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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2025

Rechtsdrift

Unter Grund
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Ein Buch, das zur rechten Zeit kommt. Wenn Nazismus wieder hoffähig wird, Antisemitismus, Rassismus offen ausgelebt und nicht länger peinlich ist, brauchen wir schmerzhafte Bücher wie dieses. Eine junge ...

Ein Buch, das zur rechten Zeit kommt. Wenn Nazismus wieder hoffähig wird, Antisemitismus, Rassismus offen ausgelebt und nicht länger peinlich ist, brauchen wir schmerzhafte Bücher wie dieses. Eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen, das nicht dazugehört, nicht brillant und nicht dumm, den toten Vater vermissend, der Mutter entfremdet, findet sie neue Freunde und Zugehörigkeit bei einer Clique von Neonazis. Es ist ganz leicht, hier mitzumachen, einfach zu fließen im Strom der Aggressivität, der Gewalt, der Gleichgültigkeit. Franka hat Wut in sich und Scham und es gibt nicht viel Freude in ihrem Leben. Die neuen Freunde Janna und Patrick erscheinen ihr bewundernswert, weil sie so genau zu wissen scheinen, wo es langgeht. Und auch wenn Franka eigentlich nicht wirklich mit dem Herzen dabei ist, hier kann sie wenigstens dazugehören. Das Schlimmste dabei ist, dass nie wirklich gesprochen wird. Sie ist und bleibt allein mit ihrem Elend und fast geht das sehr böse aus. Mir hat es gut gefallen, dass es glaubhaft ist, dass manchmal einfach die Gelegenheit Diebe macht. Dass es nicht immer das abgrundtief Böse ist, sondern eher der ganz normale Frust, der zum Wahnsinn verleitet. Vor allem die Jungen. Ganz gruselig ist die tiefe Verwurzelung des braunen Sumpfes im Dorf. Ein Morast, der einfach niemals trocken gelegt wurde.

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Veröffentlicht am 15.01.2025

Naja!

In einem Zug
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Es ist wohl eine Art Rätselspiel, wie viel vom Autor im Protagonisten seines neuesten Romans steckt. Ein Robert Brünhofer sitzt im Zug nach München und trifft dort auf eine Frau, die geradezu unverschämt ...

Es ist wohl eine Art Rätselspiel, wie viel vom Autor im Protagonisten seines neuesten Romans steckt. Ein Robert Brünhofer sitzt im Zug nach München und trifft dort auf eine Frau, die geradezu unverschämt interessiert zu sein scheint an ihm und an seiner Expertise über die Liebe. Robert hat Bestseller-Liebesromane geschrieben, Catrin Meyr, angeblich Therapeutin, hat angeblich noch nie eine Buch von ihm gelesen hat. Es entspinnt sich eine Unterhaltung über die Länge der Zugfahrt ( vier Stunden) im Speisewagen, im Abteil, viele Weinfläschchen, Piccolos viele Fragen. Die Antworten sind anfangs noch ganz unterhaltsam, gestalten sich aber nach und nach vom leichten Flirt zum mühseligen Kreuzverhör. Der Autor, soviel wird klar, mag sich keine einzige Zeile mehr über die Liebe aus den Fingern saugen, er kann den bohrenden Fragen nicht standhalten und warum die junge, sehr attraktive Frau sich so sehr für ihn interessiert, wird erst am Ende aufgelöst. Leider konnte sich bei mir beim Lesen weder große Spannung, noch selbiges Interesse einstellen. Zu belanglos und geradezu eitel für meine Geschmack sind die Gedanken, die hier Raum bekommen. Eine ganz nette Idee, auf Buchlänge aufgeblasen. Macht mir auch keine große Lust, die Liebesromane des Autors zu lesen.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Generationsübergreifendes Trauma

Break the Cycle
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Alleine schon für sein Thema verdient dieses Buch Aufmerksamkeit. Es ist schon länger bekannt, dass auch Traumata vererbt werden können, bzw. eine ungesunde Reaktion und Manifestation auf traumatische ...

Alleine schon für sein Thema verdient dieses Buch Aufmerksamkeit. Es ist schon länger bekannt, dass auch Traumata vererbt werden können, bzw. eine ungesunde Reaktion und Manifestation auf traumatische Ereignisse oder Beziehungen. Erstmalig begegnet ist mir diese These im Buch „Kriegsenkel“ und ich war erstaunt, wieviel mir davon bekannt vorkam. Im Durchbrechen dieses unseligen Kreislaufs liegen sicher viele Chancen. Mariel Buque, selbst betroffen und außerdem Psychologin versucht nun, in einem Selbsthilfebuch Aufklärung und Anleitung zu eben diesem Bruch mit der Vergangenheit zu geben. Ob das geglückt ist? Ich weiß es ehrlich nicht. Mir kommt es schon etwas vollmundig vor. Aber wer weiß. Mir zumindest fiel es schwer, mich darauf einzulassen. Sehr gut erklärt fand ich die Entstehung vererbter Traumatisierung und auch absolut glaubwürdig. Ob es allerdings wirklich ohne professionelle Hilfe gelingt, sich davon zu lösen? Den Versuch ist es bestimmt wert.

