Die Welt und die Ozeane als Zuhause betrachten
Sieben Farben BlauFaszinierend, wenn man alle Zelte abbricht. Dazu gehört ganz schön viel Mut. Den beweisen das Paar Claudia Clawien und Jonathan Buttmann aus Berlin, die sich nach einer Art Probezeit eine alte Segelyacht ...
Faszinierend, wenn man alle Zelte abbricht. Dazu gehört ganz schön viel Mut. Den beweisen das Paar Claudia Clawien und Jonathan Buttmann aus Berlin, die sich nach einer Art Probezeit eine alte Segelyacht kaufen und einfach für ein Jahr dem Alltag den Rücken kehren. Daraus werden sage und schreibe sieben Jahre. Das Buch „Sieben Farben Blau“, das in dem Verlag Delius Klasing erschienen ist, bietet einen sehr lebendigen Bericht des großen Abenteuers. Ich weiß nicht, ob ich mich das trauen würde, aber das Buch habe ich trotzdem sehr gerne gelesen.
Die Kapitel sind kurz und knackig gehalten. Man kann sich immer alles vorstellen und die Eindrücke werden mit allen Sinnen beschrieben. In der Mitte gibt es einen Fototeil. Es wird nichts beschönigt, das Schöne gleitet nicht ins Kitschige ab. Herausforderungen müssen bewältigt werden, allerdings stoßen die beiden auf eine Menge Hindernisse. Das Boot muss immer wieder monatelang teuer repariert werden. Planänderungen werden von dem Paar begrüßt, auch wenn es stattdessen zwei Monate dauert, bis sie nach Panama weiter reisen können.
Auch der Humor fehlt nicht. Es macht Spaß, sich mit auf die Reise zu begeben. Es gibt ab und zu Tagebucheintragungen. Besonders hat mir die lebendige Schilderung der Stadt Havanna gefallen. Aber auch der anderen Gegenden und vor allem der Menschen, denen sie begegnen. Voller Neugierde und mit großer Offenheit lassen sich die beiden auf andere Kulturen ein. Als Leser ist man mitten drin im bunten Treiben. Der Funke der Begeisterung springt über und ich habe sofort gedacht, dass ich auch mal da und da hin muss.
Clawien und Buttmann experimentieren viel. Brot, Käse und Bier werden selber hergestellt. Viele Dinge vermisst man sicher, wenn man so lange unterwegs ist. Typische Essensgewohnheiten sind ja auch ein Stück Heimat. Die Segler geben einem einen guten Einblick in die Strapazen, aber auch die schönen Seiten einer solchen Reise. Der mitreißende Schreibstil ist kurzweilig und ich würde mir ein weiteres Buch wünschen, wenn die beiden in irgendeiner Form wieder auf Tour gehen. Ich kann das Buch nur jedem wärmstens empfehlen, denn es weitet sich damit der eigene Horizont. Vieles scheint auf einmal möglich.