Profilbild von Chroi

Chroi

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Chroi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Chroi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2018

Interessanter zweiter Teil mit ungewöhnlicher Sprache

Die Mission
0

Ich habe mir zuletzt auch dieses Buch aus dem Regal gefischt, nachdem ich zu Anfang des Jahres bereits den ersten Teil gelesen habe.

Inhalt:
Breq ist der letzte lebende Teil des Kriegsschiffs "Gerechtigkeit ...

Ich habe mir zuletzt auch dieses Buch aus dem Regal gefischt, nachdem ich zu Anfang des Jahres bereits den ersten Teil gelesen habe.

Inhalt:
Breq ist der letzte lebende Teil des Kriegsschiffs "Gerechtigkeit der Torren", bzw. deren künstlicher Intelligenz. Als Flottenkapitänin begleiten wir sie auf ihren Weg ins Athoek-System, wo sie die Schwester ihrer verstorbenen Kapitänin Awn aufsucht, um ihr zu erklären, was geschehen ist. Zudem hat Breq von der Herrscherin der Radch, Anaander Mianaai, den Auftrag bekommen auf Athoek für Ordnung zu sorgen.

Meinung:
Mir persönlich hat dieser zweite Teil der Reihe sehr gut gefallen. Im ersten Teil hatte ich noch ziemliche Schwierigkeiten damit, dass die Kapitel in unterschiedlichen Zeiten gespielt haben und so die Ausgangssituation in beiden Zeiten auch eine komplett andere war. Zudem musste man sich erst einmal an den ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen. Denn in der Radch gibt es nur das Femininum. So werden alle Personen, egal ob männlich oder weiblich, mit den weiblichen Begriffen angesprochen, also z.B. als "Bürgerin" oder "Soldatin". Das macht es zunächst schwer, die einzelnen Protagonisten geschlechtlich einzuordnen, da auch weitere Beschreibungen häufig keine eindeutige Zuordnung zulassen. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran und hat auch Vermutungen, welche Person welches Geschlecht hat.

Auf der anderen Seite merkt man, dass es erstaunlich wenig Unterschied macht, ob man es gerade mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat. Man kann die Personen anhand ihres Verhaltens einschätzen und beurteilen, ohne irgendwelche Vorurteile wegen ihres Geschlechtes zu haben.

Die Geschichte gibt in diesem Teil vielleicht nicht so viel her und vielleicht hat dieser zweite Teil vor dem Hintergrund des dritten Teils (den ich jedoch noch nicht gelesen habe) nicht so viel Bedeutung, doch gerade diese ruhigere Erzählart, die Beschreibung der Station und des Lebens auf dem Planeten haben mir sehr gut gefallen. Für mich muss es nicht immer eine große Story sein. Manchmal ist es auch gerade richtig, einfach das Leben der Protagonisten zu beschreiben und es ist auch nicht so, dass in diesem Teil gar nichts passieren würde. Er braucht vielleicht zu Anfang etwas Zeit, um in Schwung zu kommen. Doch dann passiert eigentlich immer irgendetwas, sodass man auch gerne weiter liest.

Etwas schwer tue ich mich immer noch mit den Namen der Personen, insbesondere der Radchaai, die für unser Empfinden doch sehr viele 'a's enthalten und so etwas arg sperrig sind. Ich habe bei der Diskussion mit meinem Freund auch gemerkt, dass man sich schnell auf eine Aussprache festlegt und diese doch weit auseinander gehen können.

Schade fand ich, dass Seivarden in diesem Teil etwas kurz kam. Von ihm (?) hätte ich gerne noch mehr gelesen, da er mir aus dem ersten Teil auch noch so in Erinnerung geblieben ist. Auch das Schiff, die "Gnade der Kalr" hat es mir in diesem Teil besonders angetan.

Insgesamt hat mich diese Space Opera sehr gut unterhalten und ich freue mich schon darauf, auch den dritten Teil dieser Reihe zu lesen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Bedrückende Momentaufnahme des Dreißigjährigen Krieges

In 300 Jahren vielleicht
0

Nachdem ich das Buch bereits in der Schule einmal gelesen habe, wollte ich nun noch einmal die Erinnerungen daran auffrischen und war überrascht, wie intensiv ich das Buch beim zweiten Lesen empfunden ...

