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Veröffentlicht am 06.07.2019

Geheimnisvolle Familientragödie

Pfauensommer
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Nach einem Jahr im australischen Sydney kommt Maggie ins englische Cloud Green zurück, um sich um Lillian zu kümmern, die knapp 90-jährige Stiefmutter ihres Vaters, die nach einem Unfall im Krankenhaus ...

Nach einem Jahr im australischen Sydney kommt Maggie ins englische Cloud Green zurück, um sich um Lillian zu kümmern, die knapp 90-jährige Stiefmutter ihres Vaters, die nach einem Unfall im Krankenhaus liegt und auf deren Landsitz Cloudesley Manor sie aufwuchs. Ihre Rückkehr wird auch von den Einheimischen zur Kenntnis genommen, die sich noch gut daran erinnern können, wie Maggie vor einem Jahr die Flucht ergriff. Der der gebrechliche Zustand ihrer Großmutter versetzt Maggie einen ebenso großen Schock wie der Verfall des Herrenhauses. Ob es Maggie wohl gelingt, das Anwesen zu retten. Doch vor allem das verschlossene Zimmer im Westflügel hat es Maggie angetan, denn sie erhofft sich, endlich zu erfahren, warum es niemand betreten darf. So begibt sich Maggie daran, das Geheimnis endlich zu lüften. Wird ihre Großmutter sich ihr öffnen und sie einweihen?
Hannah Richell hat mit „Pfauensommer“ einen wunderschönen und packenden Roman vorgelegt, der nicht nur mit einem flüssigen und farbenprächtigen Schreibstil besticht, sondern den Leser auch auf eine Zeitreise einlädt, die ihn in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts katapultiert. Die Geschichte wird über zwei Zeitebenen erzählt, wobei der eine sich mit der Gegenwart um Maggie befasst, der andere aber ins Jahr 1955 abtaucht, um die Vergangenheit rund um Lillian zu beleuchten. So bekommt der Leser einen guten Einblick in die Familiengeschichte und darf nach und nach mit Maggie dem Geheimnis auf die Spur kommen, welches die Autorin sehr geschickt und gefühlvoll nur Stück für Stück preisgibt. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar bildhaft und lassen den Leser während der Lektüre das alte Anwesen immer wieder neu entdecken, zum einen als renovierungsbedürftige Ruine, zum anderen als ein Haus voller Leben und Begegnungen. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und steigert sich während des Handlungsverlaufs immer mehr, was auch dem gut verwobenen Perspektivwechsel geschuldet ist.
Die Charaktere sind sehr vielschichtig angelegt und mit Leben versehen worden. Mit ihren individuellen Ecken und Kanten wirken sie glaubwürdig und realitätsnah, was es dem Leser erleichtert, mit ihnen zu fühlen. Maggie ist eine Frau mit Verantwortungsgefühl, doch sie wird auch von Selbstzweifeln geplagt. Sie besitzt eine gesunde Neugier, die ihr fast zum Verhängnis wird. Lillian ist eine bewundernswerte alte Dame, die in ihrem Leben so einiges ertragen musste. Sie war als Frau ihrer Zeit in einer Ehe gefangen, in der sie einiges an Leid erfahren hat. Lillian ist uneigennützig, aber einsam, was sie in eine Situation schlittern lässt, die eine Katastrophe heraufbeschwört. Ehemann Charles ist ein Widerling und Despot, unter dem der gesamte Haushalt zu leiden hat. Er schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Albie ist ein lieber kleiner Junge, der schnell das Herz von Lillian erobert. Jack ist Künstler und gewinnt mit seiner feinfühligen und sensiblen Art. Aber auch die weiteren Protagonisten wissen durchaus mit ihren Auftritten zu überzeugen.
„Pfauensommer“ ist ein rundum fesselnder und gefühlvoller Roman über die Liebe, Familiengeheimnisse, Lügengebilde, Verlust und Schmerz. Wunderbarer Lesegenuss mit dem verdienten Prädikat einer absoluten Leseempfehlung ausgezeichnet!

Veröffentlicht am 06.07.2019

Von Lügen und Fehleinschätzungen

Find mich da, wo Liebe ist
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Seitdem von ihrer großen Karriere als Cellistin durch eine traumatische Erfahrung nichts mehr übrig ist, baut und repariert Grace in einer englischen Ortschaft in ihrem eigenen kleinen Laden Musikinstrumente. ...

