeindruckende und schockierende Weise die Situation und die Menschen in Deutschland zur Zeit der Novemberprogrome. Ein literarisches Zeitdokument, das lesenswert für alle ist, die sich für diese Zeit interessieren.

Veröffentlicht am 12.12.2017

Nur schwer aus der Hand zu legen

Das Geheimnis des Winterhauses
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Inhalt

Ellinor erfährt durch einen Zufall, dass sie und ihre Mutter mit dem Rest der Familie nicht blutsverwandt sind. Daraufhin macht sie sich auf die Suche nach ihren familiären Wurzeln und der Wahrheit, ...

Inhalt

Ellinor erfährt durch einen Zufall, dass sie und ihre Mutter mit dem Rest der Familie nicht blutsverwandt sind. Daraufhin macht sie sich auf die Suche nach ihren familiären Wurzeln und der Wahrheit, was damals geschehen ist. Ihre Nachforschungen bringen sie nach Dalmatien und Neuseeland, wo sie immer mehr über ihre Ahnen und deren Leben erfährt sowie Verwandte findet. Doch nicht alles läuft in Ellinors Leben so perfekt wie die Suche nach ihren Wurzeln. Der Kinderwunsch bleibt bisher unerfüllt und auch in der Ehe ist nicht immer alles rosig. Wird Ellinor am Ende glücklich?


Meine Meinung

Bereits der Start in das Buch ist toll. Sarah Lark fängt die Geschichte ohne Umschweife mit einer Handlung an und schildert dem Leser eine Situation, die die Ereignisse für den Rest des Buches auslösen. Schon in den ersten Seiten lernt man die Protagonistin Ellinor und ihr Leben sehr gut kennen. Man kann ihre Gefühle selbst spüren, da Lark mit ihrer Art zu Schreiben die Empfindungen der Charaktere zum Leser transportieren kann. Darüber hinaus schreibt sie sehr anschaulich und angenehm, so dass das Lesen ein Genuss ist, bei dem man die Handlung vor seinen Augen wie einen Film ablaufen sieht. Auch die anderen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet wie beispielsweise Ellinors Mann, der eine ganz eigenwillige Persönlichkeit hat und beim Leser eher Antipathie statt Sympathie hervorruft. Aber auch das hat Sarah Lark sehr gut erdacht, denn dies macht Ellinors Leben realitätsnaher und die Geschichte noch interessanter und spannender. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit gibt es sympathische und unsympathische Charaktere, so dass man mit ihnen mitfiebert, mitleidet und mithofft, sich aber auch wünscht, dass den unausstehlichen Personen Einhalt geboten wird.

Ellinor sucht in Dalmatien und Neuseeland Informationen über ihre familiären Wurzeln und möchte herausfinden, wieso ihre Großmutter von deren Mutter weggeben wurde. Daher spielt die Handlung auf zwei Zeitebenen. Neben Ellinors Suche in der Gegenwart springt die Geschichte immer wieder in der Vergangenheit, um das Leben von Ellinors Vorfahren zur erzählen. Dies wird aber nicht einfach von Lark wie der Rest des Buches geschildert, wie es in anderen Familiengeheimnisromanen der Fall ist. Die Autorin nutzt hier verschiedene Stile, die das Buch abwechslungsreicher und realer machen. Zudem taucht man so besser in die Geschichten der Charaktere zur damaligen Zeit ein. Selbst die Sätze, der Satzbau und die Art zu Erzählen sind unterschiedlich und den Personen angepasst.

Wie in anderen Büchern bettet Sarah Lark auch hier wieder interessante Fakten über Neuseeland und dessen Vergangenheit in das Leben ihrer Charaktere ein, so dass es nicht konstruiert, sondern authentisch wirkt und der Leser nebenbei noch etwas Interessantes erfahren und lernen kann.

Die Geschichte an sich ist abwechslungsreich, spannend und nicht vorhersehbar. Stück für Stück erfährt der Leser mehr über Ellinors Wurzeln und manche auftretende Fragen werden erst am Ende des Buches beantwortet. Der Schluss hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, allerdings wurde das Geschehen auf den letzten sechs Seiten meiner Empfindung nach zu schnell abgehandelt.

Eine Kleinigkeit, die ich an diesem Schmöker noch bemängeln kann, liegt in der Aufmachung. Denn in diesem Buch befindet sich keine Karte von Neuseeland mit allen für die Geschichte relevanten Orten. Sehr schade, denn ich habe immer sehr gerne geschaut und mitverfolgt, wo sich die Charaktere in diesem wunderbaren Land gerade aufhalten.


Fazit

Sarah Lark ist eine Meisterin ihres Faches und schafft es immer wieder, ein Buch mit tiefgründigen Charakteren und einem spannenden, realwirkenden und abwechslungsreichen Plot zu kreieren. Ich war richtig traurig, als ich das Buch beendet hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Gefühl
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 26.11.2017

Erschreckend realistisch & wahnsinnig gut!

