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Veröffentlicht am 13.07.2018

Tragisch

Wenn wir wieder leben
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Die Bücher von Charlotte Roth sind für mich immer eine Garantie für eine fesselnde und dramatische Geschichte. Mögen die Klappentexte auch alle ähnlich klingen, so sind die Bücher in Wahrheit grundverschieden. ...

Die Bücher von Charlotte Roth sind für mich immer eine Garantie für eine fesselnde und dramatische Geschichte. Mögen die Klappentexte auch alle ähnlich klingen, so sind die Bücher in Wahrheit grundverschieden. Man meint, schon viel über den zweiten Weltkrieg gelesen zu haben, aber Charlotte Roth gelingt es immer wieder, in ihren Romanen Themen in den Mittelpunkt zu rücken, über die wenig gesprochen wird und über die ich noch wenig wusste.

Der Schauplatz von „Wenn wir wieder leben“ ist Zoppot, ein Ostseebad im heutigen Polen. Vor dem zweiten Weltkrieg war Zoppot, wie zum Beispiel auch Danzig, eine freie Stadt, die weder zu Deutschland noch zu Polen gehörte. Die Bevölkerung kam aus beiden Nationen an und beäugte einander misstrauisch.

Der Roman beginnt in den 60er Jahren. Wanda weiß nichts über ihre Wurzeln, sie hat sich nie darüber Gedanken gemacht. Sie weiß nur, dass sie ihre Mutter liebt und ihre Familie ihr sicherer Hafen ist. Als Wanda eines Tages anfängt Fragen zu stellen, bringt sie einen Stein ins rollen, der ihre komplette Familie in ihren Grundfesten erschüttert.

In Rückblicken wird die Geschichte ihrer Herkunft erzählt.
Gundula Friböse bezeichnet sich selbst als glücklichstes Kind an der Ostsee. Als Teenager träumt sie von einer Musikerkarriere und nach langen, vergeblichen Versuchen ist der Durchbruch plötzlich da. Zusammen mit ihrer Schwester Lore und ihren beiden besten Freunden Julius und Erik erreichen sie große Bekanntheit. Hauptsächlich, da ihr Hit „Morgen am Meer“ das Lieblingslied eines Nazis ist und dieser ihnen unzählige Engagements verschafft.

Nachdem mich der Auftakt mit Wanda im Zentrum sofort gepackt hatte, fiel es mir etwas schwerer, mich in die Geschichte in Zoppot zu vertiefen. Die Handlung dümpelt zunächst etwas vor sich hin. Sommerfrische, die vergeblichen Versuche ein Lied zu schreiben – es passiert nicht wirklich viel.
Hinzu kommt, dass mir die Hauptfigur Gundi das komplette Buch über unsympathisch blieb. Gundi trägt den Beinamen Sonnenschein, aber wie es so oft mit Leuten ist, denen Annehmlichkeiten in den Schoß fallen, entwickelt sie sich zu einem ziemlich egoistischen Charakter. Sie schert sich wenig um die Gefühle ihrer Bandkollegen oder um ihre erstgeborene Tochter Ariane. Ihre eigenen Bedürfnisse stehen stets im Mittelpunkt.

Als der Krieg beginnt, nimmt die Handlung an Fahrt auf. Die Zustände in Polen und der Hass, mit dem sich die Menschen begegnet sind, hat mich sehr erschüttert.
Auch das Ende von „Wenn wir wieder leben“ hat mich getroffen. Nach dem ich die letzte Seite gelesen hatte, saß ich noch eine Weile da und dachte über die Geschichte nach. Die vier aus Zoppot waren junge, unbeschwerte Leute, deren Traum es war, Leute mit Musik glücklich zu machen. Ein sinnloser Krieg hat ihre Jugend jäh beendet.

Am Schluss überrascht die Autorin mit einem Plottwist, der sich rückblickend schon lange abgezeichnet hat. Ich habe sogar manche Stellen ein zweites mal gelesen, da sie nach der Enthüllung in einem anderen Licht erschienen.

Alles in allen ein sehr lesenswertes, bewegendes Buch. Gerade in der heutigen Zeit ist es erschütternd, Parallelen zur aktuellen politischen Entwicklung zu finden.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Die Sommerfrische der Familie Cazalet

Die Jahre der Leichtigkeit
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„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die ...

„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die Ausdrucksweise an die damalige Zeit angepasst ist, fällt es jedoch nicht auf, dass der Roman bereits vor ca. 25 Jahren verfasst wurde.

Die Cazalets sind eine große Familie, die neben dem Familienoberhaupt aus einer Tochter, drei Söhnen und deren Partnern und Kindern besteht. Im zweiten Sommer kommt sogar noch eine Schwägerin samt Familie hinzu.