Seitdem von ihrer großen Karriere als Cellistin durch eine traumatische Erfahrung nichts mehr übrig ist, baut und repariert Grace in einer englischen Ortschaft in ihrem eigenen kleinen Laden Musikinstrumente. Vor 8 Jahren hat sie in David ihre große Liebe gefunden, doch die Sache hat einen Haken, denn David ist verheiratet und wird seine Frau erst dann verlassen, wenn die Kinder erwachsen sind. So bleiben Grace nur die gestohlenen Stunden, in denen sie sich mit David in ihrem Liebesnest in Paris trifft. Aber dann kommt Grace das Schicksal entgegen in Form eines unerwarteten Ereignisses, denn damit wird ihre Affäre auf einmal publik und seine Familie erfährt davon. Werden sich Grace Erwartungen in David erfüllen, oder wird Grace am Ende allein dastehen?
Anstey Harris hat mit „Find mich da, wo Liebe ist“ einen wunderschönen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser in jeder Hinsicht überrascht. Sei es der flüssige und bildhafte Schreibstil, der ab der ersten Seite gefangen nimmt und den Leser unsichtbar an Grace‘ Seite stellt, wo er ihr bei ihrem Handeln und Tun über die Schulter sehen darf und auch ihre Gefühls- und Gedankenwelt für ihn nicht verborgen bleibt. Aber auch mit der Geschichte selbst trifft die Autorin den Leser mitten ins Herz und regt zum Nachdenken an, wie man wohl selbst handeln würde in der jeweiligen Situation und spielt mit den Emotionen des Lesers. Erst nach und nach deckt die Autorin die Fragen auf, die sich der Leser über Grace stellt, die so felsenfest an gegebene Versprechen glaubt. Aber auch die Aufgabe ihrer Karriere wirft Fragen in den Raum und wird häppchenweise beantwortet. Vor allem aber geht es in diesem Buch um Selbstwertgefühl und Selbstliebe, denn Grace vergisst bei ihrer Beziehung zu David sich selbst und tut alles, um diese Liebe zu erhalten, wobei sie ohne große Gegenleistung viel zu viel investiert. Gut platzierte Rückblenden geben dem Leser zudem einen Eindruck über die Geschehnisse in der Vergangenheit, zusätzlich sorgen geschickt gelegte Wendungen für einige Überraschungsmomente. Wunderbar sind auch die Sequenzen über die Herstellung der Musikinstrumente, die mit so viel Gefühl und Leidenschaft geschrieben sind.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie sehr authentisch und glaubwürdig, der Leser kann sich gut in einzelne hineinversetzen und die gesamte Achterbahn der Gefühle miterleben, die diese Geschichte bietet. Grace ist eine sympathische Frau, die sehr zurückhaltend und in sich gekehrt lebt, während sie ihre Musikleidenschaft im Bau und in der Reparatur von Instrumenten auslebt, anstatt selbst auf der Bühne zu stehen. Sie ist gutgläubig und wirkt manchmal auch etwas naiv und lebensfremd, was auch ihre Fixierung auf David erklärt. David ist ein Mann, der sich alle Optionen offen hält und dabei auch vor Lügen nicht zurückschreckt, nur um sich nicht festlegen zu müssen. Dass er damit jemanden verletzen könnte, blendet er geschickt aus. Mr. Williams ist ein Stammkunde von Grace und bringt Licht und Wärme in ihren Alltag. Aber auch Nadia, die als Aushilfe arbeitet, bringt Farbe in Grace leben mit ihrer vorlauten und offenen Art.
„Find mich da, wo Liebe ist“ ist eine Geschichte über gelebte Lügen, über Ängste, die Liebe zur Musik und den Menschen und vor allem um Ehrlichkeit zu sich selbst. Wunderschön und emotional erzählt ist hier eine Leseempfehlung absolut verdient!

Veröffentlicht am 06.07.2019

New Yorker Schickerialeben

Die Prinzessinnen von New York - Scandal
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1899 New York City. Elizabeth Holland gehört mit ihrer Schwester Diana zur Highsociety der Stadt. Beide sind schön, reich und vor allem genießen sie ein gewisses Ansehen aufgrund ihres familiären Hintergrunds. ...

