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Veröffentlicht am 17.09.2017

Wenn man in der neuen Heimat nicht ankommen kann

Am Ende bleiben die Zedern
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Samir und seine kleine Schwester Aline werden als Kinder libanesischer Flüchtlinge in Deutschland geboren. Sie wachsen behütet auf - in einer Nachbarschaft mit anderen Flüchtlingen aus dem Libanon. Immer ...

Samir und seine kleine Schwester Aline werden als Kinder libanesischer Flüchtlinge in Deutschland geboren. Sie wachsen behütet auf - in einer Nachbarschaft mit anderen Flüchtlingen aus dem Libanon. Immer dabei ist die etwas ältere Yasmin, die alleine mit ihrem Vater lebt, die Mutter kam wohl in den Wirren des Bürgerkriegs im Libanon ums Leben.


Als Samir 7 Jahre alt ist, verschwindet sein heißgeliebter Vater plötzlich spurlos. Und Samir verliert den Halt im Leben. Schule interessiert ihn wenig, festen Beziehungen geht er aus dem Weg und auch das Verhältnis zur Schwester wird schwierig.


Erst viele Jahre später wird Samir in den Libanon reisen und auf die Suche nach seinem Vater gehen. Wird er endlich Frieden finden?


Dies ist ein sehr "orientalisches" Buch und es erzählt in der Tradition der alten Geschichtenerzähler aus dem Orient eine Geschichte vom Suchen und Finden (ich musste zwischendurch immer an Rafik Schami denken....). Geschickt und spannend wird Samirs Suche im Libanon mit den Märchen verstrickt, die der Vater immer dem Sohn erzählte. Und nebenher wird sehr viel über die Geschichte des Libanons und des Nahen Ostens erzählt. Und es wird deutlich, warum der Flüchtlingsstrom nicht abreißt. Früher die Libanesen, jetzt die Syrer.


Allerdings sind die eingeschobenen geschichtlichen Einblicke etwas zu "Lehrbuchhaft". Und die sehr gefühlvolle und berührende Geschichte manchmal - etwas zu "kitschig" - es gibt einfach zu viele Zufälle.


Und ich persönlich konnte mit dem Protagonisten nicht so viel anfangen. Mich nervte seine Antriebslosigkeit, sein "Nicht-Weiterkommen-Wollen". Während die Frauen in der Geschichte (Yasmin, die Mutter und die Schwester) sich irgendwann mit den Gegebenheiten abfinden und neue Wege finden, bleibt Samir in der Vergangenheit stecken. In einer Liebe zu einem Vater und zu einem Land, die er beide eigentlich nicht kennt.


Ich habe das Buch im Rahmen eines privaten Lesekreises gelesen. Und die Mitleser hatten etwas mehr Verständnis für das Trauma des Protagonisten und für seine daraus folgenden "Nicht-Taten",



Auf jeden Fall ist es ein beeindruckender Debütroman zu einem aktuellen Thema.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Wenn die Herkunft ein verlassener Ort ist

Das Glück meines Bruders
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Die beiden Brüder Arno und Botho kehren nach vielen Jahren für einen Urlaub in das kleine flämische Dorf Doel zurück. Dort wohnten die Großeltern und dort haben sie viele Sommer- und Weihnachtsferien ihrer ...

Die beiden Brüder Arno und Botho kehren nach vielen Jahren für einen Urlaub in das kleine flämische Dorf Doel zurück. Dort wohnten die Großeltern und dort haben sie viele Sommer- und Weihnachtsferien ihrer Kindheit verbracht.
Inzwischen ist Doel ein fast verlassener Ort. Denn der nahe gelegene Hafen von Antwerpen soll vergrößert werden und das Dorf wird dafür aufgegeben.


Wirkt am Anfang der Geschichte noch vieles wie eine Rückkehr ins Paradies der Kindheit, so wird im Laufe der Geschichte doch immer klarer, dass die Kindheit nicht so schön und problemlos war, wie es auf den ersten Blick scheint. Das Dorf ist nicht so malerisch wie gedacht - das Atomkraftwerk ist gleich nebenan. Und in der Kindheit gab es Lieblosigkeit, zu viel Alkohol und Gewalt..