Die Cazalets verbringen sehr viel Zeit zusammen. Teilweise arbeiten sie in der selben Firma und auch die Freizeit, inklusive Urlaub wird gemeinsam gestaltet. Höhepunkt sind die Sommerferien, die traditionell auf dem Land verbracht werden.
Innerhalb der einzelne Kapitel wechselt die Perspektive in kurzen Abschnitten zwischen den jeweiligen Charakteren hin und her, so dass der Leser die Chance bekommt, jeden kennenzulernen. Der Fokus liegt hier häufig auf der jüngsten Generation, den Kindern.

Elisabeth Jane Howards beschreibt die Landschaften und Personen detailreich und bildgewaltig, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.
Ihre Vorliebe für Einzelheiten ist meiner Meinung nach gleichzeitig das größte Manko des Romans. Elisabeth Jane Howards erzählt wirklich jeden Gedankengang, den die Protagonisten haben, sei er noch so nichtig. Jeder Tag wird bis aufs Kleinste ausgeschmückt, selbst wenn diese Sommertage oftmals von Strandgängen, Handarbeiten und der Einnahme von Mahlzeiten geprägt sind.

Ich lese sehr gerne über frühere Zeiten und allein vom Plot her ist „Die Jahre der Leichtigkeit“ genau mein Geschmack.
Durch den soeben beschriebenen Schreibstil empfand ich dieses Buch allerdings oftmals als zäh. Die Handlung ist über lange Strecken einfach so ruhig, dass keine Spannung aufkommen wollte.
Ich fand es zudem ein wenig schade, dass der Fokus überwiegend auf der Sommerfrische lag und ernstere Themen nur am Rande Platz fanden.
Auch hätte ich gerne etwas mehr über die Dienstboten gelesen. Bis auf am Anfang spielten diese eine nahezu unsichtbare Rolle.

Dies ist der erste Band einer fünfteiligen Serie. Auch wenn ich den Roman so weit ganz in Ordnung fand, bin ich dennoch skeptisch, ob die Serie weiter verfolgen werde. An vielen Stellen empfand ich die Handlung einfach als so nebensächlich, dass ich mich zwischendurch schon fragte, ob ich mit dieser Lektüre nicht vielleicht meine Zeit verschwende. Auch konnte ich mich für keinen der Charaktere wirklich erwärmen.

Denkbar ist natürlich, dass die Handlung im zweiten Teil an Fahrt aufnimmt, da aufgrund des Umfangs der Serie die Autorin die Möglichkeit hatte, langsam in die Geschichte einzusteigen.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Hätte romantischer sein können

Der englische Liebhaber
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„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung ...

„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, was dem Ganzen einen besonderen Reiz gibt. Das Buch beginnt mit Charlotte, die ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Als diese verstirbt, findet sie im Nachlass Tagebücher, Tonbandaufzeichnungen und andere Erinnerungsstücke.
An dieser Stelle beginnt die eigentliche Handlung. Die Geschichte springt zurück, in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Charlottes Mutter Anna arbeitet als Sekretärin und lernt so den englischen Soldaten Jeremy kennen. Die beiden beginnen eine Affäre, aus der Charlotte hervor geht. Durch verschiedene Umstände kam es, dass Anna und Jeremy getrennt wurden und er erst Jahre später von der gemeinsamen Tochter erfuhr.

Die gealterete Anna war mir nicht sympathisch. Sie wirkte unnahbar und verbittert, so dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich mit ihrer jüngeren Version warm geworden bin.
Jedoch konnte ich mit ihr noch mehr anfangen als mit Charlotte. Selbst als Erwachsene ist diese ein Rotzlöffel, wie er im Buche steht, ohne Respekt oder Empathie für die Gefühle ihrer Eltern. Mich hat sich auch bis zum Ende nicht erschlossen, wo die extreme Ablehnung gegenüber ihrer Mutter ihren Ursprung hatte. Sicherlich, sie hatte es als Kind nicht einfach, da Beziehungen zwischen Deutschen und Engländern nicht gerne gesehen wurden und sie mit zahlreichen Anfeindungen leben musste. Auch war ihre Mutter als Alleinerziehende gezwungen, viel zu arbeiten und Anna war früh auf sich allein gestellt. Aber all diese Dinge sind kein Grund, einen Zorn in diesem Ausmaß auf die eigene Mutter zu entwickeln.

Wie bereits erwähnt, wird die Handlung anhand von Annas Tagebüchern und Jeremys Tonbändern erzählt. Die Autorin bedient sich einer Sprache, die teilweise fast an Lyrik erinnert. Frederica de Cesco ist sehr wortgewandt und von dieser Warte betrachtet, hat mich der Roman sehr beeindruckt.
Gleichzeitig hatte ich Probleme mit der Erzählperspektive. Dadurch, dass die Geschichte überwiegend durch Tagebücher von Anna aufgerollt wird, ist der Roman im Grunde wie ein langer Monolog. Die Geschichte blieb konstant eindimensional für mich. Ich hatte mehr das Gefühl, jemanden zuzuhören, als mittendrin dabei zu sein.

„Der englische Liebhaber“ wird als deutsches „Vom Winde verweht“ beworben. Wer immer sich diese Marketingstrategie ausgedacht hat, kann keins dieser Bücher gelesen haben. Hier werden völlig falsche Erwartungen geweckt.

