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Veröffentlicht am 09.05.2018

Abgründe des menschlichen Handelns

EVIL
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Infos:
Verlag: Heyne Verlag; Auflage: 4. Auflage (31. März 2014)
Originaltitel: The Girl Next Door
Seitenanzahl: 336
ISBN: 9783453675025
Preis: 9,99 €
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Inhalt:
Jack ...

Infos:
Verlag: Heyne Verlag; Auflage: 4. Auflage (31. März 2014)
Originaltitel: The Girl Next Door
Seitenanzahl: 336
ISBN: 9783453675025
Preis: 9,99 €
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Inhalt:
Jack Ketchums beunruhigender, grenzüberschreitender Horrorthriller gilt unter Experten als eines der großen Meisterwerke des Genres. Die Geschichte eines Jungen, der inmitten einer amerikanischen Vorstadtidylle mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert wird, steigt tief hinab in die Abgründe der menschlichen Psyche. Nachdem der brillant geschriebene Roman viele Jahre unter der Hand als geheimer Klassiker die Runde gemacht hatte, erhält er jetzt nicht zuletzt dank Stephen King, der zu diesem Werk auch eine ausführliche Einleitung verfasst hat, die verdiente Aufmerksamkeit und erscheint nun endlich auch als deutsche Erstausgabe.