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Veröffentlicht am 17.11.2024

Wahrhaft abenteuerliche Waldreise

Wächter des Wyrdwood
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In der ersten Hälfte des ersten Teil dieser Trilogie machen wir Bekanntschaft mit wirklich originellen ProtagonistInnen. Da ist Cahan, der desillusionierte Kämpfer, der zwar ein gutes Herz, aber aufgrund ...

In der ersten Hälfte des ersten Teil dieser Trilogie machen wir Bekanntschaft mit wirklich originellen ProtagonistInnen. Da ist Cahan, der desillusionierte Kämpfer, der zwar ein gutes Herz, aber aufgrund seiner geheimnisvollen Vergangenheit eine sehr harte Schale entwickelt hat. Dann Udinny, eine geschwätzige, neugierige, impulsive „Geistliche“ , einzige Anhängerin einer unpopulären Göttin. Und Venn, ein Trion, ein Mensch ohne Geschlecht oder gar ein drittes Geschlecht? Er ist der universelle Teenager, der so gar nicht dem Pfad folgen möchte, den seine Mutter Kirven für ihn vorgesehen hat. Und dann ist da noch der Wald, der sagenumwobene, lebensgefährliche Wyrwood mit seinen unfassbar hohen Himmelsbäumen und Bewohnern, denen man lieber nicht begegnen möchte. Die Menschenwelt außerhalb des Waldes lebt geknechtet unter den Rai, Menschen, die einen Parasiten beherbergen, der grausame Opfer verlangt und ihnen dafür eine schreckliche Macht verleiht.

Großartiges Worldbuilding, interessante Charakter und ein schöner Schreibstil machen das Werk zum Lesegenuss. Dass der Paniniverag das Epos übersetzen ließ ist schön, dass er den 1. Teil unangekündigt in zwei Teile zerschnitten hat, fand ich weniger gut. Aber auch das tut letztlich meiner Begeisterung keinen Abbruch. Da die Übersetzung mir nicht in allen Teilen geglückt scheint, überlege ich, mir die Fortsetzung eher im Original zuzulegen. Weiterlesen möchte ich in jedem Fall.

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Veröffentlicht am 29.10.2024

Fauler Hexenzauber

Tage einer Hexe
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Kosara ist eine Hexe. Leider ist ihr der Schatten abhanden gekommen.
Soweit so schlecht, denn Hexen ohne Hexenschatten fallen binnen kürzerer oder längerer Zeit einer Krankheit zum Opfer, die sie selbst ...

Kosara ist eine Hexe. Leider ist ihr der Schatten abhanden gekommen.
Soweit so schlecht, denn Hexen ohne Hexenschatten fallen binnen kürzerer oder längerer Zeit einer Krankheit zum Opfer, die sie selbst zu Schatten macht. Da hilft nur eins: Kosara muss noch während der zwölf Schmutzigen Tage, in denen Monster in der Stadt frei ihr Unwesen treiben können, zum Palast des Königs der Monster, zum Zmey. Mit ihm hat sie sowieso noch eine Rechnung offen, denn er ist verantwortlich für den Tod ihrer Schwester, die fortan als schlechtgelaunte Hausgeistin ihr Unwesen treiben muss.
Das Universum zweier, durch eine fast unüberwindbare Mauer getrennter Städte, das die Autorin entworfen hat, ist ganz hübsch. Gruselige Monster, die allerdings etwas alberne, unoriginelle Achillesfersen besitzen (Rätselratezwang, zu beliebiger Musik tanzen zu müssen oder Knoblauch nicht ausstehen können) durchstreifen die Nächte, der Zmey ist verführerisch, aber sehr, sehr, seeehr böse. Mich hat der Roman, die flapsige Sprache, die krude Mischung aus modern und altertümlich-märchenhafter Erzählweise stark an Leigh Bardugho erinnert. Leider an ihre etwas schlechteren Bücher, in denen ihr wohl keine Lektorin Einhalt mehr gebieten konnte. So zeichnet sich auch dieser Fantasyroman durch Geschwätzigkeit aus. Die Handlung hat Längen, ist nicht so recht logisch nachvollziehbar und die handelnden Gestalten lassen echte Lebendigkeit missen. Somit eine Reihe, der ich nicht weiter folgen werde. Schade. Gute Anlagen sind vorhanden. Und ich habe noch immer den Verdacht, dass Frau Bardugho sich ein neues Pseudonym eingerichtet hat.
Aber das Cover ist toll.

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