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Veröffentlicht am 16.04.2021

Bedrückende Geschichte

Eines Tages für immer
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„Eines Tages für immer“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen und dem lebenslangen Verlustgefühl, wenn Mutter und Kind einander entrissen werden.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der ...

„Eines Tages für immer“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen und dem lebenslangen Verlustgefühl, wenn Mutter und Kind einander entrissen werden.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Vergangenheit lernt die 19-jährige Alice den Sänger Jake kennen. Schnell entsteht eine tiefe Liebesbeziehung und beide empfinden eine Seelenverwandtschaft. Als Alice schwanger wird, ist die Vorfreude groß, doch tragische Umstände führen dazu,dass das Kind zur Adoption freigegeben wird.
27 Jahre später ist das Baby von damals ein erwachsener Mann, der selbst vor kurzem Vater geworden ist. Er macht sich auf die Suche nach seiner biologischen Mutter und zunächst entwickelt sich alles nahezu märchenhaft, bis sich immer mehr Ungereimtheiten herauskristallisieren.

Clare Empson vermischt hier geschickt verschiedene Genre. Während es sich bei „Eines Tages für immer“ grundsätzlich um ein Drama handelt, lässt sie neben den romantischen Aspekten auch Elemente einfließen, die fast an einen Psychothriller erinnern. Der Autorin gelingt es wahnsinnig gut, Emotionen zu transportieren und die Verzweiflung und Trauer der Protagonisten kam sehr realistisch bei mir an. Schon fast zu sehr, denn dieser Roman ist mir ganz schön aufs Gemüt geschlagen.
Für mich fing das Buch ziemlich stark an. Ich bin sehr schnell in die Geschichte hineingekommen, auch wenn mir die Kapitel und die damit verbundenen Perspektivenwechsel ein wenig zu schnell waren.
Nach einigen Längen im ersten Dritten gewann die Handlung später wieder an Spannung und ich wollte unbedingt herausfinden, was damals mit Alice und Jake geschehen ist.
Manche Sachen fand ich leider nicht so gut herausgearbeitet. Zum Beispiel beginnt Lukes Handlung völlig mittendrin. Wir erfahren nicht, warum genau er seine Mutter gesucht hat und wie dies abgelaufen ist. Sein Charakter hat quasi kein Leben, bevor der Roman beginnt. Irritierend war für mich auch die Beziehung zwischen Luke und seiner Adoptivmutter Hannah beschrieben. Zunächst ist sehr viel Distanz zwischen den beiden, die anscheinend schon immer da war und auf einmal löst sich all das mehr oder weniger in Wohlgefallen auf und es entsteht eine liebevolle Beziehung.
Insgesamt war mir diese Buch zu düster und zu deprimierend. Auch fand ich die Vielzahl an unbehandelten psychischen Erkrankungen in ihrer Häufung zu viel.
Obwohl der Epilog durchaus eine positive Note hat, hinterlässt der Roman ein trauriges Gefühl bei mir. Ich fand „Eines Tages für immer“ in Ordnung, allerdings hat mir der Vorgänger „Zweimal im Leben“ wesentlich besser gefallen.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Hätte spannender sein können

Leichenblume
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Da ich ein Fan von skandinavischen Krimis bin, war es quasi ein Muss für mich, mir den Auftakt von Anne Mette Hancocks neuer Serie genauer anzuschauen.
Das Buch ist mit 360 Seiten nicht sonderlich dick, ...