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Meinung:
1. Aufmachung/Schreibstil/Allgemein:
Das Cover ist ansprechend gestaltet, durch die kurze und prägnante, blutig untermalte Überschrift. Es läd den Leser in die Welt des Horrors ein. Zudem ist durch das vielversprechende Vorwort von Stephen King die Spannung erweckt. Mit rund 330 Seiten und als kleines Taschenbuch wirkt das Buch als kurzweiliger schneller Horror für zwischendurch. Der Schreibstil ist immer gleichbleibend souverän und einfach gehalten. Das Buch ist in 5 Teilen untergliedert und besitzt 46 Kapitel. Das erste Kapitel und der Epilog sind aus der Sicht eines erwachsenen Mannes, der im folgenden sein Erlebnis aus dem Sommer 1958 schilderte. Das gesamte Buch ist aus der Sicht des Protagonisten David geschrieben, der den Leser zurück in die 50er Jahre versetzt.
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2. Inhaltliche Ausseinandersetzung:
Wir befinden uns inmitten einer amerikanischen Vorstadtidylle, so wie man es oft aus Filmen her kennt. Jeder kennt jeden, Nachbarschaft wird groß geschrieben, alle helfen einander. Kinder werden von ihren Eltern mit Strenge erzogen, treffen sich nahezu täglich draußen, um ihrem Kindsein nachzugehen. Sie zeigen sich völlig normal (jeder mit seiner eigenen Macke) und probieren sich aus (rauchen, Bier trinken etc.). David der Hauptprotagonist trifft sich oft mit seinen Nachbarsfreunden, Donny, Willie, Woofer, Eddie und Denise. Donnie, Willie und Woofer lebten bis zum Sommer 1958 allein bei deren Mutter Ruth, als die Cousinen Meg und Susan bei ihnen einzogen. Bei einem Autounfall kamen die Eltern ums leben und die beiden Mädchen überlebten teils schwer verletzt. Meg traf das erste mal auf David, als dieser am Bach Krebse fangen wollte. Sie kamen ins Gespräch und erste Details um die Mädchen wurden beschrieben. Susan die kleine Schwester hat ziemlich lange im Buch eine geheime Rolle, da diese erst viel später auf David zum ersten Mal traf, obwohl er des öfteren im Hause war. Die Mutter Ruth hat eine Rolle inne, die nach und nach ihr wahres Ich zeigt. Sie ist der eigentliche Treibende Keil zwischen den Kindern. Sie schührt den Hass gegenüber den beiden Mädchen und annimiert die Jungs mehr und mehr unmenschliche, aggressive Tendenzen zu zeigen. Sie wandelt zwischen gut und böse hin und her, so dass die Brutalität schleichend zunimmt und somit kaum durch die Kinder hinterfragt wird. Bis zur hälfte des Buches pläschert die Geschichte dahin. Der Leser erfährt einiges aus dem Leben der einzelnen Figuren und wird ab der hälfte des Buches von immer mehr Gewalt zwischen den Kindern erfahren. Die Brutalität geht bis aufs Äußerste und lässt nichts an Aggressivität aus. Der Schluss geht dann Schlag auf Schlag und plötzlich ist das Buch zu Ende.
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Fazit:
Wer ein Buch lesen möchte, welches über die menschliche Moral und Empathie hinaus geht ist mit diesem Buch gut bedient. Es lässt nichts an menschlichen Abgründen aus und lässt ein Gefühl des Eckels zurück. Menschlich Grauenvoll? Definitiv. Horror? Leider nein. Das Cover lässt durch den Aufdruck "Roman" die eigentliche Kategorie erblicken. Als Leser des Buches hinterlässt es viele Fragen hinsichtlich des Protagonisten David. Ich weiß das Kinder grauenvoll sein können und diese Geschichte sehr wohl nach einer wahren Begebenheit geschrieben sein kann, allerdings habe ich keine Sympathien für den jammernden David aufbauen können. Wenn ihm Meg so leid tut, warum unternimmt er nichts? Er ist alt genug um seine Eltern um Hilfe zu bitten, statt dessen schaut er zu und ist mehr am jammern als das eigentliche Opfer. Absolut kein Verständnis für seine Rolle. Die Mutter Ruth ist schlicht weg selbst psychisch so krank, dass diese Meg als eigenen Spiegel vor sich stehen hat. Somit ist sie in ihrer eigenen Kindheitsgeschichte gefangen und reagiert somit völlig realitätsfremd. Ihre Kinder handeln nur nach den Worten ihrer Mutter und handeln völlig Loyal in ihrem eigenen Konflikt zwischen gut und böse. Die Geschichte an sich ist ein trauriger Blick in die Abgründe eines Menschen, welches sicher nicht nur einmal auf dieser Welt gibt. Leider ist das für einige Kinder tägliche Realität. Aber die Art und Weise, wie der Autor die Geschichte abhandelt ist für mich nicht ansprechend und zudem kein Horror. Durch den wirklich schleppenden Anfang und dem Protagonisten David, der für mich genauso ein Täter ist wie alle anderen, ist mir das Buch leider nicht mehr als schwache 3 Sterne wert.

Das Buch erhält von mir 3/5 Vikis

Veröffentlicht am 27.04.2018

Ein Buch das durch Wände geht...

Gehen Sie einfach durch die Wand!
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nfos:
Verlag: SadWolf Verlag
Originaltitel: Gehen Sie einfach durch die Wand
Seitenanzahl: 245
ISBN: 9783946446354
Preis: 12,99 €
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Inhalt:
»Der ...

nfos:
Verlag: SadWolf Verlag
Originaltitel: Gehen Sie einfach durch die Wand
Seitenanzahl: 245
ISBN: 9783946446354
Preis: 12,99 €
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Inhalt:
»Der Tod nimmt nur das Leben, nicht die Liebe. Die Liebe bleibt.«

Madison Convay landet nach ihrem vierten Suizidversuch in der Psychiatrie. Sie ist überzeugt, für den frühen Tod ihrer ersten großen Liebe verantwortlich zu sein, denn Thomas sucht sie seit Jahren Nacht für Nacht in ihren Albträumen heim.

Der ebenso geniale wie kauzige Psychologe Dr. Hiram Goldblum ist ihre letzte Hoffnung auf ein normales Leben. Mithilfe des luziden Träumens soll seine Patientin dem Toten nochmals begegnen – tief schlafend, doch bei vollem Bewusstsein. Madison gelingt es tatsächlich, ihre Schuldgefühle zu überwinden und ihren Lebenswillen wieder zu entdecken. Doch dann geschehen Dinge, die selbst Dr. Goldblum nicht vorhersehen konnte.

