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Veröffentlicht am 28.11.2025

Spannung trifft Vergangenheit

Blutsbande
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Dieser Thriller von Nicci French, dem in Südengland lebenden Autoreneheparr Nicci Gerrard und Sean French, verbindet Cold Cases mit aktuellen Kriminalfällen und hat auf eine besondere Art eine subtile ...

Dieser Thriller von Nicci French, dem in Südengland lebenden Autoreneheparr Nicci Gerrard und Sean French, verbindet Cold Cases mit aktuellen Kriminalfällen und hat auf eine besondere Art eine subtile Spannung. Vor allem ist das alles ein großes Familiendrama.

Der Thriller wurde in drei große Teile untergliedert. Im ersten Teil, der die Grundlage für alles bildet, was danach kommt, verschwindet die Mutter von vier KIndern, Charlotte Salter, völlig spurlos, obwohl sie auf der Geburtstagsparty ihres Manns erwartet wird. Dieser Teil spielt in 1990. Alle in diesem kleinen Dorf sind geschockt, aber vor allem die kleine Etty und ihre drei etwas älteren Büder. Die KInder machen sich selbst auf die Suche und hängen Zettel an die Laternenpfähle. Doch nur weinige Tage nach ihrem Verschwinden, wird ein Nachbart tot aufgefunden. Auch er hinterlässt zwei Jungs in ähnlichem Alter wie die Salters-Kinder. Aus diesem Teil stammt der Originaltitel „‎Has Anyone Seen Charlotte Salter“ des Romans. Die Polizei zieht zu schnelle Schlüsse

Im zweiten Teil geht es dann in die Gegenwart des Romans, ins Jahr 2022. Bis auf den ältesten Bruder, der fünf Jahre nach dem Verschwinden der Mutter Selbstmord gemacht hat, treffen sich die Geschwister wieder im Heimatdorf, um den Vater in ein Pflegeheim zu bringen und das Haus zu verkaufen. Die Haushaltsauflösung lassenj sie von einer Dienstleistzerin machen. Der Vater hatbereits starke Altzheimer-Krankheit und fragt immer wieder bnach seiner Frau, erkennt manchmal auch die KInmder nicht.

Zu diesem Zeitpunkt kommt einer der beiden Söhne des damals tot aufgefundenen Nachbarn auf die Idee, das Verschwinden von Carlotte und den Tod ihres Vaters in einem Podcast nochmal genau zu untersuchen. Der Sohn ist prominenter Moderator und auch der Podcast, den er zusammen mit seinem Bruder unterhält, geht erfolgsmäßig durch die Decke. Auch Reporter aus den USA fragen an. Im Dorf ist man erneut geschockt, weil die ganze Vergangenheit wieder nach oben gewühlt wird. Da passiert ein neuer Mord.

Mit diesem neuen Mord beginnt der dritte Teil innerhalb »Blutsbande«. Aber weil Charlotte Salter auch nach 32 Jahren noch nicht wieder aufgefunden wurde, wird eine junge, aber erfolgreiche Detective aus London ins Dorf geschickt. Die Aufklärung dieses Falls darf nicht vermasselt werden. Maud O’Connor erkennt schnell, dass der aktuelle Fall vielleicht sehr viel mit den beiden alten Fällen zu tun haben könnte.

»Blutsbande« von Nicci French ist ein fesselnder Thriller, der geschickt alte und aktuelle Fälle verwebt. Die Geschichte dreht sich um ein desaströses Familiendrama, das die Protagonistin Etty auf eine emotionale Suche nach ihrer Mutter und einem Mörder führt. Die energische Ermittlerin Maud sieht sich anfänglicher Ablehnung durch die örtliche Polizei gegenüber, lässt sich jedoch nicht entmutigen und findet Wege, sich durchzusetzen. Besonders spannend ist die Art und Weise, wie vergangene Ereignisse durch einen Podcast wieder ans Licht gebracht werden, was dem Plot zusätzliche Tiefe verleiht.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Struktur des Buches: es dauert eine Weile, bis die Ermittlungen richtig in Gang kommen. Dennoch überwiegen die Stärken: die packende Erzählweise, die komplexen Charaktere und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart machen »Blutsbande« zu einer empfehlenswerten Lektüre für Thriller-Fans. Die geschickte Handlung und die emotionale Tiefe sprechen insbesondere Leser an, die gerne in vielschichtige Familiendramen eintauchen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

Veröffentlicht am 26.11.2025

Die Nachkommen von Marthe und Christian

Der Silberbaum. Das Ende der Welt
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Als ich mit diesem zweiten Roman aus der Silberbaum-Reihe begann, hatte ich mich sofort heimisch gefühlt. Schließlich wurde ich schnell an Christiansdorf erinnert, der Ort, in dem die Bergleute nach Silber ...