Da ich ein Fan von skandinavischen Krimis bin, war es quasi ein Muss für mich, mir den Auftakt von Anne Mette Hancocks neuer Serie genauer anzuschauen.
Das Buch ist mit 360 Seiten nicht sonderlich dick, die Kapitel sind kurz, mit vielen Leerseiten, so dass ich den Thriller ziemlich schnell durchgelesen hatte. Hinzu kommt ein sehr flüssiger und angenehmer Schreibstil, der mich gut unterhalten hat.
Die Hauptprotagonistin von „Leichenblume“ ist die Investigativjournalistin Heloise Kaldan, die kryptische Briefe von einer flüchtigen Mörderin erhält. Heloise beginnt Fragen zustellen und bringt sich dabei selbst in Gefahr.
Grundsätzlich hat mir dieses Buch gut gefallen. Die ominösen Briefe waren auf jeden Fall eine gute Idee und ich war sehr gespannt, welche Verbindung zwischen Heloise und der gesuchten Anna Kiel besteht.
Beim Lesen war mir zu keiner Zeit langweilig. Richtig gefesselt war ich allerdings leider auch nicht. Was ich definitiv vermisst habe, war mehr Spannung. Die komplette Geschichte kommt ziemlich unaufgeregt daher und kratzt viele Themen an, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Es war auch lange kein roter Faden ersichtlich. Geht es hier nun um den alten Mord, um die Vergangenheit von Heloise oder um ihre Verbindung zu Anna?
Am Ende löst sich dann alles in einer für mich unbefriedigenden Weise auf. Schade auch, dass die Sache mit der Leichenblume, die sogar namensgebend für das Buch fungierte, so ins Leere läuft.
Ich finde es oft suboptimal, wenn auf einem Cover Vergleiche mit anderen Autoren gezogen werden, da dadurch die Erwartungshaltung viel zu hoch geschraubt wird. Mit den Thrillern von Jussi Adler Olsen hat „Leichblume“ definitiv überhaupt keine Ähnlichkeit.
Insgesamt war es für mich ein solider Thriller, dessen Fortsetzung ich sicherlich ebenfalls lesen werde.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Geheimtipp

Blütengrab
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„Blütengrab“ von Ada Fink ist für mich ein echter Geheimtipp. Geheimtipp deswegen, da ich bisher nahezu keine Werbung für den Thriller auf den einschlägigen Plattformen gesehen habe. Dabei ist dies ein ...

„Blütengrab“ von Ada Fink ist für mich ein echter Geheimtipp. Geheimtipp deswegen, da ich bisher nahezu keine Werbung für den Thriller auf den einschlägigen Plattformen gesehen habe. Dabei ist dies ein wahnsinnig spannendes Buch, an dessen Seiten ich nur so geklebt habe.
Der Klappentext selbst klingt wenig spektakulär, was mich allerdings direkt angesprochen hat, war dass diese Geschichte in den neuen Bundesländern kurz nach der Wende spielt.
Ada Fink lässt auch immer wieder 90er Vibes aufkommen, in dem sie Sachen wie zum Beispiel ISDN, mobile Telefonnummern an denen man sofort erkennen konnte, ob jemand bei D1 oder D2 war oder fehlendes Kleingeld für Telefonzellen einbaut. Trotz dem Ernst des Falles musste ich an diesen Stellen manchmal schmunzeln, weil es mich so an die damalige Zeit erinnert hat.
Abgesehen von diesen Details hätte die Geschichte allerdings genauso in der Gegenwart spielen können. Auch der von mir vermutete Ost-West Konflikt blieb aus. Der neue Westkollege fügt sich schnell in das Ostteam ein. Nachdem sie sich anfgänglich etwas misstrauisch beäugt haben, bilden die Ermittler Ulrike Bandow und Ingo Larssen schnell ein gutes Team, die sowohl was den Humor als auch die ethischen Einstellungen angeht auf einer Wellenlänge liegen. Ich hoffe sehr, dass es weitere Fälle mit diesen beiden geben wird. Auch wurde die Sache mit der Tochter von der „Knarzechse“ Ingo (toller Spitzname!) nur angerissen, ich denke, dies wäre auf jeden Fall Stoff für ein weiteres Buch.
„Blütengrab“ ist vollgepackt mit verschiedensten Themen. Der Kriminalfall selbst ist sehr brutal. Junge Mädchen, fast noch Kinder, werden schwer missbraucht, ermordet und mit germanischen Runen gekennzeichnet. Dies allein wäre schon genug Material für ein Buch gewesen, insbesondere, da es wahnsinnig viele Verstrickungen bis zu höchsten Ebenen gibt.
Zusätzlich kommen aber auch noch Themen wie Neonazis, Zigarettenschmuggel und Zustände in DDR Kinderheimen zur Sprache, um nur ein paar Stichworte zu nennen.
Dieser Thriller ist also sehr komplex und bietet ein konstant hohes Erzähltempo.