»Gehen Sie einfach durch die Wand!« entführt den Leser in die surreale Welt der Klarträume, lässt die Grenzen zwischen Bewusstseinsebenen verschwimmen – und spielt mit der Frage: »Träume ich?«

Mit Fantasie, Empathie und einer gehörigen Portion Humor entführt die Autorin Petra Rénee Meineke ihre Leser in die surreale Welt der luziden Träume. Genau dorthin schickt der kauzige Psychologe Dr. Goldblum seine Patientin Madison Convay nach ihrem vierten Suizidversuch, um sich endlich ihren quälenden Albträumen um eine verlorene Liebe, Tod und Schuld zu stellen. Doch auch der Doc hat seine Leichen im Keller – und die Tiefen des Unterbewusstseins halten nicht nur für ihn einige Überraschungen bereit.

Die romantische Novelle »Gehen Sie einfach durch die Wand!« erschien erstmals auf der kanadischen Autorenplattform Wattpad, wo sie tausende Leser begeisterte und 2016 einen Wattys Award gewann.
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Meinung:
1. Aufmachung/Schreibstil/Allgemein:
Das Cover ist ist durch die Computergestaltung sehr abstrakt und einfach gehalten. Rein von der Optik her wäre es kein Buch, welches ich sofort in die Hände nehmen würde. Jedoch wird der Leser durch den Inhalt des Buches mehr als belohnt. Der Schreibstil ist einfach und sehr verständlich gehalten, was jedoch nicht bedeutet, dass das Buch dadurch "einfach" ist. Der Leser wird durch das gesamte Buch in der Ich-Form begleitet. Dennoch ist die Ich-Form bei allen 3 Hauptprotagonisten vorhanden, so dass der Leser bei Beginn eines neuen Hauptteils nicht gleich weiß, welcher Protagonist seine Perspektive erzählt. Auffällig und zugleich sehr angenehm und interessant ist die Unterteilung des Buches. Das Buch besteht aus 3 Teilen, welches jeweils einem Protagonisten das Wort erteilt. Die Teile sind sehr schön abgegrenzt voneinander und erhalten jeweils ihren eigenen Prolog. Auch enden die jeweiligen Teile für mich mit einem Cliffhanger. Es sind somit 3 eigentlich abgeschlossene Handlungen, die dennoch zu einer gesamten Geschichte gehören und alle nicht abgeschlossen sind. Petra Renee´Meineke erschafft hier mehrere Facetten in einem, welches eine echt interessante und neue Art des Lesens vermittelt. Sie nutzt zudem einen weiteren markanten Schreibstil (kursiv/normal), um dem Leser in die unterschiedlichen Phasen des Träumens oder des Wachseins zu führen. Somit ist dem Leser immer augenscheinlich klar, ob der Protagonist sich gerade im Traumzustand befindet oder nicht.
Alle inhaltlichen Fakten (luzide Träume/ Traummerkmale/Coup-Contrecoup/oneiroider Traum) sind wissenschaftlich belegt und gut recherchiert. Auch verwendet Petra Renee´Meineke spachliche Stile um Personen näher zu beschreiben. So kommt nicht nur einmal eine Versinnbildlichung durch Wortspiele wie z.B. auffällig unauffällig zum tragen. Interessant sind auch die wiederkehrenden Sätze der jeweiligen Protagonisten auf ihre eigene Art und Weise, wie z.B. "Das erste Aufwachen nach dem sterben..."; "Das erste Aufwachen nach dem Ertrinken..."; "Das erste Erwachen nach dem sterben...". Somit wird dem Leser immer wieder der rote Faden in dem Buch aufgezeigt.