Nachdem ich das Buch bereits in der Schule einmal gelesen habe, wollte ich nun noch einmal die Erinnerungen daran auffrischen und war überrascht, wie intensiv ich das Buch beim zweiten Lesen empfunden habe.

Inhalt:
In seinem Roman "In 300 Jahren vielleicht" beschreibt Tilman Röhrig das Leben in dem kleinen Dorf Eggebusch an nur wenigen Tagen im Oktober 1641, also mitten im Dreißigjährigen Krieg. Der Krieg währt mittlerweile schon über zwanzig Jahre, sodass die Kinder die Zeit ohne Krieg gar nicht kennen und sich die Geschichten der Erwachsenen von Frieden wie Märchen anhören. In Eggebusch ist der Hunger allgegenwärtig, da die Soldaten das Dorf immer wieder auf der Suche nach etwas Essbarem heimsuchen. So haben sich die Reihen auch schon stark gelichtet, doch die restlichen Dorfbewohner kämpfen weiterhin ums überleben in ihrem Dorf.

Meinung:
Wie bereits erwähnt, hat mich das Buch stärker mitgenommen, als ich zu Beginn erwartet hatte. Die Schrecknisse, die ein so lange anhaltender Krieg für die einfache (Dorf-)Bevölkerung bedeutete werden hier sehr realistisch dargestellt. Die Ohnmacht, wenn die Soldaten - mal wieder - ins Dorf einfallen und alles plündern. Alles Essbare mitnehmen und am liebsten auch noch Kinder und Frauen, mit denen sie sich dann vergnügen können. Der Hunger, der alles überschattet und insbesondere die Kleinsten auszehrt. Die Angst vor der Pest, die immer ausbrechen könnte.
All das vermittelt Tilman Röhrigs Roman auf eine ganz besondere Weise, indem er uns einfach an ein paar Tagen im Leben der Dorfbewohner teilhaben lässt.

Hier muss ich allerdings sagen, dass ich die Alterseinstufung des Buches ab 12 Jahren etwas zu lasch finde. Dadurch, dass in dem Buch die Schrecknisse eines Krieges beschrieben werden, sind einige Szenen doch recht brutal. Zwar hält sich der Autor meiner Meinung nach nicht zu sehr an den Details auf, doch nimmt er auch kein Blatt vor den Mund. So wird zumindest kurz beschrieben, wie ein Mann vergewaltigt wird oder wie Kinder verstümmelt werden. Natürlich gehört auch das zu einer Kriegsbeschreibung zu einem gewissen Grad dazu, doch hätte man hier vielleicht die Altersempfehlung anpassen sollen. Ich persönlich würde - zumindest aus heutiger Sicht - ein Alter ab vielleicht 16 empfehlen.

Ein Kritikpunkt ist auf jeden Fall der Klappentext, der wieder einmal mehr verspricht, als das Buch wirklich hergibt. Dort wird von der Liebe von Jockel zu Katharina gesprochen. Diese ist zwar in der Tat vorhanden und wird auch immer wieder einmal angesprochen, doch so großen Raum, wie der Klappentext es uns glauben macht, nimmt diese Geschichte gar nicht ein. Mich persönlich hat das nicht sonderlich gestört, im Gegenteil, ich hätte eine ausschweifende Liebesgeschichte hier eher als störend empfunden. Nichtsdestotrotz passt hier der Klappentext nicht so gut zum Buch.

Wenn man sich darauf einlassen kann, hier einfach ein paar Tage im Alltag eines Dorfes während des Krieges beschrieben zu bekommen, in denen zwar viel passiert, das aber weitgehend ohne Höhepunkte auskommt, dann ist das Buch durchaus gut geschrieben und vor allem auch interessant zu lesen. Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass es sich hier keinesfalls um leichte Urlaubslektüre handelt, sondern durchaus um ein Buch, das trotz seiner 150 Seiten unwahrscheinlich bewegend und vor allem auch bedrückend ist.

Alles in allem hat mir das Buch nach wie vor gut gefallen, ich würde es allerdings nicht für Jugendliche ab 12 Jahren empfehlen.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Jane Austens unscheinbarste Heldin

Mansfield Park
0

Bei meinem Projekt, endlich einmal meinen Jane Austen-Schuber zu lesen, darf natürlich auch "Mansfield Park" nicht fehlen.

Inhalt:
Fanny Price wird als ältestes Mädchen der verarmten Familie Price mit ...