Die Autorin verzichtet gänzlich auf die Unterteilung in Kapitel. Stattdessen wird nach Tagen erzählt. Die Abschnitte sind verhältnismäßig lang und betragen schon mal 50 Seiten und mehr. Insgesamt spielt sich der komplette Fall innerhalb von 9 Tagen ab, die Ereignisse überschlagen sich also nahezu. Innerhalb dieser Abschnitte wechselt die Erzählperspektive zwischen verschiedenen Charakteren hin und her. Überwiegend wird aus Sicht von Ulrike bzw. von Ingo erzählt. Es gibt aber auch immer wieder kurze Abschnitte­ aus der Perspektive von Ulrikes Bruder Marc. Der junge Mann ist gerade einmal 18 Jahre alt und dabei, sich selbst zu finden. Sein Erzählton ist sehr schnoddrig und authentisch für einen jungen Mann mit seinem Hintergrund. Zusätzlich kommt noch das Mädchen Ingrid zu Wort, die neu in der Gegend ist und mit dem sehr sonderbaren Erziehungsstil ihrer Eltern zu kämpfen hat.
Auf den ersten Seiten hat mich der schnelle Wechsel und die vielen Personen etwas verwirrt. Nachdem ich mir einen Überblick über die Charaktere verschafft hatte, bin ich dann ohne Probleme mitgekommen.

Innerhalb von nur drei Tagen hatte ich „Blütengrab“ verschlungen und empfehle es sehr gerne weiter. Wie bereits erwähnt hoffe ich sehr auf ein Wiedersehen mit den Ermittlern und dem kleinen Ort Wussnitz, in dem sicherlich noch weitere Verbrechen auf uns warten.

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Packender 20er Jahre Roman

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Nach zwei schweren Schicksalsschlägen wagt die junge Ärztin Magda einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin betritt sie eine Domäne, in der vor allem Männer das Sagen haben und ihr lediglich zutrauen, ...

Nach zwei schweren Schicksalsschlägen wagt die junge Ärztin Magda einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin betritt sie eine Domäne, in der vor allem Männer das Sagen haben und ihr lediglich zutrauen, sich um Frauen oder verwahrloste Kinder zu kümmern.
„Das Leben, ein ewiger Traum“ ist der Auftakt einer Trilogie mit der jungen Magda im Zentrum. Wiederkehrende Figuren, die ebenfalls eine größere Bedeutung in dem Roman bekommen sind die naive Doris, die unbedingt Schauspielerin werden will und Celia, die behütet aufgewachsen ist und deren arrangierte Ehe zum Fiasko wurde.
Dies ist eins dieser Bücher, welches den Leser in die Geschichte hineinsaugt, so dass man meint, die beschriebenen Ereignisse mit eigenen Augen zu sehen. Wie ein Film lief die Handlung vor mir ab und ich habe gerne längere Zeit am Stück in dem Roman gelesen.
Helene Sommerfeld (ein Pseudonym für ein Autorenehepaar) beschreibt anschaulich die harten Kontraste im Berlin der 1920er Jahre. Während einerseits die Leute wieder ihren Wohlstand genießen, auf dem Kurfürstendamm flanieren und shoppen gehen, gibt es auf der anderen Seite auch sehr viele Leute, die in Armut und Elend leben. Die Geschichte legt hier insbesondere den Fokus auf das Schicksal der Kinder. Manches Szenario hat mich sehr erschüttert. Kinder, die nur gezeugt wurden um an den Meistbietenden verkauft zu werden, Frauen, die gegen Bezahlung Säuglinge verhungern lassen oder Kleinkinder, die gezwungen werden, zu betteln bzw. Leute zu bestehlen. Diese Zustände machen sehr betroffen.
Magda ist kein übertrieben liebenswerter Charakter doch sie hat das Herz auf dem rechten Fleck. Sie setzt sich für Gerechtigkeit ein und versucht zu helfen, wo sie nur kann. Sie kommt als fremde in eine neue Stadt und schließt schnell neue Bekanntschaften, mit den sie ein Netzwerk aufbaut.
Die Anzahl der Personen, die in diesem Roman vorkommen, ist sehr hoch, wodurch die Geschichte über die kompletten 530 Seiten abwechslungsreich bleibt. Die Handlung bleibt ständig in Bewegung ohne Verschnaufpause. Auch neue Liebschaften spielen eine Rolle.
Für meinen Geschmack wurde allerdings zu viel berlinert. Es ist zwar alles gut verständlich, aber da ich nicht gerne Dialekt lese (oder höre) hat es mich stellenweise ein wenig genervt.
Es gibt immer wieder Ausflüge in die armen Wohngegenden zu Leuten, die um ihr Überleben kämpfen müssen. Ich hätte es schön gefunden, wenn wir der ein oder anderen sympathischen Person begegnet wären, mit der ich hätte Mitleid haben können. Die armen Leute wurden allerdings durch die Bank weg als skrupellos und frei von jeglichen Emotionen dargestellt. Das fand ich schade.
Von diesen Kritikpunkten einmal abgesehen hat mir „Das Leben, ein ewiger Traum“ gut gefallen. Der letzte Absatz ist ein fieser Cliffhanger und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die für Oktober angekündigt ist.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Dreiecksgeschichte

