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Veröffentlicht am 02.02.2024

Karo und Risto

Arctic Mirage
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Arctic Mirage – Terhi Kokkonen
Dies ist ein höchst interessantes Debüt, das sein tragisches Ende bereits auf der allerersten Seite verrät und den Leser mit Gänsehaut zurücklässt.
Karo und Risto befinden ...

Arctic Mirage – Terhi Kokkonen
Dies ist ein höchst interessantes Debüt, das sein tragisches Ende bereits auf der allerersten Seite verrät und den Leser mit Gänsehaut zurücklässt.
Karo und Risto befinden sich am Ende ihres gemeinsamen Lappland-Urlaubs. Durch diese Auszeit wollten sie einander wieder näher kommen. Nun sitzen sie beide leicht verletzt und verwirrt im Hotel Arctic Mirage. Dass diese Beziehung toxisch ist, das wird dem Leser schnell klar und dieser Umstand ist auch nicht durch den Unfallschock oder ähnliches zu erklären. Was allerdings sehr lange nicht klar ist, ist die Frage, wer hier der toxische Part ist und wer das Opfer (auch wenn man schnell einen Verdacht hat, gerät man immer wieder ins Zweifeln).
Risto hat eine extrem unangenehme Art und Weise mit Karo umzugehen. Das wirkt von Anfang an manipulativ. Allerdings hat auch Karo ihre Aussetzer. Sie wirft mit Gläsern, schlägt Lampenschirme von der Decke und nimmt Tabletten. Risto redet ihr immer wieder ein, dass ihren Erinnerungen und Wahrnehmungen nicht zu trauen sei. Karo ist unsicher – der Leser ebenfalls.
Die Kapitel sind kurz, die Sprache ist auffallend einfach und knapp gehalten. Es scheint als würden die Sätze dadurch noch mehr Schlagkraft erlangen. Nicht nur Karos und Ristos Sicht der Dinge wird dargelegt, auch die Empfangskraft oder der Arzt schildern ihre Beobachtungen dieses seltsamen Paares. So entsteht eine sehr beklemmende, psychologisch tiefgreifende Geschichte über eine toxische Beziehung, über Machtmissbrauch und seelische Erkrankungen.
Im Prinzip ein sehr eindrucksvoll erzählter Krimi und ein Blick in menschliche Abgründe. Sehr lesenswert! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Jirkas Heimkehr

Krummes Holz
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Krummes Holz – Julja Linhof
Jirka kehrt nach 5 Jahren im Internat auf den heimatlichen Hof zurück. Damals war er 14, nun ist er 19 Jahre alt. Immer noch extrem jung. Seine Schwester Malene begegnet ihm ...

Krummes Holz – Julja Linhof
Jirka kehrt nach 5 Jahren im Internat auf den heimatlichen Hof zurück. Damals war er 14, nun ist er 19 Jahre alt. Immer noch extrem jung. Seine Schwester Malene begegnet ihm äußerst feindselig, fühlt sich von ihm im Stich gelassen. Das Verhältnis zu Leander scheint auf andere Art und Weise angespannt zu sein. Die Oma ist dement und der Vater Georg - der lässt sich nicht blicken. Eine seltsame Situation. Sowohl Haus als auch Bewohner lassen Jirka auflaufen. Der ist verunsichert und verliert sich immer wieder in Erinnerungen an die Kindheit, die keine gute war und auch ein Grund für das Verlassen des heimatlichen Hofes.
Obwohl sehr lange kaum etwas im Jetzt passiert und dies ein extrem ruhiger, nachdenklicher Roman ist, mochte ich den klaren, aber trotzdem eleganten Schreibstil sehr. Außerdem gefiel mir die Atmosphäre, so düster und melancholisch. Allerdings muss man sich wirklich konzentrieren, denn Jirkas Gedanken schweifen immer mal wieder mehr oder weniger willkürlich in verschiedene Begebenheiten der Vergangenheit ab. Mal ist es die lieblose Kindheit, mal Ereignisse in der frühen Jugend, die ihn beschäftigen. Vieles wird nur angedeutet, statt klar ausgesprochen. Klar ist, da ist noch ganz viel nicht verarbeitet.
Im letzten Drittel gibt es plötzlich einen krassen Bruch im Roman. Denn unvermittelt wird Jirka aus seinen Träumereien gerissen und nun tut sich doch noch ganz gewaltig etwas in der Gegenwart. Etliche Details, die irgendwann nebenbei erwähnt wurden, ergeben plötzlich einen Sinn und machen die Geschichte zu einer irgendwie runden Sache – trotz des großen Bruchs kurz zuvor. Jirka, Malene und Leander – sie alle leiden unter alten, schwerwiegenden Verletzungen und sind mit sich selbst und den Ereignissen überfordert.
Dieses Werk hat mich sehr fasziniert, trotz gelegentlicher Längen. Das liegt wohl an der schönen zarten Sprache und der tiefsinnigen Gedankenwelt Jirkas. Und dann ist da immer das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt, dass noch etwas im Argen liegt. Unsicher bin ich tatsächlich, ob mir die Lösung des Endes gefällt. Irgendwie passt das – andererseits überhaupt nicht. Egal – unterhaltsam und bewegend war diese Geschichte allemal.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Vom Gehen und Bleiben

Lichtungen
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Lichtungen – Iris Wolff
Lev und Kato sind Freunde seit ihrer Kindheit in der rumänischen Provinz. Die Öffnung der europäischen Grenzen ändert alles. Kato sieht endlich die Möglichkeit ihren Freiheitsdrang ...