Bei meinem Projekt, endlich einmal meinen Jane Austen-Schuber zu lesen, darf natürlich auch "Mansfield Park" nicht fehlen.

Inhalt:
Fanny Price wird als ältestes Mädchen der verarmten Familie Price mit zehn Jahren zu ihrem vermögenden Onkel Sir Thomas Bertram und ihrer Tante nach Mansfield Park geholt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sich einzuleben, wächst sie dort behütet auf und wird mit den Kindern der Bertrams zusammen erzogen.
Ein paar Jahre später kommen die Crawfords in das benachbarte Pfarrhaus und die Geschichte um Liebe und Zuneigungen nimmt ihren Lauf.

Meinung:
Leider muss ich mich den eher kritischen Stimmen zu diesem Roman von Jane Austen anschließen. Das Buch als solches ist nicht schlecht geschrieben, doch reicht es auch für mich nicht an andere Werke der Autorin heran. Ich kenne noch nicht alle ihre Werke, bis jetzt empfinde ich dieses Buch jedoch als ihr "schlechtestes".

Das liegt zum Teil sicher daran, dass ich mich mit Fanny einfach nicht genügend identifizieren konnte. Sie bleibt mir im gesamten Roman einfach zu sehr im Hintergrund, tritt nicht aus ihrem Schatten und bleibt so leider insgesamt auch recht blass. Zwar steht sie zu ihren Grundsätzen und bleibt sich dabei durchaus treu, doch habe ich sie dadurch als "Heldin" eines Romans als weniger passend empfunden.

Ich habe diese Ausgabe von Reclam gelesen, die von Christian und Ursula Grawe übersetzt wurde und auch einige Anmerkungen und ein ausführliches Nachwort zu diesem Roman enthält. In diesem Nachwort geht Christan Grawe noch einmal ausführlich auf die etwas andere Heldin dieses Romans ein und erklärt auch, dass sich Fanny genauso verhält, wie man es von einer armen Verwandten erwartet: Zurückgezogen, kleinlaut, schlicht und einfach unauffällig. Vor diesem Hintergrund hat Jane Austen sicher ein passendes Zeitzeugnis abgegeben. Doch bedeutet das ja nicht gleichzeitig, dass man es als Leser - vielleicht vor allem der heutigen Zeit - mag, wenn sich ein Mädchen so sehr unterordnet.

Insgesamt hatte ich leider in diesem Roman keine Person, mit der ich wirklich viel anfangen konnte. Maria und Julia, Fannys Cousinen waren mir zu flatterhaft, der Cousin Tom war mir zu sehr Draufgänger, der jüngere Cousin Edmund war für mich am ehesten der Lichtblick am Horizont, doch an manchen Stellen zu naiv. Auch die ältere Generation der Protagonisten ist eher durch ihre negativen Eigenschaften aufgefallen.
Leider hatte der Roman es dadurch ungemein schwer, mich zu fesseln.

Die eigentliche Geschichte war hingegen gar nicht mal schlecht und konnte mich auch durch immer neue Wendungen überraschen. So hat immerhin die Geschichte noch einen Sog erzeugt, auch wenn ich manche Stellen als zu langatmig empfand.

Positiv hervorheben möchte ich auf jeden Fall, Jane Austens gewohnt guten Schreibstil und die Dialoge, die zum Teil einfach nur Spaß machen zu lesen. Angemerkt werden sollte auch, dass Jane Austen mit ihrem klaren Blick ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft zeichnet und damit auch ironisch umzugehen vermag.

Alles in allem war ich insbesondere von der guten Aufmachung des Romans begeistert und fand die Anmerkungen während des Romans und insbesondere auch die Zusammenfassung des Theaterspiels, das während der Handlung einen großen Raum einnimmt sehr hilfreich. Sehr interessant war auch das Nachwort des Übersetzers, welches einem manche Eigenheiten des Romans noch einmal etwas näher bringt.

Fazit:
Mich konnte dieser Roman Jane Austens leider nicht so überzeugen, wie andere ihrer Werke. Die Geschichte war mir zum Teil zu langatmig, die Figuren zu blass bzw. zu unsympathisch. Sprachlich hingegen war das Werk wieder ein Hochgenuss und auch die Ausgabe, die ich gelesen habe muss ich lobend hervorheben.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Trotz kleinerer Macken sehr lesenswert

Emma
0

Auch ich habe mich nun endlich einmal diesem Roman von Jane Austen gewidmet. Mir hat er im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, auch wenn ich einzelne Nebenpersonen doch als sehr nervig empfand.

