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Corsicana

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2018

Sehr spannend - und viel Schottland-Flair

Der Pate von Glasgow
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Jim Daley wurde befördert - und gleichzeitig weit weg von Glasgow eingesetzt. Ob dies eher ein "aus dem Weg räumen ist"?


Jedenfalls gefällt es Jim und seiner Frau Liz bisher gut im beschaulichen Kinloch. ...

Jim Daley wurde befördert - und gleichzeitig weit weg von Glasgow eingesetzt. Ob dies eher ein "aus dem Weg räumen ist"?


Jedenfalls gefällt es Jim und seiner Frau Liz bisher gut im beschaulichen Kinloch. Und ihre eher schwierige Ehe scheint harmonischer zu werden.

Doch dann werden Jim und sein alter Kollege Brian aus Glasgow von ihrer Vergangenheit eingeholt. Sie hatten einst den Kopf einer berüchtigten kriminellen Familie mit Hilfe von Kronzeugen verhaften können. Aber nun wurde einer der Kronzeugen im Exil in Australien brutal ermordet. Und der andere Kronzeuge ist in Gefahr - und der wohnt in der Nähe von Kinloch. Und dann überschlagen sich die Ereignisse. Es gibt eine Menge von Attentatsversuchen (bei denen auch Jim und Liz angegriffen werden) und eine Menge von Toten und Verletzten. Alles wird immer verwirrender und nachher weiß man als Leser kaum noch, wie alles zusammenhängt, Mehrmals wird man auf die falsche Fährte geführt - bevor alles in einem dramatischen Showdown auf dem Meer endet.

Am Ende ist alles aufgelöst. Man wird sich allerdings noch fragen, wie es mit der Ehe von Jim und Liz weitergehen kann. Und ob Brian sich wieder erholt. Und man wird wissen wollen, welche Rolle Donald, der unsympathische Chef von Jim und Brian, spielt. Aber dafür muss man wohl auf die Fortsetzung warten....

Dieser Thriller ist der zweite Band einer Serie, die in Schottland spielt und viel Lokalkolorit vermittelt. Die raue, stürmische und manchmal auch idyllische Landschaft spiegelt das Geschehen wieder. Und eine Prise britischen Humors gibt es auch. Und natürlich wird viel Whisky getrunken - das gehört in Schottland einfach dazu.

Ich hatte schon den ersten Band der Serie (und das kurze Prequel) gelesen und bin weiterhin sehr begeistert von dieser Reihe, da mir besonders die Charakterzeichnungen sehr gut gefallen. Und ich warte schon gespannt auf die Fortsetzung.

Und irgendwie muss ich noch einmal nach Schottland - die Landschaft dort ist in ihrer Härte und Rauheit einfach besonders. Bis das klappt, reise ich mit diesen Büchern dorthin.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Geschichte einer eigenwilligen Frau

Letzte Fahrt nach Königsberg
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Ella wächst in der Zeit zwischen den Weltkriegen in gut situierten Verhältnissen in Königsberg auf. Aber die sorglosen, sonnigen und heiteren Tage in der Stadt und am Strand werden nicht von Dauer sein. ...

Ella wächst in der Zeit zwischen den Weltkriegen in gut situierten Verhältnissen in Königsberg auf. Aber die sorglosen, sonnigen und heiteren Tage in der Stadt und am Strand werden nicht von Dauer sein. Zunächst stirbt der Vater, der Wohlstand ist weitgehend vorbei, und Ella muss ihre Höhere Schulbildung und den Traum von einem Medizinstudium aufgeben. Sie wird statt dessen Schreibkraft an der Universität. Und statt ihrer Jugendliebe Victor heiratet sie den etwas hölzernen Hinrich. Und dann kommt der Zweite Weltkrieg und Ella kommt mit ihren inzwischen zwei Kindern bei ihrer Schwester in Potsdam unter. Aber im Januar 1945 fährt sie noch ein letztes Mal nach Königsberg. Sie will die Lebensmittel, die dort noch im Keller lagern, retten und damit den Hunger ihrer Familie lindern. Ella findet ein stark zerstörtes Königsberg vor und sie besucht noch einmal ihre Mutter und alte Freunde. Und sie fängt an, die Lebensmittel zu retten. Doch die Front rückt näher....


Aus heutiger Sicht wirkt es sicherlich fast verrückt, noch im Januar 1945 zurück nach Ostpreussen zu fahren. Aber damals wusste man nicht, wie nah die feindlichen Truppen wirklich standen. Und man hatte Hunger. Und die Protagonistin dieses Romans ist eben auch eine eigenwillige Person. Voller Elan und Lebenslust. Aber leider machen ihr Krieg und Flucht immer wieder einen Strich durch ihre Lebenspläne.
Und so wird Ella weder ihre große Liebe heiraten noch Ärztin werden noch in ihrer geliebten Heimat bleiben können. Aber Victor wird sie noch einmal begegnen....