Als die Erinnerungen vehement werden, kehren die Brüder daher eher plötzlich wieder in den Alltag zurück, den sie sich seit der Kindheit aufgebaut haben. Und es wird sichtbar, wie unterschiedlich die Beiden versucht haben, den Dämonen der Kindheit zu entgehen. Arno wirkt ein wenig kindlich-zurückgeblieben, hält es auf keiner Arbeitsstelle länger aus und war lange Alkoholabhängig. Jetzt scheint er jedoch auf einem guten Weg, er hat einen neuen Job und vor allem eine neue Freundin. Sie wirkt wie sein Fels in der Brandung, sein Anker. Und mit ihr will er eine Familie gründen.


Doch kurz vor der Heirat bekommt die Freundin Bedenken. Und flüchtet sich zu Botho. Dieser hat einen ganz anderen Weg gewählt als Arno. Er ist früh aus der provinziellen Enge geflohen, hat Zivildienst gemacht, das Abitur nachgeholt und studiert und arbeitet jetzt - wie die Freundin seines Bruders - als Lehrer. So ganz angekommen in seinem Leben als "Akademiker" ist er jedoch nicht. Sowohl seine Eltern als auch Arno machen ihn immer wieder auf seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen aufmerksam. Und Botho fühlt sich wie im falschen Leben. Er hat auch kaum Freunde und keine richtigen Liebesbeziehungen. Nur seine Jugendfreundin Lenie, die aus Doel stammte, ist immer noch in seinem Kopf. Aber genau wie Doel ist Lenie Vergangenheit und nicht mehr so, wie es/sie einmal war.


Auf Anraten der Freundin seines Bruders setzt sich Botho nun mit seiner Jugend auseinander. Wie wird und kann es weitergehen mit Arno, Botho und der Freundin von Arno?


Dieses Buch besteht aus sehr unterschiedlichen Teilen, die m.E. nicht immer harmonieren. Im ersten Teil fällt vor allem der Schreibstil auf. Die Sätze sind sehr lang, eine Aneinanderreihung von Nebensätzen, dies steigert das Tempo der Erzählung, alles wirkt irgendwie atemlos - wie Kinder eben auch alles "schnell" erleben. In der Gegenwart ist die Schreibweise anders, ruhiger, eher philosophisch und es gibt eine Reihe von schönen und skurrilen Begebenheiten: Eine alte Frau, die stirbt und alle kommen sitzen zusammen in ihrem Wohnzimmer. Ein alter Mann, der immer noch einen Laden führt im fast verlassenen Dorf - aber kaum noch rechnen kann. Eine Familie, die immer noch in das Dorf zum Urlaub kommt, obwohl die Gegend alles andere als landschaftlich schön ist - und das Atomkraftwerk gut sichtbar neben dem Dorf aufragt. Dieser Teil war berührend und schön - wenn auch die Problematik der Kindheit immer deutlicher wurde. Als dann eine tragische Wahrheit ans Licht kommt, fahren die Brüder nach Deutschland zurück.


Und es beginnt ein Teil, in dem die Brüder versuchen, sich im Leben zurecht zu finden. Was sie schon lange versuchen. Meist so, dass Botho sich um Arno kümmert. Aber ist Botho wirklich fähig, sich um einen anderen Menschen zu kümmern? Fehlt ihm nicht das Fundament im Leben?
In diesem Teil wird die Problematik einer Einsamkeit aufgrund der Herkunft thematisiert. Es gab wohl wenig Liebe in der Familie. Und wenig Bildung. Und Botho hat sich durch Abitur und Studium von der Familie entfernt - was Arno und die Eltern ihm vorwerfen. Arno vergräbt sich lieber in einer Art Paranoia und fühlt sich ständig übervorteilt. Beiden fehlt ein gesundes Fundament an Selbstbewusstsein, um wirklich im Leben bestehen zu können.


Im letzten Teil wird das Geschehen m.E. eher absurd, Assoziationen zu Nihilismus und Existentialismus kamen bei mir auf. Hier fiel es mir als Leser eher schwer, die Protagonisten zu verstehen oder ihr Handeln nachzuvollziehen.
Aber vielleicht ist es verständlich, wenn man bedenkt, wie einsam und labil ein Mensch auf Grund mangelnder Fundamente wird.