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2. Inhaltliche Ausseinandersetzung:
Der erste Teil der Geschichte beginnt mit Madison als "Maddy", die schon einige Suizidversuche hinter sich gebracht hatte. Nach dem letzten Versuch gerät sie an den Psychologen Hiram Goldblum, der mittels Traumarbeit die quälende "Schuldfrage" von Maddy bearbeiten möchte. Mit Hilfe von Goldblum erlernt Maddy ihre Träume zu kontrollieren und ihrer Frage "Bin ich Schuld am Tod von...?" auf den Grund zu gehen. Als Betroffene von Suizidversuchen sowie als Nichtbetroffene ist das Denken von Maddy sehr nachvollziehbar und klar dargestellt. Der erste Teil endet mit einem Cliffhanger der bis zum Ende des gesamten Buches dem Leser nicht klar werden lässt, was mit Maddy geschehen ist.
Der zweite Teil der Geschichte bedient sich an den Leiden des Mannes "Sam". Sam ist der Freund von Maddy, alkoholsüchtig und lässt den Leser in seine Welt der Ängste um Maddy eintreten. Auch er lernt Dr. Goldblum kennen und versucht gemeinsam mit ihm, Sams Frage an Maddy, in seinen Träumen eine Antwort zu erhalten. Auch dieser Teil endet mit einem Cliffhanger, der aber im dritten Teil nochmal Aufklärung findet.
Der dritte Teil dient der Sicht des Professors Dr. Goldblum. In den ersten beiden Teilen wirkt Goldblum auf mich eher unsymphatisch und nervig mit seinen ständigen wirren Gedanken. Das Buch hat es eigentlich nicht nötig das Klischee des "verrückten Professors" zu untermauern. Jedoch im dritten Teil wird er mehr und mehr als Mensch und greifbarer für den Leser. Dr. Goldblum geht in diesem Teil auf seinen eigenen Traum ein, der ihn dazu bewegt seinen Fehler wieder gut machen zu wollen. Dies kann er nur mithilfe des hinabsteigens in seine Träume erlangen. In seinen Träumen begegnet er wiederrum Maddy und es finden sich Rückblicke auf den zweiten sowie ersten Teil des Buches.

Fazit:
Das Buch ist wirklich sehr lesenswert. Dem Leser wird eine verwirrende Welt von Realität und Traumwelten vorgelebt, wobei es immer verworrener wird. Alles scheint miteinader zusammen zu hängen und doch ihre eigene Geschichte zu sein. Am Ende hat der Leser das Gefühl nicht mehr zu wissen was noch Realität ist und was Irreal. Selbst die Schreibstile ändern nichts mehr an den Gedanken "Ist das nun wirklich so oder ist das seine Fantasie?". Petra Renee´Meineke führt einen mächtig in die Irre, was sehr gut gelungen ist. Hervorzuheben ist der rote Faden, welcher souverän durch das Buch führt. Es sind die Kleinigkeiten die das Buch zum Nachdenken anregen, z.B. führt die Autorin im ersten Teil des Buches die Schaukel an, welche im letzten Teil des Buches nochmal stilistisch "...wurde knallrot, wie ein...Schaukelbrett." Erwähnung findet. Nicht ganz hinter gestiegen bin ich in der Beziehung von Goldman und Maddy. Denn Goldman erzeugt den Verdacht, dass er Maddy schon viele viele Jahre kennt. Jedoch wird es nicht weiter aufgeklärt und dieser Verdacht bleibt wie ein bitterer Nachgeschmack in den Gedanken haften. Schade finde ich zudem, dass die Schuld gegenüber Mike völlig im Dunkeln gelassen wird. Das schöne ist, dass dieses Buch offen und als einzelner Roman stehen bleiben und der Leser seine eigene Fantasie spielen lassen kann. Jedoch bietet dieses Buch soviel Stoff für einen zweiten Teil, denn es ist nach wie vor alles offen...Mal sehen ob Petra mit uns ein zweites mal durch die Wand gehen wird! Lohnen würde es sich auf jeden Fall!
Das Buch erhält von mir 5/5 Vikis.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Unsterblich sein und doch sterblich!