Als ich mit diesem zweiten Roman aus der Silberbaum-Reihe begann, hatte ich mich sofort heimisch gefühlt. Schließlich wurde ich schnell an Christiansdorf erinnert, der Ort, in dem die Bergleute nach Silber gruben und der von Christian gegründet wurde (siehe »Die Entscheidung der Hebamme« aus der Hebammen-Saga).

Die „Silberbaum“-Trilogie von Sabine Eberts verbindet sich mit ihrer erfolgreichen Bestseller-Serie über die Hebamme Marthe.

Der historische Roman beginnt mit einer starken Bedrohung aus dem Osten. Die Goldene Horde von Batu Khan ist in Europa eingefallen und verwüstet Dörfer, Städte und Landschaften. Doch kurz vor Sachsen bleibt das mehreer Tausend Reiter zählende Mongolenheer stehen und dreiht in Richtung Ungarn ab.

Der junge Meißner Fürst Markgraf Heinrich sieht sich mit den auxch als Tataren bezeichnetet Kriegern aus dem Osten einer bislang unbekannten Gefahr gegenüber. Doch als endlich positive Veränderungen in sein Leben treten – er organisiert prächtige Turniere, erhält die Aussicht auf das Erbe Thüringens und plant die Vermählung seines Sohnes mit einer Tochter des Kaisers – wird er von einem tiefen Verlust getroffen.

Der Stauferkaiser Friedrich II. wird schließlich von der Kirche als abgesetzt erklärt. Heinrich, dessen Loyalität für Barbaraossa nicht zu überbioeten ist, sieht sich einer Vielzahl von Verratsakten gegenüber. Selbst nahe Verwandte wechseln die Seiten. In diesen schweren Zeiten findet der Markgraf von Meißen und Lausitz vor allem Unterstützung bei Marthes Sohn Thomas sowie bei seinem Enkel Christian und seiner Enkelin Änne.

Die Dichterin Milena wird nicht nur zur Chronistin der Ereignisse, sondern sie beweist auch eindrucksvoll die Kraft von erzählter Geschichte, indem sie mit ihren Worten die Emotionen und Erfahrungen der Menschen lebendig werden lässt und somit ein tiefes Verständnis für das, was sie durchlebt haben, fördert.

Die historische Buchreihe „Der Silberbaum“ erzählt die faszinierende Geschichte eines der vielleicht bemerkenswertesten Fürsten des Mittelalters. Heinrich der Erlauchte wird bis heute als ein Herrscher angesehen, der durch seine prächtige Hofhaltung und seine Unterstützung der Städte hervorsticht. Zudem gehört er zu den bekanntesten Minnesängern seiner Epoche.

Sabine Ebert hat zahlreiche Facetten der deutschen Mittelaltergeschichte in fesselnde und unterhaltsame Erzählungen verwandelt. Mit Akribie und Einfallsreichtum füllt sie die Lücken in der realen Geschichtsschreibung. Akkurat beim Recherchieren und Verwenden der realen historischen Personen und Ereignisse, flechtet sie diese in ihre fiktive Geschichte ein.

Ein Beispiel hierfür sind die Hoftage, bei denen die einflussreichen Herren zusammenkamen, um bedeutende Themen zu erörtern. Oftmals waren diese Zusammenkünfte von Intrigen und politischen Machenschaften geprägt. Ein herausragendes historisches Ereignis aus dieser Zeit, welches wiederkehrend in ihren Romanen, wie auch in dem hier besprochenen, vorkommt, nicht ztuletzt weil es tatsächlich ein historich bedeutendes Ereignis war, ist der Konflikt zwischen König Barbarossa und der Kirche, dessen Machtkämpfe die Epoche nachhaltig beeinflussten. Solche politischen Intrigen, wie sie im Silberbaum vorkommen, sind zentrale Elemente, die für packende Spannung sorgen.