1899 New York City. Elizabeth Holland gehört mit ihrer Schwester Diana zur Highsociety der Stadt. Beide sind schön, reich und vor allem genießen sie ein gewisses Ansehen aufgrund ihres familiären Hintergrunds. Da wird kein Fehltritt toleriert, der den Ruf der Familie schädigt, und vor allem muss man den Erwartungen der Eltern gerecht werden. Als sich Elizabeth allerdings nicht in den für sie vorgesehenen Spross einer reichen Familie verliebt, sondern ihr Herz an den nicht standesgemäßen Kutscher Will verliert, muss sie dies vor allem und jedem geheim halten, denn sonst wäre nicht nur ihr Ruf schnell ruiniert, sondern auch der ihrer Familie. Wird Elizabeth ihr Geheimnis wahren können?
Anna Godbersen hat mit „Die Prinzessinnen von New York-Scandal“ einen unterhaltsamen und historisch anmutenden Roman vorgelegt, der mit jeder Menge Klischees aufwartet und auch vom Schreibstil her eine Arroganz transportiert, die dem Leser das Leben und den Snobismus der reichen Gesellschaft sehr deutlich macht. Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos und lässt den Leser gedanklich in die Vergangenheit reisen, wo er sich in die Mitte der Reichen und Schönen niederlässt, ihnen bei ihren Machtspielchen, Konkurrenzkämpfen und intriganten Plänen zusieht und dabei froh ist, kein Teil dieser Gesellschaft zu sein, wo ein Hauen und Stechen an der Tagesordnung ist, um sich den ersten Platz zu erkämpfen und zu halten. Elizabeth und Diana sind in dieser Gesellschaft groß geworden, ihnen wurde schon früh eingeimpft, mit wem sie sich zu umgeben haben und von wem sie sich fernhalten sollen, um das Ansehen der Familie zu erhalten. Innerhalb der Familie ist nicht Liebe füreinander spürbar, sondern es geht um den guten Ruf nach außen, der mit allen Mitteln gehalten werden muss, ansonsten wird man geächtet. Die Autorin lässt all dies sehr plastisch vor den Augen des Lesers vorbeiziehen und weckt damit zum einen eine gewisse Neugier, aber doch mehr den Abscheu ob dieses Verhaltens. Ein Spannungsbogen ist innerhalb dieser Handlung nicht zu finden, weshalb die Geschichte mehr oder weniger vor sich hinplätschert.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt und wirken aufgrund ihrer zugedachten Eigenschaften entweder sehr blass oder übertrieben. Der Leser kann sich weder mit ihnen identifizieren noch wirklich mit ihnen fühlen. So betrachtet er das Geschehen mit einem gewissen Abstand, wobei die Schwächen der Einzelnen noch deutlicher zutage treten. Elizabeth ist noch die glaubwürdigste Protagonistin, sie möchte es allen recht machen, vor allem ihrer Familie. Aber ihr Herz spricht eine andere Sprache, sie möchte sich nicht für ihre Familie opfern, um deren Ehre zu retten. Ihr fehlt eine Vertraute, der sie ihr Herz ausschütten kann, denn sie wirkt oftmals allein und verloren. Während Elizabeth eher zurückhaltend anmutet, ist Schwester Diana eine lebenshungrige und extrovertierte junge Frau, die alles ausprobieren will. Dienstmädchen Lina fühlt sich zu Höherem geboren und verrichtet ihre Arbeit nur widerwillig, denn sie kann die Familie nicht ausstehen, für die sie arbeitet. Elizabeth enge Freundin Penelope ist eine recht undurchsichtige Frau, die nur auf ihren Vorteil bedacht ist und der dafür jedes Mittel recht ist.
„Die Prinzessinnen von New York-Scandal“ ist eine Geschichte angefüllt mit Intrigen und Neidspielchen, unterhaltsam zu lesen, wenn man nicht zu viel erwartet. Als Lückenfüller ganz ok.

Veröffentlicht am 30.06.2019

"Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein." (Harrison Ford)

Kobaltblaue Tage
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Adam Stone hat einen langen Gefängnisaufenthalt hinter sich und lebt mit seinem Hund Clyde etwas abgeschieden in einer Hütte in Hope Harbour. Mit der Polizei möchte Adam am liebsten gar nichts zu tun haben, ...

