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Veröffentlicht am 03.06.2019

Grandioser Roman über eine Großfamilie

Niemals ohne sie
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Niemals ohne sie – Jocelyne Saucier

Saucier erzählt in diesem Roman die Geschichte einer wirklich chaotischen kanadischen Großfamilie. 21 Kinder, das ist enorm. Es geht drunter und drüber, es wird gezofft ...

Niemals ohne sie – Jocelyne Saucier

Saucier erzählt in diesem Roman die Geschichte einer wirklich chaotischen kanadischen Großfamilie. 21 Kinder, das ist enorm. Es geht drunter und drüber, es wird gezofft und geprügelt. Doch wenn's drauf ankommt, halten die Cardinals zusammen. Denn den sturen Hitzkopf haben sie alle.
Bei einem mehr oder weniger freiwilligen Familientreffen nach 30 Jahren, wird klar, dass ein dunkles, tragisches Geheimnis die Familie damals auseinandergetrieben und in alle Winde verstreut hat.

"Sie glauben, ich hätte schon immer von Australien geträumt. Die Wahrheit ist, dass ich diese Familie nicht mehr ertrage." Seite 138

Es geht um die vielen Geschwister, sowieso ein Wunder, wie Saucier es schafft, dem Leser viele starke, einzigartige Charaktere nahezubringen, allesamt auch noch mit Spitznamen, wie Jeanne D`Arc oder Wapiti. Dennoch gelingt es überraschend gut, den Überblick zu behalten.
Und es geht um die Besitzansprüche an einer alten Mine. Der Familienvater hat einst ein großes Zinkvorkommen entdeckt, wovon sich die Familie finanzielle Sorglosigkeit versprochen hatte. Doch dieser Lohn blieb leider aus.

Abwechselnd wird die Geschichte von verschiedenen Familienmitgliedern erzählt. Saucier hat einen tollen Erzählstil und eine großartige Erzählstimme, getragen von Verlust und Schmerz. Ausgehend von den unterschiedlichen Erinnerungen der jeweiligen Geschwister, bewegt sich die Handlung, spannend wie ein Krimi, zurück bis zu dem einen entscheidenden Moment, der ihrer aller Leben prägte.
Vielleicht ein ganz kleines bisschen arg pathetisch, auf jeden Fall aber unheimlich traurig und zugleich schön.
Dringende Leseempfehlung!

"In dieser Familie ging es nie darum, glücklich zu sein. Also kann man sich auch nicht beschweren, dass wir es nicht geschafft haben." Seite 222






Veröffentlicht am 03.06.2019

Reise auf der Seine

Warum die Vögel sterben
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Warum die Vögel sterben – Victor Pouchet

Wer hier anhand des Titels und des Klappentextes einen spannenden Abenteuerroman erwartet, wird enttäuscht sein. Denn es handelt sich vielmehr um die Ansammlung ...

Warum die Vögel sterben – Victor Pouchet

Wer hier anhand des Titels und des Klappentextes einen spannenden Abenteuerroman erwartet, wird enttäuscht sein. Denn es handelt sich vielmehr um die Ansammlung von Abschweifungen und Überlegungen eines Studenten, der des Arbeitens an seiner Diplomarbeit leid ist und sich stattdessen lieber mehr oder weniger halbherzig auf die Suche nach der Ursache für den Regen toter Vögel an den Ufern der Seine macht.

Ein seltsamer Roman. Da fährt der Protagonist mir einem Senioren-Ausflugs-Schiff die Seine hinunter, sinniert über vom Himmel gefallene Vögel, sein zerrüttetes Elternhaus und verliert sich immer wieder in allerlei Abschweifungen, wie den biblischen Plagen, bei denen er seine Forschung beginnt. Oder eine Lachswanderung, zurück zur Quelle, mit denen er seine Reise gen Heimat vergleicht. Dies ist mal unterhaltsam, mal weniger. Um immer wieder auf die Vögel zurückzukommen, die in der Nähe seines Heimatortes zu Boden fielen. Dabei ist der Erzähler durchaus selbstkritisch. Ihm ist bewusst, dass er keine Ahnung von Vögeln hat, doch er fühlt sich gerade dadurch bestätigt, dass die Allgemeinheit, die Vogelregen ignoriert.

