Cover-Bild Unter Grund
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 26.02.2025
  • ISBN: 9783896677662
Annegret Liepold

Unter Grund

Roman - »Ein beeindruckendes Debüt« SZ
*Ausgezeichnet mit dem Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals und dem Publikumspreis beim Franz-Tumler-Literaturpreis*

Inmitten des Schweigens ihrer Familie hat Franka sich schon immer verloren gefühlt. Bereits ihre Großmutter, genannt die Fuchsin, hortete Geheimnisse wie die schwarzen Steine in ihrer Schürze. Als Franka mit Ende Zwanzig in die fränkische Provinz mit den Himmelsweihern und Spiegelkarpfen zurückfährt, sieht sie endlich hin: Wie das war in den Nullerjahren, als Deutschland Weltmeister im eigenen Land werden wollte. Als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die Unsicherheit mit Krawall, Frustration mit Faustschlägen übertünchten. Als sie immer tiefer in die rechte Szene einstieg. Sie beginnt Fragen zu stellen und sucht nach einer Haltung zur Vergangenheit.

Ein hochaktuelles Debüt über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, radikaler Wut und den blinden Flecken der eigenen Familie.

» Was auch heute in Deutschland mehr oder minder im Untergrund rumort, bringt Annegret Liepold mutig zur Sprache .« Abendzeitung

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2025

Der Fuchs geht um!

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Es ist der NSU Prozess, der Franka zurück in ihre Heimat drängt. Sie verlässt das Gerichtsgebäude in München überstürzt, sammelt in der WG das Nötigste ein und steigt ohne ein Wort an ihre Mitbewohnerin ...

Es ist der NSU Prozess, der Franka zurück in ihre Heimat drängt. Sie verlässt das Gerichtsgebäude in München überstürzt, sammelt in der WG das Nötigste ein und steigt ohne ein Wort an ihre Mitbewohnerin in den nächsten Zug nach Franken. Hier kommt sie her. Für diese Gegend spürte sie lange eine tiefe Heimatverbundenheit, insbesondere für die Wälder, in denen sie früher mit ihrem Vater Fische von Weiher zu Weiher gehoben hat. Doch nun war sie seit Jahren nicht mehr hier, hat es gemieden zurückzublicken und auch ihre Familie schweigt beharrlich über das was damals geschehen ist - über Frankas Jugend, in der sie immer weiter in die rechte Szene hineingerutscht ist, und über die Familiengeschichte, die Geschichte von Frankas wortkarger Großmutter - der Fuchsin.

Annegret Liepold verwebt Vergangenheit und Gegenwart, mit Schilderungen des NSU Prozesses zu einem großartig komponierten Roman über Schuld. Wo fängt sie an und bei wem? Ab wann tragen junge Menschen Verantwortung für das was sie tun? Und wie hätte man sie davor schützen können?

Es sind große Fragen, die der Roman verhandelt. Und trotzdem kommt er ganz leise daher, findet mit wenigen Worten einen Zugang zu diesem leider so aktuellen Thema ohne mit einfachen Antworten aufzuwarten. Er wirft es hinein in eine so bildhaft beschriebene, archaische Landschaft, von der eine unbestimmte Bedrohung auszugehen scheint. Denn wer schon mal da gewesen ist, weiß: Der Fuchs geht um!

Eine uneingeschränkte Empfehlung von mir für dieses grandiose Debüt!

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Veröffentlicht am 15.03.2025

Vergangenheitsbewältigung

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Das Cover hat mich tatsächlich erst einmal abgeschreckt. Es sieht so altbacken aus, nach einem trockenen Roman. Aber das Cover täuscht.

Franka wächst auf einem einsamen Dorf auf - wobei die ...

Das Cover hat mich tatsächlich erst einmal abgeschreckt. Es sieht so altbacken aus, nach einem trockenen Roman. Aber das Cover täuscht.

Franka wächst auf einem einsamen Dorf auf - wobei die Autobahn nicht allzu weit entfernt ist. Aber dennoch scheint es irgendwie vergessen zu sein. Auch Franka ist einsam auf ihrer Schule, bis sie Leon trifft. Aber so richtig kommt sie auch mit ihm nicht klar. Alles ändert sich in einem Sommer, sie trifft auf Patrick und leider gibt er ihr das, was sie sich so sehr von anderen wünscht. Er hört ihr zu, er zeigt Verständnis und nimmt sie, wie sie ist, genauso wie Janna. Erst als es zu spät ist, erkennt sie die falsche Freundschaft der beiden.

Ich fand dieses Buch sehr beeindruckend. Es spielt mit den Gefühlen als Jugendliche, wenn man eben nicht beliebt und anerkannt ist. Wenn man nicht die klügste und extrovertierteste ist. Oft wird man dann doch verführt, von Menschen die die schwäche erkennt. Ich finde es stark, wie Franka wenn auch spät ihre Vergangenheit aufarbeitet. Am besten hat mir ihre Reaktion auf die Familie auf dem Campingplatz gefallen, als sie die Eltern wegen ihres zurecht weist. Sie ist über sich selbst hinausgewachsen und hat ihren Wert erkannt. Sehr stark!