Adam Stone hat einen langen Gefängnisaufenthalt hinter sich und lebt mit seinem Hund Clyde etwas abgeschieden in einer Hütte in Hope Harbour. Mit der Polizei möchte Adam am liebsten gar nichts zu tun haben, aber einige Vandalismusfälle lassen Chief Lexie Graham vor seiner Haustür erscheinen. Mit Hilfe von Taco-Verkäufer Charlie haben Lexie und Adam schnell einen gewissen Draht zueinander, deshalb trägt sie ihm ihre Bitte an, sich um den jungen Brian zu kümmern, der immer mehr auf die schiefe Bahn zu rutschen scheint. Vielleicht kann Adam mit seiner Vorgeschichte Brian eine Warnung sein, die ihn auf den rechten Weg zurückführt. Doch irgendjemand will Brian fertig machen und legt auch Adam immer wieder Steine in den Weg. Obwohl beide einige Schicksalsschläge zu verkraften hatten und extrem vorsichtig sind, wird die Anziehung zwischen Lexie und Adam immer stärker. Doch kann eine Liebe zwischen einem Ex-Knacki und einer geachteten Polizistin funktionieren, zumal Hope Harbour nur ein kleiner Ort ist, in dem jeder jeden kennt?
Irene Hannon hat mit „Kobaltblaue Tage“ den dritten Teil ihrer Hope-Harbour-Serie vorgelegt, der den Vorgängern an Tiefe und Einfühlungsvermögen in nichts nachsteht und den Leser mit seinem wunderschönen, berührenden und flüssig-leichten Erzählstil schnell in seinen Bann zieht. Schnell lebt der Leser sich wieder in der kleinen Gemeinschaft von Hope Harbour ein, lässt sich gedanklich eines von Charleys Spezialtacos schmecken und beobachtet still und heimlich die neu geknüpften zarten Bande zwischen Adam und Lexie. Behutsam und berührend legt die Autorin nach und nach die Schicksalsschläge ihrer Protagonisten offen, während gleichzeitig einige Unruhe in der kleinen idyllischen Ortschaft stattfindet. Auch das Miteinander der Ortsgemeinschaft wird sehr schön dargestellt, da kümmert sich jeder um jeden, bietet Hilfe an, wenn sie benötigt wird. Die Autorin hat ein geschicktes Händchen dafür, mehrere kleine Geschichten zu einer großen zu verweben, die mitten in das Herz und in die Seele des Lesers treffen und gleichzeitig einiges an Spannung enthalten.
Auch der christliche Aspekt ist hier wunderbar in die Handlung eingefügt. Hier geht es darum, sich selbst zu verzeihen, um Hoffnung und vor allem darum, den christlichen Gedanken zu leben, indem man die Menschen so annimmt, wie sie sind und das Wort Gemeinschaft gelebt wird, also Hilfe und Unterstützung spendet, wo sie von Nöten ist.
Bei den Charakteren trifft man neben neuen Protagonisten auch alte Bekannte wieder. Allesamt sind liebevoll und einfühlsam ausstaffiert mit Ecken und Kanten und individuellen Schicksalen, die den Leser berühren und zum Mitfühlen und –hoffen animieren. Adam ist ein Mann, der für einen Fehler lange gebüßt hat und nun ins normale Leben zurückfinden muss. Er lebt zurückgezogen, ist eher scheu und besitzt nicht viel Selbstvertrauen, doch gleichzeitig ist er hilfsbereit und voller Hoffnung, endlich ein normales Leben führen zu dürfen. Lexie ist für Recht und Ordnung in Hope Harbour zuständig. Sie leidet unter Schuldgefühlen und braucht einige Zeit, um aus sich herauszukommen und sich wieder einer neuen Liebe zuzuwenden. Charley ist wie ein Orakel, er sieht Dinge, bevor sie passieren und bringt die Menschen unauffällig zusammen, die sich seiner Meinung nach etwas zu geben haben. Aber auch Protagonisten wie Brian, Luis und auch Lucas tragen zur rundum gelungenen Handlung bei.
„Kobaltblaue Tage“ ist ein Buch, das mit seiner Geschichte mitten ins Herz des Lesers trifft. Freundschaft, Liebe, alte Geheimnisse und vor allem das Miteinander in einem kleinen Ort lässt die Lektüre kurzweilig werden, stimmt aber auch nachdenklich. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.06.2019

Stockmanns Anfänge auf Amrum

Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer
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1891 Hamburg. Bisher war St. Georg die Heimat der Familie des Kaufmanns Wilhelm Stockmann. Doch dann wird Wilhelm für sein Asthma vom Arzt eine Luftveränderung verschrieben, die nicht nur ihn, sondern ...