Ein sehr anspruchsvolles Buch mit einer sehr interessanten Sprache. Das man vielleicht mehrmals lesen sollte, um es zu Verstehen.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Sklavenhaltung

Heimkehren
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Noch nie habe ich ein Buch über ein so schwieriges Thema gelesen, das literarisch so gut konzipiert und geschrieben ist.

Ehrlich gesagt habe ich vor dem Lesen ein wenig gezögert. Plötzlich war ich mir ...

Noch nie habe ich ein Buch über ein so schwieriges Thema gelesen, das literarisch so gut konzipiert und geschrieben ist.

Ehrlich gesagt habe ich vor dem Lesen ein wenig gezögert. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich so viele schlimme Dinge über Sklavenhaltung und Rassismus lesen kann und will.

Aber als ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
Dieses Buch zieht in den Bann, auch wenn natürlich viele schlimme Dinge passieren. Aber es gibt in jedem Kapitel auch etwas Herzerwärmendes, Lebens- und Liebenswertes. Und das macht die Lektüre gut erträglich. Der Schreibstil ist darüber hinaus klar und gut verständlich. Irgendwie leicht, trotz der schweren Thematik.

Das Buch erzählt chronologisch die Geschichte von zwei Familienzweigen, die aus zwei Halbschwestern entstehen (die sich übrigens nie kennen lernen).

Die ältere Schwester Effia wächst an der Goldküste - auf dem Gebiet des heutigen Ghana - als ungeliebtes Kind einer Stiefmutter auf, der das Baby untergeschoben wurde. Später wird sie mit einem weißen Kommandanten der Sklaven-Festung verheiratet. Es war wohl sehr üblich, dass die weißen Sklavenhändler eine einheimische Frau heirateten - obwohl in der Heimat eine Ehefrau und Kinder warteten. Die Ehe wird trotzdem einigermaßen glücklich. Und die Nachfahren dieser Verbindung werden reich und mächtig mit dem Sklavenhandel. Denn es war mitnichten so, dass nur die Weißen die Schwarzen gejagt und gefangen hätten - nein - diese Arbeit haben einheimische Stämme gemacht, die ihre Kriegsgefangenen meistbietend an die Weißen verkauft haben. Dies war für mich persönlich eine neue Erkenntnis, hier war ich vorher wohl uninformiert.
Dieser Erzähl-Strang reicht von Effia bis zu der Zeit, als ihre Nachfahren sich zunächst vom Sklavenhandel abwenden und spätere Generationen in die USA auswandern.

Esi, die Halbschwester von Effia, wächst zunächst mit ihrer Mutter auf. Als ihr Dorf dann aber überfallen wird, gibt die Mutter auf und Effia wird als Sklavin nach Amerika verschleppt. Das Einzige, was die Mutter ihr hinterlässt, ist ein Stein mit Goldschimmer. Den gleichen Stein hat die Mutter damals für Effia hinterlassen - und Effia wird ihn bei ihrer Heirat bekommen und dabei erfahren, dass sie nicht die Tochter ihrer Stiefmutter ist, sondern von einem Hausmädchen abstammt, die "ins Feuer gegangen" ist.

Feuer und diese Steine werden im gesamten Roman immer wieder thematisiert.
Dem Familienzweig von Effia wird es gelingen, den Stein von Generation zu Generation weiterzugeben. Esi verliert den Stein jedoch schon im Verlies der Festung, vor der Verschiffung nach Amerika. Und auch im folgenden Verlauf sind Esis Nachkommen die Opfer von Versklavung, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Rassismus. Und der Weg hinaus in ein menschenwürdiges Leben ist hart.

Und irgendwann am Ende werden die Nachfahren der beiden Schwestern die Festung in Ghana besuchen. Und "Heimkommen".

Erzählt wird eine fulminante Familiengeschichte in recht kurzen Kapiteln, die jeweils abwechselnd von einer Person pro Generation aus jeweils einem Familien-Strang erzählen. (Ein Tipp: Hinten im Buch gibt es einen Stammbaum, der hilft bei der Übersicht).
Auch wenn auf diese Art nur Bruchstücke aus den Erlebnissen der Familien erzählt werden, wirkt die gesamte Geschichte trotzdem komplett.