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Brisant

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Franka steht mit der Klasse am Eingang zum Oberlandesgericht. Hans Koser, genannt HK hat als Betreuungslehrer ein Auge auf die junge Referendarin. Franka stellt den Schülerinnen ihre Mitbewohnerin Hannah ...

Franka steht mit der Klasse am Eingang zum Oberlandesgericht. Hans Koser, genannt HK hat als Betreuungslehrer ein Auge auf die junge Referendarin. Franka stellt den Schülerinnen ihre Mitbewohnerin Hannah vor. Sie berichtet als Prozessjournalistin regelmäßig über den NSU-Prozess. Verhandelt wird seit 2013 nun das vierte Verhandlungsjahr. Als Jaroš die Angeklagte Zschäpe eine Nazischlampe nennt, driftet Franka weg. Hannah weiß nichts von Janna und Patrick vor fünf Jahren, nichts darüber was Franka und die beiden getan haben. Sie traut sich nicht darüber zu reden und gedenkt stattdessen auszuziehen.

Franka fährt in ihr Heimatdorf. Sie muss die Ereignisse ergründen, die im Sommer 2006, während der Fußballweltmeisterschaft ihren Anfang fanden. Damals zerbrach die Freundschaft zu Leo unwiederbringlich. Franka war elf, als Leo in ihre Klasse kam. Sie hatte gerade ihren geliebten Vater an den Krebs verloren. Sie zeigte Leo alles über ihre Traditionen der Fischzucht und die Weiher der Umgebung. Leo konnte sich für den glibberigen Teichschlamm und die glitschigen Fische nicht begeistern, aber er mochte ihre Familie. Ihre Großmutter, die alle im Dorf Fuchsin nannten, deren Zwillingsschwester Magda, die immer etwas zu Essen auf dem Herd hatte, und Frankas Tante June, die gerade aus Amerika heimgekehrt war. Die beiden verbrachten viel Zeit miteinander, Leo begleitete sie zum Abschlussball, obwohl da schon klar war, dass sie die letzte Klasse nicht geschafft hatte. An dem Abend berührten sich ihre Lippen.

Wenig später verabredeten sie sich zu einem Treffen der NPD. Franka interessierte sich nicht dafür, sie ging Leo zuliebe hin, weil er wissen wollte, was diese Leute umtrieb, aber Leo kam nicht und Franka lernte Patrick kennen und dann Janna.

Fazit: Annegret Liepold ist ein brisantes und hochaktuelles Debüt gelungen. Sie schickt ihre Protagonistin in die Hände einiger rechtsradikaler Jugendlicher, die in rauem Ton miteinander reden. Dennoch findet die verunsicherte Franka Anerkennung und das Ventil, ihre Wut über den Verlust des Vaters zu kanalisieren. Wirklich gut zeigt die Autorin die dörfischen Vorurteile und die Angst vor Überfremdung, denen mit gesundem Menschenverstand nicht beizukommen ist. Nahezu jeder dieser jungen Leute kann von jemandem innerhalb seiner Familie berichten, der sich als Obersturmführer oder anders bei dem Völkermord nützlich gemacht hat. Interessant und gut aufgearbeitet hat die Autorin ebenfalls die Neigung, den Holocaust zu verleugnen, so als habe es keine Enteignungen, Deportationen und unzählige Morde gegeben. Die Autorin wühlt tief im antisemitischen Dreck und deckt die Mechanismen auf, denen bestimmte Menschen in der Bevölkerung auf den Leim gehen, allen voran junge Menschen, die ganz andere Interessen haben als Geschichtsunterricht und sich mehr auf ihre Unsicherheiten konzentrieren. Der Roman macht nachdenklich. Wie können wir diese Kohortenbildung verhindern. Ich meine nur durch entsprechend ausgebildetes Lehrpersonal, das regelmäßig klasseninterne Diskussionen anleitet und ohne Bewertung zulässt, dass genau über solche Themen geredet wird. Wie war das damals? Was bedeutet Intoleranz? Nehmen mir geflüchtete Menschen wirklich den Arbeitsplatz weg? Muss ich als Frau wirklich Angst haben vor muslimischen Männern? Die Geschichte ist stringent, spannend und wichtig. Ich hoffe sie wird verfilmt. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Umgang mit einer belasteten Vergangenheit

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Die angehende Lehrerin Franka besucht in ihrem Referendariat mit einer Schulklasse den NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe. Das Verhalten der Angeklagten katapultiert Franka in ihre eigene Vergangenheit, in ...

Die angehende Lehrerin Franka besucht in ihrem Referendariat mit einer Schulklasse den NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe. Das Verhalten der Angeklagten katapultiert Franka in ihre eigene Vergangenheit, in ihre Kindheit mit der Großmutter, der Fuchsin, mit den Freunden von damals und dem rechtsradikalen Sumpf, in den sie mit Patrick und Janna hineinglitt. Franka sucht nach einem Umgang mit ihrer eigenen Vergangenheit.

