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Veröffentlicht am 09.02.2020

Ein einfach nur geniales Buch

Die fernen Stunden
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"Die fernen Stunden" war der erste Roman, den ich aus der Feder der australischen Autorin Kate Morton gelesen habe. Es war sozusagen ein Auftragslesen; meine beste Freundin hatte mir ihr Buch quasi unter ...

"Die fernen Stunden" war der erste Roman, den ich aus der Feder der australischen Autorin Kate Morton gelesen habe. Es war sozusagen ein Auftragslesen; meine beste Freundin hatte mir ihr Buch quasi unter Androhung körperlicher Gewalt zum Lesen gegeben. Zunächst war ich daher erst mal skeptisch, denn oft ist meine persönliche Meinung einfach eine andere wie ihre - doch das muss ich meiner Rezension gleich vorweg nehmen: Sie hatte in allen Punkten recht und auch ich habe mich in das Buch verliebt.
Das Buch ist in zwei Rahmengeschichten erzählt. Die Protagonistin, Edie, lebt im England der 1990er Jahre und steckt in einer kleineren Lebenskrise, bis sie auf Umwegen auf die Schwestern Blythe stößt, die im Schloß Milderhurst leben. Ihr Vater war der berühmte Autor Raymond Blythe, der vor allem durch den schaurigen Roman "Der Modermann" der Nachwelt bekannt ist. Die zweite Rahmengeschichte spielt am gleichen Ort, jedoch zur Zeit des zweiten Weltkrieges.
Die Charaktere haben mich am meisten bewegt - sie sind vielschichtig, mit vielen Facetten, Ecken und Kanten dargestellt. Der plot ist durchgängig flüssig erzählt und ich hatte zu absolut keiner Sekunde den Wunsch, dass nur eine der Rahmengeschichten weitererzählt wird. Beide haben mich gleichermaßen erreicht und gefesselt. Aber was wirklich selten ist und mich dann völlig in den Bann gezogen hat, war die konsequente Art und Weise, wie die sagenumwobene Geschichte um Raymond Blythes Buch immer wieder einen Platz gefunden hat. Oft fangen Bücher an mit einer Schlüsselszene, die man als solches aber erst auf den lezten zwei Seiten versteht. In diesem Buch ist der Überraschungsmoment ebenfalls vorhanden und hat mich absolut von den Socken gehauen, denn das eigentliche Ende wurde hier von jedem Protagonisten anders empfunden und verstanden. Aber was "Die fernen Stunden" fast schon genial macht ist, das die Autorin das Thema um den Modermann immer weider aufnimmt und es dennoch schafft, den Leser am Ende komplett zu überrumpeln. Wie tragisch doch alles ist und dennoch konnte das Ende nur so richtig sein. Und da haben wir dann noch einen Pluspunkt: das Ende. Wie viele 750-Seitenschmöker habe ich schon gelesen, die ich gut fand und die dann am Ende einfach geschwächelt haben? Etliche! Doch hier habe ich das Ende einfach genossen und geliebt. Warum ist es nur schon zu Ende...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2019

Einzigartige Mixtur aus Märchen und exhibitionistischer Avangardeliteratur

Gnade der Schatten
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Cover / Artwork / Aufbau des Romans
Die „Gnade der Schatten“ ist das Debut der Autorin Rosalind Parker, welches ich im Rahmen einer Leserunde lesen durfte. Das Cover finde ich richtig gut gelungen, da ...

Cover / Artwork / Aufbau des Romans


Die „Gnade der Schatten“ ist das Debut der Autorin Rosalind Parker, welches ich im Rahmen einer Leserunde lesen durfte. Das Cover finde ich richtig gut gelungen, da das satte Schwarz des Hintergrunds einen sehr guten Kontrast zum Rotton der Frau und den weißen Lettern des Buchtitels bildet. Das Buch hätte mich auch in jeder Buchhandlung angesprochen. Die Schreibe der Autorin ist flüssig, so dass man das eher dünne Buch mit ca. 120 Seiten in kürzester Zeit durchlesen kann.

Inhalt


Im Mittelpunkt der märchenhaft anmutenden Geschichte steht Rosanne, die älteste Tochter des Königs. Anders als es der Status und ihre Erziehung von ihr verlangen und auch anders als ihre Schwestern es leben, lehnt sie die Etikette ihres Standes in vielen Bereichen ab und begibt sich vor allem in ihrem Schlafgemach in kurze, sehr intensive Erfahrungen. Doch ihr Vater trifft eines Tages die Entscheidung, dass sie in den Stand der Ehe eintreten soll und die Suche nach dem passenden Mann beginnt. Doch plötzlich geht es gar nicht mehr darum, jeden Mann zu verprellen, den ihr Vater ihr vorsetzt, denn ein Mann hat etwas in ihr berührt, dass sie kaum zu verstehen scheint. Er trifft einen ungeahnten Nerv in ihr.