Sie weiß von dir
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Die alleinerziehende Louise ist oft einsam. Alles ändert sich, als sie einen neuen Chef bekommt. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen und es dauert nicht lange, bis eine Affäre ihren Lauf nimmt. Davids ...

Die alleinerziehende Louise ist oft einsam. Alles ändert sich, als sie einen neuen Chef bekommt. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen und es dauert nicht lange, bis eine Affäre ihren Lauf nimmt. Davids Ehefrau Adele wirkt auf Louise ebenfalls sehr sympathisch, hilfsbereit und scheint genauso einsam zu sein und so freunden sich die beiden heimlich an.
Zunächst wirkt Louise auf den Leser schäbig. Wer macht denn so was und sucht sich ausgerechnet die Frau des Liebhabers als neue Freundin aus? Schnell kristallisiert sich allerdings heraus, dass Louise nur eine Marionette ist. Eine Marionette in Adeles Spiel.
Sarah Pinborough lässt ziemlich schnell durchscheinen, dass Adele weit weniger ein Opfer ist, als man auf den ersten Blick denken mag. Für mich waren diese Einblicke der Motor, der meine Neugierde am Leben hielt. Davon mal abgesehen ist die Geschichte ziemlich ruhig, insbesondere, da es sich um einen Thriller handeln soll. Die erste Hälfte liest sich zwar ganz gut, aber es passiert im Grunde nichts spannendes. Es ist vor allem eine Dreiecksgeschichte. Louise trifft sich abwechselnd mit David und Adele. Außerdem spielen luzide Träume eine große Rolle in dem Buch. Die vielen Traumsequenzen fand ich ehrlich gesagt etwas langweilig und ich habe hier schneller gelesen bis wir wieder im Wachzustand angekommen waren.
Die interessanteste Figur für mich war definitiv Adele. Ich habe wirklich gegrübelt, was diese Frau zu verbergen hat und wie sie es anstellt, stets so genau über die Treffen von David und Louise im Bilde zu sein. Im letzten Drittel nimmt die Spannung dann doch noch etwas zu. Ich wollte unbedingt herausfinden, warum diese Ehe so sonderbar ist und welchen Plan Adele verfolgt.
Das Ende wird auf dem Klappentext groß angekündigt. Da ich mir tatsächlich keine wirkliche Auflösung ausmalen konnte, erwartete ich hier einen ganz besonderen Twist. Der Schluss war dann zwar tatsächlich ein WTF Moment, für mich allerdings im Negativen. Hätte ich gewusst, dass der Thriller in diese Richtung geht, hätte ich definitiv darauf verzichtet, ihn zu lesen.
Am Anfang von „Sie weiß von dir“ war ich so voller Erwartungen. Was am Ende übrig bleibt ist Enttäuschung und das Gefühl, Lesezeit verschwendet zu haben.

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