Cremona atmen
Bella MusicaDie 33-jährige Luna ist Halbitalienerin und besitzt mit ihrem Bruder das Restaurant „Il Violino“ in München. Namensgebend war dabei eine Kindergeige, die ihr Vater zurückließ als er 27 Jahre zuvor von ...
Die 33-jährige Luna ist Halbitalienerin und besitzt mit ihrem Bruder das Restaurant „Il Violino“ in München. Namensgebend war dabei eine Kindergeige, die ihr Vater zurückließ als er 27 Jahre zuvor von der Familie fortging. Um sich nach einer Fehlgeburt wieder oder überhaupt erstmals zu sich zu finden, macht sich Luna mit ihrer Bekannten Gitta auf die Reise nach Italien. Dort verfolgen sie die Spur von Lunas Großmutter, die in den 50er Jahren nach Sizilien floh, um einer Zwangsheirat zu entkommen. Auf ihrer Reise trifft Luna nicht nur auf wunderschöne Orte und italienisches Flair, sondern auch auf große Geheimnisse und verhängnisvolles Unglück.
„Bella Musica“ ist der neue Roman von Stefanie Gerstenberger und spielt überwiegend in Italien.
Inhaltlich steht Lunas Geschichte und ihre Selbstfindung im Fokus des Romans. Ihre Reise mit ihrer Bekannten (und später guten Freundin) Gitta ist sehr lebensnah, spannend und authentisch beschrieben. An jeder Ecke wird dem Leser italienisches Flair und Sommerstimmung nahegebracht. Auf jeder Seite wird die Lieber der Autorin zum Land und ihren Menschen vermittelt. Neben der Haupthandlung, die aus Lunas Perspektive geschildert wird, gibt es Rückblicke aus dem Leben ihrer Großmutter Anna Battisti, die der Handlung eine neue Ebene und vor allem viel Spannung verleihen. Der Roman wirkt sehr gut recherchiert und liefert viele Informationen rund um den Geigenbau sowie verschiedene italienische Orte und Städte. Zudem vermittelt er einen Eindruck über die Zeit des Faschismus aus italienischer Sicht. Mir persönlich hätte dieser Aspekt noch intensiviert werden können, aber das ist sicherlich Geschmackssache.
Die Figuren wirken sehr lebendig und wurden detailliert ausgearbeitet. Luna macht durch die Geschichte hindurch eine deutliche Wandlung durch und wächst über sich hinaus. Mit Anna und ihrem Schicksal habe ich mitgefiebert und mitgelitten – ihre Sequenzen habe ich am fesselndsten empfunden. Meine Lieblingsfigur war allerdings Gitta. Sie hat dem gesamten Roman eine charmante und humorvolle Note gebracht!
Zum Ende hin habe ich die Liaison zwischen Luna und Fabio als zu glatt und reibungsfrei empfunden. Insbesondere Lunas ausbleibende Reaktion auf seine für mich unverschämten und verantwortungslosen Verhaltensweisen haben mich sehr verwundert. Auch die vielen Stadterkundungen jenseits der Sehenswürdigkeiten auf Sizilien und Torino uferten meiner Meinung nach manchmal etwas aus und hätten für mich komprimierter sein können. Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und einiges aus dem Roman mitnehmen und lernen können.
Zu guter Letzt zeichnet sich der Roman durch einen sehr angenehmen, flüssigen und vielfältigen Sprachstil aus, der mich von Seite 1 an vollkommen eingenommen hat.
Zusammengefasst ist „Bella Musica“ ein wunderschöner, unterhaltsamer und interessanter Sommerroman, den ich gerne weiterempfehle. Besonders angesprochen hat mich der authentische italienische Flair, den jede Seite versprüht hat.