In einem historischen Roman sind die Anfangsseiten mit einer Zusammenstellung der in der Geschichte auftretenden Figuren beinahe unentbehrlich. Diese Figuren werden sorgfältig unterschieden in echte historische Persönlichkeiten und fiktive Figuren, die für die dramatische Gestaltung dienen. Diese Aufstellung erweist sich als äußerst nützlich und ermöglicht ein bequemes Nachschlagen. Gleichermaßen hilfreich sind die Stammbäume der wichtigsten Adelsfamilien zu dieser Zeit. Dazu gehören die Staufer, die Könige und Kaiser hervorbrachten, die Wettiner aus Sachsen, die Ludowinger aus Thüringen und die Babenberger aus Österreich. Schlussendlich helfen auch die historischen Karten auf den inneren Umschlagseiten des Romans, die den Lesern einen guten Überblick über die regionalen und herrschaftlichen Verhältnisse geben.

»Der Silberbaum – Das Ende der Welt« entführt die Leser in eine fesselnde Erzählung, die historische Gegebenheiten mit einer packenden fiktiven Handlung rund um den Markgrafen Heinrich von Meißen und Lausitz verwebt. Sabine Ebert gelingt es erneut, die spannenden Intrigen am Hof und innerhalb einer Familie lebendig werden zu lassen, wodurch die Figuren dem Leser ans Herz wachsen können. Diese gelungene Kombination aus historischen Elementen und dramatischen Wendungen macht das Lesen zu einem wahren Genuss. Ideal für alle, die sich für historische Romane begeistern, sowie für Fachleute, die tiefer in die gesellschaftlichen Strukturen jener Zeit eintauchen möchten. Ein unverzichtbares Werk für jeden Bücherliebhaber!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Mittelalter in der Gegenwart

Eifel-Ritter
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Mit »Eifel-Ritter« stellt Monika Tworuschka den zweiten regional angehauchten Kriminalroman vor. Erneut werden die Leser mit der Landschaft und Gepflogenheiten in der Eifel bekanntgemacht. Zusätzlich hat ...

Mit »Eifel-Ritter« stellt Monika Tworuschka den zweiten regional angehauchten Kriminalroman vor. Erneut werden die Leser mit der Landschaft und Gepflogenheiten in der Eifel bekanntgemacht. Zusätzlich hat sie ein Thema gewäht, weches durchaus für viele interessant sein dürfte. Die kriminelle Handlung spielt in der Szene der Mittelaltermärkte, der Mittelalterlager und des LARP – Live Acting Role Play.

In den Anfangskapiteln entfaltet sich eine packende Spannung, die den Leser sofort fesselt und seine Fantasieanregt. Hauptkommissar Johannes Nöthen steht an einem entscheidenden Punkt, während er das Haus einer verdächtigen Person überwacht. In seinem Inneren tobt ein Konflikt zwischen Loyalität und Pflicht, der ihn beinahe zerreißt, denn er hat entscheidende Informationen zurückgehalten. Diese vorgezogene Szene weckt Neugier, da die Leser nicht wissen, warum Nöthen handelt, wie er es tut, und sie unweigerlich wissen wollen, welche Geheimnisse sich hinter seiner Entscheidung verbergen.

Bereits im zweiten Kapitel scheint er ins Mittelalter versetzt zu werden, wo die drückende Atmosphäre von Intrigen und Geheimnissen herrscht. Ein geheimnisvoller Plan nimmt Gestalt an, und offenbar ein Täter benötigt eine passende Verkleidung, um unerkannt zu bleiben – ein Kettenhemd erscheint ihm als ideale Wahl. Während sich das Getümmel der Menschen um ihn herum entfaltet, bleiben die Leser ebenso ratlos und fragen sich, welche dunklen Absichten hinter diesem geheimnisvollen Vorhaben stecken.