Mich hat dieses Buch etwas sprachlos hinterlassen. Frankas Weg in die rechtsradikale Richtung ist sehr nachvollziehbar beschrieben. Es ist aber gleichzeitig sehr schwer auszuhalten, wie Franka ihr Hineinrutschen in die rechte Szene beschreibt; man möchte am liebsten alles tun, um sie davon abzuhalten. Die Geschichte spielt in zwei verschiedenen Zeitsträngen, und es fiel mir nicht immer leicht, auf Anhieb zu erkennen, in welcher Zeit die Erzählung sich gerade befindet. Mutig ist es, wie Franka sich ihrer eigenen Vergangenheit stellt, wie sie ihren eigenen Weg findet, zu ihrer eigenen Vergangenheit zu stehen.

Das Buch ist nicht immer einfach zu lesen, besticht aber darüber, wie intensiv und einfühlsam die Themen Neonazismus und Antisemitismus behandelt werden. Diese Geschichte möchte ich sehr gerne allen ans Herz legen. Ganz klar vergebe ich alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Gelungenes Debüt!

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Auf Unter Grund von Annegret Liepold bin ich wegen des mega Covers aufmerksam geworden. Aber ich kann euch versichern: da steckt auch ein richtig gutes Buch dahinter.
Wir begleiten Franka auf zwei Zeitebenen: ...

Auf Unter Grund von Annegret Liepold bin ich wegen des mega Covers aufmerksam geworden. Aber ich kann euch versichern: da steckt auch ein richtig gutes Buch dahinter.
Wir begleiten Franka auf zwei Zeitebenen: als Jugendliche im Jahr 2006 und als Referendarin zur Zeit der NSU-Prozesse etwa 12 Jahre später. Wir erfahren, dass sie als Teenager immer tiefer in die rechte Szene abgleitet und vor allem erfahren wir auch, wieso und wie das passiert. Ich will gar nicht zu viel vorwegnehmen, aber der Roman führt vor Augen, dass es gar nicht immer unbedingt die Fremdenfeindlichkeit ist, die Menschen in rechtsradikale Gruppierungen treibt. Selbstverständlich entschuldigt dies in keinster Weise die verübten Straf- und Gewalttaten, aber es macht deutlich, wie schnell der Weg gehen kann: von dem Mädchen, das sich für den Naturschutz engagiert zu dem Mädchen, das antisemitische Straftaten begeht, sind es gerade mal ein paar Monate (und einige Schnäpse und Enttäuschungen).
Die Aufarbeitung der eigenen und familiären Vergangenheit und die Konfrontation mit unbequemen Wahrheiten ist auch Thema des Buches. Hier gelingt es der Autorin gut, die Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung damit aufzuzeigen, ohne dabei jedoch anklagend zu sein. Generell gefällt mir der Ton des Buches sehr gut, denn es wird zwar nichts beschönigt, aber eben auch nicht eindimensional dargestellt. Und so erschreckend es auch zunächst sein mag: irgendwie kann man Frankas Entwicklung nachvollziehen. Die unaufdringliche, aber trotzdem überzeugende Sprache unterstützt hier die Fokussierung auf den Inhalt, und hilft gleichzeitig dabei, dass sich das Buch wunderbar zügig lesen lässt. Ich habe lediglich zwei klitzekleine Kritikpunkte an diesem insgesamt wirklich gelungenen Buch: manchmal fand ich die Zeitsprünge etwas verwirrend und habe ein paar Sätze gebraucht, mich zu orientieren; und ich fand es ein bisschen schade, dass wir über die Zeit zwischen den beiden Zeitebenen nichts erfahren.
Dennoch ist es ein tolles Debut, das hochaktuell ist und zum Nachdenken anregt – auch auf ganz persönlicher Ebene. Ich habe zum Beispiel einiges mit der Protagonistin gemeinsam: ich bin in unmittelbarer Nähe zu ihr aufgewachsen (zumindest bis zu meinem Umzug in ein oberfränkisches Dorf mit mehr Kühen als Einwohner:innen), in den Nullerjahren erwachsen geworden, und habe Lehramt studiert. Hier hören die Parallelen zum Glück auf. Und jetzt überlege ich, ob das vielleicht wirklich einfach Glück war. Natürlich möchte ich von mir behaupten, dass ich unter gar keinen Umständen in die rechte Szene abgedriftet wäre. Aber das Buch zeigt eindrücklich, wie subtil dieser Prozess vonstattengehen kann und dass einige Jugendliche etwas ganz anderes suchen als rechtes Gedankengut: Verständnis, Freundschaft, Zugehörigkeitsgefühl. Und vielleicht ist es auch einfach unsere Aufgabe als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass sie danach nicht am rechten Rand suchen müssen.

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