Als Leser erfährt man immer kurz, was aus der Vorgängergeneration geworden ist. Dieses abwechselnde Erzählen macht die Lektüre spannend. Durch geschicktes Erzählen schafft es die Autorin, dass man als Leser den Überblick behält.
Es ist übrigens auch möglich, zunächst nur die geraden und danach die ungeraden Kapitel hintereinander zu lesen. Ich habe dies ab dem zweiten Teil des Buches gemacht und es gab keine Verständnisschwierigkeiten.

Nachdem ich in letzter Zeit recht viele Bücher über Afrika und Rassismus gelesen habe (Americanah, Jeder Tag gehört dem Dieb, Diese Dinge geschehen nicht einfach so, Swing Time), muss ich sagen, dass dieses Buch das literarisch und inhaltlich am besten gelungene Werk war.

Dieses Buch hat mich berührt und begeistert.
Und ich denke, es sollte Schullektüre werden.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Zadie Smith ist eine sehr gute Beobachterin

Swing Time
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Zadie Smith ist eine sehr gute Beobachterin.
Sie beobachtet Tendenzen in der Gesellschaft. Und stellt sie in Romanform dar. Dabei bedient sie sich einer ausgefeilten, beschreibenden, klaren Sprache, die ...

Zadie Smith ist eine sehr gute Beobachterin.
Sie beobachtet Tendenzen in der Gesellschaft. Und stellt sie in Romanform dar. Dabei bedient sie sich einer ausgefeilten, beschreibenden, klaren Sprache, die sicherlich literarisch anspruchsvoll ist. Und trotzdem gut zu lesen ist.


Dieser Roman spielt wieder überwiegend im Londoner Nordwesten, wie schon einer der Vorgänger-Romane "London NW", den ich damals mit Begeisterung gelesen habe. Diesmal hat die Begeisterung mich leider nur so knapp durch den ersten Teil des Romans getragen. Danach ließ meine Begeisterung nach und ich empfand vieles als langatmig oder uninteressant. Was sicher daran lag, dass ich persönlich wenig mit der Protagonistin / Erzählerin der Geschichte anfangen konnte.


Schon in London NW gab es eine Protagonistin dieses Typs: Gut erzogen von einer Mutter mit Ambitionen und Bildung - aber selbst ziemlich lethargisch, phantasielos und komplett un-ambitioniert. Was man gerne auch als Anti-Reaktion auf den Ehrgeiz der Mutter interpretieren kann - mir persönlich war die Protagonistin deshalb trotzdem sehr fern. Und die meisten anderen Personen in der Geschichte auch.


Es geht im Kern um zwei Freundinnen, beide "Mischlinge" (sprich Milchkaffee-Braun), die im Londoner Nordwesten aufwachsen. Die eine, Tracey, mit einer arbeitslosen, weißen Mutter, die nichts anderes zu tun hat, als ihre Tochter anzuhimmeln und in Rosa-Glitzer-Zeugs zu stecken. Und in den Tanzunterricht. Zum Glück ist die Tochter begabt und wird später einige Engagements ergattern. Aber dann....
Die andere, die Erzählerin, hat eine schwarze Mutter aus Jamaika und einen weißen Vater, der als Postbote arbeitet. Was aus Sicht von Tracey "falsch herum" ist. Der Vater kümmert sich ums Kind - und die Mutter um die Bildung. Ihre eigene. Denn die Mutter will raus aus dem Sozialwohnungs-Umfeld. Und sie wird es schaffen. Und später in die Politik gehen. Ihre Tochter wird sie auf diesem Weg aus den Augen verlieren - oder diese sie - je nachdem, wie man das sieht.
Die Tochter wird keine Tänzerin (mangelnde Begabung). Sie wird zwar studieren - aber keinen Ehrgeiz entwickeln. Und als persönliche Assistentin einer weltbekannten Sängerin arbeiten (diese ist so ein wenig Madonna und ein wenig Kylie Minogue). Als Assistentin ist die Protagonistin immer schön in der zweiten Reihe - und ohne eigene Ziele. Aber irgendwann wird die weltbekannte Sängerin sie feuern. Warum? Damit beginnt der Roman. Und erzählt in Rückblenden abwechselnd aus der Zeit der Kindheit und aus der Zeit mit der Sängerin.