In einem faszinierenden Wechselspiel der Erzählstränge entfaltet sich die Geschichte einer alten Chronik, die von der Hündin des Hauptkommissars bei einem Spaziergang mit dessen Tochter entdeckt wird, nur um kurz darauf gestohlen zu werden. Dann findet während eines prächtigen Burgfestes ein grausamer Mord statt, der Nöthen und seine Oberkommissarin auf eine herausfordernde Spurensuche schickt.

Während sich verschiedene interessierte Leute auf die Suche nach der verschwundenen Chronik machen und versuchen, ihre Geheimnisse zu entschlüsseln, verdichten sich die Hinweise für die Polizei, die einen schockierenden Zusammenhang zwischen der Leiche und dem rätselhaften Manuskript offenbaren. Neue Erkenntnisse über die Chronik werfen ein vielschichtiges Licht auf die Motive des Mordes und erhöhen die Spannung enorm.

Die interessante Gestaltung des Druckbildes zieht sofort die Aufmerksamkeit der Leser auf sich. Zitate aus der Chronik sowie aus Zeitungen und Prospekten werden durch verschiedene Schrifttypen hervorgehoben, was die Lesefreundlichkeit erheblich erhöht. Diese bewusste Auswahl der Schriftarten schafft nicht nur visuelle Akzente, sondern lädt auch dazu ein, die Geschichten und Informationen intensiver zu erkunden. So wird jede Seite zu einem spannenden Erlebnis, das zum Verweilen und Staunen einlädt.

In »Eifel-Ritter« von Monika Tworuschka entführt uns die Autorin in eine faszinierende Welt der Mittelaltermärkte und LARP-Veranstaltungen. Die Seiten sind gefüllt mit detaillierten Informationen, die sowohl Neulinge als auch erfahrene Mittelalter-Fans fesseln. Die spannenden Ermittlungen sind durch einen packenden Abschluss gekrönt, der mitfiebern lässt.

Die Vielzahl an Tatverdächtigen hält die Leser in Atem und macht ihnen das Mitraten schwer. Gleichzeitig werden Konflikte im privaten Umfeld der Hauptfiguren entfaltet, was der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht. Die aufwendige Gestaltung des Druckbildes tut ihr Übriges, um das Lesevergnügen zu steigern.

Allerdings kann die reichhaltige Einbeziehung der LARP-Szene manchmal verwirrend sein. Die Vielzahl an Namen, sowohl Klarnamen der Teilnehmer als auch deren Rollennamen, erfordert volle Aufmerksamkeit, um nicht den Faden zu verlieren.

Trotz dieser kleinen Hürde ist »Eifel-Ritter« ein fesselndes Leseerlebnis, das jeden Mittelalterliebhaber begeistern wird. Die Mischung aus spannender Handlung und detailreicher Weltgestaltung macht das Buch zu einem Muss für alle, die in die Atmosphäre vergangener Zeiten eintauchen möchten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

Veröffentlicht am 06.11.2025

Thrill für Leseratten in Eiseskälte

Knochenkälte
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Dieser "kalte" Roman von Simon Beckett ist ein neuer Thriller, der die Geschichte des forensischen Anthropologen fortsetzt und bei Rowohlt veröffentlicht wurde. Es war eine Freude, nach so langer Zeit ...

Dieser "kalte" Roman von Simon Beckett ist ein neuer Thriller, der die Geschichte des forensischen Anthropologen fortsetzt und bei Rowohlt veröffentlicht wurde. Es war eine Freude, nach so langer Zeit wieder in die Welt von David Hunter einzutauchen, da ich ihn nach dem dritten Band ein wenig aus den Augen verloren hatte.

Es wurde die Hilfe von Hunter angefordert und er ist auf dem Weg dorthin nach Carlisle. Dabei hat er sich gegen die Bahn entschieden und sitzt jetzt am Lenkrad seines Autos. Dies hätte er besser nicht tun sollen.
KnochenkälteKnochenkälte

Denn bei der Eiseskälte und dem schlechten Wetter versucht er zwischen dem Hin und Her der Scheibenwischer auf der Straße zu bleiben. Plötzlich taucht ein Schaf vor ihm, es versperrte die Straße. Wegen des immer mieser werden Wetters und einem Stau auf der Autobahn war er auf eine Landstraße ausgewichen. Zwar wollte er wieder auf die Autobahn zurück, aber das Navi führte ihn in die Irre.