Alles in allem fand ich den Roman okay, würde ihn jedoch nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Strandlektüre

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas ...

Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas finde ich immer ein wenig schade, denn ich denke, jeder Autor ist bestrebt, seinen eigenen Stil zu finden und möchte nicht als „Kopie“ abgestempelt werden.

Die Geschichte selbst wird jeweils in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonisten Jana und Leander erzählt. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur einen Seite „lang“. Trotz der häufigen Perspektivenwechsel war es kein Problem, die Orientierung zu behalten.

Der Schreibstil von Lea Coplin lässt sich sehr leicht lesen und ich bin mühelos in die Geschichte hinein gekommen. Auch gelang es ihr sehr gut, den Leser bei der Stange zu halten, obwohl die Handlung selbst doch ein wenig eigenartig ist.

Vor 6 Jahre ist Janas Bruder Tim bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Am Steuer saß sein bester Freund Leander. Nach dem Unfall zieht dieser in einen andere Stadt und der Kontakt bricht komplett ab. Doch plötzlich – nach Jahren des Schweigens – ist Leander wieder zurück. Beide fühlen sich magisch von einander angezogen und kommen trotz ihrer schwierigen Vergangenheit nicht voneinander los.

Ich muss sagen, der Ursprung dieser Romanze erschließt sich mir nicht. Woher kommen diese angeblich so große Liebe? Als Leander und Jana sich damals kannten, waren sie 12 und 16 Jahre alt. Es wäre gruselig, wenn sie bereits Gefühle für einander gehegt hätten. Als sie sich 6 Jahre später wieder treffen, sind sie quasi Fremde. Es dauert lange, bis Gespräche stattfinden, die über Small-talk hinaus gehen. Zudem weigert sich Jana vehement über den Unfall und das was passiert ist zu sprechen.

Die „Enthüllung“ des Vorfalls von damals wird sehr lange aufgebaut. Quasi das ganze Buch über. Als dann endlich etwas mehr Licht in die Dunkelheit gebracht wird, bleibt der vermutete Plot-twist aus. Nach all den Andeutungen hätte ich mir mehr erwartet.

Insgesamt gebe ich „Nichts ist gut. Ohne dich“ 3 Sterne, da mir der Schreibstil von Lea Coplin gut gefallen hat und man dieses Buch sehr gut im Urlaub am Strand lesen kann.
Für eine bessere Bewertung war mir die Geschichte einfach zu wenig nachvollziehbar. Insbesondere Jana benimmt sich oft völlig irrational, so dass ich sie mehr nervig als sympathisch empfand.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Zerstörung

Alles Begehren
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Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat. ...

Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat.
Als das Schicksal sie unverhofft erneut mit Callum MacGregor zusammen führt, flammen die Gefühle von damals wieder auf. Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt hinterlassen die beiden eine Spur der Zerstörung.

Ruth Jones machte es mir sehr leicht, in dieses Buch einzutauschen. Ihr Schreibstil ist so lebendig und fesselnd, dass ich den Roman binnen weniger Tage ausgelesen hatte.
Erzählt wird in kurzen Kapiteln jeweils aus der Sicht eines anderen Charakters. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf Kate und Callum, sondern auch die jeweilige Ehepartner Matt und Bellinda sowie die kompletten Familien bekommen Raum um die Geschichte zu erzählen.

Wer hier eine große romantische Liebe erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Beziehung von Kate und Callum ist zwar intensiv, aber gleichzeitig gebaut auf Gefühlen, die ich nicht wirklich als Liebe beschreiben würde.

Kate war mir extrem unsympathisch. Meiner Meinung nach ging es ihr nur darum, Callum zu besitzen, weil sie seine Zurückweisung auch nach 17 Jahren nicht verwunden hat. Wie eine Spinne drängt sie ihn in die Falle und schreckt auch vor Manipulation nicht zurück. Auch ihre zahlreichen psychischen Probleme konnten nicht dazu beitragen, dass ich etwas liebenswertes an ihr entdecken oder Mitgefühl entwickeln konnte. Für mich war sie einfach nur berechnend und rücksichtslos.

Callum fand ich im Grunde recht sympathisch, auch wenn er ziemlich blauäugig in die Affäre mit Kate getappt ist.

Mein Lieblingscharakter war Matt. Der freundliche Galerist hat mich direkt für sich eingenommen und die Kapitel aus seiner Sicht mochte ich besonders. Insbesondere seine Freundschaft mit Hetty war sehr schön zu beobachten.

Ruth Jones hat ein Talent dafür, ihre Romanfiguren so zu beschreiben, dass man meint, sie wirklich vor sich zu sehen.
„Alles begehren“ ist ein bedrückendes Buch, dass erzählt, dass manchmal das Lebensglück am seidenen Faden hängt. Diese Geschichte war erschütternd und ernüchternd zu gleich und dennoch habe ich sie sehr gerne gelesen.

Weitere Veröffentlichungen von Ruth Jones werde ich auf jeden Fall beobachten.