Scythe – Die Hüter des Todes
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Infos:

Verlag: Fischer Sauerländer
Originaltitel: Scythe - Die Hüter des Todes
Seitenanzahl: 528
ISBN: 9783737355063
Preis: 19,99 €
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Inhalt:

Unsterblichkeit,
Wohlstand,
unendliches ...

Infos:

Verlag: Fischer Sauerländer
Originaltitel: Scythe - Die Hüter des Todes
Seitenanzahl: 528
ISBN: 9783737355063
Preis: 19,99 €
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Inhalt:

Unsterblichkeit,
Wohlstand,
unendliches Wissen.
Die Menschheit hat die perfekte Welt erschaffen – aber diese Welt hat einen Preis.

Citra und Rowan leben in einer Welt, in der Armut, Kriege, Krankheit und Tod besiegt sind. Aber auch in dieser perfekten Welt müssen Menschen sterben, und die Entscheidung über Leben und Tod treffen die Scythe. Sie sind auserwählt, um zu töten. Sie entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Sie sind die Hüter des Todes. Aber die Welt muss wissen, dass dieser Dienst sie nicht kalt lässt, dass sie Mitleid empfinden. Reue. Unerträglich großes Leid. Denn wenn sie diese Gefühle nicht hätten, wären sie Monster.
Als Citra und Rowan gegen ihren Willen für die Ausbildung zum Scythe berufen werden und die Kunst des Tötens erlernen, wächst zwischen den beiden eine tiefe Verbindung. Doch am Ende wird nur einer von ihnen auserwählt...
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Meinung:

1. Aufmachung/Schreibstil/Allgemein:
Das Buch ist in 5 Hauptteile untergliedert und weist einzelne Kapitel mit deren Überschriften auf. Jedoch muss ich das Buch von zwei unterschiedlichen Perpektiven betrachten. Neal Shusterman nimmt sich divergierende Stilrichtungen an, welches das Buch nochmals an Tiefe gewinnen lässt. Der allgemeine Schreibstil innerhalb der Kapitel wurde einfach und verständlich gehalten und aus der Erzählerperspektive geschrieben. Jedoch grenzen sich die Tagebucheinträge und die einzelnen Kapitel stilistisch deutlich voneinander ab. Neal Shusterman verwendet bei den Tagebucheintragungen die Ich-Perspektive der Scythe. Zudem weisen diese Einträge philosophisches Denken auf, welches dem Leser zum Nachdenken anregen kann. Das Cover ist schlicht und einfach gehalten. Jedoch lässt dies ein breites Band an Interpretationsmöglichkeiten zu. In meinem Fall denke ich an die Zweideutigkeit, die das ganze Buch mit sich trägt. Durch die durchzogene Linie und damit verbundenen gegenteiligen Farbspiele wird für mich eine klare Grenze zwischen "Richtig" und "Falsch" und dennoch die Zusammengehörigkeit beider verdeutlicht. Genauso gut kann es die unterschiedlichen Denkweisen der Scythe hervorheben. Denn kein Scythe ist wie der andere und handelt nach seiner Wahrheit!