Inhalt:
Emma ...

Auch ich habe mich nun endlich einmal diesem Roman von Jane Austen gewidmet. Mir hat er im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, auch wenn ich einzelne Nebenpersonen doch als sehr nervig empfand.

Inhalt:
Emma lebt alleine mit ihrem Vater, nachdem sich ihre Gouvernante verheiratet hat. Da Emma der Meinung ist, diese Hochzeit erfolgreich in die Wege geleitet zu haben, versucht sie nun auch andere Personen in ihrem Umfeld miteinander zu verkuppeln und führt so allerlei Missverständnisse herbei.

Meinung:
Emma selbst ist sicher eine Person, die zwiespältige Gefühle wachruft. Vor allem aus heutiger Sicht scheinen ihre Standesdünkel doch recht immens zu sein. Zudem versucht sie immer wieder Schicksal zu spielen und spielt dadurch immer auch mit den Gefühlen ihres Umfeldes. Sie missdeutet das Verhalten anderer und schürt damit Hoffnung, wo es gar keine Hoffnung geben sollte und zerstört gute Chancen ohne Rücksicht auf die Gefühle der anderen.

Nichtsdestotrotz habe ich sehr gerne von Emma gelesen und ihre Entwicklung beobachtet. Sie wächst an den Fehlern, die sie macht. Vielleicht kann man zu ihren Gunsten sagen, dass sie noch relativ jung ist und es nicht besser weiß, vor allem, da ihr Vater ihr nicht Einhalt gebieten kann und auch ihre ehemalige Gouvernante ihr noch zu viel durchgehen lässt.

Viel mehr gestört haben mich einige der Nebencharaktere. Emmas Vater, Mr. Woodhouse, hat vor jedem Luftzug Angst und wenn es nach ihm ginge, würden alle immer nur Haferbrei essen. Bis zuletzt muss auf seine Eigenarten geachtet werden. Zudem gibt es noch eine Miss Bates, die gefühlt ohne Punkt und Komma reden kann und dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Diese wird nur noch von der guten Augusta übertroffen, auf die die Bezeichnung "impertinent" am besten passt. Wenn in der damaligen Zeit nicht alle so schrecklich höflich zueinander gewesen wären, hätte sie sicher ein paar sehr harte Worte zu hören bekommen. Von mir hat sie das beim Lesen auf jeden Fall.

Natürlich darf auch der männliche Part in diesem Roman nicht fehlen. Da macht Mr. Knightley wie ich finde eine sehr gute Figur, andere Figuren haben mir nicht ganz so gut gefallen, vielleicht auch einfach, weil mir ihre Beweggründe bis zum Ende nicht ganz klar waren.

Alles in allem muss ich zustimmen, auch wenn ich noch nicht alle Jane Austen Romane gelesen habe, dass in "Emma" relativ wenig geschieht. Es gibt immer mal wieder Dinners oder Kartentische oder Spaziergänge, die Zahl der Bälle und Tänze hält sich allerdings in Grenzen. So lebt der Roman eher von seinen Unterredungen, die insbesondere, wenn Emma daran teilnimmt, häufig witzig und geistreich sind.

Insgesamt hat mir "Emma" doch sehr gut gefallen. Ich kann den Roman wie gesagt nicht mit ihren anderen Werken vergleichen, da ich die meisten erst noch lesen muss, habe mich hier aber schon sehr gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Interessantes Thema, mangelhafte Umsetzung

Lycidas
0

Inhalt:
Emily Laing wächst in einem Waisenhaus auf. Ihr einziger Halt ist ihre beste Freundin Aurora. Als Emily eines Tages von einer Ratte angesprochen wird auf den neuesten Zuwachs im Waisenhaus aufzupassen, ...

Inhalt:
Emily Laing wächst in einem Waisenhaus auf. Ihr einziger Halt ist ihre beste Freundin Aurora. Als Emily eines Tages von einer Ratte angesprochen wird auf den neuesten Zuwachs im Waisenhaus aufzupassen, gerät ihre Welt aus den Fugen und die Ereignisse überschlagen sich. So macht Emily bald die Bekanntschaft des Alchimisten Wittgenstein und macht ihren ersten Ausflug in die Uralte Metropole.