Obwohl mir das Lesen zwischendurch schon langweilig wurde. so muss ich doch das Können von Zadie Smith bewundern. Sie ist eine scharfe Beobachterin gesellschaftlicher Zustände und eine begnadete Analystin dieser Zustände. Und schaut damit gleichzeitig in die Zukunft unserer Gesellschaft. London ist eine viel multikulturellere Stadt, als sie bei uns in Kontinentaleuropa oft wahrgenommen wird (und das hat sich mit meinen persönlichen Erfahrungen während eines Auslandssemesters in London gedeckt). Und Rasse und Hautfarbe spielen eine ganz andere Rolle, als viele heute noch Denken. Und Bildung und Ehrgeiz spielen auch eine ganz andere Rolle und sind in Zukunft wahrscheinlich noch viel bedeutender als Hautfarbe und Rasse.


Damit bewegt sich Zadie Smith mit ihren Romanen eigentlich schon in der Zukunft. Sie ist eine wahrhaft "moderne" Schriftstellerin, was sich in ihrer eher assoziativen und Episoden-artigen Schreibform erkennen lässt. Manchmal überfordert sie damit ihre Leser. Und manchmal gelingt es ihr nicht, die heutigen Leser zu fesseln (wie zeitweise bei diesem Roman). Und manchmal sind die Figuren dem Leser einfach fremd (wie in mehreren ihrer Romane) - aber immer beobachtet und beschreibt Zadie Smith hervorragend.


Deshalb gebe ich diesem Roman dann doch 4 Sterne - obwohl mir zwischendurch manchmal das Lesen schwer fiel.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Gute Idee - leider nicht so gut umgesetzt

Die Tochter des Seidenhändlers
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Vietnam Anfang der 50er Jahre. Der 2. Weltkrieg ist vorbei, aber Vietnam ist immer noch unter französischer Herrschaft. Doch der Widerstand der vietnamesischen Bevölkerung wächst.
In dieser Zeit haben ...

Vietnam Anfang der 50er Jahre. Der 2. Weltkrieg ist vorbei, aber Vietnam ist immer noch unter französischer Herrschaft. Doch der Widerstand der vietnamesischen Bevölkerung wächst.
In dieser Zeit haben es zwei Schwestern besonders schwer, die "gemischtrassig" sind. Der Vater ist ein erfolgreicher Seidenhändler (daher der Titel). Und die vietnamesische Mutter ist bei der Geburt der zweiten Tochter Nicole gestorben. Nicole sieht auch - im Gegensatz zu ihrer Schwester Sylvie - vietnamesisch aus, während Sylvie äußerlich als Französin durchgeht.

Als der Vater dann noch seiner ältesten Tochter die Leitung der Firma übergibt und für seine jüngste Tochter nur die Leitung eines alten Seidenladens übrig bleibt, spitzen sich die Konflikte zwischen den Schwestern zu. Umso mehr, als dass der smarte Amerikaner Mark plötzlich zwischen den Schwestern steht. Nicole verliebt sich in ihn, er scheint auch Gefühle für Nicole zu haben - aber Sylvie behandelt ihn wie ihren zukünftigen Ehemann.

So wie sich die Konflikte zwischen dem Vater und Nicole und zwischen den Schwestern zuspitzen und gleichzeitig Mark eine undurchsichtige Rolle spielt, so spitzen sich die Konflikte über die Herrschaft in Vietnam zu. Und Hanoi scheint an die vietnamesischen Kämpfer zu fallen....

So gut auch diese Grundidee der Geschichte war, so spannend und interessant der geschichtliche Hintergrund - so recht schlecht waren leider Schreibstil und Konzeption des Buches. Schade. Am Anfang haben mich noch die Geschichte und das exotische Setting begeistert. Aber zum Schluss hin bin ich immer mehr an der recht unmotivierten Personenzeichnung und am holprigen Sprachstil verzweifelt.

Ich hatte einen guten Unterhaltungsroman erwartet. Und wurde leider enttäuscht. Schade, die Geschichte hätte Potential gehabt.

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