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2. Inhaltliche Ausseinandersetzung:
Das Buch hält sich nicht lange mit Einleitungen und Beschreibungen auf. Es wirft den Leser sofort mit dem ersten Kapitel in die Welt der Scythe und damit verbundenen Ängste der Menschen. Die Protagonisten Citra, Rowan, Faraday, Curie und die Gruppe von Goddard finden wenig Beschreibung der Charaktere, welches jedoch dem Buch nicht schadet. Sicher könnte hier mehr Tiefgang erfolgen, andererseits wird der Leser durch die Gespräche der Protagonisten untereinander deren Denkweise verdeutlicht. In dem Buch wird das "Warum gibt es Scythe" mit dem Werdegang der Menschheit beschrieben. Durch die Unsterblichkeit der Menschen und damit verbundenen Überbevölkerung muss es eine andere Form des "sterbens" geben. Denn nach dem Gesetz müssen alle Menschen wiederbelebt werden, sofern sie "natürlich" sterben durch z.b. Unfall oder Selbsttötung. Somit ist der "Nachlesung" nur den Scythe vorbehalten. Sie selbst sind an ihre eigenen 10 Gebote gebunden und agieren unabhängig von der Thunderhead, dem Computer und "Herrscher" über alles. Der Tunderhead sorgt für Gleichberechtigung zwischen allen Menschen. Niemandem soll es an irgendetwas mangeln. Zudem sind sämtliche Erinnerungen dort gespeichert. Scythe Faraday bildet zwei Lehrlinge (Rowan und Citra) als einen möglichen neuen Scythe aus. Jedoch gibt es nur einen Ring für einen neuen Scythe und somit sind beide gegenseitig Konkurrenten. Der Leser erfährt im Laufe des Buches mehr und mehr über das Leben und agieren der Scythe. Über ihre Sorgen, Ängste und Gefühle. Auch über die dunklen Gedanken und die Gefahr das alles ausser Kontrolle geraten kann, weil Gesetze und Regeln auch für sich selbst anders ausgelegt und neu interpretiert werden kann. Hier wird deutlich, dass nichts für die Ewigkeit gemacht ist.

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Fazit:

Dies ist mein erstes Buch von Neal Shusterman und ich bin echt begeistert, wie es jemand schafft jegliche "was wäre wenn" Fragen vorab zu beantworten und trotz momentaner irrealer Zukunftsvisionen alles zu beachten. Der Leser wird von Anfang an in eine Welt geworfen, die einen mit Fragen der Moral, Ethik und Menschlichkeit zurück lässt. Wie kann eine Welt funktionieren, wo doch eigentlich jeder den Gewinn der Unsterblichkeit hat und zugleich diesen durch andere Menschen (Scythe) wieder verlieren. Denn die Scythe waren und sind auch nichts weiter als Menschen, die jedoch Immunität genießen und nur sich selbst nachlesen dürfen. Der Begriff des Nachlesens ist ein für mich ein "Verschönerungswort" für Mord durch Henker! Es gibt zwar Gebote der Scythe die bestimmte "Nachlesungen" verbieten, allerdings ist die Wahl der menschlichen Jagd ihnen selbst überlassen, wann, wen und wie sie nachlesen. In der Realität würde ich es der Ausführung der Todesstrafe durch einen Menschen gleich setzen. Beim Lesen wird man mit seinem eigenen Glauben an die Menschheit allein gelassen. Symphatien, die eigentlich gegen die eigentliche Moral sprechen bringen das Denken durcheinander. Herz und Verstand agieren zwiespältig und nicht konform miteinander. Das Buch hat mich mehr als einmal "zerstört" und mit meinen Gefühlen allein gelassen.
Der erste Teil des Buches geht rasant nach oben und lässt nichts an Spannung, Ärger, Frust und Gefühlen aus. Leider plätschert in der Hälfte des Buches die Geschichte etwas dahin, was am Ende jedoch durch neue Spannungsbögen wieder an Fahrt gewinnt. Gerne hätte ich zwischendurch mehr "böse" Überraschungen erwartet, auch wenn diese mich noch mehr gefrustet, jedoch dem Buch 5/5 Sternen geboten hätte. Doch war die Geschichte leider so eher vorhersehbarer und mir 4,5/5 Sternen wert. Ich freue mich wahnsinnig auf den zweiten Teil.

Das Buch erhält von mir 4,5/5 Vikis