Meinung:
Mein größtes Problem war wohl, dass ich mit falschen Erwartungen an das Buch gegangen bin. Ich hatte erwartet einen schönen dicken Fantasy-Schmöker vor mir zu haben, der mich auf ca. 800 Seiten in eine neue Welt entführt. Beim Durchblättern des Buches fiel mir auf, dass dieses in mehrere Abschnitte unterteilt ist. Naja gut, das machen andere Autoren auch, also kein Problem. Nur leider ist insbesondere die erste Geschichte mehr oder weniger unabhängig von den anderen beiden. Als sich also das erste "Buch" dem Ende zu neigte, gab es auch schon ein "großes Finale", dass ich doch erst 500 Seiten später erwartet hätte. Schade fand ich hier insbesondere den Spannungsabfall, der zu Beginn des zweiten Buches stattfand. Die erste Geschichte war beendet und ich hatte das Gefühl, dass der Autor diese noch einmal zusammenfasst. Somit hatte ich hier das Gefühl, dass die Geschichten auch als Kurzgeschichten konzipiert waren und nicht als ein großes Buch veröffentlicht werden sollten.

Nachdem ich mich dann erst wieder in die zweite Geschichte einlesen musste, und auch hier am Ende anlangte, hatte ich mich dann auf eine Kurzgeschichte eingestellt und war dann enttäuscht, als das Finale nicht direkt beschrieben wurde. Die Auflösung der Geschichte gab es erst zu Beginn des nächsten Buches.

Irgendwie hat das alles für mich den Eindruck erweckt, als wisse der Autor selber nicht so ganz, ob er in sich abgeschlossene Kurzgeschichten schreiben wolle, oder doch ein Buch das zusammenhängt. Der Vorteil war jetzt, dass der Beginn der dritten Geschichten nicht so einen Durchhänger hatte, wie der Beginn der zweiten Geschichte, nichtsdestotrotz hat mich das Ende der zweiten irritiert zurückgelassen.

Die eigentliche Idee der Uralten Metropole und der Wesen, die diese Welt bewohnen finde ich durchaus gelungen und auch Wittgenstein finde ich als Person sehr sympathisch, auch wenn mich seine ständigen Wiederholungen irgendwann doch etwas genervt haben. Bei Emily und Aurora bin ich mir bis zum Schluss noch nicht so ganz sicher, ob ich sie nun leiden kann oder nicht. Mir persönlich wurde etwas zu sehr darauf herumgeritten, dass die beiden Waisenkinder sind. Die Person der Lady Hampstead hingegen fand ich absolut klasse. Insgesamt konnte ich mit den Nebenfiguren mehr anfangen als mit den beiden Mädchen.

Zum Thema Wiederholungen muss ich zustimmen, dass ich sie anfangs noch ganz amüsant fand, nach 800 Seiten aber eher ein bisschen genervt, wenn Wittgenstein wieder einmal erklärt, dass Emily die blaue Jacke trägt, die er zu Anfang in dem und dem Laden gekauft hat.

Insgesamt hat mir die Sprache des Buches sehr gut gefallen auch die vielen Verweise auf Werke anderer Autoren fand ich durchaus gelungen. Weniger Wiederholungen von Trivialitäten, die keine Bedeutung für die Handlung haben, hätten der Geschichte aber sicher gut getan. Außerdem habe ich persönlich mit den recht häufigen Zeitsprüngen schwer getan. An manchen Stellen wird von einer Szene plötzlich in die Zukunft gesprungen, nur um dann in der Zukunft das zu beschreiben, was zwischen den beiden Szenen passiert ist. Das kann ziemlich verwirrend sein, vor allem wenn man sich bei einem solchen Zeitsprung denkt, dass man doch gerne wissen würde, was in der Zwischenzeit passiert ist, das aber erst zehn Seiten später erklärt wird.

Alles in allem fand ich die Idee der Geschichte und der Uralten Metropole sehr gut und insbesondere die Nebencharaktere haben es mir angetan. Leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht wirklich überzeugen. Insbesondere das Gefühl, dass der Autor selber nicht so genau weiß, was er eigentlich schreiben will, die häufigen Zeitsprünge und die Wiederholungen haben es mir doch recht schwer gemacht, die Geschichte zu genießen.