1984
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Inhalt

“An der Rückwand war ein grellfarbiges Plakat, das für einen Innenraum eigentlich zu groß war, mit Reißnägeln an der Wand befestigt. Es stellte nur ein riesiges Gesicht von mehr als einem Meter ...

Inhalt

“An der Rückwand war ein grellfarbiges Plakat, das für einen Innenraum eigentlich zu groß war, mit Reißnägeln an der Wand befestigt. Es stellte nur ein riesiges Gesicht von mehr als einem Meter Breite dar: das Gesicht eines Mannes von etwa fünfundvierzig Jahren, mit dickem schwarzem Schnauzbart und ansprechenden, wenn auch derben Zügen. […] Es gehörte zu den Bildnissen, die so gemalt sind, daß einen die Augen überallhin verfolgen. ‚Der große Bruder sieht dich an!‘ lautete die Schlagzeile darunter.“

Winston lebt im Land Ozeanien, in dem die Partei herrscht. Die Bewohner des Landes werden ständig und überall durch Televisoren überwacht. Niemand darf etwas gegen die totalitäre Staatsmacht machen, sagen oder auch nur denken, sonst wird man beseitigt. Winston macht sich viele Gedanken über die Partei, sein heutiges Leben, wie das Leben aussah, bevor die Partei herrschte und ob, und wenn ja wie, es möglich ist, die Partei zu stürzen.

Meine Meinung

Zunächst einmal wird einem die Welt vor Augen geführt, in der Winston lebt. George Orwell hat eine Welt geschaffen, die auf den ersten Blick nicht mehr viel mit der unsrigen gemein hat. Die Arbeit, die Freizeit, der Tagesablauf, das gesellschaftliche Leben, die Sprache. Alles wird von der Partei vorgegeben und überwacht. Die Informationen und sogar die Vergangenheit werden ebenfalls von der Partei bestimmt.

„Es hatte eine Zeit gegeben, in der es als Zeichen des Wahnsinn galt, zu glauben, die Erde drehe sich um die Sonne; heute war es Wahnsinn, zu glauben, die Vergangenheit stünde ein für allemal fest.“

Das ist eine erschreckende und beängstigende Lebensweise, die auf den zweiten Blick nicht unmöglich erscheint. Orwell beschreibt alles mit einer Anschaulichkeit, so dass man in das Buch völlig abtaucht und alles um sich herum vergisst. Wie ein Film läuft das Leben Winstons vor dem inneren Auge ab. Das Buch hat mich gefesselt und auch nachdem ich es ausgelesen habe, nicht mehr losgelassen.

Fazit

Ein erschreckendes, deprimierendes, grausames, aufschlussreiches, zum Denken anregendes Buch mit herausragend ausgearbeiteter Welt und einem wahnsinnig anschaulichen Schreibstil, das jeder einmal lesen sollte.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Interessanter und zugleich erschreckender Weltentwurf

Der Report der Magd
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Inhalt

In der Welt der Magd Desfred haben Frauen keine Rechte mehr. Da nur noch wenige Frauen Kinder bekommen können, werden die Mägde immer wieder Männern und deren Haushalte zugewiesen. Aber nicht als ...

Inhalt

In der Welt der Magd Desfred haben Frauen keine Rechte mehr. Da nur noch wenige Frauen Kinder bekommen können, werden die Mägde immer wieder Männern und deren Haushalte zugewiesen. Aber nicht als Ehefrau, sondern neben der Ehefrau als Magd, die nur zum Kinderkriegen dient.


Meine Meinung

Margaret Atwood beschreibt eine bedrückende und hoffnungslose Welt, wobei die Atmosphäre in diesem Buch sehr ruhig ist. Die Geschichte ist aus Sicht der Magd Desfred, die neu in einem Haushalt ist, um dort mit dem Mann ein Kind zu bekommen. Der Leser erfährt durch die Ich-Perspektive Desfreds sehr gut ihre Gedanken und lernt ihre Welt nach und nach kennen, was mir außerordentlich gut gefallen hat. Ebenso wie Desfreds Gedanken ist ihre Umgebung gut beschrieben, sodass man sich ihre Welt sehr gut vorstellen konnte. Durch ihre Gedanken, die öfters mal in die Vergangenheit schweifen, als sie noch ein normales Leben hatte und in die Zeit, als das Land sich veränderte, erfährt man, was ihr heute fehlt und wie es zu der Veränderung kam. In diesen Abschnitten war die wörtliche Rede allerdings nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet, sodass deren Anfang und Ende schwer zu erkennen waren. Oft habe ich diese erst erkannt, nachdem ich den entsprechenden Abschnitt gelesen hatte. Am Schluss wird es nach der langen ruhigen, aber nicht langweiligen Schilderung sehr spannend. Das Ende ist Atwood gut gelungen, realistisch und passt sehr gut zum Buch.


Fazit

Der Report der Magd beinhaltet einen interessanten und zugleich erschreckenden Weltentwurf. Die Situation der Protagonistin wird anschaulich und realistisch beschrieben. Lesenswert!