"Meine ornithologischen Kenntnisse waren dürftig, und mein Instinkt konnte mich trügen. (...) Ich hoffte darauf, dass die Dunstschwaden der Seine mich in eine hellsehende Pythia verwandeln würden, in einen glaubwürdigen Propheten, der die Vorzeichen und Vogelschauen deuten und die himmlischen Fingerzeige erkennen konnte." Seite 51

Die Sprache ist teils geradezu unbeholfen, einfach und direkt, dann wieder poetisch bis übertrieben schwülstig. Dieser Wechsel soll wohl die etwas ambivalente Persönlichkeit des Protagonisten ausdrücken, der sich gerade in etwas hineinsteigert.

Insgesamt eine hochinteressante Grundidee, doch in der Umsetzung wurde viel Potential verschenkt, gerade in der zweiten Hälfte gibt es beträchtliche Längen und wenig Fortschritt. Weder in der Sache der Vögel, noch in der Entwicklung des Protagonisten. Dazu ist der Roman etwas mühsam und anspruchsvoll zu lesen.
Eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Großmutter in der Fremde

Der Zopf meiner Großmutter
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Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Mäxchen hat es nicht leicht, sein Opa auch nicht. Denn Großmutter Margarita hat ein ganz besonderes Temperament. Herrschsüchtig, kontrollierend, durchaus auch ...

Der Zopf meiner Großmutter - Alina Bronsky

Mäxchen hat es nicht leicht, sein Opa auch nicht. Denn Großmutter Margarita hat ein ganz besonderes Temperament. Herrschsüchtig, kontrollierend, durchaus auch beleidigend wacht sie über ihre Lieben. Auf zweifelhafte Art und Weise in einem jüdischen Flüchtlingsheim in Deutschland gelandet, wettert sie gegen alles und jeden. Gegen Deutsche, gegen Juden, Flüchtlinge im Allgemeinen, das deutsche Schulsystem und deutsche Ärzte. Keiner kann es ihr recht machen. Dann verliebt sich Opa und auf skurrile Art und Weise entsteht eine außergewöhnliche russische Patchwork Familie. Und alle Beteiligten müssen nicht nur ihren Platz im neuen Land, sondern auch noch in der neuen Familie finden.

Als Leser weiß man anfangs nicht, darf man lachen, sollte man eher weinen, angesichts der harschen, teils geradezu bösartigen Art der älteren Frau. Besonders Maxim wird zugleich verhätschelt und erniedrigt, für dumm, krank, schier lebensunfähig erklärt. Es grenzt an seelische Misshandlung und ist nicht immer leicht zu ertragen. Auch weil die Beweggründe sehr lange unbekannt bleiben bzw. nie vollständig aufgeklärt werden.
Unverständlich, der Gleichmut des Großvaters, der alles stoisch über sich ergehen lässt, statt Mäxchen in Schutz zu nehmen.

Alina Bronsky hat eine unvergleichliche Art, von unmöglichen Verhältnissen zu erzählen, auf eine seltsame Art komisch, gleichzeitig unheimlich traurig, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Den Schreibstil mag ich sehr, locker-flockig rast man durch die Seiten. Anderswo habe ich bereits den Begriff „Bronsky-Beat“ gelesen. Ja, das kann ich nachvollziehen und genau dieser Stil macht mich neugierig auf ihre anderen Werke.
Raffiniert wird die Geschichte dadurch, dass der Leser auf dem Stand des kindlichen Erzählers ist und somit ebenso wie dieser nur Häppchenweise in die Hintergründe und Zusammenhänge eingeweiht wird. Zumal die Oma eisern schweigt.

Dieser Roman hat für mich sehr sehr stark begonnen. Gegen Ende waren mir einige Zeitsprünge zu unvermittelt und einige Wendungen zu abrupt, kaum noch nachvollziehbar. Hier hätten ein paar Seiten mehr dieser Geschichte sehr gut getan. Leider gibt es dafür auch einen Stern Abzug.
Trotzdem eine absolute Leseempfehlung für einen sehr außergewöhnlichen Roman!


Veröffentlicht am 24.05.2019

Revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Golden Cage – Camilla Läckberg

Revenge

Ein Traumpaar in der Welt der Reichen und Schönen. Faye und Jack führen mit ihrer Tochter Julienne das perfekte Leben, scheinbar. Denn die Beziehung ist nicht, ...