Dies alles wird in verschiedenen Zeit-Ebenen und mit Rückblenden erzählt. Der Autor hat die reale Geschichte seiner Großmutter als Grundlage für diesen Roman genommen. Und damit ein eindrucksvolles Portrait einer Frau geschaffen, die aufgrund des Zeitgeschehens und aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ihre Ziele oft nicht erreichen konnte.

Damit erzählt der Roman sowohl von den alten Zeiten in Königsberg als auch von Flucht und Vertreibung und von der Suche nach einem neuen Zuhause. Und damit ist der Roman wieder ganz aktuell.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Spannung, etwas Mystik und viel Nordfriesland

Schwarzes Watt
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Dies ist bereits der 4. Fall für Theo Krumme, den Kriminalkommissar, den es aus dem lauten und hektischen Berlin ins ruhige Nordfriesland verschlagen hat.


Inzwischen ist Krumme in seinem Team bei der ...

Dies ist bereits der 4. Fall für Theo Krumme, den Kriminalkommissar, den es aus dem lauten und hektischen Berlin ins ruhige Nordfriesland verschlagen hat.


Inzwischen ist Krumme in seinem Team bei der Polizei in Husum angekommen und versteht sich immer besser mit seiner jungen Kollegin Pat. Aber seine traumatischen Erlebnisse in Berlin scheint er noch nicht hinter sich lassen zu können. Und so verkriecht er sich weitestgehend in seinem Schneckenhaus - auch wenn seine Vermieterin Marianne sich redlich bemüht, endlich mehr von ihm zu erfahren. Wer weiß - vielleicht wird aus Krumme und Marianne doch noch ein Paar? Auch wenn Krumme eher eigenbrötlerisch und wortkarg ist und ungern über persönliche Dinge spricht - und Marianne vor Lebenslust fast übersprüht.

Dies alles wird im neuen Band erzählt. Und natürlich gibt es einen Kriminalfall. Einen weit zurückliegenden. Damals wurde ein junges Mädchen am Elbstrand in Hamburg bestialisch ermordet. Ihre Schwester Insa hatte sie nur kurz alleine gelassen und war neue Getränke holen gegangen. Und Insa ist nie über den Tod der Schwester hinweg gekommen. Auch wenn sie inzwischen nach Köln umgezogen ist und eine eigene Familie gegründet hat.

Im Familienurlaub in St. Peter-Ording meint Insa dann, den Mörder ihrer Schwester wieder zu erkennen. Und die Ermittlungen werden wieder aufgenommen.

Die Geschichte wird in verschiedenen Zeit-Ebenen und aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Dadurch bleibt die Lektüre spannend. Dazu die menschlichen Verwicklungen rund um den Kommissar. Und natürlich darf das mystische Element auch bei diesem Buch nicht fehlen - dies ist inzwischen fast ein Markenzeichen der Nordfriesland-Krimis von Hendrik Berg. Jeder kann selbst entscheiden, wie weit er dies an sich heran lässt oder interpretiert. Der Fall an sich wird jedenfalls in der Gegenwart gelöst - mit sehr überraschenden Wendungen.

Während eines Aufenthaltes in St. Peter-Ording in 2017 bin ich zufällig auf die Nordfriesland-Krimis von Hendrik Berg gestoßen - und war sofort begeistert. Wer die nordfriesische Landschaft mag, dem bieten die Bücher viele schöne Beschreibungen von Land und Leuten. Und für alle anderen wird ein geschickt und raffiniert erzählter Krimi geboten.

Ich bin schon gespannt auf weitere Fälle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Guter Schreibstil - aber die Geschichte konnte mich nicht überzeugen

Skandinavisches Viertel
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Matthias wächst im "Skandinavisches Viertel" in Ostberlin der 70er und 80er Jahre auf. Das Viertel heißt so, weil viele Straßen skandinavische Namen haben. Matthias Vater findet dies sinnlos, da man als ...