1891 Hamburg. Bisher war St. Georg die Heimat der Familie des Kaufmanns Wilhelm Stockmann. Doch dann wird Wilhelm für sein Asthma vom Arzt eine Luftveränderung verschrieben, die nicht nur ihn, sondern auch Ehefrau Marta und die Töchter Rieke, Ida und Marie auf die Insel Amrum verschlägt, nachdem Wilhelm durch einen Brand seine Arbeit verliert. Schnell fühlen sich die Stockmanns auf Amrum sehr wohl und beschließen, dass ihre Zukunft auf dieser Insel liegen soll und sie ein kleines Hotel eröffnen. Damit wird gerade Marta ein langgehegter Wunsch erfüllt, denn seit sie bei ihrer Tante aufwuchs, die eine kleine Pension führte, träumt sie davon. Nur Tochter Rieke fällt da Einleben in der neugewählten Heimat schwer. Marta ist ganz in ihrem Element, ihre Gäste zu verwöhnen, und Wilhelm plant schon die Vergrößerung des Hotels. Aber immer wieder gibt es Probleme mit den Einheimischen oder auch mit dem Hotel…
Anke Petersen hat mit „Hotel Inselblick – Wolken über dem Meer“ einen wunderbaren Startroman ihrer Amrum-Serie hingelegt, die mit flüssigem, detaillierte und bildhaften Schreibstil den Leser schnell in seinen Bann zieht und mit in eine vergangene Zeit auf die schöne Nordseeinsel mitnimmt, damit er dort die Stockmanns, ihre Gäste und die Einheimischen bei ihrem Treiben kennenlernt, während er sich den Wind um die Nase wehen und die Seele baumeln lässt. Bereits zu Beginn des Buches gibt die Autorin mit einem genauen Personenüberblick und führt ihre Charaktere wunderbar ein, so dass der Leser sich mit ihnen wohlfühlt und sich ihnen nahe fühlen kann, vor allem wird man zu einem Dauergast bei der Familie Stockmann. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr schön mit ihrer Handlung verwoben, so erfährt der Leser von dem Choleraausbruch in Hamburg und wie er sich auch woanders verbreitet. Ebenfalls zeigt die Autorin die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zwischen Arm und Reich auf und die gesellschaftlichen Strukturen, die in der Stadt und auf der Insel zwar gleich sind, jedoch im Inselleben wesentlich weniger Gewicht haben. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind der Autorin sehr gelungen, ihr bildgewaltiger Schreibstil lässt regelrecht einen Film vor den Augen des Lesers ablaufen, während er sich der Lektüre widmet.
Die Charaktere sind liebevoll skizziert und mit Eigenschaften versehen, die sie individuell, authentisch und lebendig wirken lassen. Der Leser findet sich schnell in ihrer Mitte wieder und darf mit ihnen eine tolle Zeit erleben. Dabei wächst ihm der eine oder andere Protagonist immer mehr ans Herz. Wilhelm Stockmann ist ein freundlicher Mann, der seine Familie über alles liebt und alles für sie tun würde. Er hat viele Ideen und ist fleißig darauf bedacht, seiner Frau ihre Träume zu erfüllen. Marta ist eine herzensgute Seele, die es jedem so angenehm wie möglich machen möchte. Rieke braucht einige Zeit, bis sie sich in Amrum wohl fühlt, sie vermisst ihre alten Freunde. Doch ihre Entwicklung ist wunderbar zu beobachten. Ebenso schön fügen sich die Figuren der Nele oder auch der Amrumer Pfarrer in die Handlung ein und lassen ein rundum stimmiges Bild entstehen.
„Hotel Inselblick – Wolken über dem Meer“ ist ein wunderbar gelungener Auftakt der Amrum-Hotel-Serie. Der Roman besticht nicht nur mit seinem historischen Hintergrund, sondern vor allem mit seinen realistischen Protagonisten, die man ab der ersten Seite wie alte Freunde betrachtet und ihr Schicksal daher besonders aufmerksam verfolgt. Hier ist eine Leseempfehlung absolut verdient!