Golden Cage – Camilla Läckberg

Revenge

Ein Traumpaar in der Welt der Reichen und Schönen. Faye und Jack führen mit ihrer Tochter Julienne das perfekte Leben, scheinbar. Denn die Beziehung ist nicht, wie sie nach außen hin wirkt. Faye tut alles um Jack zu gefallen, dieser begegnet ihr jedoch nur mit Verachtung. Am Ende ist Julienne verschwunden und im Luxus-Apartment ist eine Blutlache. Wie konnte es dazu kommen?

Über sehr weite Teile (etwa die Hälfte des Buches) wird die jämmerliche Situation der unglücklichen, finanziell und psychisch abhängigen Faye beschrieben, die sich dem dominanten, perfektionistischen Jack bis zur Selbstaufgabe unterordnet. Hier kommt auch der Titel ins Spiel: Goldener Käfig, Faye hat alles, führt scheinbar ein tolles Leben, doch ihr Mann kontrolliert sie, will sie klein halten. Bis Faye eines Tages zum Rundumschlag, zur Rache schreitet. Dieser Roman hat eine sehr starke Gewichtung auf das Beziehungsdrama zwischen Faye und Jack. Hier finde ich den Klappentext etwas irreführend, denn um die verschwundene Julienne geht es erst auf den letzten Seiten.

Man merkt, dass der Autorin die Unabhängigkeit der Frauen sehr wichtig ist. Eine grundsätzlich gute Idee, doch an einigen Stellen übertreibt sie es meiner Meinung nach etwas. An den Männern in diesem Roman lässt sie grundsätzlich kein gutes Haar, bis auf einen gegen Ende hin. Aber das ist ein Handlungsstrang, den ich überflüssig und kitschig fand.

Allesamt sind die Protagonisten extrem unsympathisch, auch Faye ist absolut berechnend. Sehr viel wird über abstoßenden, geradezu gewalttätigen, seelenlosen Sex ausgetragen, der wohl zusätzlich verdeutlichen sollte, wie sehr Faye sich unterordnet. Das war mir deutlich zu viel, das hätte ich nicht gebraucht.

Grundsätzlich ist dieser Roman/Thriller durchaus fesselnd geschrieben und man fliegt nur so durch die Seiten. Gerade gegen Ende tauchten aber Handlungsstränge auf, die ich unnötig fand. Auch die Auflösung am Ende war mir zu schnell, zu problemlos, zu unglaubwürdig.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Eine Ferienfreundschaft

Bell und Harry
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Jane Gardam - Bell und Harry

Eine Ferienfreundschaft

Von der bekannten britischen Autorin hab ich bisher lediglich "Weit weg von Verona" gelesen, das mich leider nicht wirklich begeistern konnte. Trotzdem ...

Jane Gardam - Bell und Harry

Eine Ferienfreundschaft

Von der bekannten britischen Autorin hab ich bisher lediglich "Weit weg von Verona" gelesen, das mich leider nicht wirklich begeistern konnte. Trotzdem wollte ich es hiermit noch einmal mit einem ihrer Werke versuchen. Auch Bell und Harry ist ein älteres Werk von Gardam, welches nun erst ins Deutsche übersetzt wurde (1981, The Hollow Land).

Es handelt sich hier um ein recht dünnes Büchlein und auch die Handlung ist im Prinzip schnell erzählt. Stadtkind (Harry) trifft auf Landkind (Bell). Die Urlauber kommen viele Jahre immer wieder und es entspinnt sich ein englisches Bullerbü, nur plätschert es etwas lustlos vor sich hin.

Dabei schreibt die Autorin in einer schönen Sprache, liefert großartige Landschaftsbeschreibungen und liebevolle Charakterzeichnungen. Trotzdem war mir das Ganze zu oberflächlich und zu ereignislos.
Insgesamt eine nette und süße Geschichte einer Ferienfreundschaft, oft aber auch irgendwie banal, Bullerbü halt. Viele schöne, auch literarisch großartige Stellen, die ein idyllisches Landleben beschreiben. Abgerundet wird die Geschichte immer wieder mit leisem Witz, typisch englisch absolut korrekt.

Ein netter Roman, ich persönlich werde es aber mit der Autorin kein weiteres Mal versuchen. Irgendwie liegt mir ihr Erzählstil einfach nicht.