Bedrohung in Echtzeit
Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende!Dieses Buch ist einesteils grossartig, andererseits hat es mich etwas zwiespältig zurückgelassen.
Warum ist das so?
Zuerst das positive: es ist mal etwas ganz Anderes! Die Grundidee ist super!
Die Lektorin ...
Dieses Buch ist einesteils grossartig, andererseits hat es mich etwas zwiespältig zurückgelassen.
Warum ist das so?
Zuerst das positive: es ist mal etwas ganz Anderes! Die Grundidee ist super!
Die Lektorin Lilli bekommt ein Manuskript, das ihr beim Lesen sofort Angst einjagt, denn der Auto schreibt (in sehr umgangssprachlicher Weise) über sie, ihr Leben und ihre Familie. Und er scheint nicht nur eine Menge zu wissen, sondern plant auch ihre Vernichtung. Das Perfide ist, dass keine direkten Drohungen in dem Werk stehen, so dass Lillis erster und logischer Versuch, die Polizei mit einzubeziehen, ins Leere läuft.
Bald findet sie ein aktualisiertes Manuskript in ihrem Haus vor, was nur eines bedeuten kann: der Autor kennt sie nicht nur sehr gut, sondern war auch in ihren privaten Räumen!
Und so nimmt eine Mischung aus Krimi, Thriller und Verwirrspiel seinen Lauf, denn auch Lillis Ex-Mann, seine neue Freundin, Kollegen und ihre Kinder samt deren Freunden werden immer mehr hineingezogen.
Die Geschichte bietet einen sehr neuen Ansatz, wirft den Leser direkt in die Story hinein und man leidet zuerst mit Lilli mit, da sie sich komplett überfordert und alleingelassen fühlt. Ich habe mich gefragt, wie ich mich beim Lesen eines solchen Werkes fühlen würde?
Wie würde ich reagieren?
Und hier liegt für mich auch der etwas schwierige Teil des Buches: ich kann nicht viel mit Lilli anfangen.
Obwohl sie die Protagonistin ist, wirkt sie auf mich nicht besonders sympathisch, sondern trotz einiger Emotionen eher unterkühlt und in vielen Situationen konnte ich nicht nachvollziehen, warum sie sich so benimmt, wie sie es tut.
Viele für den Verlauf der Geschichte wichtige Dinge kommen eher beiläufig ans Tageslicht und werden nicht ausführlich genug behandelt.
Tatsächlich fand ich auch das Ende zu konstruiert, denn auch wenn ich den Täter nicht in Verdacht hatte, konnte ich mit der Auflösung nicht viel anfangen. Natürlich gibt es Psychopathen, deren Logik für einen normalen Menschen nicht verständlich ist, aber irgendwie hat mir etwas gefehlt.
Dass der Mörder am Ende seine Version zum Besten gibt, ist in Thrillern eine beliebte Praktik und für mich in diesem Fall etwas unglaubwürdig.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und fand auch die Unterbrechungen durch die extrem umgangssprachlichen Texte des Erpressers eine spannende Abwechslung, aber es gab auch Längen, obwohl gefühlt ziemlich viel passiert und so kann ich das Buch leider nicht uneingeschränkt als für mich perfekt bewerten.