Fazit


Ich hatte das Buch relativ schnell durch und empfand die dabei vor allem die Schreibe wie eingangs beschrieben angenehm flüssig. Es gibt gerade in den ersten Seiten ein paar Wiederholungen, die es in meinen Augen nicht gebraucht haben und dadurch einen eher gegenteiligen Effekt beim Lesen bei mir bewirkt haben, aber das viel mir eigentlich wirklich auch nur am Anfang auf. Das Buch ist nach eigenen Angaben der Autorin eher eine Novelle und so habe ich es auch empfunden und stellt den Beginn einer dreiteiligen Geschichte dar.
Warum ich die Erzählung märchenhaft finde, liegt nicht unbedingt am Grundgerüst: ein König mit drei Töchtern....., sondern eher an der Art der Erzählung und genau das ist der Punkt, den ich besonders an diesem kleinen Werk bewundere. Sex spielt sicherlich eine große Rolle, aber aus literarischer Sicht betrachtet ist es auch ein wohl inszenierte Mixtur aus Märchen und fast schon exhibitionistischer Avantgarde, die ich so tatsächlich noch nie gelesen habe. Mutig, gewagt und definitiv in meinem Bücherregal absolut einzigartig.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Eine unerwartete Perle

Kissing Lessons
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Cover / Artwork / Aufbau des Romans

Kissing lesson ist der erste Teil einer Reihe der Autorin Helen Hoang. Schon das Cover hatte mich vom ersten Blick an gehabt, doch spätestens als ich dann den Klappentext ...

Cover / Artwork / Aufbau des Romans



Kissing lesson ist der erste Teil einer Reihe der Autorin Helen Hoang. Schon das Cover hatte mich vom ersten Blick an gehabt, doch spätestens als ich dann den Klappentext gelesen hatte wusste ich, dass ich das Buch quasi lesen muss. Es klang nach mehr als einer einfachen Liebesschnulze, die ich zwar auch mal gerne lese, aber bei diesem Roman hatte ich das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. Auch gestalterisch ist das Buch ein Hingucker, da jeder Kapitelbeginn mit einer Blumenranke geschmückt wurde. Aber das beste ist, dass die Schreibe der Autorin herrlich flüssig ist, so dass die etwas über 400 Seiten sehr flott zu lesen waren.

Inhalt


Stella ist eigentlich ganz glücklich, so wie sie ihr Leben im Griff hat. Doch ihre Mutter stichelt, da sie noch immer Single ist und doch allmählich mal für Enkelkinder sorgen könnte. Obwohl es ihr widerstrebt, setzt sie sich daher mit dem Thema auf eine ganz neue Art auseinander, denn Stella hat aufgrund ihres Aspergers Ängste, die ihr gerade in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen oft Schwierigkeiten gemacht haben. Und bei intimen Beziehungen fängt das Drama beim Küssen an. Stella beschließt daher, sich Hilfe zu holen.

Fazit


Das Buch ist so erfrischend anders, dass ich es verschlugen habe. Ich mag die herrlich flüssige Art der Autorin, gerade wenn es um die Beschreibung der Charaktere geht. Schon die Anfangsszene beginnt mitten im Geschehen und ich musste oft schmunzeln. Mit dieser Art schafft es die Autorin einen Protagonisten mit Asperger in den Fokus zu rücken, ohne dass dieser als komische Nebenfigur auftritt neben dem glänzenden Helden, wie es in manch einer Fernseh-Serie ist. Das mag unterhaltsam sein und ebenfalls zur Enttabuisierung bei der breiten Mehrheit führen, jedoch ist es viel mutiger, die Protagonistin eines Romans mit Asperger in den Vordergrund zu stellen. Dass das dann gut gelungen ist, ist daher in meinen Augen ein doppelter Erfolg und es würde mich freuen, wenn das Buch von vielen anderen verschlungen wird. Auch freue ich mich schon auf den nächsten Teil und andere Romane aus der Feder der Autorin, deren Name ich mir definitiv merken werde.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Beim zweiten Mal nicht mehr so gut

Azrael - Band 1
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Cover / Artwork / Aufbau des Romans

Interessant ist, dass der Handlungsstrang immer wieder aus einem anderen Blickfeld beschrieben wird, was jedoch nicht wie eine übliche Rahmengeschichte wirkt, da ...

Cover / Artwork / Aufbau des Romans



Interessant ist, dass der Handlungsstrang immer wieder aus einem anderen Blickfeld beschrieben wird, was jedoch nicht wie eine übliche Rahmengeschichte wirkt, da die Handlung stringent und kontinuierlich also ohne Zeitsprünge vorangetrieben wird. Das Genre betreffend würde ich den Roman sowohl in die Thriller als auch in die Horrorecke stellen wollen, wobei ich Fans beider Genre verstehen kann, wenn diese dabei nicht zufrieden sind, da der Roman einfach eine Mischung ist und daher in meinen Augen eher seichter Natur ist.