Dann entschied sich Hunter, sich eine Herberge zu suchen und am morgigen Tag bei besserem Wetter seine Fahrt fortzusetzen.

Doch es sollte anders kommen, Er blieb im Wintersturm in einem der abgelegensten Dörfer stecken, ohne Strom, bei weggebrochen er Straße, ohne Mobilnetz. Er konnte keinem, vor allem auch nicht bei der Polizei in Carlisle, Bescheid geben, warum er nicht kam und wo er war.

Und zu allem Überfluss findet er bei allen unfreundlichen Menschen gegenüber Fremden schließlich ein Skelett unter einem umgestürzten Baum. Und damit gerät er in einen Strudel von Ermittlungen und zwischen die Fronten verfeindeten Familien des kleinen Ortes.

Die gesamte Geschichte »Knochenkälte« wird bis auf die Rückblenden aus der Sicht des Protagonisten Dr. David Hunter erzählt. Das ist sehr gut gemacht, denn es ist das Erleben dieser Zeit ausschließlich von ihm. Leser erleben, was Hunter macht, was ihm passiert und was er darüber denkt. Es gibt keine polizeilichen Ermittlungen, wegen der Abgeschnittenheit beim Wintersturm und Schneegestöber.

Der aufregende rote Faden zieht sich durch die Enthüllung des Toten. Wer war eigentlich der Verstorbene? Ist es tatsächlich derjenige, den die Familie für tot hält? Und wird Hunter bald aus seinem Martyrium befreit? Doch bis es so weit ist, steht uns ein spannender und steiniger Weg bevor. Er ist gespickt mit unerwarteten Überraschungen und Wendungen, während wir immer wieder zwanzig Jahre in die Vergangenheit reisen, zu dem Zeitpunkt, als das Leben des Toten endete. Schritt für Schritt werden die Familiengeheimnisse, umhüllt von Knochenkälte, ans Licht gebracht.

In kenntlich gemachten Rückblenden wird das Geschehen von damals geschickt eingeflochten, damit die Leser das Geschehen verfolgen können. Allerdings werden diese Rückblenden natürlich nicht von Hunter selbst erzählt.

Die Feindseligkeit der Dorfbewohner ist ein nicht zu unterschätzender Spannungsfaktor und als Thrillerleser kann man stets damit rechnen, dass Hunter noch viel stärkeres Ungemach zu erwarten hat. Zwar gibt es auch freundliche Begegnungen, aber daran knüpfen sich dann auch die Hoffnungen der Leser, dass alles gut werden wird.

Der Grundton in »Knochenkälte« ist von Anbeginn sehr beklemmend. Das liegt zunächst am schlechten Wetter, dem Sturm und der Abgeschiedenheit dieses Ortes, in welchem der Protagonist zwangsläufig festsitzt. David Hunter fühlt sich sehr unwohl und das scheint aufgrund des Schreibstils durchaus auf den Leser abzufärnen.

Wenn du also bereit ist, dich auf feindselige Figuren, beißende Knochenkälte und die Spannung eines Thrillers ohne Internetverbindung einzulassen, dann solltest du dir dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen. Ich kann es nur wärmstens empfehlen!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

Veröffentlicht am 05.11.2025

Spannende Einblicke in das Leben der Maori

6 Tote
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Dieser Thriller von Michael Bennett hat mich eine Welt erleben lassen, die ich mit solchemn Details bislang noch nicht kannte. Und als Mittel hat er dabei einen fiktionalen Thriller gewählt. Extrem informativ ...

Dieser Thriller von Michael Bennett hat mich eine Welt erleben lassen, die ich mit solchemn Details bislang noch nicht kannte. Und als Mittel hat er dabei einen fiktionalen Thriller gewählt. Extrem informativ und spannend!