Matthias wächst im "Skandinavisches Viertel" in Ostberlin der 70er und 80er Jahre auf. Das Viertel heißt so, weil viele Straßen skandinavische Namen haben. Matthias Vater findet dies sinnlos, da man als DDR-Bürger sowieso nicht nach Skandinavien reisen darf. Matthias selbst erfindet dagegen gerne skandinavische Namen für angrenzende Straßen in der Gegend. Und er bestaunt seinen Onkel, der wirklich einmal in Skandinavien war, in Helsinki. Mit einem Zirkus. Zwar nur als Manege-Aufbau-Helfer. Aber immerhin. Verloren hat er den Job wegen seines übermäßigen Alkoholkonsums. Seitdem lebt er wieder bei seinen Eltern, Matthias Großeltern. Und trinkt weiterhin. Genau wie der Großvater. Matthias Vater sieht seinen Bruder als Trinker und Schmarotzer. Und er scheint noch einen alten Groll auf ihn zu haben, was aber in der Familie nicht thematisiert wird.

Wie es überhaupt einiges an Geheimnissen in der Familie gibt. Und als dann noch einige tragische Todesfälle dazu kommen, wird Matthias Jugend schwierig.

Und durch viele Einschübe aus der Gegenwart (es wird abwechselnd in der Jugend und in der heutigen Zeit erzählt) wird klar, dass Matthias augenscheinlich nie so richtig den Weg in ein eigenständiges Leben gefunden hat, obwohl er es in vielen Städten auf der Welt versucht hat (Buenos Aires, Los Angeles...) und in vielen Beziehungen. Im Endeffekt landet Matthias dann wieder im Skandinavischen Viertel in der Wohnung seiner Großeltern, die ihr günstig kaufen kann. Und da es gerade so passt, wird er Makler für das Viertel. Er will das Viertel vor den Immobiienhaien und vor der Gentrifizierung retten.

Aber wie so oft, verliert sich Matthias in Lügen und Bequemlichkeiten. Und obwohl die meisten Familiengeheimnisse im Laufe der Handlung aufgelöst werden, hatte ich persönlich nicht den Eindruck, dass Matthias daran wächst oder sich ändert. Und das war etwas, was mich an dem Buch dann doch gestört hat. Es ist - trotz aller politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen - für mich ein "Nicht-Entwicklungs-Roman" geblieben. Obwohl viele gute Ansätze da waren.
Weder DDR-Diktatur noch Wende noch Gentrifizierung werden m.E. '"richtig" auserzählt in Bezug auf den Protagonisten, alles bleibt seltsam blass.

Schade, die Geschichte hatte Potenzial. Und der Autor schreibt klar, flüssig und gut lesbar. Ein anderes Buch des Autors würde ich also jederzeit wieder versuchen zu lesen.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Melodramatisch - manchmal leider zu kitschig

Bright Side
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Kate ist erst 19 als sie vom sonnigen Kalifornien ins kalte Minnesota zieht, um dort das College zu besuchen.
Aber sie scheint schon einiges an traurigen Erlebnissen hinter sich zu haben, dies wird im ...

Kate ist erst 19 als sie vom sonnigen Kalifornien ins kalte Minnesota zieht, um dort das College zu besuchen.
Aber sie scheint schon einiges an traurigen Erlebnissen hinter sich zu haben, dies wird im Buch nach und nach enthüllt.
Ihre Mutter hat sich anscheinend kaum um sie und ihre Schwester kümmern können. Der Nachbarsjunge Gus und seine Mutter wurden daher ihre Ersatzfamilie. Aber kurz vor ihrer Abreise scheint es sich so zu entwickeln, dass zwischen ihr und Gus mehr ist als Geschwisterliebe. Oder? Und was ist mit dem netten Mitarbeiter des Cafés in der Nähe vom College? Dieser ist heiß umschwärmt, scheint aber ein Geheimnis zu haben. Und auch Kate hat viele Geheimnisse. Kann sich hier eine Beziehung entwickeln? Wird sich das Leben von Kate endlich wieder positiv entwickeln?

Vieles in diesem Buch wird erst nach und nach enthüllt - das macht die Lektüre spannend. Außerdem ist Kate ein wahrer Sonnenschein, nicht umsonst nennt Gus sie "Bright Side". Allerdings ist da, wo Sonne ist, auch Schatten.

Ich möchte hier nicht zu viel verraten. Sondern nur sagen, dass dieses Buch auch viele traurige Momente hat.
Leider gleitet vieles Melodramatische dann doch in Kitsch ab, dies hat dann im Endeffekt meine Beurteilung des Buches doch negativ beeinflusst.

In den USA war das Buch ein großer Erfolg, vielleicht wird es dies auch in Europa? Denn es gibt viele Aspekte, die für ein erfolgreiches Buch sprechen: Kalifornien, Sonne, Musiker, College, Surfer, gut aussehende Menschen, tausendmal das Wort "sexy", Liebe und Leid. Vielleicht klappt es ja mit dem Erfolg.