Lichtungen – Iris Wolff
Lev und Kato sind Freunde seit ihrer Kindheit in der rumänischen Provinz. Die Öffnung der europäischen Grenzen ändert alles. Kato sieht endlich die Möglichkeit ihren Freiheitsdrang zu befriedigen und hinaus in die Welt zu ziehen. Lev bleibt zurück – erst fünf Jahre später gibt es ein Wiedersehen.
Diese Geschichte hat eine interessante Erzählweise: Sie wird rückwärts erzählt. Mit jedem Kapitel springt man ein ganzes Stück in die Vergangenheit. Das ist raffiniert, denn für viele Hinweise oder Anmerkungen findet man die Erklärung erst später in der Erzählung. Außerdem ist man wirklich geneigt, nach dem Beenden des Romans einfach nochmal von vorne zu beginnen. Beim Lesen selbst habe ich diesen „Rückwärtsgang“ allerdings manches Mal als störend empfunden. Zu Beginn jedes neuen Kapitels (es sind 9) musste ich erst diese kurze Irritation überwinden und mich neu in der Zeit zurechtfinden. Es ist ungewohnt, doch wenn man einmal umdenkt, fällt auf, dass das Kennenlernen einer neuen Person auf eben dieselbe Art und Weise funktioniert. Zuerst lernt man die Person kennen, wie sie heute ist. Erst nach und nach erfährt man dann Details zu Herkunft und Vergangenheit.
Allzu einfach macht es die Autorin ihren Lesern nicht. Vieles wird nur angedeutet oder in Bildern ausgedrückt. Man muss sich als Leser viel dazudenken. Manche Passagen sind mehr Stimmung als Handlung. Im Prinzip ist es eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen zweier Leben. Eben vor dem Hintergrund der geschichtlichen Begebenheiten und Ereignisse. Gerade die Situation der Deutschen in Rumänien spielt eine große Rolle.
Abgesehen davon zeichnet Iris Wolffs Schreibstil eine wunderschöne poetische, treffsichere Sprache aus. Jeder Satz ein Genuss. Hier ein paar Beispiele vom Anfang des Romans:
„Zwischen Gestern und Morgen gab es nur eine hauchdünne Schicht.“ Seite 10
„Man ist einmal gegangen, immer ein Gehender.“ Seite 27
„Jeder Augenblick enthält alles Gewesene, und war doch immer wieder ein Neubeginn.“ Seite 34
Es ist eine tolle zarte Atmosphäre, die sich durch die Geschichte zieht.
Dieser Roman erfordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Hat man sich aber erst mal mit der besonderen Erzählweise angefreundet, erhält man eine ganz besondere, raffiniert erzählte Geschichte.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Mana und Nox

Getting Closer – Timeout für mein Herz
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Mana und Nox
Diese Sports-Romance hat mich tatsächlich überrascht. Es handelt sich hierbei sowohl um eine "Friends-to-Lovers" als auch um eine "Second-Chance" Lovestory. Mit einigen sehr ernsten Themen ...

Mana und Nox
Diese Sports-Romance hat mich tatsächlich überrascht. Es handelt sich hierbei sowohl um eine "Friends-to-Lovers" als auch um eine "Second-Chance" Lovestory. Mit einigen sehr ernsten Themen ist die Geschichte unerwartet vielschichtig und tiefgründig.
Obwohl die Protagonisten noch sehr jung sind, konnte mich diese Liebesgeschichte fesseln.
Emotionale und herzzerreißende Unterhaltung. Toll!
5 Sterne

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Winnie und Jona

We melt like Ice
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Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ...

Winnie und Jona
Dies ist eine nette Sports-Romance, die hiermit bereits zum zweiten Mal erscheint und leider trotzdem noch so einige Mängel, insbesondere sprachlicher Art, aufweist.
Die Geschichte an sich ist süß. Winnie ist extrem unsportlich und tollpatschig, was immer wieder zu witzigen Situationen führt. Das fand ich tatsächlich auch mehrmals wirklich lustig. Auch Winnies warmherzige Familie und das Wohltätigkeitsprojekt für benachteiligte Kinder, dem sie sich verschrieben hat, sind einfach toll.
Dennoch hatte ich immer wieder das Gefühl, es fehlt etwas. Und immer wieder sind mir seltsame Formulierungen und andere Sprachunregelmäßigkeiten aufgefallen. Da hat man wohl immer noch am Lektorat gespart. Schade, vom Piper-Verlag hätte ich das eigentlich anders erwartet.
3 Sterne

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