Die Polizistin Hana Westerman lebt in Aukland und ist alleinerziehende Mutter eine Teenie-Tochter. Anonym bekommt sie den Hinweis auf einen Toten. Kurz darauf der Hinweis auf einen weiteren Toten. Doch warum bekommt gerade sie diese Hinweise? Und warum sind die Hinwiese so schwer zu interpretieren? Warum sollte sie sofort gewusst haben, dass sich nach Entschlüsselung der Botschaft ein Opfer oder gar noch eine potentielles Opfer dahinter verbirgt? Doch mit der zweiten Botschaft und dem zweiten Opfer mag keiner mehr daran glauben, dfass es keinen Zusammenhang gibt. – Hana bekommt es mit dem ersten Serienkiller Neuseelands zu tun.

Hana ist selbst Maori, jedoch hat sie kein gutes Standing in der Gemeinde der Ureinwohner. Bei einer Konfronation mit den Menschen ihrer Familie wird sie daran erinnert, dass sie vor vielen Jahren bereits daran mitgewirkt hatte, als Polzistin eine Demonstration der Maori blutig niedergeschlagen zu haben. Sie selbst hat sich lange Zeit damit entschuldigt, dass sie Polizist war und im Sinne des Staates agieren musste. Doch ihre Maori-Familie hat sie ausgestoßen, weil sie auf der falschen Seiute stand. Doch warum soll heute ihre Tochter unter ihrem loyalen Verhalten gegenüber den Behörden leiden?

Bei der Jagd nach dem Killer, kommen ihm die willensstarke Ermittlerin Hana und ihre Kollegen immer näher. Doch irgendwann kommt sie an die Stelle, wo sie befürchten müssen, dass er völlig irrational anders agieren wird.

Michael Bennett gibt in diesem Thriller außergewöhnliche Einblicke in das Leben der Maori, der ursprünglichen Bewohner Neuseelands. Natürlich wird die Geschichte hinzugezogen, die Kolonialisiertuing, die Versklavung, die Ausbeutung. Diese Historie und das Geschehen in der Vergangenheit sind dafür verantwortlich, dass die Maori auch heute noch zur untrerswten Schicht der Bewohner Neuseelands zählen. Wie auch in anderen Regionen der Welt, gibt es unter den Maoris die meisten Verbrechen, die ärmsten Menschen, die meiste Arbeitslosigkeit. Trort aller Vergangenheit spielt die Handlung im heutigen Neuseeland.

Das macht der Autor auf verschiedene Weise. Eine davon ist die Sprache der Maori. Die Einbindung dieser Sprache, bei der allerdings jedes Wort genau erläutert wird, damit kein Verständnis bei den Lesern verloren geht, hat mir sehr gut gefallen und die beiden Übersetzer haben offenbar Schwerstarbeit dabei geleistet, das alles auch noch ins Deutsche zu übertragen.

Eine andere Methode sind die Rückblicke auf Ereignisse, die erst 160 Jahre zurückliegen. Die Wunden aus diesen Verbrechen der englischen Kolonialisten sind auch heute noch nicht verheilt. Denn abseits der Werbetaflen für Touristen und der Hochglanzbilder in den sozialen Medien ist die Vulkanerde tief von Blut getränkt. Die Wunden der Kolonialisierung werden auch heute immer wieder aufgerissen und sind frisch und unverheilt. Mit dem Thriller »6 Tote«, der diese Wunden offen darstellt, setzt der Autor ein Statement, um die Taten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

In »6 Tote« von Michael Bennett wird der Leser sofort in einen packenden Thriller hineingezogen, der nicht nur spannende Krimielemente bietet, sondern auch die außergewöhnliche Kultur Neuseelands lebendig werden lässt. Die Geschichte entfaltet sich vor der faszinierenden Kulisse der Maori-Kultur, während wir der sympathischen Ermittlerin, die selbst Maori-Wurzeln hat, auf ihrer verzweifelten Jagd nach einem Serienkiller folgen.

Bennett gelingt es, tief in die Geschichte und die aktuellen Herausforderungen der Maori einzutauchen, was dem Buch eine zusätzliche Dimension verleiht. Jeder Wendepunkt in der Jagd ist mit den extravaganten und verworrenen Motiven des Täters verflochten, die die Spannung bis zur letzten Seite aufrechterhalten.

Für Leser, die einen fesselnden Thriller mit informativem Hintergrund suchen, ist »6 Tote« eine wunderbare Wahl. Die Kombination aus packender Handlung und kulturellem Einblick macht dieses Buch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2025

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