Inhalt



In Berlin geschehen eine Reihe von Selbstmorden, die die Polizei im Atem hält. Eine Gemeinsamkeit bei diesen Taten ist das Wort AZRAEL, das stets in irgendeiner Weise am Tatort auftaucht. Ein Inspektor macht sich auf die Suche. Und dann haben wir noch Mark, der an seinem 18. Geburtstag aus dem Internat auszieht, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.



Fazit



Ich hatte das Buch vor vielen Jahren schon einmal gelesen und ich muss sagen, dass es damals eine völlig andere Wirkung auf mich hatte. Laut meiner Taschenbuchausgabe kam es 1994 in den deutschen Buchhandel, daher muss ich es circa 1996 gelesen haben. Es ist lustig, da ich mich kaum an den Inhalt des Buches erinnern konnte, jedoch noch sehr gut daran, was das Buch mit mir gemacht hat. Einzelnen Szenen waren mir immer wie ein altes Foto präsent vor dem geistigen Auge und haben mich somit begleitet - immer mit dem Gedanken verbunden, das Buch eines Tages noch einmal zu lesen.

Beim zweiten Lesen habe ich zwar diese besagten Szenen schnell identifzieren können, doch irgendwie hatten sie kaum Wirkung auf mich, was mich schon ein wenig traurig gemacht hatte. Doch was mich wirklich überrascht hat war, dass mir die Protagonisten absolut und allesamt unsympathisch waren und zwar nicht in der Art unsympathisch, wie man einen guten Antagonisten einfach nicht mag, sondern in der Art, dass man Handlungen mit einem Augenrollen kommentiert, Aussagen als nervtötend empfindet und man ständig das Gefühl hat, weiterblättern zu müssen, oder zumindest ein paar Zeilen zu überspringen. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Geschmäcker ändern sich über die Zeit und vielleicht haben einen manche Geschichten einfach nur beim ersten Mal.

Ich habe auch den zweiten Teil noch in meinem SuB liegen, doch irgendwie muss ich mir jetzt genau überlegen, ob ich die Geschichte weiter verfolgen möchte. An dieser Stelle fällt mir auch noch auf, dass ich die Auflösung der Geschichte irgendwie nicht mochte, doch das bleibt nun wirklich Geschmackssache. Was ich nach wie vor gut fand war die Art und Weise, wie der Autor die Charaktere in das Geschehen einführt, sie mit wenigen Sätzen charakterlich zu umreißen versteht.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Vor allem sprachlich imposant

Die Kinder des Borgo Vecchio
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Cover / Artwork / Aufbau des Buches

Das Cover und aber auch der Klappentext hatten mich sofort, wobei ich bei der Thematik ein wenig skeptisch war, dass das wirklich in ein so dünnes Buch komprimiert ...

Cover / Artwork / Aufbau des Buches



Das Cover und aber auch der Klappentext hatten mich sofort, wobei ich bei der Thematik ein wenig skeptisch war, dass das wirklich in ein so dünnes Buch komprimiert werden kann, doch was hat schon die Länge eins Buche mit der Qualität des Inhalts zu tun - im Zweifelsfall nicht wirklich viel, daher habe ich diesen Aspekt erst mal außen vor gelassen. Die Schreibe des Autors ist flüssig, allerdings springt die Geschichte zwischen den verschiedenen Rahmengeschichten, so dass die Lektüre bisweilen ein wenig zäh wurde.


Inhalt



Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Mimmo, Christofaro und Celeste - junge italienische Menschen, die in teils erschreckenden, jedoch alltäglich wirkenden Familienverbänden aufwachsen. Geprägt von Gewalt, Unterdrückung und Auswegslosigkeit meistern die drei ihren Alltag, stets in dem Bewusstsein, dass jeder Fehler schwerwiegende Folgen haben kann.


Fazit



Betrachtet man die Sprache des Romans zunächst aus rein handwerklicher Sicht so kann dem Autor auf alle Fälle großes schrifstellerisches Talent attestiert werden. Unabhängig von der Geschichte schafft er es, mit wenigen Worten eine Atmosphäre zu schaffen, die sowohl bedrohlich, als auch unschuldig wirkt. Die handelnden Charaktere Celeste, Mimmo und Christofano werden vom Autor darüberhinaus so gut beschrieben, dass man trotz der Kürze des Romans stets alles sehr gut vor dem geistigen Auge mitverfolgen kann - auch hierfür ziehe ich den Hut. Und doch konnte mich die Geschichte einfach nicht richtig fesseln. Oft habe ich gedacht, dass da noch etwas kommt, zu viel ist, zu wenig - ich bin mir selbst nach zwei Tagen des Nachdenkens noch immer unsicher, was es eigentlich ist. Sicherlich schafft er es damit, mich zum Nachdenken anzuregen und vielleicht auch indirekt, mir das Buch für längere Zeit im Gedächtnis haften zu lassen, doch um dem Buch eine sehr gute Bewertung zu geben, hat es einfach nicht gereicht.